Deprivationsschäden

  • Hey62

    Hansgeorg verwechselt da auch was. Es geht nicht um die verschiendenen Arten der Deprivation (Ich kann Zuwendung vorenthalten/entziehen,a uch das ist eine Deprivation), sondern das Deprivationssyndrom/die Deprivationsschäden bei Hunden verursacht durch den Reizentzug in den ersten Lebenswochen.



    Im Nachhinein kann man diese Verbindungen im Gehirn nicht mehr "formen". Die sind weg, ein Deprivationssyndrom kann man durch Erziehung und nachträgliches "Sozialisieren" nicht komplett auffangen. Der Hund wird nie "normal" sein. Das ist das Schwierige daran. Nicht unmöglich, aber definitiv schwierig


    Nun, zunächst verwechselt hansgeorg mal gar nichts.


    Worüber reden wir? Richtig! über das Deprivationssyndrom / die Deprivationsschäden.


    Jeder biologisch interssierte kennt das, was in der Verhaltensbiologie unter dem „Kaspar Hauser Versuch“ und seinen folgen dem „Kaspar Hauser Syndrom“ zu verstehen ist.


    „Kaspar Hauser Syndrom“ = „Deprivationssyndrom“ = „Deprivationsschäden“.


    Deprivation/Isolation ist daher die Grundlage für das Entstehen eines Deprivationssyndroms.


    Das wesentliche dabei ist, siehe Fett hervorgehoben Definition Kurzform:


    „Deprivation w, [von latein. de- = ent-, weg-, privare = berauben], Reizentzug.
    Zustand extremer Abschirmung gegenüber Umweltreizen.
    (Quelle: „Lexikon der Neurowissenschaft, Bd. 1, S. 319, Spektrum Akademischer Verlag, 2000“.).“


    Was sagt uns das?


    Deprivation kann jederzeit unabhängig vom Alter und der Lebensspanne stattfinden.


    Stichwort Isolationshaft, sie ist auch eine Form der Deprivation und kann zu einem Deprivationssyndrom führen.


    Daraus lässt sich sehr leicht ableiten, dass nicht nur Welpen, sondern Hunde jeden alters der Gefahr von Deprivation/Isolation und ihren Folgen, also einem Deprivationssyndrom / Deprivationsschäden ausgesetzt werden können.


    Oder salopp ausgedrückt, es ist Unsinn zu behaupten, dass nur deprivierte/isolierte Welpen bis zu einem bestimmten Alter ein Deprivationssyndrom entwickeln könnten.
    Denn Deprivation/Isolation und seine Folgen sind nicht altersabhängig, das alter nimmt dabei eine untergeordnete Rolle ein.



    Deprivationssyndrom s, vom latein.de = ent-, weg-, privare =berauben, griech. Syndromos = übereinstimmend, E deprivation syndrome, Verhaltensstörungen, die als Folge sozialen Erfahrungsentzug auftreten, z. B. Apathie, große Unruhe, Stereotypien (zwanghafte monotone Bewegungen) und Störungen im normale Sozialverhalten. …
    … Auch im späterenLeben kann sensorische oder/und soziale Deprivation zu mehr oder weniger schweren Schäden in der Persönlichkeitsentwicklung und zu psychopathologischen Syndromen führen.
    (Quelle: „Lexikon der Neurowissenschaft, Bd. 1, S. 319, Spektrum Akademischer Verlag, 2000“.).“

  • Dann wäre also ein Zwingerkoller das Pendant zum Hospitalismus, Elefanten, die an der Kette hin- und herpendeln hätten einen Deprivationsschaden?
    Was ist aber mit "webenden" Pferden? (Sie "pendeln" sozusagen in ihrer Box hin und her - teilweise ohne Rücksicht auf Verletzungen). Hier wird u. a. von genetischen Dispositionen ausgegangen.
    Ist der Unterschied zwischen Verhaltensstörung durch (isolierte+abgeschottete) Haltung und Deprivationssyndrom NICHT durch Alter incl. dessen Gehirnentwicklung bedingt?
    :???:
    Ich bin verwirrt!
    L. G.

  • Runtbunte, das hast DU auch ganz richtig verstanden :)



    @hansgeorg
    Du hast bestimmte auch aktuellere Quellen, die deine Behauptungen stützen oder sind alle Experten auf dem Gebiet nicht auf dem neusten Stand?

