Bellen & Knurren bei Menschen - Unsicherheit?!

  • Hallo ihr Lieben,


    Ich muss mal wieder fragen... :ops:


    Kurz zu Shira, wer sie noch nicht kennt: Irgendwas-Mix (evtl Boxer, Podenco, ...), 3 1/2 Jahre alt, 66cm und 30/31 kg, zu mir gekommen mit 14 Wochen aus dem Tierheim mit unbekannter Herkunft. Fremde Menschen fand sie schon als Welpe/Junghund eher unangenehm, hat sie aber meist einfach ignoriert.
    Zwischenzeitlich hatten wir einige typische Angst-Phasen in der Pubertät, in denen sie anfing, Leute Anzubellen. Das legte sich aber wieder.


    Jetzt haben wir das Problem seit ca 6 Wochen wieder sehr vermehrt und in dem Alter ist es wohl keine Phase mehr.


    Zwei Beispiele:


    Bürgersteig, uns kommt jemand Fremdes entgegen. Sie glotzt schon auf Entfernung, lässt sich aber ablenken, je näher, desto schwerer. Auf gleicher Höhe mit der Person fängt sie ziemlich plötzlich an zu bellen, besonders wenn die Person sie direkt anschaut, geht dabei vor und nicht nach hinten. Ist die Person vorbei, beruhigt sie sich sofort.
    Wird sie komplett ignoriert, kommt's kaum vor - wird sie angeglotzt, sehr häufig. Äußerst peinlich.


    Zuhause, fremde Person betritt die Wohnung. Darf sie hin, ist's so 50/50. entweder sie begrüßt nett und geht direkt wieder, oder sie bellt, knurrt und verfolgt die Person. Knurrt auch noch, wenn diese sich setzt. Meistens beruhigt sie sich nach 5-10 Minuten und ignoriert oder geht sogar hin und lässt sich knuddeln. Das kam jetzt 2-3 x vor, wir hatten nicht damit gerechnet. Seitdem unterbinden wir das behelfsmäßig dadurch, dass sie bei Besuch in ihren Kennel gesperrt wird. Von da aus bellt und knurrt sie dann, aber kann eben nicht hin. Zuvor haben wir sie aus dem Raum geschickt, da zeigte sie eindeutiges Angst- und Meideverhalten, also ducken, Schwanz einziehen, zittern.


    Meine Vermutung ist, dass sie, warum auch immer, (wieder) stark unsicher bei fremden Menschen ist. Schlimm ist es besonders bei "vermummten", also lange Mäntel, dicke Schals, starke Gesichtsbehaarung, Hüte, Brillen, Motorradhelme.
    Auffällig ist für mich auch, dass sie das NICHT tut, wenn viele Menschen unterwegs sind. Also in Restaurants, Kneipen, auf Märkten, ... Alles kein Problem. Aber vereinzelte Leute sind problematisch. Jogger, Radfahrer etc sind ebenfalls kein Problem, NUR Fußgänger und eben neuerdings Besucher.


    Bisherige Methoden, die wir probiert haben:
    - das Verhalten soweit wie möglich ignorieren. Brachte nix und ist ja auch blöd für die Leute, die es "erwischt".
    - Versuch, das durch Abbruch-Signal (Schluss!) zu unterbinden. Habe das Gefühl, das bringt nix oder macht's schlimmer
    - beruhigend reden, "alles okaaaay", ihr so Sicherheit vermitteln... Bringt auch nix bzw. Selten. Vielleicht machen wir's auch falsch...?!


    Sooo...sorry für den Roman!
    Hat jemand Ideen dazu??
    Mein Nächster Versuch wäre jetzt Clickern+ Ausweichen auf Wohlfühl-Abstand, darauf reagiert sie relativ gut. Habe allerdings etwas bedenken, ob ich damit ihre Unsicherheit noch bestätige..?!


    Sollte sich das nicht bald durch eigene Kraft bessern, ziehen wir natürlich einen Trainer hinzu! Aber ich hoffe immer, dass man gewisse Sachen auch selbst hinbekommt.


