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Hi,
habe auch so ein "Exemplar" - seit April 2011. Er war wohl bei einem Jäger in der Toskana, wie Hunde dort gehalten werden, ist vielleicht bekannt?!? Außenreize fast gen Null. So verfiel er am Anfang oft in Starre, war aber zum Glück kein Angstbeißer. Mülltonnen, Häuser, bebaute Gebiete, Rolladen, Backofenscheibe, Fenster (es könnte einer durchkommen und ihn fressen; er wurde lange Zeit im Canile gemobbt), v. a. Männer, Kinder, andere Menschen ...versetzten ihn in Panik.
Silvester natürlich ein Albtraum!
Nur im Grünen fühlte er sich von Anfang an in seinem Element, ich war da eher Mittel zum Zweck. Im Haus "verzog" er sich.
Wie schön war es, als er zum ersten Mal freiwillig zu mir kam, um gestreichelt zu werden - ich hätte heulen können!
Mein vielbesagter "souveräner Ersthund" hat zu der Zeit tolle Arbeit geleistet und ihm "die Welt gezeigt". Trotz des Mobbings ist er supersozialisiert.
Heute, über drei Jahre später, ist er immer noch schüchtern, aber geht auf Menschen zu und alle, die ihn damals kannten, bemerken den unfassbaren Fortschritt.
Ich kann nur raten: Geduld (war vorher nicht gerade meine Hauptstärke) lohnt sich - auch wenn's lange dauern kann.
Fazit: Man bekommt immer den Hund, den man braucht, um sich weiter zu bilden. -
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Vielleicht noch ein Buchtipp, der mir geholfen hat:
Nicole Wilde: Der ängstliche Hund -
Ich lese hier mal mit, ob es wirklich ein Deprivationsschaden ist, den mein Lucky hat, weiß ich nicht. Allerdings ist er jetzt bald 7 und so langsam beginne ich mal einen Fortschritt zu sehen. Sehr jugendhaft verhalten tut er sich auch und er klammert sich sklavisch an Kommandos, wenn er nicht weiß, was er tun soll ist er überfordert. Selber beschäftigen geht nur schwer, er holt sich draußen dann Stöcke, Bäume, Baumstämme, Steine oder wassertropfen und regt sich ab. Manchmal auch indem er Logray angreift.
Gott sei Dank ist Lucky wirklich null aggressiv, er liebt Menschen (auch wenn die draußen ignoriert werden) und andere Hunde werden höchstens verbal angezickt, oder wenn es zu viele werden ignoriert, weil er dann quasi abschaltet. Mittlerweile kann ich ihm Kommandos geben, wenn wir mit mehreren Leuten und Hunden unterwegs sind und er kann zuhause schön entspannen.
Er fühlt sich auf offenen Wiesen unsicher und braucht am Besten schmale Gänge oder abgegrenzte Wege zum Laufen, dann kann er auch schnüffeln.
Er pinkelt meistens im Hocken, obwohl er nicht kastriert ist und ihm hilft ein Thundershirt super ebenso wie das Camling Cap (wer das nicht kennt mal googlen, ich finde das Teil super).
Aber manche Sachen werden eben nie gehen, obwohl ich jetzt auch Tabletten nehme, damit ich meine innere Unruhe nicht auf ihn übertrage, seitdem kann ich sogar mal 10 Minuten Unterordnung mit ihm machen.
Und er liebt den Zughundesport, wenn er ziehen darf ist er happy und ausgeglichen. Dasselbe bewirkt auch die Flexi, die hilft ihm auch auf offenen Wiesen immer besser, Ruhe zu behalten.
Also Freilauf und einfach ableinen ist meistens Gift für ihn, darum gibt es das nur dosiert. Oder wenn ich ihn fürs Wochenende beschäftigt haben will. Ich gehe auch nicht jeden Tag mit ihm Gassi, er braucht das auch nicht. Und manchmal auch nur ne halbe Stunde an der Flexi durch den Wald, danach ist er zwei Tage lang nur am Schlafen zuhause.
Und jetzt hat er sich die Ohren so entzündet, dass es cvhronisch ist und dadurch ist er nochmal unleidlicher und lässt das gerne am Logray aus.
Durch den weiß ich auch, dass ich den Hund nicht so verbockt habe, sondern das einfach ne Aufgabe ist, die ich mit meinem Naturell nicht bewältigen konnte. Auch heute noch kriege ich oft zuviel, dieser Hund ist einfach wahnsinnig anstrengend, vor allem weil er nichtmal anders handeln kann, selbst wenn er wollte (und er würde wollen, für mich macht er auch Handstand, wenn er denn weiß wie).Da er aber lernen kann bin ich mir nicht sicher, ob der Thread-Titel auf ihn wirklich zutrifft, aber die Beschreibung von Shivas Hündin klingt sehr ähnlich.
