Angsthund extrem, Psychopharmaka, Erfahrungen?

  • ICh hab keine tips aber ich erinnere mich an die Beiträge zu der Suche damals. Toll, dass Du Dich der Maus angenommen hast.
    Im Laufe der zwei Jahre, die ich hier im DF rumhänge, habe ich immer mal wieder was zum Thema Deprivationssyndrom gelesen. Flying-paws hat da gute links und Erfahrung. Wenn ich mich richtig erinnere war eins der Probleme, dass Hunde mit dieser Behinderung grosse Probleme haben zu lernen, bzw. gelerntes zu speichern - weshalb es ja auch immer wieder zurück auf Null geht. Ich hab das nie vertieft, aber kannst Du flying-paws anch etwas Lektüre diesbezüglcih fragen?


    Alles gute!!!

  • Hallo Meike,


    auch von mir erst mal ganz großen Respekt, dass du dich dieser Wahnsinnsaufgabe gestellt hast bzw. stellen willst. Hut ab!


    Ich habe bei Basko, der bei Angst immer aggressiv nach vorne geht, gute Erfahrungen mit dem Thundershirt und L-Theanine gemacht.


    Basko reagiert u.a. extrem auf Geräusche, die er nicht einordnen kann. Also ist Silvester hier der Super-Gau. Letztes Jahr waren das Thundershirt und L-Theanine im Einsatz. Basko war zumindest ansprechbar, d.h. er hat auf den Clicker reagiert und Leckerlies suchen können. Dieses Jahr habe ich das L-Theanine nicht rechtzeitig bekommen und Silvester war wieder sehr anstrengend. Das Thundershirt alleine hat nicht gereicht, obwohl es hier bei Gewitter auch schon geholfen hat.


    Mir wurde das L-Theanine von meiner Hundetrainerin empfohlen, die auch verhaltenstherapeutisch arbeitet. Ich habe auch schon öfter von anderen Trainern gelesen, die es einsetzen. Das waren Trainer, die nach Cumcane arbeiten.

  • Ich habe wirklich keine Ahnung, was du tun könntest - aber du hast all meinen Respekt dafür, dass du dich der Aufgabe stellst und ich wünsche euch von Herzen, dass ihr das zusammen schaffen könnt :gut:


    Meine Überlegung als vollkommener Laie ist hier folgende: Wenn ich den Hund mit Medis ruhig stelle, ist es dann überhaupt möglich, am Problem zu arbeiten? Ich meine, ist er dann vom Verstand her so klar, auf Training anzusprechen oder sind die Medis dann quasi Dauerlösung? Das ist nicht böse gemeint - ich frag mich halt nur, wie viel "Inhalt" man in einem irgendwie "Rauschzustand" aufnehmen kann. :???:

  • Sorry, irgendwas ist schiefgegangen und meine Antwort war weg. Also nochmal:


    Bekannte von mir haben eine Katze, die wurde bei ihren Vorbesitzern extremst mißhandelt. Man hatte sie auf die heiße Herdplatte gesetzt, geschlagen usw. Als sie zu meinen Bekannten kam, war sie völlig durch den Wind und bekam totale Panikattacken, sobald sich ein Mensch genähert hat. Diese Panikauslöser wurden auch immer mehr. Diese Katze wurde "entschockt" und damit ging es ihr deutlich besser. Sogar Silvester hat sie total lustig überstanden. Soweit ich weiß bekam die Katze Globulis in hoher Potenz. Vielleicht könnte Dir da ein THP weiterhelfen.

  • Erst mal möchte ich dir meinen grossen Respekt und meine Hochachtung aussprechen.
    Was du für diesen Hund tust, auf dich nimmst, überlegst, einfach aus jedem Satz spricht die Liebe zu diesem Hund.


    So, jetzt aber meine Überlegungen... nicht nur zu diesem Hund, es haben auch noch Andere mit ähnlich gravierenden Problemen geantwortet.
    Ich weiss auch, dass ich gleich gesteinigt werde.


    Ist so ein Leben für einen Hund wirklich lebenswert ?
    Immer nur Angst, Panik in vielerlei Situationen, niemals ein wirklich entspannter Gassigang, teilweise schon Ansätze von Angst und Panik im geschützten Zuhause.
    Keine Möglichkeit zum Tierarzt zu gehen...


