Kooikerhondje

  • Und schau mal, hier ist noch ein recht aktuelles Thema zur Rasse ;)


    • Neu

    Hi


    Schau mal hier: Kooikerhondje* Dort wird jeder fündig!


    • Hier lebt ein 5jähriger intakter Rüde. Fragen oder Austausch - sehr gern.

    • Ich hatte meinen Chap (Notabgabe über den Verein) zwar nur relativ kurz aber hab in der Zeit und auch davor viel über die (eher ungute) Rasse(entwicklung) erfahren und stand mit beiden Vereinen in engem Kontakt (KLZV und DCK).



      Hab deinen Vorstellungspost schon vor paar Tagen entdeckt, erzähl gern mehr zu deinem Rico und seinem Aggressionsverhalten wenn du möchtest. Und gerne natürlich auch ein Bild :herzen1: Schön sind sie ja außerordentlich da gibt's nix dran zu rütteln ich Schmelze jedesmal wenn ich einen sehe.


      Mein Hondje (intakt) aus 2. Hand hatte eine enorme Ressourcenaggression und generell trug er 80% des Tages Maulkorb.



      Falls nochmal ein Hondje einzieht dann nur eine Hündin von Welpenbeinen an, ich hab noch nie eine so große Diskrepanz zwischen den Geschlechtern erlebt wie bei dieser Rasse...

    • Ach wie schön, es gibt tatsächlich ein paar Austauschpartner! :smiling_face:


      Hab deinen Vorstellungspost schon vor paar Tagen entdeckt, erzähl gern mehr zu deinem Rico und seinem Aggressionsverhalten wenn du möchtest.

      Das mache ich sehr gerne, aber Achtung, wird bestimmt lang! :winking_face:


      Mein Rico ist aus meiner Sicht "eigentlich" ein ganz toller Kooiker. :smiling_face_with_hearts: Klar, Herausforderungen hatten wir auch schon, bevor er krank wurde. Insbesondere seit der Pubertät eine ziemlich starke Unverträglichkeit gegenüber Fremdhunden und einen massiven Jagdtrieb. Zu seinen "Hochzeiten" hat er sogar über den Himmel ziehende Flugzeuge verfolgt, oder vielmehr hatte ich das Gefühl, er war dabei, eine regelrechte Rennsucht zu entwickeln und suchte nur nach Gründen, loszuhetzen.... Na ja, aber ich war zum einen schon damals nicht ganz unerfahren und bin zum anderen ganz motiviert und engagiert, weshalb wir diese beiden Baustellen recht gut in den Griff bekamen. Ansonsten war Rico ein wunderbar fröhlicher, lustiger Ich-mache-alles-mit-Hund, ein wundervoller Partner sowohl fürs Agi und Longieren als auch fürs Tricktraining (das alles ist er bis heute) und ein Hund, der (mir) einfach Spaß machte. Mit fremden Menschen war er stets im ersten Moment unsicher (zögerlich oder fiddelnd), taute aber innerhalb weniger Minuten auf, wenn diese sich freundlich zeigten, und ließ sich dann auch entspannt streicheln. Aggressiv zu Menschen war er vor seiner Erkrankung niemals nie.


      Als Rico fünf Jahre alt war, lernte ich meinen heutigen Mann kennen, der Hunde auch sehr mag, aber damals noch kaum Erfahrung hatte. Auch das funktionierte zunächst völlig problemlos. Meine leisen Befürchtungen, Rico könnte vielleicht eifersüchtig sein (da er schon sehr auf mich fixiert und seine ersten fünf Lebensjahre mein Haupt-Lebensinhalt war), bestätigten sich null. Rico war nach dem Kennenlernen ganz schnell total entspannt mit meinem (damals noch) Freund und nach einiger Zeit (v. a. nachdem mein Freund gelernt hatte, wie man Hundebegegnungen managt) konnten die beiden sogar zu zweit ohne mich spazieren gehen. Einige Zeit später zogen wir zusammen, auch das machte Rico scheinbar mühelos mit. Unser Glück war perfekt. :sparkling_heart:


      Und dann kam der Abend, der alles veränderte.