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Deprivationshunde können auch lernen... bei zu viel Stress fallen sie aber sehr schnell und heftig zurück und sie lernen sehr schwierig über Strafen. Die fruchten nicht auf lange Sicht.
Bei diesen Hunden - aber auch "nur" hyperaktiven, ängstlichen/aggressiven, kranken Hunden - gilt ganz besonders: Sie lernen nur gut in einem guten, entspannten Umfeld. Das trifft natürlich im Grundsatz auch auf normale Hunde zu, allerdings sind diese belastbarer, was es einfacher macht.
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Strafen fruchten nicht nur nicht auf lange Sicht - sie fruchten NIE.
Hätte ich meinen Hund nach dem ersten Mal Abhauen bestraft (Wie von einer Mitgassigeherin/Jägerin gemeint), hätte ich die Vertrauensarbeit von 1,5 Jahren zunichte gemacht.
Er hatte nur seine "Arbeit" gemacht.
Heute kann ich ihn - nur an gewissen Strecken - ableinen - lange hat's gedauert! -
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Tja, mein Hund sieht das anders. Wenn ich den shapen würde, sprich er alles machen kann ist er überfordert. Er kann am Besten damit umgehen, wenn er einen ganz klaren Handlungsrahmen hat und um den abzustecken sind eben auch lerntheoretische Strafen nötig. Das ist aber überhaupt kein Problem, er nimmt sowas eher dankbar an, weil er dann nicht selber überlegen muss, was er jetzt machen soll.
Dass im Falle von akuter Überforderung Strafe nix bringt, damit gehe ich konform, aber "nur" positiv ginge hier überhaupt nicht. (nur = so wenig Strafe wie möglich)- -
Zitat
Deprivationshunde können auch lernen... bei zu viel Stress fallen sie aber sehr schnell und heftig zurück
Das mit dem Stress ist das größte Problem. Meiner kann eigentlich (d.h. ohne Stress) sehr gut lernen. Drinnen ist er super gelehrig. Draußen ist er nur leider fast immer gestresst und dann hat man das Problem, dass er draußen nicht mehr wirklich lernen kann. Alles, was man gut in der Wohnung aufbauen konnte (z.B. Rückruf) konnte er auch auf draußen übertragen, aber vieles muss man halt draußen erarbeiten und das ist seeeeeehr schwierig.
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Hallo zusammen,
ich klinke mich hier mal ein. Ich weiß nicht, ob man bei unserem Aiko von einem Deprivationsschaden sprechen kann, oder ob dieser Hund einfach nur verkorkst ist und wir zu unfähig sind ihn zu erziehen/führen.
Den besten Start ins Leben hatte er definitiv nicht. Der Besitzer von Aikos Mutter hat erst gemerkt, dass seine Hündin trächtig ist, als der erste Welpe unterwegs war. Ich stelle einfach mal die Vermutung in den Raum, dass Aiko auch nicht ausreichend lang bei seiner Mutter geblieben ist. Da der Besitzer von Aikos Mutter ein schweres Alkoholproblem hat und sich nicht einmal ausreichend um seinen Hund kümmern kann, glaube ich auch nicht, dass die Welpen irgendetwas kennengelernt haben.
Übernommen wurde Aiko von einer Familie, weil die Kinder der Familie unbedingt einen Hund haben wollten. Laut eigener Aussage der Vorbesitzer hat man mit Aiko 1x die Hundeschule besucht; danach nie wieder, weil es so anstrengend und zeitraubend war. Lange Spaziergänge waren für ihn 20 Minuten Ausflüge. Er wurde stundenlang in den Garten gesperrt, aus dem er im Laufe der Zeit immer wieder ausgebrochen ist und stundenlang unterwegs war (wahrscheinlich unser Glück. Er hat keine "Umweltphobien" (Angst vor Mülltonnen, o.Ä.); nur lauter Straßenlärm stresst ihn sichtlich). Kommandos kannte er keine.
Draußen ist er Menschen gegenüber freundlich reserviert; die meisten anderen Hunde sind scheixxx. Lediglich einige Hunde aus der Nachbarschaft, die er von Welpenbeinen an kennt und wenige Hunde, die er später kennengelernt hat, werden toleriert. Im Haus begrüßt er Menschen freundlich, ist aber extrem gestresst und fährt auch schlecht bis gar nicht runter. Er würde sich seine Streicheleinheiten abholen, aber nach einiger Zeit durch knurren klar machen, dass es ihm zu viel wird. .
