Deprivationsschäden

  • mit welcher medikation werden die besten resultate erziehlt? ich würde mal auf serotoninwiederaufnahmehemmer tippen, bin aber kein tierarzt und kenne mich da nicht aus.


    und wie wirkt es sich auf den umgang aus? wenn ich eine überforderung bei einem hund feststelle, dann sorge ich für eine reizarmere umgebung, egal aus welchen gründen der hund so reagiert. oder seh ich da etwas falsch?

    • Neu

    Hi


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    • Das wäre dann wirklich schade, wenn man die Erkenntnis einfach nicht nutzt, um dann richtig mit dem Hund umzugehen und mit ihm zu üben. Alleine schon, um die Lebensqualität des Hundes zu verbessern. Ich finde, das Wissen sollte helfen, mit manchen Situationen besser fertig zu werden, weil man einfach weiß, woran es liegt, dass der Hund gerade dicht macht und nicht so toll mitmacht wie Nachbars Lumpi.


      Die eine Frage wurde schonmal hier beantwortet..und nein, ich bin kein Experte für Hunde mit Deprivationssyndrom, daher werde ich mich hüten hier konkrete Handlungsempfehlungen auszusprechen..


      Habe aber schon mehrmals miterlebt, welche großartigen Fortschritte Hunde machen können, wenn einfach passgenaue Hinweise erfolgen (auch wenn die Tierchen vorher bei nett arbeitenden Trainern waren..)


      Genauso sieht es aus mit der Medikation. Ich bin kein Tierarzt und somit auch kein Tierzarzt mit Zusatz Verhaltenstherapie. Die sind in diesem Fall die entsprechende Anlaufstelle.


      Sprich, ich bin ein großer Advokat solche Fälle Leute bearbeiten zu lassen, "die sich damit auskennen".

    • Oder hier...


      Ich versteh echt nicht, wie man den Benefit von spezifischen Erfahrungswerten so kleinreden kann :ka:

    • ich bin weder tierarzt noch verhaltensberater, kann also hier nur als "halter" von unserem hund sprechen.


      unser hund hat seine ersten 4 monate im tierheim verbracht, war extrem ängstlich, schlechte impulskontrolle, ganz grosse mühe wenn verschiedene reize auf einmal auf den hund eingewirkt haben. zb. bei menschen hatten wir anfangs eine distanz von ca. 50 metern einhalten müssen, sonst hat der hund total "im roten" gedreht.


      unsere verhaltenstierärztin hat also 15mg fluoxetin auf 6kg hund angeordnet. ich möchte etwas zu verhaltenstierärzten sagen: man würde denken, diese schauen sich den hund im alltag an, denn verhalten sollte dort beobachtet werden wo es auftritt. falsch gedacht: kurz den hund 10 minuten im sprechzimmer beobachtet, kurz zugehört, danach medikament verschrieben).


      nun war unser hund also schön dumpf, hat weniger schnell reagiert, auch die distanzen haben sich teils verkleinert.


      nach rund 1.5 jahren kam der wunsch von uns haltern, das medi auszuschleichen. ok, wurde gemacht. endlich hatten wir einen hund, so viele verhalten wurden vorher nicht gezeigt. und siehe da: der hund fing plötzlich an sehr positiv auf das training anzusprechen. wir haben dann in punkto leinenaggression in etwa 3 wochen geschafft was wir vorher in 2 jahre training nicht fertig gebracht haben.


      ob nun mein hund ein deprivationssyndrom hat oder nicht kann ich nicht beurteilen, und sicher kann dies auch die verhaltenstierärztin nach 10 minuten beobachten im sprechzimmer nicht. wir müssten also zu einem experten gehen.

    • Natürlich kommt das häufig vor...Hinterhofwelpen, Welpen von Großhändlern, die sie auf Märkten verschachern, Welpen/Hunde aus dem In- und Auslands Tierschutz, die superschlechte Aufzuchtsbedingungen hinter sich haben usw.

      Oder Welpen, die bei Menschen landen, nach einer guten Aufzucht und es total vergeigen!!
      Speedy kann extrem schlecht mit Veränderungen umgehen, jedes abweichen von der Normalität stürzt ihn in ein Chaos.
      Das können banale Dinge sein:

      • Ich bringe vor dem eigentlichen Futter schon Kausachen mit nach unten
      • Lissi liegt auf seinem Platz in der Rundung des Ecksofas und er findet seinen Platz nicht
      • Er lernt extrem langsam
      • Er hat ein Guppi Gedächtnis

