Das leidige Thema - Leinenführigkeit


  • Also bei mir machst du dich da absolut nicht unbeliebt, weil ich diese Einstellung nämlich sehr begrüße, seitdem ich hier einen Labbi sitzen habe, der nicht so einfach zu erziehen ist, wie überall so gern behauptet wird. Natürlich sind es grundsätzlich liebe Hunde und ich bereue die Entscheidung auch keineswegs, da ich sehr viel durch Ruby lernen kann (und auch schon getan habe).


    Und so wie du es schilderst, mache ich es im Prinzip jetzt auch. Meine Erwartungshaltung ist nicht mehr so, wie vorher. Zwar war mir immer bewusst, dass nicht der Hund, sondern Ich das Problem bin, aber ich war halt einfach so frustriert darüber, dass ich nicht im Stande war, meinem Junghund das lockere Laufen an der Leine begreiflich machen konnte - und ich vermute, dass es eine richtig schicke Wechselwirkung ergeben hat. Ich genervt - Hund zieht - ich noch mehr genervt und frustriert - Hund zieht noch mehr usw.


    Heute hab ich fünf Tuben xD Leberwurst gekauft und ich finde, dass das total praktisch ist! Und unser täglicher Mittagsspaziergang (heute in der Stadt!) lief ganz wunderbar - mit einer Ausnahme. Ich wollte nämlich noch zur Bank an den Geldautomaten und hab Ruby vor dem Gebäude angebunden. Das habe ich schon öfter gemacht, allerdings binde ich sie immer nur irgendwo an, wenn ich sie auch sehen kann und wenn es nicht länger als 2-3 Minuten dauert. Sie hat keine Probleme damit, wenn sie mich auch sehen kann... allerdings hat sie mich heute nicht durch die Fensterscheibe sehen können und es waren auch zu viele Leute da und warteten, also hat sie Terz gemacht. Und als ich wiederkam, ist sie auch wieder an mir hochgesprungen und versucht zu beißen. Eine Weile ging sie dann auch wieder sehr schlecht an der Leine, hat immer wieder versucht zu ziehen. Ich allerdings bin ruhig geblieben und habe dann immer die Richtung gewechselt und wenn sie neben mir lief, hab ich geclickert. Nach ca. fünf Minuten lief sie dann auch wieder, wie vorher, ganz lieb ohne zu Ziehen.


    Ich denke, es wird noch monate (oder sogar jahre)lange Arbeit auf mich zukommen. Mit Leckerlies und Clickern klappt es ja ganz gut, aber kaum gehen mir die aus, brauchen wir wieder länger um weiterzukommen, weil ich ständig umdrehen/die Richtung wechseln muss, weil sie zieht.


    @ AngiePal: Das ist natürlich auch eine coole Sache. :D So hast du dir einiges an Arbeit gespart.

  • Das kenn ich auch gut. Solange der Leckerchenduft um die Nase schwirrt ist alles gut!


    Allerdings geht mir eher die Geduld aus als die Leckerchen. Und wenn mich dann der Frust packt und ich denke "Herrgott nochmal nu lauf endlich mal gescheit!" macht es echt keinen Spaß mehr.


    Gibt's die Geduld auch in Tuben? Da würde ich dann gleich ne Europalette nehmen. :lol:

  • Ich hab jetzt hier die ganze Zeit interessiert mitgelesen und find auch viele Antworten wirklich hilfreich. Hab hier ja auch so ein Labrador Exemplar sitzen ^^
    Leberwurst ist auch ne ganz tolle Sache für Nala. Sobald wir aber andere Hunde sehen, ist sogar die Leberwurst uninteressant. Wenn ich den Hund vor Nala sehe, kann ich sie ranholen und absitzen lassen. Dann kann ich sie halten. Wenn sie aber den anderen Hund vor mir sieht, hab ich echt keine Chance, da Madame mittlerweile schon so ne Kraft hat, dass ich sie echt kaum halten kann.
    Aber auch daran versuchen wir zu arbeiten.... :)


    Gesendet von meinem HTC One mit Tapatalk

  • Zitat

    Wenn sie aber den anderen Hund vor mir sieht, hab ich echt keine Chance, da Madame mittlerweile schon so ne Kraft hat, dass ich sie echt kaum halten kann.


    Da hilft bei mir auch nur der Griff vom Julius K9 Geschirr!

  • Ist ja schon das meiste geschrieben, Clickern ist schon mal super, ein bisschen Senf geb ich noch dazu.


