Deprivationsschäden

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    Ja, das kenn ich. Deswegen -und weil eh der Wunsch nach einem Zweithund da war - haben wir uns trotz unserer Knalltüte nach einem Zweithund umgesehen. Die Leute haben uns für bekloppt erklärt.
    Und es war das Beste, das wir tun konnten. Unsere Emma ist ein Goldstück, die arbeiten will und mit der man es kann. Das fehlt mir ehrlich gesagt bei Aiko. Außerdem ist durch unser Mädchen der Umgang mit unserem Rüden etwas leichter geworden. Wenn sie ihn auffällig meidet und riesen Umwege um sein Körbchen macht, dann wissen wir ganz genau, dass heute nicht gut mit ihm Kirschen essen ist und wir ihn besser in Ruhe lassen.

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    Deine Beschreibung passt 100%ig zu unserem Aiko. Ich weiß nicht, wie es ausgehen würde, wenn man nicht sofort aufhört zu streicheln, aber ich denke er würde richtig zupacken. Wie verhält sich Leo denn, wenn ihr ihn in diesem Moment in Ruhe lasst? Aiko ist nicht in der Lage sich "selbstständig" wegzubewegen. Er ist dann so ein seinem Film gefangen, dass er nicht weiß, was er tun kann. Wenn wir ihn mit ruhiger Stimme wegschicken knurrt er vor sich hin und verzieht sich wie ein geprügelter Hund in sein Körbchen. Ich würde ihn so gerne einfach mal streicheln ohne ständig auf seine Mimik achten zu müssen. :( :



    Das gleiche Problem hat Leo auch! Genau das gleiche. Er kann nicht zurückweichen oder weggehen, unsere Hundetrainerin hat das getestet. Das kann man üben, aber ich will diese Situationen nicht erst heraufbeschwören, wo das dann ginge. Wie Leo im Ernstfall reagieren würde weiss ich dank unserer Hundetrainerin. Als ich das gesehen habe habe ich Rotz und Wasser geheult, ich hab echt nen kleinen Schock bekommen. Wenn er knurrt mache ich im Idealfall folgendes: Die Hand da lassen wo sie ist, nicht bewegen und abwarten. Nicht weitermachen aber auch nicht zurückweichen, bis die Situation sich löst. Das geht natürlich nur mit Maulkorb!! Wobei ich ehrlich gesagt meistens doch eher zurückweiche, weil in dem Moment so ein bisschen Angst trotz Maulkorb eben schon präsent ist, und ehe man sich versieht hat man schon wieder falsch reagiert...
    Nach so einer Knurrattacke bleibt er normalerweise an der Stelle und in der Stellung in der er vorher war und geht erst nach einer Weile weg, er verkriecht sich nicht. Ich schicke ihn dann meistens in seine Box und das macht er dann auch.
    Wir haben den Tipp von unserer HUndetrainerin bekommen, ihn nie im liegen zu streicheln und immer nur wenn man ihn ruft (Aktion), nie wenn der Hund es einfordert (Reaktion). Und auch immer nur wenige Sekunden, bis er gerade aur dem Höhepunkt des Genusses ist und dann aufhören. Bei uns funktioniert das phantastisch, seit dem wir das so handhaben ist ansich beim Streicheln nichts mehr passiert.

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    Jordan kann nicht alleine bleiben. Aus dem Grund mussten wir uns einen Zwinger anschaffen, damit das Haus eine Überlebenschance hatte.
    In seinem Zwinger, egal ob offen oder zu, fühlt er sich geborgen und sicher.


    Das hatte ich mal mit einem Pflegehund. Die Vorgeschichte versumpfte an einigen Stellen. Der Knabe war ein Jahr alt. Ich habe ihn in der Wohnung gehabt - mit meinen Hunden kam er gut klar und auch im Auto mitgenommen. Dort bekam er in der Box, wenn man ihn rausholen wollte, manchmal totale Ausraster, hat mich angedroht und fast die Tür zerfleischt. Bin ich nach fünf Minuten ans Auto, saß er ganz normal da, hat gewartet und ich konnte ihn ausladen. Leider musste ich ihn damals oft mitnehmen. Und so kam es mal als ich bei den Schafen war dazu, dass ich mal total genervt war von ihm, weil er auch Spaziergänger fressen wollte und so... und ich eine Auszeit brauchte. Ich habe ihn dann in so was wie einen hohen Schafpferch gesperrt, um mal Pause für mich zu haben. Das Ding stand wie auf dem Präsentierteller neben dem Weg, kein Blickschutz, keine Hütte, nix. Meine Hunde hätten da die Krise drin bekommen. Nach fünf Minuten lag der da drin und hat tief und fest entspannt geschlafen! Fast zwei Stunden lang.


