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Okay, alles klar.
Es ist halt so, Mac hat vor uns 1 1/2 Monate in einer Pflegestelle gelebt. Dort lag er beispielsweise schon mit ihnen auf der Couch, bei uns liegt er eigentlich nur unterm Tisch, aber auch hier merkt man Verbesserungen, z.B. dass er in der Nacht schon in seinem Körbchen schläft und mich ab und an sucht, mich begrüßt wenn ich nachhause komm. Das war am Anfang halt nicht, deswegen bin ich guter Dinge! -
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unser hund hat die ersten monate auch nicht mit uns gekuschelt, das ist sehr langsam passiert. heute will sie förmlich auf einem drauf liegen.
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Die Symptome zu erkennen ist ja oft das Problem...
Aber: Das Gehirn braucht zwingend Außenreize um die nötigen Strukturen anzulegen in dieser Zeit.
Der Hintergrund ist eigentlich simpel und logisch: Das Gehirn bildet sich erst durch die Außenreize aus, weil dadurch auch gewährleistet ist, dass es sich der Umwelt, in der das Individuum lebt, angepasst ausbildet - also passend auf das Lebensumfeld.
Dabei ist nicht mit eingeplant, dass das Tier evtl. sein Lebensumfeld komplett wechselt.
Daher ist es ratsam Welpen da an alles mögliche zu gewöhnen, damit sie flexibel sind.
Heißt im Umkehrschluss, dass z.B. ein Straßenhund auf der Straße (=das Umfeld, auf das sich das Gehirn angepasst hat) dort völlig stressfrei und "verhaltensunauffällig" leben kann, während er hier in der Mietswohnung gar nicht klarkommt.
Die Übergänge sind halt fließend. Ein "vollständig" deprivierter Hund ist einer, der in gar keinem Umfeld stressfrei leben kann. Dann gibt es eben noch alle Schattierungen...
Das finde ich eine sehr gute Erklärung!
Möchte dazu gern eine Frage stellen, die sich vielleicht jetzt so anhört, als hätte ich die Erklärung doch nicht verstanden...
Ok, das Gehirn bildet sich mit Außenreizen aus, hab ich verstanden.
Aber ich denke, egal wo der Hund jetzt herkommt, Tierschutz, Züchter oder Ups-Wurf, wer hat denn da wirklich Zeit, einen Hund auf möglichst viele Aussenreize zu "trainieren"?
Spielt hier nicht auch das Wesen, die Gene oder evtl. auch die rassespezifischen Eigenschaften eine Rolle wie sich ein Hund entwickelt oder entwickeln kann?
Denn, wenn ich mal davon ausgehe, dass vielleicht nur jeder 5te Hund in den Genuss kommt auf möglichst viele Aussenreize trainiert zu werden müssten doch viel mehr Hunde einen Deprivationsschaden haben, oder?
Aber es gibt ja genug "Landeier", die trotzdem mit in die Stadt kommen und damit kein Problem haben oder die reizarm aufgewachsenen Hunde in irgendeinem überfüllten Tierheim im Ausland, die manchmal (natürlich nicht alle!) ein Zuhause finden und sehr schnell Anschluß im "normalen" Leben finden oder noch besser, ankommen und da sind, als wären sie nie wo anders gewesen.
Wie erklärt sich das in Bezug auf Deprivationsschaden?
Viele Grüße,
Andrea -
Ja das finde ich eine gute Frage Andrea. In unserer spanischen Auffangstation werden immer wieder tragende Hündinnen abgegeben. Die Welpen werden unter den gleichen Bedingungen geboren und wachsen gleich auf, trotzdem gibt es da die ängstlichen oder die mutigen, diejeniegen die dann mit 4 Monaten in D ankommen und rufen juchuuuuu, die anderen die panisch reagieren. Meist bezieht das sich auf alle Hunde eines Wurfes, entweder sind alle ängstlich oder entwickeln sich alle normal.
Wie sieht es mit der genetischen Disposition aus ? Die Mutter meiner aktuellen Pflegehündin ist eine Panikhündin, die Welpen wurden so aufgezogen das sie positive Menschenkontakte hatten und trotzdem sind alle panisch.... auch jetzt noch mit einem Jahr, dabei wurde alles getan um genau das zu vermeiden.
Meine Rüde war wohl ein recht fröhlicher Welpe, bis er ab seinem 5. Lebensmonat in eine Hundegruppe in der Pampa verfrachtet wurde, keine Menschenkontakte, außer eine Dame. Die Hunde waren Junghunde, trotzdem zog er sich mit jedem Tag mehr vom Menschen zurück und war mit 10 Monaten, als er zu mir kam, voller Panik. Warum nur er und die anderen nicht ?
Wo ist nun die Grenze zur Deprivation ? Was ist der unterschied zwischen Scheu und Angst ? Ich finde das recht schwierig zu unterscheiden.
