Angsthund extrem, Psychopharmaka, Erfahrungen?

  • Naja:


    "Besonders hervorzuheben ist die gestörte Lernleistung dieser Hunde. Sie können bei Angstproblemen z.B. nicht durch Gewöhnung und das stetig wiederholte erleben einer eigentlich ungefährlichen Situation verknüpfen, dass diese "ungefährlich" ist.
    Sie können ihn entspannten Situationen durchaus lernen wie andere Hunde auch. Allerdings führt jede Störung dazu, dass das Verhalten nicht mehr abrufbar ist. Jede andere Situation wirft den Hund wieder auf Null zurück.


    Das ziehe ich in Zweifel. Nach meiner Erfahrung wird sie nicht durch jede andere Situation auf Null zurückgeführt. Klar gibt es stereotypes Verhalten aber auch hier eine stete Verbesserung.
    Als meine Kleine neu bei mir war, haben mich solche "Diagnosen" schier zur Verzweiflung und auch fast zum Aufgeben gebracht. Deswegen plädiere ich dafür, dass man sich in seinen Hund "reindenkt" und ihn nicht als Opfer kategorisiert.Ich behaupte nicht, dass Du das tust, nicht falsch verstehen. Aber ich gehe inzwischen lieber meinen eigenen Weg und folge meinem Gefühl. Und das klappt gut bei uns beiden.

  • Sorry, ich hab keine Ahnung ob das schon geschrieben wurde, ich habe mich durch die ersten 4 Seiten gelesen und es nirgends gefunden.
    Das Alprazolam ist ein Benzodiazepin und gehört zur Stoffgruppe der sehr potent beruhigenden Arzneimittel. Dementsprechend macht es auch abhängig. Ich kann nur aus Menschensicht (als ehemalig Abhängiger) berichten, aber diese Art von Medikamenten macht es einem nicht leicht "ohne" auszukommen. Ein abruptes Absetzen oder aber eine dauerhafte Gabe kann zu sehr, sehr unschönen Effekten führen. Dazu gehören Panikattacken, Krampfanfälle, Suizidgedanken etc.. Letzteres fällt beim Hund wohl weg, aber ich würde meinem Tier auch keinen solchen Krampfanfall wünschen. Sieh bitte von der Gabe ab, es sei denn es gibt keinen anderen Weg bevor das Tier in bspw. "Hyperventilation" verfällt. Ansonsten sind die ganzen "-zepine" das reinste Gift.
    Wie gesagt, ich weiß wovon ich rede da ich selber Benzo-abhängig war. Das Zeug ist schnell wirksam und auch gut, sollte aber der Notfallmedizin vorbehalten bleiben. Zumal es nach langfristiger Gabe aufgrund von Toleranz-Entwicklung ohnehin keinen Effekt mehr hat - abgesehen davon den Entzugserscheinungen vorzubeugen.


    Liebe Grüße, Chris

  • Was ich ja hochinteressant finde, ist, dass Fips ja selber am Fahrrad mitlaufen kann. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass Fahrräder des Teufels sind und in ihrem Umfeld nur als Schreckgespenster vorkommen, nicht als normales Alltagsgerät, mit dem man auch Spaß haben kann.
    Wie reagiert sie denn, wenn ihr beim Fahrrad-Gassi andere Fahrräder entgegen kommen?

  • Chris, Benzos dauerhaft helfen beim Hund wenig. Sie machen allerdings tollen Hunger, da eigenen sie sich im Nitfall mal ganz gut.
    Aber wegen der schnellen Wirkung kann man die gut nutzen, wenn man etwas ganz gezielt trainieren möchte. Das klappt gut.
    Wobei Hunde, die Medis benötigen, wirklich selten oft. Oft wäre das dann eher für den Besitzer angezeigt und da schließe ich mich jetzt in manchen Situationen nicht aus. :D

  • Immer wieder diese seltsamen Experten zum Deprivationssyndrom.


    glühlicht
    Ein Deprivat kann doch lernen, ansonsten müsste sich ein jeder, der so einen Hund hat, erschießen. Die Beschreibung im Forum war doch sehr treffend und zeigt, dass da ein "anderes Lernen" stattfindet im Hundehirn, als das normale. Ich selbst habe keinen deprivierten Hund und ich bin da auch sehr froh drum, aber es gibt Menschen, die opfern sich für solche Hunde auf und suchen hier Hilfe.