    Bei aller Liebe zu diesem Hund, wäre nicht die beste Option, ihn über die RBB gehen zu lassen?... Den Anforderungen , die an einen alltagstauglichen Hund gestellt werden, wird er niemals entsprechen können.
    Auch ihr Halter reibt euch auf, das ist doch kein normaler Alltag mehr. Denkt ihr vielleicht auch mal an euch ? Euer Nervenkostüm, eure Lebensqualität?
    Manche Hunde sind einfach nicht therapierbar, egal aus welchen Gründen.
    DAS IST KEIN LEBEN !
    Sowohl für Hund als auch für den Halter.
    Ihr liebt eure Hunde und tut deshalb alles für sie.
    Ist das aber wirklich in Sinne des Hundes ?
    Wäre er nicht vielleicht glücklicher wo es keine lauten Geräusche, Menschen, radfahrende Menschen ... whatever, gibt ?Ihr
    wisst was ich meine ?
    Nix für ungut, aber denkt ihr wirklich, ihr handelt im Sinne eures Hundes ?


    Tobi

  • Hi Meike,


    war lange nicht mehr hier im Forum unterwegs aber heut mal wieder und da hab ich deinen Thread entdeckt und das hat mich so an meine Maus erinnert. Also zu dem vielen, das ja schon gesagt wurde, möchte ich noch folgende Erfahrung beitragen: Mir (ja mir!) und erstmal nicht meinem Hund:) hat geholfen, dass ich mich von der Angst vor der Angst meines Hundes verabschiedet habe. Ich hatte die ersten Monate so eine üble Angst, dass ich die Kleine immer weiter traumatisiere, dass ich fast schon selbst ein Fall für den Psychdoktor war. Hab mal einen Eimer neben ihr fallen lassen und dachte: Oh Gott, sie hat ein bisschen Vertrauen geschöpft, und ich hab alles kaputt gemacht... Aber das war nicht so. Ich hab die kleine jetzt seit drei Jahren und sie ist und bleibt in bestimten Situationen ein Angsthund. Fremde Menschen sind und bleiben ein Problem, schnelles drüberbeugen oder hekische Bewegungen mag sie auch bei mir immer noch nicht. Aber sie kommt klar und ich akzeptiere inzwischen, dass sie halt so ist. Hab am Anfang auch Zylkene gegeben und meine Tierärztin gefragt, ob es nicht noch bessere Mittel gegen Angst gibt. Inzwischen glaube ich, die einzige Therapie ist Zeit, relaxen und akzeptieren, dass dieser Hund so ist. Und wenn wieder was schlimmes passiert, dann geht das auch vorbei.
    Und es kommt was neues, cooles, lustiges. Also auch wenn das vielleicht Westentaschenpsychologie ist: Keine Angst vor der Angst! Lass noch zwei Jahre ins Land gehen und es schaut schon anders aus.
    Keine "RBB" bitte! ;) Eh klar, gell?



  • Mach mal halblang hier...
    Meike s. hat doch gesagt, dass sie Vertrauen zu ihr aufgebaut hat, dass sie Zuhause cool ist und sich wohl fühlt. Solange das der Fall ist, muss man doch nicht von einschläfern sprechen...



    Wie gehst du denn momentan das Training an? Wie versuchst du, die angstauslösenden Reize zu neutralisieren?

  • Ich muss vom Handy tippseln:


    kikt1:


    Danke!!!
    Ja das Deprivationssyndrom ist sicherlich auch Fips Problem.
    Supergern hätte ich noch mehr Lektüre dazu lese bisher nur im Internet.


    El Rocko:
    Schön dass du etwas gefunden hast was Basko hilft bzw es erträglicher macht!
    Fips reagiert auf Geräusche nicht so, Silvester fand sie eher easy ;)


    Nancy:
    Danke!!!


    Also wenn der Hund sediert wirkt, ist was schiefgelaufen.
    Es geht eher darum, die Angst etwas zu lösen bzw den Kopf für Trainingsmassnahmen zu öffnen anstatt in Panikstarre zu verharren.
    Psychopharmaka wirken ja anders als Beruhigungsmittel.


    Kristine:
    Eine THP konnte uns leider nicht helfen, zumindest nicht in solch akuten Phasen.


    Tobi:


    Lies mal alle meine Beiträge.
    Wir sind nicht nur voller Angst und unglücklich!
    Ich habe sowas aber auch schon mal gedacht was du schreibst, dagegen war Fips harmlos.
    Aaaaaber: es gibt immer den richtigen Platz für jeden Hund, man muss ihn nur finden.?