Liebe Grüße Jana
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das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. fehlende reize führen dazu dass sich weniger verbindungen im gehirn bilden. das hat mit genetik nicht viel zu tun. genetische disposition bestimmt zb. ob der hund eher zu aggressiven verhaltensformen greift bei angst, ob ein hund eher furchtsam (generell ängstlich) oder eher "mutig" ist. verhalten ist aber nie nur genetisch oder erlernt. ein deprivationsgestörter hund kann ja auch eher flüchten, oder eher aggressives verhalten zeigen.
Wo ist nun die Grenze zur Deprivation ?
deprivationssyndrome entstehen nur in den ersten 4 lebensmonaten, sie ist physisch.
ein hund kann sehr wohl wunderbar aufwachsen, danach traumatische situationen erleiden. ich kenne fälle da wurden zuchthunde, total perfekt aufgezogen, später beim halter monatelang auf einem balkon gehalten. nur die gute aufzucht hat diese hunde nicht davor geschützt schwere verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. bei strassenhunden ist es oft so dass diese als welpen kontakt zu den menschen haben. später werden sie verstossen, eingefangen und finden sich in schrecklichen hundelager wieder. diese hunde sind auch extrem verhaltensauffällig. deprivation oder nicht hat nichts mit der schwere der verhalten zu tun.
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Meist bezieht das sich auf alle Hunde eines Wurfes, entweder sind alle ängstlich oder entwickeln sich alle normal.
Wie sieht es mit der genetischen Disposition aus ? Die Mutter meiner aktuellen Pflegehündin ist eine Panikhündin, die Welpen wurden so aufgezogen das sie positive Menschenkontakte hatten und trotzdem sind alle panisch.... auch jetzt noch mit einem Jahr, dabei wurde alles getan um genau das zu vermeiden.
Das ist ja nicht nur Genetik sondern auch schon zu äußeren Einflüssen zu zählen, wenn die tragende Mutter unter Stress steht. Da geht es schon im Mutterleib los mit der Prägung der Welpen auf eine beängstigende Umwelt. (Zumindest habe ich das mal irgendwo gehört ... aber bei Meerschweinchen gibts da einen Film zu...) Dann, nach der Geburt, ist ja klar, dass sie von der Mutter lernen, wie schlimm das alles ist usw.
Gene und äußere Einflüsse spielen immer beide mit. (Die Deprivation selbst jetzt mal ausgeklammert.) -
macht es denn einen Unterschied, aus welchen Gründen die Mutter ängstlich ist? Die Hündin meiner Mutter hatte nämlich Angst vor Menschen, aber wahrscheinlich erworben. Straßenhund in Rumänien halt. Sie selber ist aber in Menschenhand aufgewachsen, der ganze Wurf wurde mit samt Mutter im Alter von wenigen Tagen eingesammelt. Sie hat sich die Angst der Mutter aber offenbar nicht abgeschaut. Sie hat keinerlei Angst vor Menschen, geht auch auf fremde Menschen freundlich zu und lässt sich anfassen. Auch Tierarzt, Chip lesen oder zb einmessen beim Agi-Turnier sind gar kein Problem für sie.
Dabei hätte sie sich die Angst doch eigentlich abschauen müssen, oder?
Sorry, sind wahrscheinlich total blöde Fragen, aber ich finde das gerade total spannend hier und versuche zu verstehen, wieso meine Hündin so ist, wie sie ist. -
Nein, für mein Beispiel "äußere Einflüsse" spielt das keine Rolle sondern das wäre dann wieder eher ein Beispiel für Gene einer mutigen Mutter oder Gene eines mutigen Welpen. Wie gesagt, spielen immer beide Seiten eine Rolle. Genotyp + Umwelt = Phänotyp und so...
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Die Mutter beeinflußt die Welpen schon während der Trächtigkeit. Wenn sie starken Stress hat, aus welchen Gründen auch immer, werden die Föten quasi mit Stresshormonen geflutet und ihr Stressystem wird sehr aktiviert. Auch im künftigen Leben sind solche Welpen dann anfälliger für Stress und Angst.
Das ist dann zwar angeboren, aber nicht genetisch vererbt.
Dazu kommt natürlich später noch die Aufzuchtphase, in der die Welpen am Beispiel der Mutter lernen.
Zusammengenommen kann es dann sein, daß eine gute Aufzucht und Sozialisation durch den Menschen da auch nicht mehr so viel helfen kann, weil wesentliche Weichen schon vorher gestellt wurden.
Dagmar & Cara
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welpen gucken schon von der mutter ab, aber eben nicht alles. ein welpe macht ja auch sonst korrigierende erfahrungen. wenn die mutter ängstlich ist, dann hat das bestimmt einen einfluss auf die kleinen, aber eben nicht nur dieses abschauen, sondern auch andere faktoren spielen dann mit.
wenn ich jetzt in der lage wäre und eine ängstliche hundemutter und ihren wurf betreuen müsste, dann würde ich eben besonders darauf achten die welpen mit allem langsam vertraut zu machen.
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