    Bei anderen Hunden ist es für mich der richtige Weg, dass der Hund IMMER auf der abgewandten Seite läuft, Heisst, ich sortiere mich so, dass ich zwischen dem fremden Hund und meinem Hund bin beim Vorbeigehen. auch wenn man aufeinanderzukommt schon - dann ist meiner quasi auf der einen Seite einer gedachten Linie von mir zum anderen Hundeführer, der fremde Hund auf der anderen. Diese gedachte Linie darf nicht übertreten werden. Dazu setze ich nicht die Leine ein, sondern meinen Körper, blocke quasi meinen eigenen Hund ab.
    Er hat auch von Welpe an gelernt, dass man nicht "kreuzen" kann. Waren immer meine Füsse und Beine im Weg ;)
    Rumtopsen tut er immer noch, aber es hat deutlich weniger Stresspotential wenn es kein Gezerre gibt.


    Grundregel Hundebegegnung sowieso: an der leine läuft gar nix. Abgeleint wird nicht aus gespannter Leine und Erwartungshaltung.


    Super ist es, mit anderen angeleinten Hunden nebeneinander (immer Mensch zwischen den Hunden!) zu gehen. Wenn es keinen - wirklich keinen! Kontakt gibt, wird das meistens sehr viel schneller ruhig als der HH erwartet. Ein bisschen schnüffeln oder auch nur 10 cm weit hingehen dürfen dagegen ist das Schema "variable Belohnung", d.h. der Hund wird mehr und mehr Theater machen.


    Immer in Bewegung bleiben!


    Ein einfacher und effektiver Tipp: Den eigenen Arm irgendwie "fixieren" - Daumen in die Gürtelschlaufe z.B. Das Ziehen darf keinen Erfolg haben, weil es sonst stärker wird. Also darf die Leinenhand eben auch nicht nur 20 cm weit mitgehen! Ganz zu schweigen davon, dass man selbst natürlich auch nicht schneller werden oder dauernd stehenbleiben darf, je nachdem was der Hund macht. Nicht in der Lernphase!


    Und immer cool bleiben.

  • Zitat


    Das Ziehen darf keinen Erfolg haben, weil es sonst stärker wird.


    Ganz zu schweigen davon, dass man selbst natürlich auch nicht schneller werden oder dauernd stehenbleiben darf, je nachdem was der Hund macht. Nicht in der Lernphase!


    Und immer cool bleiben.


    Ok, das hab ich dann wohl verbockt... :headbash:


  • Genau so halte ich es auch, und zwar in jedem Punkt.
    Meiner murrt manchmal ein wenig vor sich hin, pöbelt aber nicht und bleibt schön auf seiner abgewandten Seite.


    Interessant finde ich, daß die Begegnungen mit fremden Hunden, die so geführt werden wie du es beschreibst, zu 99 Prozent friedlich und unaufgeregt ablaufen.


    Bei 'Stehenbleibern', 'Hund-Absetzern oder -Ablegern', bei 'Ablenkungsfütterern' oder 'Wegmittig-Führern' kann ich hingegen zu 80 Prozent damit rechnen, daß deren Hund sich in dem Augenblick mit Gebrüllt auf meinem Hund zu stürzen versucht, in dem wir auf gleicher Höhe sind.

  • So dann bin ich nochmals sehr direkt :D du wirst einige sehr verschissene Wochen vor dir haben! Stell dich schon mal drauf ein :)


    Wären wir so emotionslos und konsequent wie ein Pfosten, dann wäre die Geschichte nächste Woche gegessen.


    Es gibt ein paar Punkte auf die ich aufmerksam machen möchte:
    I
    Klicker und Futter sind im Moment voll ok - aber wie schon gesagt, der Hund lernt dabei nichts. Der einzige Etfekt ist, dass die Aufmerksamkeit auf dich geleitet wird. Da aber im Hirn des Hundes die Warnlampe leuchtet "hechelhechel Futter Futter" ist die Abteilung "lernen" blockiert!


    Das bedeutet, sobald du merkst dass der Hund auf dich aufmerksam wird an der Leine, musst du weg vom Futter und dem Hund ganz deutlich klar machen was du möchtest - nur dann lernt er was.


    Mach es deinem Hund leichter. Du gehst mit ihm direkt in die Königsklasse - das kann nur schief gehen! Du musst echt nochmals ganz unten anfangen.


    Organisier den Tag so, dass du öfters mit dem Hund raus kannst, dafür aber nur kurz!! Wie soll der Hund von heute auf morgen 30 min gesittet an der Leine laufen und dann noch mit dem Stress klar kommen wenn du sie draussen anbindest.
    Das kann nur schlecht rauskommen. Der Hund hat dabei NICHTS gelernt. So wirst du noch ewig dran rumdocktern.


    Ich weiss dass es mühsam ist, es nervt, es ist scheisse, es ist zum ko... ABER: wenn du nicht ganz radikal umstellst und das einfach normal im Alltag versuchst wird es entweder nie oder nur nach laaaanger nerviger Zeit was werden.