  • Mal ganz nebenbei: Was bringt es denn das ganze so extrem voneinander zu trennen und sich in einem Hundeforum darüber zu streiten?
    Ich hab über Isolationshaft und deren Folgen auch mal eine Doku gesehen. Und dort wurde gesagt, das Gehirnareale verkümmern und dauerhaft geschädigt werden dadurch.
    Also ist doch scheiß egal ob die Schädigung im Welpen oder Erwachsenen Alter aufgetreten ist. Hirnschaden ist doch Hirnschaden :ka: .

  • also ich lese momentan viele bücher über verhaltensbiologie über hunde, und wenn da der begriff deprivationssyndrom genannt wird, dann sind damit schäden aufgrund von reizentzug in den ersten 4 monaten gemeint.


    dr. sabine scholl fasst es in einem internetbeitrag zusammen:


    "Deprivation ist per Definition eine entwicklungsbedingte Störung mit Reizmangel während der 3. bis 12. Woche. Späterer Reizmangel bei einem gut aufgezogenen Hund führt eher zu Stereotypien oder anderen Verhaltensproblemen."



    und nun noch etwas in eigener sache was mich unglaublich freut, seit 4 tagen bekommt unser hund (aufgrund der aufzucht im tierheim immer als deprivationsgestört bezeichnet) nun die medikamente gegen die sdu, und sein verhalten verändert sich frappant zum besseren. als erstes ist uns aufgefallen dass sie die "übersprungshandlungskette" (kratzen, poporutschen, knochenkauen, gestresst spielen) vor dem rausgehen nicht mehr zeigt, draussen scannt sie nicht mehr alle 5 sekunden die umgebung, sondern ist aufmerksam mir gegenüber, sie reagiert sogar auf mich wenn ich kommandos sage wenn sie einen hund oder menschen sieht, das war letzte woche noch absolut unvorstellbar. der hund ist viel fröhlicher und aktiver, nicht mehr faul und gestresst.


    also selbst bei hunden welche aufgrund ihrer geschichte als hunde mit deprivationssyndrom gelten ist es immer ratsam körperliche und endokrinologische ursachen für verhalten abzuklären.

  • Mal ganz nebenbei: Was bringt es denn das ganze so extrem voneinander zu trennen und sich in einem Hundeforum darüber zu streiten?
    Ich hab über Isolationshaft und deren Folgen auch mal eine Doku gesehen. Und dort wurde gesagt, das Gehirnareale verkümmern und dauerhaft geschädigt werden dadurch.
    Also ist doch scheiß egal ob die Schädigung im Welpen oder Erwachsenen Alter aufgetreten ist. Hirnschaden ist doch Hirnschaden :ka: .

    Nein, weil es nicht um die gleichen Schäden geht!
    Es werden beim Deprivationssyndrom keine "Gehirnareale" geschädigt. Es werden bestimmte Verknüpfungen gar nicht erst hergestellt, was lebenslang bestimmte Dinge erschwert.
    Wenn Gehirn"areale" verkümmern, hat man einen anderen Schaden, der sich anders auswirken kann.


    Ja, da muss man unterscheiden.

  • Hey62

    Runtbunte, das hast DU auch ganz richtig verstanden :)



    @hansgeorg
    Du hast bestimmte auch aktuellere Quellen, die deine Behauptungen stützen oder sind alle Experten auf dem Gebiet nicht auf dem neusten Stand?

    Nun, aktuell neuster Stand? Lassen wir die Experten auf dem Gebiet mal ran!



    Zitat:


    Deprivationssyndrom
    von Miriam am Nov 3, 2012


    (Tierarztpraxis und Verhaltenstherapie) Maria Hense


    Heute war ich bei einem Seminar von Maria Hense über das Deprivationssyndrom bei Hunden. Ein Deprivationssyndrom entsteht wenn Hundewelpen zu reiz arm aufwachsen und zu wenig kennenlernen. Deprivationsschäden können im Laufe des ganzen Hundelebens auftreten wenn der Hund über längere Zeit zu reiz arm gehalten wird.


    Ein Fall aus der Praxis "Michi"

  • Jetzt wär mir der Experte in Person von Maria Hense, ohne 3 weitergetragene Ecken, ja lieber gewesen.


    Hansgeorg, ich versteh Dein Zitat anders. Für mich versteht sich das so, dass die reizarmen Wochen sehr wohl in der (schon zigfach genannten) Welpenzeit stattfinden müssen. Die Deprivationsschäden können (beim gleichen Hund) dann im Laufe des gesamten Hundelebens auftreten.


    Aber ich find die Diskussion müssig. Wenn diese Runde geklärt ist, kommt in 3 Thread-Seiten wieder einer um die Ecke und es geht von vorne los. Erinnert mich immerhin an Eddies Verhalten... hat auch was ;)

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