Deprivationsschäden

    • Neu

    Hi


    hast du hier Deprivationsschäden* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Hey

      Die Überlegung ging halt da hin, da sie scheinbar in den ersten Lebenswochen nicht gelernt hat sich Menschen vernünftig gegenüber zu verhalten. Sie ist ängstlich, geht aber nach vorne. Sie hatte damals bei Hundebegegnungen keine beschwichtigenden Signale gezeigt, sondern sofort Drohgebärde mit Unsicherheit.
      Sollte die Aggression stressbedingt sein, stelle ich mir die Frage, warum und weshalb? Daher Deprivationsschaden, dass irgend etwas bei ihr gekippt ist. Rückschläge hatte ich schon viele mit ihr, aber eigentlich nur in Bezug auf Hunde.


      Aggression ist keine Wesenszug (was immer das sein sollte) denn „das Wesen“ ein schwammiger Begriff, gibt es so nicht. Allerdings Charakter oder Persönlichkeit, wenn du das meintest schon.


      Aggression ist eine Motivation die ganz unterschiedliche Ursachen haben kann.


      Aggression wird auch nicht durch Stress ausgelöst, da Stress eine ungerichtete Reaktion auf gutes (Freude/Glück) wie auf schlechtes (Furcht/Angst/Wut) sein kann.


      Aggression wird vom Individuum (intrinsisch/extrinsisch, bewusst/unbewusst) bewertet.


      Basiert sie auf Furcht/Angst kann der Stress zu einer unkontrollierbaren Reaktion und somit zu Handlungen führen, da auch das Gehirn in seinen Funktionen Denken/Abwegen blockiert werden kann, die so nicht vorhersehbar sind.


      Nicht alles was wir nicht so ohne weiteres am Hundeverhalten verstehen können, hat mit Deprivation zu tun, aber manchmal/öfter mit der Sozialisation des Hundes, die auch die Entwicklung (z. B. Gehirn) des Hundes mehr oder weniger massiv einschränken, oder sogar irreversible Schäden nach sich ziehen kann.

    • Bereit sein, Dinge anzunehmen, die man einfach nicht ändern kann, die aber einfach jeden Tag aufs Neue an den Nerven zerren.

      Ok...da ich Idealist bin, fällt mir das tendenziell zugegebenermaßen schwer!
      Ich könnte mir also schon vorstellen, dass Rückschritte/Stagnationen mich an mir zweifeln lassen würden.
      Andererseits glaube ich aber auch nicht, dass man mit selbstverliebter ich-rocke-das-in-jedem-Fall Attitüde
      an ein solch schwieriges Thema herangehen sollte, das birgt sicherlich ebensoviel Konfliktpotenzial.

      Vieles braucht eine Menge der Fähigkeit, Dinge, die man nicht (mehr) ändern kann hin zu nehmen und das beste draus zu machen.


      Wenn Du dazu in der Lage bist: versuche es


      Wenn es Dir schwer fällt, Dinge, die Dir am Herzen liegen auch mal als unerreichbar zu akzeptieren: lass es, denn dann machst Du Dich und den Hund nur unglücklich!

      Es ist absolut gar nichts entschieden und WENN sowieso erst in einigen Monaten spruchreif.


      "Das beste draus machen" kann ich ganz gut! :D


      ....wie gesagt, ich wollte mir hier nur Einschätzungen, so vage sie auch sein mögen, einholen (danke dafür! :smile: ) . Klar kann niemand definitiv sagen, wie die Hündin sich entwickelt.

