Deprivationsschäden

  • Meine Trainerin, die festgestellt hat, dass er nicht richtig trailt, war nicht bei K9.
    Sie hat Ahnung und ich glaube, ich habe schon einiges an Trainern auf den Hund schauen lassen. Aber wenn du mehr wissen willst kannst du gerne Buddy-Joy fragen, sie kennt ihn auch.


    Ich sagte auch gar nicht, dass er depriviert ist, sondern nur, dass ich einige der beschriebenen Sachen durchaus kenne.

  • Wie ist das eigentlich, können eure Hunde alleine bleiben? Hunde mit Deprivationssyndrom haben ja häufig das Problem, dass sie ihren Menschen brauchen, der ihnen SIcherheit gibt. Darum soll es, laut meiner Trainerin, auch nicht ungewöhnlich sein, dass Lilly damit sooooo massive Probleme hat. Und sie es wohl nur ganz begrenzt lernen kann. :/

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    Aber wenn du mehr wissen willst kannst du gerne Buddy-Joy fragen, sie kennt ihn auch.


    Das ist eine gute Idee. Die freut sich bestimmt :roll:

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    Entschuldigung für OT is jetzt schluss.


    Ja, das wäre sehr nett. Denn bisher war der Thread doch sehr nah am Thema und es wäre schön, wenn das so bleiben würde ;)

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    Wie ist das eigentlich, können eure Hunde alleine bleiben? Hunde mit Deprivationssyndrom haben ja häufig das Problem, dass sie ihren Menschen brauchen, der ihnen SIcherheit gibt. Darum soll es, laut meiner Trainerin, auch nicht ungewöhnlich sein, dass Lilly damit sooooo massive Probleme hat. Und sie es wohl nur ganz begrenzt lernen kann. :/


    Das ist eines der wenigen Sachen, die meiner richtig gut kann. Einfach weil er sich zuhause sicher fühlt und da die Situationen einschätzen kann.

  • Ich glaube sogar, dass manche das gut können, weil sie vielleicht eben nicht gut auf Menschen sozialisiert wurden. Aber das ist nur meine ureigene Theorie bzw. Überlegung, anhand der Beobachtung, dass ich einige deprivierte Hunde kenne, die es sehr gut können und keinen, der es nicht kann.

  • Ob meine Hündin wirklich depriviert ist, ist wohl kaum feststellbar, aber vieles aus der Definition und einiges hier aus den Erzählungen kann ich 1:1 bestätigen.


    Mücke ist in einem Pferdestall geboren und 8 Wochen lang dort "verwahrt" worden, der Verschlag selber hatte kein Fenster, als Hütte dienten Plastikkanister, alle paar Tage wurden die erwachsenen Tiere gefüttert...Vermehrer halt. In NRW wohlgemerkt, nicht im Ausland...


    Mit ca. 8 Wochen wurde sie an ihr Exzuhause geliefert, dort lebte sie 3,5 Jahre, was wirklich dort passiert ist, kann ich nur vermuten, die Exbesitzer haben mich jedenfalls in fast allen Punkten belogen, um sie loszuwerden.


    Sie hat panische Angst vor wirklich allem gehabt, vor Lebewesen, vor statischen Dingen, vor allem, was irgendwie mit Zivilisation zu tun hatte, nur in Wald und Feld fühlte sie sich wohl und war ansprechbar.


    Nach 2 Jahren intensivem Training hab ich sie jetzt soweit, dass sie händelbar ist in bewohnter Umgebung, nicht jedes Mal in wilde/blinde Panik verfällt, wenn wir rausgehen und ansprechbar ist - meist jedenfalls.


    Leider habe ich durch mein Mitgefühl und meine eigene Unsicherheit durch einen traumatischen Start wohl einiges unbewusst bestätigt, aber während sie die gängigen Kommandos bereits kannte, als ich sie bekam, braucht sie unglaublich lang, um neues zu lernen, übertragen auf andere, ähnliche Situationen, kann sie nicht oder nur sehr sehr schwer und nur in ablenkungsfreien Umgebungen...


    Sie bleibt allerdings hervorragend alleine - was klar ist, da sie auf nichts außer ihren dunklen Stall geprägt ist...


    Handyschreibsel - Fehler gehören dem Finder

  • Hallo Ihr,


    die beschriebenen Hunde ähneln in Vielem meinem Kuddel (Rottweiler). Der war anfangs überängstlich, ist aber inzwischen pubertär und aggressiv. Er vertraut mir nicht und lässt sich nicht leiten. Um mir zu zeigen, wer der Boss ist, beißt er schonmal zu. Derzeit nehmen wir Einzeltraining, aber Verbesserungen dauern ewig. Nach Erfahrungen mit mehreren Hundetrainer/Innen frage ich mich, warum es scheinbar selten um Beeinflussung von Verhalten, sondern verbreitet nur um "Sitz", "Platz","Komm" und "Bleib" geht. :( : Ich bin traurig, weil es uns wohl besser gegangen wäre, wenn schon längst eine der gebuchten Trainer/Innen erkannt hätte, dass es hier um Deprivation geht und entsprechende Übungen angeboten hätte.
    Mit unserer Hundeoma Dina (Labrador-Schäferhund-Mix) kommt Kuddel klar und sie mit ihm. Ist sie genervt, haut sie einfach ab. ABER: das größte Problem sind Begegnungen mit fremden Hunden. Da braucht er mindestens 500 m Abstand, um sie zu akzeptieren.