      Wir hatten noch im Wohnzimmer ferngesehen, Rico war schon ins Schlafzimmer in sein Körbchen gegangen. Als wir dann ins Bett gingen, ging mein Freund zu Ricos Körbchen (Rico war wach) und streichelte ihn noch einmal. Klar, im Nachhinein kann man sagen "was für ein dummes Verhalten", aber das hatten wir vorher auch schon hundertmal so gemacht. Natürlich achteten wir immer darauf, Rico nicht aus dem Schlaf aufzuschrecken, aber wenn er wach war, drehte er sich oft sogar auf den Rücken und reckte uns das Bäuchlein zum Kraulen hin. Aus unserer Sicht also keine sonderlich heikle Situation. Aber an diesem Abend war es anders: Ich bemerkte, wie Rico plötzlich stocksteif wurde, hatte aber keine Zeit mehr "Weg von ihm!" zu sagen, denn da schoss er schon hoch und biss meinen Freund zuerst in die Nase und dann (aufgrund des Abwehrversuchs) in die Hand. :face_screaming_in_fear: Der Schock unsererseits war natürlich immens. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus; außerdem rief ich meine Eltern an (die Rico mit großgezogen und ihn immer regelmäßig gesittet haben) und bat sie, ob sie Rico erst einmal zu sich holen könnten.

      Im Krankenhaus stellte sich zum Glück heraus, dass die Verletzungen deutlich schlimmer aussahen, als sie waren. Das Wichtigste war die gründliche Wundreinigung und die Nachsorge, damit sich nichts entzündet. Es ist auch letztlich alles problemlos abgeheilt, nur eine (zum Glück recht unauffällige) Narbe auf der Nase ist bis heute geblieben.


      Nach drei Tagen hatten wir den größten Schock verdaut und mein Freund war bereit, Rico wieder nach Hause zu holen. Parallel vereinbarten wir natürlich, den Vorfall mit unserer Stamm-Hundetrainerin zu erörtern. Gesagt, getan. Aber es ging nicht gut... Bereits am ersten Abend nach Rico Rückkehr gab es die nächste gruselige Situation: Wir saßen zu zweit vor dem Fernseher, als Rico ins Zimmer marschiert kam, sich vor meinen Freund hinsetzte und ihn mit einem Blick musterte, den ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Drohfixieren, ganz eindeutig. Zum Glück konnte ich ihn aus dem Zimmer und auf seinen Platz schicken, ohne das Weiteres passierte. Die Nacht verbrachte Rico dann sicherheitshalber nicht bei uns im Schlafzimmer....

      Am nächsten Morgen der nächste Vorfall: Ich musste zur Arbeit und wollte Rico auf dem Weg bei meinen Eltern absetzen, weil es mir unter den Umständen zu heikel war, ihn mit meinem Freund alleine zu lassen. Ich stand also mit Rico (der noch nicht "angezogen" war) in unserem relativ engen Flur und mein Freund kam, um uns zu verabschieden. Er kam noch nicht mal direkt zu mir, sondern blieb im Türrahmen stehen, aber Rico wollte direkt wieder auf ihn losstürzen! :face_screaming_in_fear: Ich glaube, ich habe irgendwas mit scharfer Stimme zu ihm gesagt, was ihn gestoppt hat, und dann habe ich es irgendwie geschafft, diesem stocksteif drohenden Hund sein Geschirr anzuziehen und ihn anzuleinen. Das war natürlich ein neuer Tiefschlag für uns...