    Versuch folgendes:
    Nimm etwas Futter mit. Hund kommt an die kurze!! Leine. Leine laufen heisst ab sofort kurz neben dir, nicht schnüffeln, nicht pinkeln, nicht trödeln. Sonst wird das nichts.
    Dann holst du dir die Aufmerksamkeit des Hundes, wenn nötig mit etwas Futter. Dann Futter wegpacken. Jetzt geht ihr los, merke dir gut wie viele Meter sie ruhig und gesittet neben dir laufen kann. Du bist still, kein Kommentar, allerhöchstens ein leises 'guuuut'. Sonst dreht sie wieder ab.
    Merke dir die Distanz sobald du registrierst dass sie es nicht mehr aufrecht halten kann neben dir zu laufen. Das war dann die momentane Maximaldistanz.
    Ziel ist es nun, den Hund ruhig und gesittet zu führen, und bevor die Maximaldistanz erreicht ist baust du die Spannung die entstanden ist ab BEVOR es der Hund selber tut. Das kann sein dass du sie absitzen lässt und ihr zusammen in die Welt gugckt, es kann sein dass an der Tube schlecken gut ist. Etc. Das musst du ausprobieren.


    Wichtig ist dass es den Hund NICHT hochfährt. Sonst ist alles dahin.


    Zu Beginn machst du die Maximaldistanz zwei bis drei mal. Mit der Zeit kannst du die Anzahl und die Distanz erhöhen.
    Aber du musst lernen deine Hund zu lesen. Du musst die Anzeichen kennen lernen mit denen sie zeigt dass ihre Konzentration jetzt dann gleich aufgebraucht ist. Dann musst du vorher reagieren und den Hund abfangen. Dann lernt sie was. Und denk daran nicht jeder Tag ist gleich, manchmal hat es mehr Ablenkung etc. Und denk daran, du musst die Trainings so legen, dass ihr auch wieder gesittet nach Hause kommt!


    Leine laufen ist ruhig und langweilig. Vermeide wenn möglich zu Beginn andere Hunde an der Leine zu treffen. Und lass sie dann als Ausgleich frei im Feld laufen und spielen.


    Das erfordert ein paar Wochen konsequentes Management, aber da musst du durch - dafür hast du es nachher überstanden. :)


    Du fängst nochmals neu an - wie mit einem Junghund. Mit dem geht man auch nicht einkaufen sondern erarbeitet sich das Schritt für Schritt. Nichts anderes machst du jetzt mit ihr.


    Dann klappt es auch.

  • Danke für den Beitrag, aber ganz sooo mache ich es nun nicht, sondern so wie ich es schon beschrieben habe. :)


    Wollte mal ein kurzes Zwischenfazit bringen:


    Ruby läuft mittlerweile zu 80% toll an der Leine. Die 20% Abzug gibt es bei anderen Hunden (mittlerweile ist bellen schwer angesagt bei ihr :ugly: ) oder Kindern und wenn sie halt dringend muss, da zieht sie doll in die Richtung wo sie gern ihr Geschäft hin machen möchte (dem komme ich aber nicht nach, also macht sie meist mitten auf den Weg xD ).


    Wenn sie mal voller Elan ist und in die Leine geht (sie rennt aber definitiv seltenst mehr rein!), dann bleib ich direkt stehen und dann wartet sie, bis ich wieder auf ihrer Höhe bin und dann gehen wir gemeinsam weiter, echt klasse. Ich clickere natürlich immernoch seeehr viel und habe es auch so gemacht, dass unsere Spaziergänge in der Stadt/im Park/generell an der Leine kürzer sind. Immer nur noch max. 30 Minuten, eher weniger. Dafür fahre ich jetzt häufiger ins Feld, eigentlich jeden zweiten Tag, wenn ich so drüber nachdenke. Und diese "Freigänge" genießt Ruby sehr. Aber sie achtet, nach wie vor, sehr auf mich wenn sie ohne Leine geht.


    Aber schön zu sehen, ist für mich einfach, dass sich diese Konsequenz meinerseits mal wieder auszahlt. Ruhe, Gelassenheit, Geduld und Konsequenz sind die Zauberwörter, die mich so weit gebracht haben - und das nach dieser kurzen Zeit schon.
    Mir ist es heute leider auch wieder passiert, dass die Leckerlies ausgegangen sind auf dem Rückweg (auf halber Strecke), aber das war quasi wie eine kleine Probe. Und ich sage mal, Ruby hat sie zu 60% gut gemeistert. Es lief gut, bis sie an ein Taschentuch wollte und ich sie weiterzog. Dann fing sie an Terz zu machen, mich anzuhüpfen und zu knurren (wie immer verhakt sie sich dann mit ihren Beinen in der Leine und dreht dann noch mehr ab und beißt mich, wenn ich sie enttrusseln will). Den Rest des Weges war sie .. naja. Etwas aufgedrehter, ich habe sie aber durch eine ruhige und freundliche Stimme etwas runterkriegen können und kurz vor der Haustür war sie dann auch wieder mein liebes Schätzchen.


    Also alles in allem bin ich sehr zufrieden und möchte nochmal allen Danke sagen für die Tipps! :gut:
    Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

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