    Und was nu :hilfe: Was macht man mit einem solchen Hund. Stichwort: artgerechte Haltung. Bei uns geht es draußen nicht ohne Futterdummy oder Maulkorb, Leine sowieso. Wenn´s gut läuft auch mal die Feldleine, das ist aber schon das höchste der Gefühle.
    Verzweifelte Grüße
    Nicole

  • Ich verfolge den Thread schon ein bisschen, bin aber noch nicht dazu gekommen was zu schreiben. Unser Leo hat auch einen Deprivationsschaden. Ich habe ihm mit 10 Monaten bekommen, da war er extrem ängstlich und durch den Wind aber nicht aggressiv. Er kam ursprünglich von einem Bauernhof, wurde vermutlich zu früh von der Mutter getrennt und dann bei den Vorbesitzern nur im Haus und Garten gehalten und geschlagen.


    Er reagiert aggressiv wenn er in eine Stress / Angstsituation kommt oder zeigt aggressives Überspringsverhalten. Die Aggressivität kam erst nach der Pubertät. Wir haben schon eine Weile eine Hundetrainerin und haben inzwischen die Gewissheit, dass er einen ziemlich heftigen Deprivationsschaden hat und auch einen Knacks dadurch, dass die Vorbesitzern ihn geschlagen haben. Mit Maulkorb draußen habe ich ihn schon etwa einen Monat nach dem wir ihn bekommen haben, weil er extrem impulsiv reagieren kann und dann um sich beißt (auch mich). Das ist inzwischen fast weg durch viel Training, aber wenn zum Beispiel ein Radfahrer extrem schnell, dicht und unerwartet von hinten kommt, kann ich nicht garantieren, dass er nicht danach schnappt.
    Das weitere Problem ist dass er sich von fremden gar nicht anfassen lässt und auch bei uns schon brenzlige Situationen waren. Wir sind dann eben immer zurückgewichen, aber dadurch hat er eben jedes mal ein Erfolgserlebnis gehabt. Seit kurzem haben wir ihn deswegen auch zuhause mit Maulkorb - wir sind entspannter, er ist entspannnter, und es kann nichts passieren. Ich kanns einfach nicht riskieren dass er meinen Freund mal beißt oder auch mich. Das Problem ist dass er sich zum Beispiel hinlegt und gekrault werden will, das macht man dann, und er findets eine Minute lang voll toll und plötzlich ändert sich der Blick und dann fährt er herum. Wenn meiner Hündin etwas nicht passt dann knurrt sie und man kann dann einfach Abstand nehmen, aber er langt gleich zu. Meine Trainerin hat ihn auch schon ausgelöst, also dann eben nicht aufgehört und ihm sein Erfolgserlebnis gegeben, sondern ihn weiter angefasst, und dann ist der Kerle wirklich in Beschädigungsabsicht an sie rangegangen. Da hat er dann schon extremst reagiert, wenn sie nur die Hand einen mm bewegt hat. Durch den Deprivationsschaden kann er kein Alternativverhalten lernen - also lernen schon, aber in einer Angst / Stresssituation eben nicht mehr abrufen. Außerdem kann er sich selbst nicht kontrollieren, er reagiert einfach maßlos über. Von der Idee durch Training einen normalen Hund zu bekommen habe ich mich schon sehr lange verabschiedet.


    Ich muss sagen ich bin erstaunt, dass es doch so viele Betroffene gibt. Ich bin froh nicht alleine zu sein, allerdings tut mir echt jeder leid, der so einen Hund hat. Natürlich hab ich meinen Leo wirklich gern und würde ihn nicht hergeben, aber er schränkt das "normale" Leben schon sehr ein, ist nicht so integrierbar wie ein "normaler" Hund.... man kann ihn nicht wirklich mitnehmen, aber auch nicht fremdbetreuen lassen. Ich denke einige kennen das Problem. Nur dass "unser" Problem auch noch ein Rottweiler/Dobermann Mix ist und dementsprechend viel Kraft hat.


    Das ist der süße Bobbel (links) neben meiner Hündin.




    nicole


    Mein Beileid! Kenne ich.
    Bei uns gibts Gassi an der 10m Flexi und mit Maulkorb, wir halten sehr viel Abstand zu anderen Hunden und gehen möglichst abgelegene Wege. Der Garten ist 2,5m hoch eingezäunt und überall sind Warnschilder, dass keiner auf die Idee kommt in den Garten zu spazieren. Mit so einem Hund lebt man schon anders als mit einem "normalen"... aber es geht, wenn einem Getratsche und böse Blicke im Rücken nichts ausmachen.

  • Zitat

    Das Problem ist dass er sich zum Beispiel hinlegt und gekrault werden will, das macht man dann, und er findets eine Minute lang voll toll und plötzlich ändert sich der Blick und dann fährt er herum.


    Deine Beschreibung passt 100%ig zu unserem Aiko. Ich weiß nicht, wie es ausgehen würde, wenn man nicht sofort aufhört zu streicheln, aber ich denke er würde richtig zupacken. Wie verhält sich Leo denn, wenn ihr ihn in diesem Moment in Ruhe lasst? Aiko ist nicht in der Lage sich "selbstständig" wegzubewegen. Er ist dann so ein seinem Film gefangen, dass er nicht weiß, was er tun kann. Wenn wir ihn mit ruhiger Stimme wegschicken knurrt er vor sich hin und verzieht sich wie ein geprügelter Hund in sein Körbchen. Ich würde ihn so gerne einfach mal streicheln ohne ständig auf seine Mimik achten zu müssen. :( :

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