Richtiges Verhalten bei Begegnungen mit Pferden

Aus gegebenem Anlass wollte ich (mit hoffentlich viel Unterstützung von den anderen Reitern) mal so ein paar Infos für Begegnungen mit Reitern/Pferden geben.

Zuerst einmal scheint vielen Menschen die Gefahr, die von einem Pferd ausgehen kann nicht bewusst zu sein. Ein Pferd ist nicht unbedingt ein geduldiges Kuscheltier, dessen bester Freunde der Hund ist.
Auch Treten Pferde, wenn ihnen etwas nicht passt, nicht unbedingt nur mit den Hinterbeinen. Genauso können sie mit den Vorderbeinen treten und auch gezielt mit dem Maul packen und verletzen. Wie hoch die Reizschwelle des jeweiligen Pferdes ist kann man nicht vorhersagen.

Eine Beispielsituation, inklusive der Gefahrenerklärung, genauso geschehen:

Ein Scooterfahrer nähert sich von hinten mit einem angespannten Hund und einem freilaufenden. Wie sich schon von weitem abzeichnete hatte der angespannt Hund großes Interesse an den Pferden. Statt dass der Fahrer sich dies eingesteht, muss er uns auf Teufel komm raus zeigen, dass ers kann. Wie es kommen muss rennt der angespannt Hund zu Pferd eins, springt hoch und zwickt das Pferd in die Schulter. Der zweite Hunde rennt beinahe in die Hinterbeine von Pferd 2. (zur Vollendung der Geschichte: wir wurden angeschnauzt wir sollen weiterlaufen- meine Bekannte weigerte sich, da sie dem zwickenden Hund nicht noch eine Chance geben wollte- Entschuldigen überbewertet)

Was hätte passieren können:
Das ist ungefähr die gefährlichste Situation. Während der freilaufende Hund beinahe zwischen die Hinterbeine bei mir geriet, war hinter mir das andere Pferd, was angesichts des anderen Hundes auch hätte zubeißen können. Genauso die Tritte, die es für beide Hunde hätte setzen können.

Es ist nicht das erste Mal gewesen, dass uns Hunde zwischen den Pferdebeinen herumwuseln. Nein, wir haben nicht zwangsläufig Angst um die Pferde, aber wenn man ein 'böses' Pferd erwischt, dann wars dann ganz schnell für den Hund. Da kann man als Reiter nicht viel machen, wenn der Hund zwischen die Hufe rennt und das Pferd gezielt tritt.

Genauso eine Begegnung zwischen uns und einer Hundeschule. Die Hälfte der Kandidaten rennt mit ihren teilweise kläffenden Hund panisch ins Gebüsch. Pferde sind Fluchttiere. Wenn sie einen kläffenden Hund sehen, erschrecken manche vielleicht etwas, aber wenn ihr euch im Gebüsch versteckt ist das in der Regel viel schlimmer. Manche Pferde ziehen dann endgültig die Bremse. Wenn ein Hund urplötzlich aus dem Gebüsch keift, kann dass bei einem nervenschwachen Pferd zu einem kleinen Nervenzusammenbruch führen. Also lieber deutlich sichtbar warten oder auf das Pferd zulaufen.

Zusammengefasst:
- Bitte nicht verstecken, deutlich sichtbar auftreten
- Pferde können sowohl mit den Vorderbeine und den Hinterbeinen treten, bitte Hunde weder angeleint noch unangeleint in Pferde rennen lassen und somit alle in Gefahr bringen
- Pferde können auch beißen und das richtig böse wenn sie eine Abneigung gegen Hunde haben, bitte unbedingt auf ein 'mal hallo sagen' verzichten
- egal wie nett Pferde wirken, es sind und bleiben Tiere, die auch nicht selten eine Abneigung gegen Hunde haben

Für viele ist das vielleicht jetzt banal. Gerade für DF-User, dennoch gerate ich leider häufig in solche Situationen mit Hund. Wir haben sehr brave Pferde, die sich wie oben geschrieben sogar zwicken lassen. Aber es reicht nur mal ein nicht so braves. Die gleichen Gefahren gelten natürlich, wenn Hunde auf Koppel geraten/gelassen werden.

Vielleicht kommen noch ein paar Situationen/Beispielgeschichten hinzu. Ich hoffe, dass der Beitrag Hundebesitzerin hilft das Verhalten von Pferden besser einschätzen zu können- zu ihrem Schutz und zum Schutz der Pferde.

Falls ihr eine Hundeschule besucht, dann fragt doch auch dort nach, ob das richtige Verhalten um Pferde bewusst ist. Leider scheint es dort nämlich auch noch nicht so verbreitet zu sein

Huhu,

ich nehme meine Hündin immer mit wenn ich reiten gehe. Sie ist dann aber immer angebunden, weil sie die Pferde durch ihre aufgedrehte Art nur hibbelig macht.