    Leider hatte ich Zuhause keinen Zwinger, denn das hätte ich sofort ausgenutzt. Mir war ab diesem Punkt klar, wo der groß geworden ist.

  • Hey

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    Hallo zusammen,


    ich klinke mich hier mal ein. Ich weiß nicht, ob man bei unserem Aiko von einem Deprivationsschaden sprechen kann, oder ob dieser Hund einfach nur verkorkst ist und wir zu unfähig sind ihn zu erziehen/führen.
    Es ist so frustrierend und teilweise nervtötend einen Hund zu haben, bei dem alle Bemühungen kaum fruchten. Ganz abgesehen von den altklugen Kommentaren von Bekannten und Nachbarn, die nette und normale Hunde haben "Das ist alles eine Sache der Erziehung!". Wir haben uns damit abgefunden, dass wir mit Aiko zusammen wahrscheinlich nie ein "normales" Leben führen werden. Wir gehen Kompromisse ein und akzeptieren seine Macken.


    Nun ja, deine Bekannten und Nachbarn mögen vielleicht sogar recht haben mit „Das ist alles eine Sache der Erziehung!“.


    Nur vergessen sie dabei gerne, dass auch die Hundeerziehung keine Einbahnstraße ist und nicht immer der Hundehalter/in unfähig ist zu erziehen/zu führen.


    Ich denke es macht schon auch Sinn, auf den Hund einzugehen wie du/ihr das tut, es fällt einem keine Zacke aus der Krone der Schöpfung, wenn der Hund anders ist als die anderen.
    Lass dich nicht frustrieren, denn du verstehst sicherlich mehr von Hunden, als die anderen die von sich so überzeugt scheinen, nicht umsonst ist jeder Hund ein einzigartiges Individuum und keine Marionette seines Herr(s)chens/Frauchens. Das gilt es als Hundehalter/in erst einmal akzeptieren zu lernen, dann geht es dir vielleicht besser, aber auch deinem Hund.



    „Der wahre Egoist kooperiert.“

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    Das gleiche Problem hat Leo auch! Genau das gleiche. Er kann nicht zurückweichen oder weggehen, unsere Hundetrainerin hat das getestet. Das kann man üben, aber ich will diese Situationen nicht erst heraufbeschwören, wo das dann ginge. Wie Leo im Ernstfall reagieren würde weiss ich dank unserer Hundetrainerin. Als ich das gesehen habe habe ich Rotz und Wasser geheult, ich hab echt nen kleinen Schock bekommen. Wenn er knurrt mache ich im Idealfall folgendes: Die Hand da lassen wo sie ist, nicht bewegen und abwarten. Nicht weitermachen aber auch nicht zurückweichen, bis die Situation sich löst. Das geht natürlich nur mit Maulkorb!! Wobei ich ehrlich gesagt meistens doch eher zurückweiche, weil in dem Moment so ein bisschen Angst trotz Maulkorb eben schon präsent ist, und ehe man sich versieht hat man schon wieder falsch reagiert...
    Nach so einer Knurrattacke bleibt er normalerweise an der Stelle und in der Stellung in der er vorher war und geht erst nach einer Weile weg, er verkriecht sich nicht. Ich schicke ihn dann meistens in seine Box und das macht er dann auch.
    Wir haben den Tipp von unserer HUndetrainerin bekommen, ihn nie im liegen zu streicheln und immer nur wenn man ihn ruft (Aktion), nie wenn der Hund es einfordert (Reaktion). Und auch immer nur wenige Sekunden, bis er gerade aur dem Höhepunkt des Genusses ist und dann aufhören. Bei uns funktioniert das phantastisch, seit dem wir das so handhaben ist ansich beim Streicheln nichts mehr passiert.



    Ich weiß von einem Hund, der auch so reagiert und depriviert ist. Helfen kann: ihn vorher ansprechen, dabei auf die Körperhaltung achten. Nicht gebeugt und ohne Augenkontakt. Auch weiteres ruhiges Reden während des Streichelns ist sinnvoll. Am besten sich ans Heck des Hundes setzen und nicht ans Gesicht.
    Beim Bekannten hat es über zwei Jahre gedauert, bis der Hund bei der Bezugsperson so viel Vertrauen durch diese Maßnahmen bekommen hat, dass er kein Unwohlsein mehr zeigte. Das geht aber nur bei der Bezugsperson!


    Der Hund hat beim Entfernen (!) zugepackt.