      Es gibt ganz viele kleine Dinge, die mir zeigen, das der Dicke total beschissen aufgewachsen ist.
      Ob bei den Züchtern was schief lief, weiss ich nicht!!
      Aber durch Äußerungen der ersten Halterin und durch das Verhalten, was Speedy dort und bei uns gezeigt hat, weiss ich, dass er kaum was gelernt hat in der Prägephase!!
      Eigentlich nur, wie man ein Spielzeug-Junkie wird und das andere Hund alle BÔSE sind!!
      Nach über 2 Jahren kann ich sagen, er hat noch immer extreme Defizite und ist nicht so belastbar, wie richtig aufgewachsene Welpen, aber er macht Fortschritte und darüber freue ich mich riesig, weil der Dicke immer mehr kennenlernen darf und auch mit anderen Hunden immer entspannter wird!!
      Es wird noch lange dauern, bis er Spaziergänge mit mehr als 1,5 Stunden kopfmäßig verkraften kann und dann keine Übersprungshandlungen zeigt!!
      Aber Mitleid hilft uns nicht und deshalb arbeiten wir weiter dran =)

    • Es tut mir Leid, dass ihr so eine Flachzange erwischt habt. Die gibt es unter den Tierärzten, genauso wie es unfähige Hundetrainer gibt. Normalverteilung halt, und natürlich besonders schlimm, wenn es den eigenen Hund dann trifft.


      Deswegen würde ich aber nicht zu einem derartigen Rundumschlag bezüglich von Tierärzten mit dem Zusatz Verhaltenstherapie ausholen. Es gibt da durchaus Exemplare, die wesentlich mehr als 10 Minunten für eine Anamnese brauchen.


      Übrigens, in den mir bekannten Fällen wurden niemals SSRIs wie Fluoxetin bei vermuteten Deprivationsproblematiken verschrieben.


      Im Gegenzug kann ich dir von Hunden berichten, die über Monate hinweg trotz intensivem Training die Wohnung nicht verlassen konnten und dies innerhalb eines überschaubaren Zeitraums mittels schnell wieder ausgeschlichenenen Medis erarbeiten konnten.


      Und für die Hundehalter, die teilweise am Ende ihrer Nerven und Kräfte mit "so einem" Hund sind, kann eine entsprechende Diagnose und die Zusammenarbeit mit in diesen Bereichen spezialisierten Leuten ein absoluter Segen sein.


      Schade, dass es da in der Schweiz zu hapern scheint

    • ja, wir waren auch noch bei einer anderen verhaltenstierärztin, die hat einen wesentlich kompetenteren eindruck gemacht. nur leider ein wenig weit weg von unserem wohnort.

    • Habe diesen Thread erst jetzt entdeckt, und habe da nun auch gleich eine Frage, da ich hier auch ein Exemplar sitzen habe, wo wir in gewissen Dingen einfach nicht weiter kommen. Eigentlich ist er ein emotionales Frak.
      Von Medikation wurde jedoch seitens div Hundetrainer abgelehnt. Bin auch kein wirklicher Freund davon, aber wenn es was geben sollte,,was es dem Hund erleichtert mit div Umweltreizen besser umzugehen, bei dann ausschleichen des Medis und natürlich weiterer Arbeit am Problem, es sich bessern könnte, wäre ich bereit dazu.
      Ich hatte mir auch schon Überlegt ins Spital nach Zürich zu fahren mit ihm, ihn evtl da mal auf den Kopf stellen zu lassen. :???:
      Jedoch habe ich da nicht nur gutes gehört, und bin deshalb etwas verunsichert.
      Mit ihm bin ich schon einige Schritte voran gekommen, aber an der Umweltsicherheit scheitern wir nach über 3 Jahren immer noch. Er macht gut mit, ist zunehmend etwas sicherer geworden, aber ist trotz allem dabei gestresst. Seine Reaktionen sind nach vorne gehen mit Beschädigungsabsicht, mal mehr, mal weniger. Seine Schreckhaftigkeit hat sich auch etwas gebessert, aber ist immer noch vorhanden. Seine Geräuscheempfindlichkeit hat sich auch etwas gebessert, aber das schwankt.
      Gibt es evtl Empfehlungen für Verhaltenstherapeuten die wir konsultieren könnten, oder hat hier jemand Erfahrung mit dem Tierspital Zürich ? Ist ein sehr interessanter Thread, der mMn nicht einschlafen sollte. Gibt es doch leider auch zu viele solcher Hunde.
      Ich hoffe auf evtl Rat bzw Empfehlungen. :smile:

    • Hallo @Michi69,


      wir haben auch eine "sonderbare" Hündin bei der wir Deprivationsschäden vermuten. Das einzige was sie kannte, war ein rumänisches Tierheim mit über 500 Hunden. Es ist teilweise echt schwierig mit ihr, sie ist so ein Angsthase! Aber wir haben eine gute Trainerin, die auch Tiertherapeutin ist. Auf ihren Rat hin haben wir Laika "alternativmedizinisch" eingestellt. Sie bekommt Baldrian und 5-HTP (alles pflanzlich) und ich muss ehrlich sagen, ich sehe Fortschritte. Kleine, aber feine. ;) Allerdings muss ich hinzufügen, dass sie generell nicht nach vorne geht, sondern den Rückwärtsgang einlegt. Was ja aber nicht ausschlaggebend ist, denn die Ursache, die hier "bekämpft" wird, ist ja die gleiche.


      Eine Therapeutin ist bestimmt nicht verkehrt!!


      Alles Gute für euch und die Fellnase! :winken:

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