    Ich würde ihr gerne wirklich SICHERHEIT vermitteln und die Situationen für sie entschärfen, weis aber ehrlichgesqgt nicht genau, WIE ich ihr das vermittle :ops: hinter mich nehmen ist bei nem 31kg Hund, der nach vorne tendiert, echt schwierig..?!


    Bin für Tipps und Erfahrungsberichte dankbar :)



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  • Ich lese hier mal mit, weil sich finja teilweise sehr ähnlich verhält. Wir haben sie mit 8 Monaten bekommen. Da war sie zwar ziemlich ängstlich, aber hat eigentlich auf alle Menschen und Hunde sehr freundlich reagiert. Was heißt: sie hat zu jedem einen Satz gemacht und wollte begrüßen.
    Ab ca einem Jahr hat sich das verhalten aber geändert. Jetzt läuft sie ganz brav neben mir, wenn uns jemand entgegen kommt und erst wenn dieser genau neben uns ist, macht sie plötzlich einen Satz hin. Meistens mit knurren und bellen.


    Bei finja ist es auch so, dass es besser geht, wenn viele Menschen unterwegs sind und sie eher einzelne Leute "anfällt". Richtig schlimm wird es wenn wir lange Wanderungen machen und erst nach 2 Stunden wieder jemanden treffen.


    Mittlerweile hab ich es so im Griff, dass ich immer wenn uns jemand entgegen kommt ein schnalzgeräusch mache. Finja schaut dann zu mir und bekommt genau dann, wenn der andere auf gleicher Höhe ist ein leckerli. Das klapp. Eigentlich ganz gut.
    Aber ich bin für weitere Tipps gerne offen.

  • Zitat

    Mittlerweile hab ich es so im Griff, dass ich immer wenn uns jemand entgegen kommt ein schnalzgeräusch mache. Finja schaut dann zu mir und bekommt genau dann, wenn der andere auf gleicher Höhe ist ein leckerli. Das klapp. Eigentlich ganz gut.
    Aber ich bin für weitere Tipps gerne offen.


    Genau das wäre bei uns die nächste Idee: das Schnalzen ist bei uns als Clicker-Signal aufgebaut und ich benutze das oft draußen (weil ich zu doof bin, Leine, Leckerchen und Clicker gleichzeitig zu koordinieren :pfeif: ).
    Danke schonmal, das bestätigt mich ein bisschen, das mal aus zu probieren.


    Aber am liebsten wäre mir ja, wenn wir ihr irgendwie vermitteln können, dass WIR die Situation im Griff haben und sie sich nicht selbst zu wehren braucht... :muede:



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  • Deinen nächsten Versuch empfinde ich schon als ganz richtig.
    Geh mit ihr in die Wohlfühldistanz und clicker ihr die Menschen schön. Du verstärkst nicht die Angst, du zeigst ihr, dass Menschen okay sind. Der Click ist (wenn richtig konditioniert) gut für sie und sie wird Menschen langsam aber sicher mit etwas Gutem verknüpfen.


    Ich würde da auch empfehlen, dich erstmal irgendwo mit ihr hinzusetzen, wo in ihrer Wohlfühldistanz ein paar Leute vorbeigehen und dann so anfangen. Nicht von null auf hundert im Spaziergang üben, wenn grade mal wer vorbeiläuft.


    Es läuft dann also im Prinzip auf Zeigen & Benennen hinaus.


    Viel Erfolg


  • Danke für deine Antwort! Wir haben, wie im letzten Beitrag schon erzählt, als Clickersignal ein Zungeschnalzen aufgebaut, also positiv belegt und nutzen das auch sehr oft.
    Frage noch: wie reagiere ich richtig, wenn sie trotzdem nach vorne geht? Man kann ja fremde Menschen schlecht steuern, wo sie Langlaufen, ob sie näher kommen, sie ignorieren oder ansprechen... (Zweiteres ist ganz übel.)