Letzten Sommer war es dann aber so, das sie aus ihrem Halsband geschlüpft ist und wollte wohl neben mir und dem Pferd her laufen.. Shela kam einfach von hinten angerast und hat angefangen zu bellen (Was sie immer tut wenn sie rennen darf) es war nicht aggressiv sondern eher freudig. Aber das Pferd versteht das natürlich nicht, sie hat sich erschrocken und ich los gerannt. Ich konnte mich irgendwann nicht mehr halten und bin runter gefallen...

Ich nehme Shela zwar immernoch mit zum reiten, aber lasse immer jemanden auf sie aufpassen.. das war nicht nur für das Pferd ein Schock, sondern auch für mich

Zitat

Erstmal vorab: Die von dir geschriebenen Dinge weiß ich.
Aber vielleicht könnten die erfahrenen Reiter unter euch mir mal einen Tipp geben, wie ich durch folgende Situation durchkomme, ohne die Pferdeetikette zu verletzen und mich ins Gebüsch zu stellen:

Der Weg ist eng. Rechts direkt ein Graben, links das dichte Gebüsch. Frontal kommen zwei Reiter entgegen. Mein noch nicht pferdegetesteter Hund wird angeleint, ich möchte weitergehen. Doch die Reiter sehen nicht ein, sich hintereinander einzuordnen, so dass dem noch nicht pferdegetesteten Hund und mir ein ca. 30 cm breiter Streifen Weges neben dem Gebüsch bleibt. Hund ist mit 60 cm SH auch zu groß, um ihn auf den Arm zu nehmen. 30 cm sind mir zu eng, um mit ihm die Pferde zu passieren.
Also bleibt nur die Flucht ins Gebüsch. Die Reiterinnen passieren uns, bleiben stehen, motzen mich an, und das uns zugewandte Pferd stampft direkt neben dem Hund mit dem Huf auf. Reiterinnen sind sich einig, dass ich Schuld habe, weil ich mich "versteckt" habe.
Also, was mach ich anders, um keine Pferde zu verschrecken? Hund hat übrigens nicht gebellt, war aber ziemlich unsicher.

Da verstehe ich die Reiterinnen ganz und gar nicht. Du hast nix falsch gemacht, das die zu blöd sind, dazu kannst du nix.

Sag ihnen nächstes mal die sollen dir gefälligst Platz machen.

Zitat

Erstmal vorab: Die von dir geschriebenen Dinge weiß ich.
Aber vielleicht könnten die erfahrenen Reiter unter euch mir mal einen Tipp geben, wie ich durch folgende Situation durchkomme, ohne die Pferdeetikette zu verletzen und mich ins Gebüsch zu stellen:

Der Weg ist eng. Rechts direkt ein Graben, links das dichte Gebüsch. Frontal kommen zwei Reiter entgegen. Mein noch nicht pferdegetesteter Hund wird angeleint, ich möchte weitergehen. Doch die Reiter sehen nicht ein, sich hintereinander einzuordnen, so dass dem noch nicht pferdegetesteten Hund und mir ein ca. 30 cm breiter Streifen Weges neben dem Gebüsch bleibt. Hund ist mit 60 cm SH auch zu groß, um ihn auf den Arm zu nehmen. 30 cm sind mir zu eng, um mit ihm die Pferde zu passieren.
Also bleibt nur die Flucht ins Gebüsch. Die Reiterinnen passieren uns, bleiben stehen, motzen mich an, und das uns zugewandte Pferd stampft direkt neben dem Hund mit dem Huf auf. Reiterinnen sind sich einig, dass ich Schuld habe, weil ich mich "versteckt" habe.
Also, was mach ich anders, um keine Pferde zu verschrecken? Hund hat übrigens nicht gebellt, war aber ziemlich unsicher.

Das tut mir Leid. Rücksicht sollte von beiden Seiten kommen. Ich sehe es eigentlich als normal an, sich hintereinander einzuordnen, wenn jemand (Hund, Fahrrad, Walker, Jogger, etc.) entgegenkommt. Nein, ich hätte mich dann auch im Gebüsch 'versteckt'.

In meinem Text ist natürlich nicht festgehalten, dass es auch genug Reiter gibt, die sich daneben benehmen.

Dazu zählt u.a.:
- nicht ausweichen/Platz machen
- nicht im Schritt an entgegenkommenden Menschen (etc.) vorbeigehen
- keine Rücksicht nehmen (allgemein)

Also habe ich diesbezüglich keine Tipps für dich. Manche Reiter ordnen sich recht spät hintereinander ein. Kann das der Fall gewesen sein?

Amare: Wie oben schon geschrieben, gibt es genug Reiter die sich daneben benehmen

Nur denke ich, dass ihr eher rücksichtsvolle Reiter unterwegs sind (vom Lesen her). Aber mir ist oft aufgefallen, dass hier Pferdeverhalten falsch interpretiert oder ignoriert wird.

Ich mag damit doch niemanden angreifen, einfach drauf hinweisen.

Für das Fehlverhalten mancher Reiter kann ich leider genauso wenig was wie für das Fehlverhalten vieler Hundebesitzer

EDIT: Sbylle ganz toller Text, viel besser geschrieben/beschrieben! Danke fürs reinstellen