Wenn ihn etwas stresst oder verunsichert neigt er dazu nach Vorne zu gehen/drauf zuhauen. Wir beobachten permanent den Hund und unsere Handlungen, damit nichts Unvorhergesehenes geschieht. Mein Schlüsselerlebnis war, als ich in der Küche stand - Aiko lag im Wohnzimmer, gute 4 Meter entfernt - ich wollte eine Mücke an der Wand erschlagen, habe mir den Hausschuh ausgezogen und auf die Mücke gehauen. In Bruchteilen einer Sekunde kam Aiko tief grollend und mit gefletschten Zähnen auf mich zugerannt. Ich war nicht fähig zu reagieren, weil ich so überrascht war. Kurz vor mir bremste er ab und fiel regelrecht in sich zusammen. Den Rest des Abends schlich er geduckt und mit geklemmter Rute im Haus umher.
Aiko lernt sehr schlecht. Wenn er einen guten Tag hat lernt er im Haus sehr schnell und mit Freude. Hat er einen schlechten Tag ist er sofort überfordert und blockiert komplett oder äußert seinen Unmut durch Knurren. Erlerntes nach draußen zu transportieren ist fast unmöglich, weil er viel zu sehr damit beschäftigt ist seine Umgebung im Auge zu behalten. Die Größten Lernerfolge erzielen wir damit, wenn wir nichts von ihm verlangen, sondern zufälliges Verhalten bestärken. Ich habe die verschiedensten Dinge versucht um ihn auszulasten (Dummy, ZOS, Treibball, ), aber nichts davon hat "funktioniert", weil diese Sachen bewusst aufgebaut werden müssen. Das setzt ihn unter Druck und es geht nichts mehr. Schlussendlich habe ich gedacht ich versuche es mit Canicross. Versucht das Ziehen positiv zu belegen -> Hund macht dicht. Ich gehe jetzt einfach mit ihm laufen; das funktioniert gut. Er muss nicht aktiv etwas erlernen. Er läuft mit und unsere einzige Regel ist "Du hast nicht zu schnüffeln, wenn wir laufen!". Da dieses Kommando aber nebenbei (er will schnüffeln, ich sage "Weiter" und laufe einfach weiter) aufgebaut wird, macht es ihm Spaß.
Aiko hat wahnsinnige Probleme zu vertrauen. Es hat Monate gedauert, bis wir ihm Zecken entfernen konnten, ohne dass er zum knurrenden und schnappenden Nervenbündel mutierte. Jeder Tierarztbesuch ist eine Katastrophe. Noch Tage nach der Behandlung geht er uns permanent beschwichtigend aus dem Weg, wenn es ihm zu eng wird knurrt er. Wir haben Aiko jetzt seit 4 Jahren und er vertraut uns weniger als unser Mädel es nach zwei Wochen getan hat. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich vor Freude geheult hab, als Aiko sich vor etwas erschreckt und das erste Mal bei mir Schutz gesucht hat.
Es ist so frustrierend und teilweise nervtötend einen Hund zu haben, bei dem alle Bemühungen kaum fruchten. Ganz abgesehen von den altklugen Kommentaren von Bekannten und Nachbarn, die nette und normale Hunde haben "Das ist alles eine Sache der Erziehung!". Wir haben uns damit abgefunden, dass wir mit Aiko zusammen wahrscheinlich nie ein "normales" Leben führen werden. Wir gehen Kompromisse ein und akzeptieren seine Macken.
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@Nightstalcer
ich möchte mal eben anmerken, dass ich es ganz bewundernswert finde, dass du trotz der Schwierigkeiten scheinbar einen so klaren Blick für Lucky und seine Verhaltensweisen hast.
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Zitat
Hallo zusammen,
ich klinke mich hier mal ein. Ich weiß nicht, ob man bei unserem Aiko von einem Deprivationsschaden sprechen kann, oder ob dieser Hund einfach nur verkorkst ist und wir zu unfähig sind ihn zu erziehen/führen.
Es gibt ja auch noch anderes als Derprivationsschäden.
Sehr "schlechte" Verpaarungen zum Beispiel, eine Mutterhündin, die eben diese Charakterzüge aufweist.
Ihr würdet wahrscheinlich auch nicht glauben euer Hund sollte sich verpaaren, weil er so tolle Wesenszüge vererben kann und wird. Aber es gibt immer Mensdchen, die meinen JEDE Hündin sollte einmal werfen.Ich habe selbst eine äusserst schwierigen Welpen (jetzt 10 Jahre alt) und bin durch tiefe Erziehungstäler und Verzweifelungen gegangen. Und bereue vieles was ich getan habe aus Dummheit und weil Trainer es empfahlen. Meine Hündin ist vor 3 Wochen beim Hörtest gewesen, weil mir auffiehl, dass sie ETWAS!!!!schlechter hört.
Ergebnis: Seit Geburt an taub auf dem linken Ohr, jetzt zu 95 % auch rechts taub.
Ich werde NUR NOCH auf mein Bauchgefühl hören, bei jedem weiteren Hund und wenn der noch so bekloppt ist....es gibt irgendeinen Grund dafür! -
- Vor einem Moment
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