    Du sprichst es schon an. Die Symptomatik ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Genau das macht die Therapie ja anspruchsvoll.


    Das Reset habe ich aber selbst schon sehen können bei einem betroffenen Hund.



    @TS
    http://maulkorbfrei.wordpress.com/
    Wenn du magst, kannst du die Autorin ja mal anschreiben, sie hat auch einen deprivierten Hund. Vielleicht kann man ja Ideen austauschen oder sich einfach was von der Seele schreiben?

  • @ shiro,


    huch, ich bin seltsamer Experte? Nee gar nicht. Seltsam vielleicht aber kein bisschen Experte... ;) Hab halt nur so eine dehydriete, äh defibrilierte oder viellleicht deillusionisierte... Hündin bei mir unter der Bank sitzen. Und das mit dem Erschiessen war am Anfang fast eine Option für mich. Mich oder den Hund oder uns beide oder alle anderen... :headbash:
    Ok. Scherz beiseite. Ich finde nicht das da was falsches steht.
    Ich erinner mich aber, dass ich, als ich geschnallt habe, dass es Angsthunde gibt und ich einen habe, ich dann angefangen habe, zu recherchieren... und so Sachen gelesen habe wie: "bleibt ein Leben lang ein Wildling"... "Kann nicht mehr kompensieren"... "wird nie..." und so weiter.
    Das hat mich übel schockiert und ich hab mir gedacht: Was zur Hölle hab ich mir da jetzt angetan? Oder dem Hund? Und wie soll das werden? Naja undso.
    Und jetzt habe ich gelernt, dass ein Hund ein Hund ist. So wie ein Mensch ein Mensch. Und das jeder Macken hat und die haben immer eine Ursache. Und man kann daran arbeiten oder sie pflegen und verstärken.
    Ich brauch halt kein Syndrom und ich will auch nicht wirklich was davon wissen. Weil meine Piri is halt meine Piri und wir machen unseren Weg. Passt schon!

  • So Ihr Lieben, ES TUT MIR LEID :gott:
    Durch viel Arbeit und etwas "Freizeitstress" kam ich einfach nicht ins Forum ...


    Jetzt aber. Jetzt antworte ich euch allen.


    Vorher aber für alle ein Update:


    Wir geben jetzt seit bereits seit 19 Tagen Forthyron (Schilddrüse), hatte ich ja mit meinem TA so besprochen weil wir Fips den Stress des Blutabnehmens (u den unter extremem Stress ggf. verfälschten Werten) ersparen möchten, vorerst.
    Fips bekommt 200mg /Tag. Die Dosis könnte weitaus höher sein, aber wir haben uns für diese entschieden.
    Seit knapp 30 Tagen bekommt sie jetzt Zylkene.


    Ich führe täglich Buch anhand einer Tabelle (Entwicklungsschritte 0-5, wobei 0 für einen Rückfall steht) um dann wie eine "Fieberkurve" mit meinem TA in ca. 1 Woche nochmal drüber zu reden wie wir weiter vorgehen.


    So, in der ersten Woche Forthyron gab es noch 2x "Rückfälle" mit totaler Panik und panisch bleiben bis zuhause.
    Nach ca. 14 Tagen hat sich der Spiegel eingependelt.
    Seitdem haben wir keine Rückfälle in diesem Ausmaß mehr.
    Es gibt durchaus Tage, wo sie weniger tolerant ist als an anderen, ängstlich bleibt, alle Wege abcheckt und ständig zittert. Aber richtige Panik ist es nicht.
    Ich kann grundsätzlich ganz ganz schwer beurteilen ob es jetzt das Forthyron ist oder einfach wieder unser Training und ggf. die Zylkene einfach wieder Erfolge verzeichnen.
    Was ich aber definitiv sagen kann ist: Sie bleibt nicht mehr so lange in den Zuständen (z.B. nach Begegnung mit einem Mountainbike) und ist auch empfänglicher für Lob/ Leckerlies/ Ablenkung/ Rückruf. Woran es genau liegt, weiß ich nicht, aber es freut mich natürlich.
    Solange auf meiner Fieberkurve keine 0 mehr ist, freue ich mich.
    Gut ist deswegen natürlich noch lange nichts.
    Vorgestern war der Spaziergang zeitweise extrem zitterig, so dass ich doch noch mal über Selgian nachgedacht habe...
    Heute morgen hatten wir mal eine Runde die wie früher war. Fips war total aufgekratzt, ich konnte sogar die Schlepp mal schleifen lassen, sie war richtig vergnügt und kam im Affenzahn zurück, selbst Menschen am Horizont ließen sie komplett kalt.
    Das war sooo schön. Da bekam sie eine glatte 3 für in ihrer Kurve :smile:


    Alles in allem bin ich nicht mehr so verzweifelt, glaube ich. Ich versuche mich auch viel auf meine beiden anderen Mäuse zu konzentrieren, auch beim Spaziergang. Dadurch macht es wieder viel mehr Spaß, Fips kann sich aussuchen inwieweit sie sich beteiligt oder nicht, dadurch ist der Druck ein bisschen raus. Wenn ich merke sie tut mir leid, schaue ich meine anderen beiden an wieviel Spaß sie haben und bin sofort wieder positiver und kann Fips wieder mehr anbieten.
    GErade lasse ich sie viel selber machen, lange Schlepp, wenn uns jemand entgegenkommt, lasse ich sie weit ausweichen, zeige aber mit Körperhaltung dass ich zwischen Objekt und ihr bin, lasse sie freiwillig folgen, und sie kommt dann auch von selbst wieder hinter mir her.
    Natürlich füttere ich auch schön auf Distanz, zeige und benenne aber gehe auch bewusst Wege, wo sie viel Wildreize, Schnüffelwiesen und natürlich, schöne Ablenkung hat.
    Ich mache mich gerade nicht verrückt.
    Das überträgt sich.


    Naja, das ist die Entwicklung bisher...wie gesagt in einer Woche spreche ich mit meinem TA wieder das weitere Vorgehen ab, derzeit nur ob weiter Forthyron oder nicht.


    Jetzt zu euch:


    Fohlen68: Angefahren worden vorm Haus??? Um Gottes willen, das ist ja schrecklich. Da mag man dem Hund das Trauma echt verzeihen. Ich wundere mich täglich wieder, wie rücksichtslos die Menschen, gerade auf Fahrrädern sind...unfassbar.
    Toll dass ihr euch so wieder vorgekämpft habt...
    gott sei Dank liebt Fips den Garten und unser Haus, da ist soweit alles ganz okay.


    glühlicht: du sprichst mir aus der Seele. Als ich das erste Mal über das Deprivationssyndrom gelesen habe, bin ich auch schier verzweifelt, für mich las sich das wie für mich: "wird nicht mehr". Punkt.
    Mittlerweile verstehe ich es aber auch wie du, es gibt Fortschritte. Sie sind nuanchiert, sie erfordern immer wieder neues Denken, Reflektieren, Ändern, Ausprobieren, aber auch komplettes Rückwärtsgehen, neuen Weg einschlagen, anders wieder vorwärts gehen.
    Das ist schon sehr anstrengend finde ich.
    Aber mittlerweile weiss ich einfach gar nicht mehr, ob es das DS ist bei Fips. Es gibt auch einfach Dinge die hat sie sehr schnell gelernt (Pferde, selbst am Rad laufen, Regeln in Haus und Garten usw.) und hinterfragt sie nicht mehr, da gibt es keine Unterschiede zu "normalen" Hunden.
    Für das DS spricht wiederum das "Fallen auf 0". Aber auch das nur unter bestimmten Auslösern, immer muss ein Fahrrad involviert sein oder ein Mensch, wobei das Fallen bei "nur" Mensch nicht so gravierend ist.


    Aber wie du sagst: Wie die Ursache auch heißt, ist mir eigentlich wurscht. Hauptsache sie kann lernen, denn sonst würde ich mich womöglich wirklich erschießen.
    Und auch wenn ich wüsste dass es DS ist, würde es mir auch nicht wirklich weiterhelfen.


    chris87:
    - zepine...ja ich weiss, ich möchte es doch auch eigentlich gar nicht und suche hier nach Alternativen die wir ja probieren.
    WENN käme für mich nur Selgian infrage, aber auch das ist derzeit nicht im reellen Gespräch.