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    Ja, das kenn ich. Deswegen -und weil eh der Wunsch nach einem Zweithund da war - haben wir uns trotz unserer Knalltüte nach einem Zweithund umgesehen. Die Leute haben uns für bekloppt erklärt.
    Und es war das Beste, das wir tun konnten. Unsere Emma ist ein Goldstück, die arbeiten will und mit der man es kann. Das fehlt mir ehrlich gesagt bei Aiko. Außerdem ist durch unser Mädchen der Umgang mit unserem Rüden etwas leichter geworden. Wenn sie ihn auffällig meidet und riesen Umwege um sein Körbchen macht, dann wissen wir ganz genau, dass heute nicht gut mit ihm Kirschen essen ist und wir ihn besser in Ruhe lassen.


    Würde ich nicht mitten im Studium stecken, wäre hier auch schon ein Zweithund eingezogen...!

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    Deine Beschreibung passt 100%ig zu unserem Aiko. Ich weiß nicht, wie es ausgehen würde, wenn man nicht sofort aufhört zu streicheln, aber ich denke er würde richtig zupacken. Wie verhält sich Leo denn, wenn ihr ihn in diesem Moment in Ruhe lasst? Aiko ist nicht in der Lage sich "selbstständig" wegzubewegen. Er ist dann so ein seinem Film gefangen, dass er nicht weiß, was er tun kann. Wenn wir ihn mit ruhiger Stimme wegschicken knurrt er vor sich hin und verzieht sich wie ein geprügelter Hund in sein Körbchen. Ich würde ihn so gerne einfach mal streicheln ohne ständig auf seine Mimik achten zu müssen. :( :


    Hat das denn wirklich was mit depriviertem Verhalten zu tun? :???:


    Mein Hund hat das in den ersten Monaten auch gemacht, dass er zum Streicheln ankam und dann über einfaches Knurren bis zum Zuschnappen (2x blaues Auge) alles gezeigt hat. Von jetzt auf gleich, lediglich die Pupille veränderte sich. Das war irgendwie echt gruselig, vor allem dieses plötzliche Umschwenken.


    Jetzt, nach ca 9 Monaten bei mir hat sich das geändert, indem ich ihn nicht mehr gestreichelt habe, wenn er ankam. Nur, wenn ich ihn zu mir gerufen habe und dann einmal kurz und dann ihn wieder weggeschickt.
    Er wirkt auf mich im Übrigen auch so, dass er nicht zurückweichen "kann" (viel eher will?) und es abends bei uns heftigere Reaktionen gab, als tagsüber. Das haben wir dann versucht zu üben, er trug einen MK und ich hab ihn gestreichelt und sobald es ihm unangenehm wurde, habe ich ihn weggeschickt und ein Leckerlie flog. Das hat er allerdings auch gut angenommen und nach ein paar Wochen hatten wir es zumindest abends geschafft, dass er von sich aus weg ging und seine Ruhe brauchte. Er hat dann zwar irgendwann geahnt, was kommt, wenn ich dann abends auf ihn zuging, allerdings ist er von sich aus weggewichen und ich habe in in Ruhe gelassen. Vielleicht ist das zu vermenschlicht gedacht, aber so habe ich mir gedacht, dass er lernt, dass Weggehen auch etwas nützt. Er war dann abends wirklich einige Monate "abweisend", aber nun genießt er Nähe sehr und kuschelt viel. Das sollte jetzt keine Trainingsanleitung sein, aber uns hat das geholfen.

  • Hat es durchaus. Er hat ja, je nach Art der Deprivation nie gelernt, menschliche Körpersprache richtig zu lesen.
    Aber auch andere Lebenserfahrungen können durchaus dazu führen (Alkoholiker-Hunde machen das auch mal ganz gern... oder Hunde, die immer zum Körperkontakt gezwungen wurden).


    Diese Maulkorb-Sache und den Hund soweit zu bringen, dass er schon fast drüber ist, davon halte ich rein gar nichts...
    Alternativen beibringen hingegen für ganz wichtig.

  • Wer hat denn etwas vom drüber-bringen geschrieben? Ich habe ihn lediglich gestreichelt und auf den Punkt gewartet, wo ich das Gefühl hatte, jeden Moment könnte sich sein Blick ändern. Diesen Moment wollte ich ja herauszögern, damit er nicht direkt so heftig reagiert, sondern dass er nach und nach länger das Verhalten zeigt, in dem er ansprechbar ist und gleichzeitig lernt, dass er seine Ruhe bekommt, wenn er weggeht.


    Uns beiden hat das sehr geholfen, jetzt gerade liegt der Loki übrigens auf dem Rücken zu meinen Füßen. ;)

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