    Na dann erzähl Fips mal dass sie lieber sterben sollte wenn sie:
    -im Garten den Nachbarn anbellt
    -am Strand Möwen jagt
    -grunzend im Bett schläft
    -Jagdspiele mit Feuereifer macht
    -Socken zerrupft
    -sich traut sich von Besuch streicheln zu lassen
    -bei Männern aufm Arm kuschelt usw usw
    Sie ist nicht nur ein Angsthund :pfeif:


    Aber ich habe auch schonmal sowas gedacht wie du geschr hast, aber nicht in Bezug auf Fips.


    glühlicht:
    Wie RECHT du hast!!!
    Ich weiß genau was du meinst und arbeite täglich daran!


    julia, danke!!!


    Bitte lies mal alle Beiträge vllt findest du da was zum Training von mir. Das Deprivationssyndrom spielt da mit rein.

  • Ich möchte nochmal die Adaptil-Tabletten ansprechen.
    Die sind relativ neu und haben ein anderes Wirkprinzip als die bisher bekannten Adaptil-Produkte wie Stecker, Spray usw, die allesamt auf Pheromonen basieren.


    Die Tabletten enthalten neben "nervenstärkenden" Vitaminen der B-Gruppe in erster Linie Aminosäuren (l-Thryptophan, l-Theanin) die dafür sorgen, daß der Serotonin-Spiegel im Gehirn angehoben wird.
    Ein erhöhter Serotoninspiegel widerum erhöht die Stresstoleranz - was sich widerum positiv auf die Lernfähigkeit auswirkt.


    Soweit die graue Theorie :D - in der Praxis hat eine befreundete Hundetrainerin eben dieses Adaptil einem ihrer Hundeschüler "verordnet", der häufig vor lauter Angst total blockierte - lange nicht so schlimm wie Fips aber auch ein durch und durch unsicherer, relativ panischer Hund.
    Diesem Hund konnte dadurch geholfen werden - die Spirale nach unten aus Angst und Lernblockaden konnte durchbrochen werden und er lernt seitdem immerhin etwas, bekommt dadurch mehr Selbstbewusstsein und mehr Lebensqualität.
    Zylkene hatte ihm nicht geholfen.


    Mit der Dosierung weiß ich leider nicht Bescheid - doch dein TA sollte dich da beraten können. Preislich tun die sich glaub ich nicht viel mit Zylkene............



    Das Fips nach einem "schrecklichen" Erlebnis lange noch schnell wieder auf 180 in ihrer Angstreaktion ist, liegt ebenfalls im Hormonhaushalt des Körpers. Bei Stress wird Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet - je größer Stress und Angst desto stärker die Ausschüttung. Adrenalin wird bald wieder abgebaut, doch der Cortisolspiegel braucht wesentlich länger um sich zu normalisieren - bis zu 6Tage !!
    D.h. für so einen Panikhund, daß das körpereigene Alarmsystem immer noch nicht ganz ausgeschaltet ist wenn der nächste Alarm kommt. So lebt so ein Hund in ständiger Alarmbereitschaft und vor allem mit ständig erhöhtem Cortisolspiegel. Gerade da sollte man meiner Meinung nach ansetzen, dem Hund auch ruhig mal wochenlang die Möglichkeit geben ohne diesen Dauerstress "vor sich hinzudümpeln". Urlaub für die Hundeseele -so ungefähr.


    Ein gut konditioniertes Entspannungssignal kann auch ein Baustein sein dem Hund die notwendige Auszeit zu geben. Wer die Geschichte der Pawlov'schen Hunde kennt weiß, das gut konditioniertes Verhalten nicht willentlich beeinflussbar ist (Speichelfluss).
    Das kann man sich beim Entspannungssignal zunutze machen - ein Wort und eine Berührung immer wenn der Hund völlig relaxt z.B neben dir auf der Couch liegt - immer und immer wieder im gleichen Tonfall, liebevoll beruhigend. Irgendwann fällt der Hund automatisch in Entspannung wenn er dieses Wort hört bzw in Verbindung mit Berührung.
    Bei so einem ausgeprägten Angsthund wird es nicht der Fall sein, daß Hund sofort relaxt umkippt - aber es kann ein Baustein sein um belastende Situationen aufzulösen oder Hund am völligen Abdrehen zu hindern.


    Hoffentlich bin ich nicht zu belehrend rübergekommen - aber ich finde es wichtig über die hormonellen und körperlichen Zusammenhänge Bescheid zu wissen. Dann ist das Gefühl "Angst" nicht mehr so ein abstraktes Konstrukt sondern wird in seinen Reaktionen und Ausprägungen verständlicher.


    Ich find es toll daß du dich mit so einer Zähigkeit und Unbeirrbarkeit um Fips bemühst :cuddle:

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