    Hinsetzen und guggen kann ich probieren, halte ich aber für sinnlos. Damit hat sie kein Problem. Also sitzen an der Bushaltestelle oder auf ner Parkbank sind nicht kritisch. Wirklich NUR wenn wir auf den Menschen zugehen.
    Aber ich kann's probieren, vielleicht hilfts beim Aufbau :)


    Zeigen und benennen kenne ich, habe ich schon bei anderen Gelegenheiten probiert. Klingt sinnvoll...



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  • Danke für den Link, werde ich mir mal zu Gemüte führen :)


    Probieren ist besser als studieren, also gehen wir jetzt ne Runde durch die Siedlung, Leckerchen und "zungenclicker" dabei.
    Wobei ich bezweifle, dass wir um die Uhrzeit jemandem begegnen, aber mal schauen!



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  • Welcome to my life!


    Angefangen hat das bei uns schon relativ früh und exakt wie bei dir.
    Wir haben mit Zeigen und Benennen angefangen und ich weiß gar nicht mehr, wann er das letzte Mal geknurrt hat, wenn uns jemand entgegen kam. Was ihm übrigens hilft, wenn er sich setzen kann. Das nimmt ein wenig von der Hektik, so habe ich das Gefühl.
    Heute Morgen erst war kein Platz zum ausweichen und natürlich mussten die Walkerinnen nebeneinander uns passieren, während wir schon ziemlich eng an die Seite gequetscht waren. Aber... kein wuff, kein knurren, nur schauen und mich anschauen, leckerchen usw. Man merkte ihm an, dass er innerlich ein wenig nervös war, weil es wirklich wirklich eng war und in der Regel halte ich lieber eine gewisse Distanz ein. Aber er ist innerlich gar nicht so weit hochgefahren oder musste nach vorne schießen, weil dieses Alternativverhalten schon so tief sitzt, dass es Alltag geworden ist.

  • Danke für den Bericht, jansens! Das klingt ja wirklich super!
    Bleibt er mit Zeigen & Benennen auch so cool, wenn er Angesprochen wird? Ist ja bei uns so ziemlich das dümmste, was passieren kann....wobei uns das einfach optisch (groß und gestromt) viel weniger passiert als meiner Mutter mit ihrem kuschel-wuschel-Havaneser :gott:


    Erster Versuch mit dem Clickern und Fleischwurst (Ober-Leckerchen): 1 vollbepackte Oma, 1 Mutter mit Kinderwagen und 2 Spaziergänger: kein bellen, dafür anhimmeln von Mir ...bzw vom Futterbeutel.
    Wir machen das mal weiter! Werde dann heute Abend mal meinem Liebsten die Benutzung des Clickers erklären ;)


    Danke schonmal an euch drei!


    Hat jemand noch ne Idee für Besuch? Wie gesagt kommt sie im Moment in den Kennel. Platz genug haben wir im Flur leider nicht, sie auf "wohlfühlentfernung" frei bzw. An der Leine zu nehmen



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  • Lustig, hab meine Hündin in deiner Erzählung stellenweise total wiedererkannt!


    Bei ihr ist es auch so, dass Leute, die sie nicht beachten, meistens ignoriert werden (außer sie machen so schlimme verdächtige Dinge wie singen oder pfeifen, oder sonstiges), aber wenn Leute mit ihr Kontakt aufnehmen wollen und sie auffällig anschauen oder sogar ansprechen, hat sie oft Angst und verbellt sie.. Viele Leute auf einem Haufen sind auch für sie kein Problem, nur die einzelnen.. Und besonders unheimlich sind die dick Angezogenen mit Schal und Kapuze..


    Gott sei Dank erkennt man die meisten Leute die gerne Kontakt aufnehmen würden oft schon vorher, dann kann ich rechtzeitig ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken und es gibt Leckerli für ruhiges Vorbeigehen.. Funktioniert bei uns ganz gut..

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