    • @Susi87 : also Mara war als Welpe schon etwas anders, durch Ina war aber definitiv mehr möglich und vieles nicht ganz so ausgeprägt. Schon belastend, aber eben im Alltag machbar.
      Nach Inas Tod ging im Prinzip gar nix mehr. Mara konnte nicht mehr gut im Auto mitfahren, hatte massiven Stress, Panikattacken, Schreikrämpfe. Jeder Spaziergang, egal ob sie die Strecke kannte oder nicht, war für Mara Horror.
      Sie konnte zwischenzeitlich nicht mehr alleine bleiben, auch nicht mit den anderen Hunden.
      Täglich grüßt das Murmeltier, jeden Tag im Prinzip bei Null anfangen....
      Wie ich bzw. wir gearbeitet haben? Genau so, jeden Tag bei null anfangen, jeden Tag die Welt neu erklären, jeden Tag die einzelnen Situationen so behandeln, als ob es komplettes Neuland wäre.
      Z&B in miniminimini-Schritten, Situationen immer und immer wieder aushalten lassen (in kleinsten Dosen), in denen klar war, dass sie noch was mitbekommt, aber den Weg aus ihrer eigenen kleinen Welt nicht findet, andere Situationen komplett vermeiden, wo klar war/ist, dass Mara da auf einem Niveau ist, wo sie gar nichts mehr mitbekommt. Situationen immer und immer wieder aus der Entfernung angucken lassen. Über die Jahre Verhaltensweisen aufbauen und zumindest versuchen, zu etablieren.
      Ein Schlüssel bei ihr ist zB sich auf dem Boden schubbern.
      Sie nutzt es in manchen Situationen schon von selbst als Ventil, legt sich hin, robbt und schubbert sich, kommt dadurch von alleine wieder raus, aus ihrer Welt.
      Im Prinzip ist es viel, viel Management und jeden Tag neu entscheiden, was geht und was eben nicht.



      @lilactime: wenn es nur die Zweifel wären... ;) Ich meine es wirklich ernst, es kann - je nach Hund - eine dauerhafte Belastung deiner Nerven sein.
      Ist in deiner Seel alles tutti, bist du ausgeglichen, kannst du es uU abfangen. Aber es geht mir darum, was es mit dir machen kann, wenn es dir eben selbst nicht gut geht. Und du hast mit Carla durch ihre Erkrankung einen Hund, wo es immer wieder an deine Nerven geht. Stell dir einfach dein Nervenkostüm in den anstrengenden Phasen wie MRT etc vor und das uU als Dauerbelastung.


      Geh nicht von Verbesserungen aus, gehe vom Worstcase aus. Halte dir deine Verzweiflung zwischenzeitlich mit Carla vor Augen und beantworte dir ehrlich, ob du das in zweifacher Ausführung, in doppelter Belastungsstärke uU über Jahre dir und deinem Umfeld zumuten kannst. Überlege dir, was das uU für Carla bedeutet, wenn du durch den zweiten Hund so emotional gefordert wirst...

    • Zusätzlich zu dem was Julia schreibt, braucht man außerdem noch ein dickes Fell anderen Menschen gegenüber. Denn Fortschritte gibt es oft nur minimal oder eben gar nicht. Und die Menschen sind da nicht immer verständnisvoll, die meisten verstehen so einen Hund ja nicht mal. Am Schlimmsten sind da oft selbsternannte Hundeexperten (langjährige Hundehalter und Co), die natürlich alles anders und vor allem besser machen würden. Sie halten den zugehörigen Menschen für unfähig bis tierquälerisch und halten damit auch nicht unbedingt hinter den Berg.

    • Vorweg: ich liebe diesen Hund.


      :herzen1: Sie ist zauberhaft, der höflichste Hund, den ich je kennen gelernt habe, ein kleiner Sonnenschein...


      Aber: es ist nicht toll, nicht erstrebenswert mit einem Hund mit einem solchen Dachschaden zu leben.


      @mittendrin schrieb es ja... Dickes Fell... Joa, sehr dickes Fell.
      Nicht nur irgendwelche Fremden, die meinen, sich einmischen zu müssen, wenn Hund mitten im Wald alles, wirklich alles vergisst, ne Panikattacke bekommt und schreit, als ob sie abgestochen wird. Nicht mehr weiß, wer sie ist, wo sie ist, wie sie dahin kam und wer wir sind....
      Nein, darüber hinaus Freunde und Angehörige... Wie viel Verständnis bleibt wohl, wenn man über Jahre nicht mehr hin kann? Hochzeiten absagen muss? In deinem Fall @lilactime , zB nie wieder ein paar Tage bei deinem Vater verbringen können, weil Hund es einfach nicht packt?
      Ja, Menschen haben meistens Verständnis dafür, wenn der Hund beim HH erkrankt, so dass ein soziales Leben kaum noch möglich ist.
      Ganz anders sieht es aber wiederum aus, wenn der Halter sich bewusst einen Hund aussucht, der ihn vom sozialen Leben abschneidet.
      Was, wenn dann auch noch Besuch in der eigenen Wohnung zum Ding der Unmöglichkeit wird, weil der Hund in ein Panikverhalten fällt, inklusive Analdrüsen entleeren, einkoten etc?
      Ja, das ist Worstcase, weiß ich |) , aber so unwahrscheinlich ist der nunmal leider nicht. :ugly:


      Mein Alltag....
      Von der "wuuuuaaaaa, wer bist du, wo kommst du her? Ich kenn dich nicht! Was machst du hier?!" alltäglichen Konfrontation mit dem Erbsenhirn, wenn einer von uns nach Hause kommt...
      Über:
      "Boah, ich hab ja vier Pfoten! Wo kommen die her?!" - sich auf den Boden setzendes Erbsenhirn und die Pfoten erst einmal genau untersuchen müssen, während Mensch dann erst mal da steht und waaaaartet...


      Sich unter der Küchenzeile "einsperren", in dem man vor sich auf den Boden kotzt und dann erst mal für ne Weile in Schockstarre verharrt...


      Alles, wirklich alles mit Maul und Nase erkunden müssen immer mit "oooh, kann ich das haben? Bitte!" und wenn es das Sägeblatt der Kreissäge ist... Ständig aufpassen, dass sich der Hund nicht selbst umbringt...


      Jeden Tag zig Mal vergessen, dass man ja eigentlich total dringend muss... Bis es dann einem fünf Minuten später wieder einfällt.


      Schreikrämpfe. Drinnen. Draußen... Weil... Keine Ahnung, Wohnzimmerlampe um 10 cm verrückt ist, eine hyperaktive Weinbergschnecke den Weg kreuzt, ein Müllsack am Wegesrand liegt, ein Auto durch den Wald fährt, man an einer roten Ampel halten muss, weil man mit dem Auto einparkt, weil komisches Lied im Radio läuft, weil man (du) aus dem Bad kommst, weil man (du) nachts aufstehst, weil plötzlich nen Hund in der Backofenscheibe steht und der ganz sicher noch niiiiieeeeee da war....


      Plötzliches sich Einpinkeln, wenn man sie anleint. Kommt und geht... Mal ist es kein Problem, angeleint zu werden, mal stirbt man dabei.
      Wieder lospinkeln, sobald das Auto hält. Dann wieder ist es völlig in Ordnung, man kann wieder ruhig im Auto fahren...


      In der Wohnung unter sich auf die Decke pinkeln, weil Erbsenhirn wieder meldet "nicht bewegen, unsichtbare Feinde lauern am Deckenrand", um dann 10 Minuten später eh schon wieder alles vergessen zu haben...


      Notfallbetreuung.... Erst mal jemanden finden, der gewillt und bereit ist, so ein Erbsenhirn länger als ein paar Stunden bei sich unterzubringen und vor allem mit einem solchen Hund umgehen kann!!! Ich habe vier!!! Jahre nach so einer Person gesucht, bis ich sie gefunden habe.


      Urlaub? Öhm, wenn du Nerven aus Stahl hast... Klar, geht. Kann man machen.. Aber Erholung sieht anders aus...


      :ugly:


      Das ist nur!! ein Auszug!!! aus einem Leben mit nem Erbsenhirn. Nein, es ist nicht erstrebenswert.
      Ich habe mit Mara das unwahrscheinliche Glück, dass sie vieles, sehr vieles durch ihre unbeschreiblich nette, charmante Art erleichtert bzw. ertragbar macht.


      Hinzu kommt, das unbeschreibliche Glück, dass die Swiffer sie entweder haben aufwachsen sehen oder mit ihr aufgewachsen sind und von daher ab Tag 1 den Umgang mit ihr gewöhnt sind.
      Was DAS! ausmacht, seh ich leider auch bei Hunden, die es nicht gewöhnt sind. Und ja, das sorgt dann für extremen Stress für alle Beteiligten. :verzweifelt:

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!