    Tippi:
    Ja das ist echt komisch.
    Es ist auch egal ob es ein Mountainbike oder ein Klapprad ist. Muddi und Vaddi sitzen drauf, da kann sie sehr wohl unterscheiden. Damenfahrräder (a la Hollandrad) sind lange nicht so schlimm wie Herrenfahrräder, der Gipfel sind Mountainbikes oder Rennräder und Menschen darauf in der entsprechenden Radkleidung.
    Das sind aber auch die, mit denen Fips ihre negativen Erfahrungen gemacht hat. Und das sind auch die, die im Wald oder auf den Feldern sehr rücksichtslos fahren, oft laut brüllen, viel zu spät klingeln und bloss nie anhalten, egal wieviele Hunde da sind. Das weiß auch Fips.
    Wenn sie selbst am Rad ist und es kommt eins entgegen fährt mein Mann (er ist viel mit Rad unterwegs) einfach stur weiter, oft darf Fips dann etwas seitlich ausweichen, immer ist Rad von meinem Mann zwischen dem anderen Radfahrer und ihr.
    Ich glaube es ist zwar scheisse für sie, aber das schnelle dran Vorbeikommen erleichtert ihr die Begegnung.


    Pakwerk: Oooohhhh, ja, ich brauche auch irgendwas für meine eigene Seele...vllt ein Beruhigungsmittel? Dann wird Fips in null komma nix geheilt weil Mama immer so schön "ooooooooohhhhhhhmmmmmmm" ist und im Gehen einschläft :lol:


    Mal ehrlich, du schreibst, man kann damit gezielt Dinge schnell trainieren...was meinst du damit? Trainierst du damit auch anderes?


    Shiro: ich danke dir für den Link!!! Ich glaube ich mache das wirklich. Derzeit sind wir auf einem guten Weg, aber wenn es nochmal einen Rückschritt auf Null gibt, schreibe ich sie als erstes an. (bittebittebitte NICHT!!!).


    Lese ich mich gleich mal in Ruhe ein.


    @all:
    Meint ihr die Fortschritte KÖNNTEN vom Forthyron kommen? Oder die Zylkene?
    Oder mein Training mit viel Comfortzone und gezieltem Distanztraining (obwohl durchs Dorf morgens gehen wir weiterhin und auch dort ist es besser geworden) oder die Kombi aus allem?

  • Hi Meike,


    woher was kommt kann ja kein Mensch sagen. Hab meiner Kleinen am Anfang auch Zylkene gegeben und weiß nicht ob das uns schneller weiter gebracht hat. Für mich ist klar, dass ihr auf einem guten Weg seid. Und dass die Maus das große Los gezogen hat mit Euch. Fördern, Spaß haben, beschützen aber trotzdem Grenzen setzen, Sicherheit geben und nicht enttäuscht sein, wenns mal wieder auf Null geht.
    Jajaa. Einfach gesagt. Mich stresst das auch mal immer wieder, wenn ich das Gefühl habe, wir sind auf Anfang. Wenn wir nur mal an Jugendlichen vorbei müssen, die einen Ball vor sich her kicken. Dann halt an die Leine und irgendwie dran vorbei...oder schnell auf die andere Straßenseite. Danach fett loben und abhaken. Und vor allem freuen, wenn die kleine dann Abends wieder Quatsch macht. Und zeigt: Bei Dir gehts mir gut! Das ist die Belohnung.
    Alles Gute Euch! :smile:

  • Wenn du bei einem Hund nur in ganz bestimmten Situationen ein Problem bekommst (Anfassen durch Fremde, Knallen, Hundebegnungen, etc.), dann passiert ja die meiste Zeit wenig bis nichts. Da wäre es aus meiner Sicht wenig sinnvoll, dem Hund eine Dauermedikation zu verpassen, aber nur ein- oder zweimal in der Woche zu trainieren.
    Und dann sind Benzos klasse. Die wirken schnell aber nicht ewig lange und können gezielt vor einer Trainingseinheit gegeben werden.

  • Liebe meike.s,
    Ich habe alle 8 Seiten hier durchgelesen und ich würd liebend gern wissen, wie es nun mit Fips weitergegangen ist. Hab mich deshalb extra hier angemeldet. Unsere Hündin ist gut sozialisiert und entwickelt nun mit ihren 6 Jahren immer mehr Ängste. Ihre Panikattacken kommen immer häufiger. Blutbild ist in Ordnung. Zyklene angefangen. Futter umgestellt wegen Tryptophan.
    Wie geht es Fips, was hat geholfen?

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