      Also zog Rico erst einmal wieder zu meinen Eltern, denn dass das Zusammenleben mit meinem Freund unter diesen für uns so unerklärlichen neuen Umständen zu gefährlich war, war uns jetzt allen klar. Ein paar Tage später hatten wir dann ein erstes Treffen mit der Hundetrainerin. Sie meinte, wir sollten ihn auf jeden Fall mal tierärztlich durchchecken lassen. Ihr Trainingsansatz bestand zum einen darin, dass mein Freund wesentlich mehr auf seine Körpersprache achten (sprich, körpersprachlich deutlich zurückhaltender, beschwichtigender auftreten) und Rico lernen sollte, in der Wohnung im Wesentlichen nur noch auf den ihm zugewiesenen Plätzen zu liegen, wo er dann auch nicht gestört werden sollte. Einerseits irgendwie schlüssig, aber andererseits kam uns die ganze Sache dennoch komisch vor. Warum sollten diese Maßnahmen jetzt auf einmal nötig sein, wo es doch vorher monatelang auch so problemlos funktioniert hatte?

      Das Trainingskonzept ging auch nicht auf, im Gegenteil, es wurde alles immer schlimmer. Ich erinnere mich an eine Situation, in der Rico nach fünf Minuten mit meinem Freund in einem (großen) Raum, wieder auf diesen losgehen wollte. Als ich ihn mittels Hausleine daran hinderte, fing er an zu schreien wie am Spieß. Richtig zu schreien. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Hund solche Geräusche machen gehört. Er beruhigte sich nur, als mein Freund den Raum verließ und ich dicht bei ihm blieb. Sobald mein Freund wieder reinkam oder ich mich entfernte, fing er wieder an zu schreien. Das war der Moment, in dem mir endgültig klar wurde, dass mein Hund an irgendetwas ganz fürchterlich litt. :crying_face: Nur an was, da hatte ich noch keine Idee...


      So, ich muss erst mal noch ein paar Haushaltsdinge erledigen; später kommt dann Teil 2.


      Liebe Grüße

      Amica

    • So, weiter geht's.


      Der Check beim Haustierarzt ergab erst mal nichts. Blutwerte schienen alle okay, keine Schmerzempfindlichkeiten im Bewegungsapparat festzustellen, Zähne schienen okay (Rico hatte erst zwei Monate zuvor eine Zahnsanierung gehabt)... Mein Haustierarzt setzte sich dann nachträglich noch mal hin, überlegte und recherchierte, was noch dahinterstecken könnte: Serotoninmangel, Toxoplasmose, eine seltene Erbkrankheit, deren Namen ich gerade vergessen habe, bei der das ZNS angegriffen wird... Alles getestet, alles negativ. Zum Schluss riet er mir zum MRT in der Tierklinik, weil er sich die Problematik eigentlich nur noch durch einen Hirntumor erklären konnte.

      Parallel zu den Gesprächen mit dem Tierarzt kontaktierte ich einen Tierverhaltenstherapeuten. Der war allerdings ziemlich ausgebucht; gab mir aufgrund der Heftigkeit unseres Problems zwar einen Termin, allerdings erst ca. sechs Wochen später.


      In der Zwischenzeit passierten weitere Vorfälle. Zuerst ging Rico auf die Hündin meiner Eltern los, mit der er aufgewachsen und sechs Jahre lang ein Herz und eine Seele gewesen war. Verletzungen konnten zum Glück verhindert werden, da er sich wohl durch strenges Einschreiten einschüchtern ließ, aber er muss wohl ziemlich massiv aufgetreten und ihr auch hinterhergegangen sein, als sie versuchte, die Flucht zu ergreifen. :weary_face: Ein paar Tage später griff er dann meine Mama an. Auch hier ohne Verletzungen durch entschiedenes Eingreifen einer dritten Person. Aber dennoch... Es wurde immer fürchterlicher. Mein Hund griff scheinbar unberechenbar Bezugspersonen an und keiner konnte sich den Grund erklären. Alle hatten Angst vor Rico. Ich entschied, dass bis auf Weiteres außer mir niemand mehr mit ihm Umgang haben sollte, weil ich das nicht verantworten konnte. Zu mir nach Hause holen ging wegen meines Freundes aber ja auch nicht... Also bekam Rico im Haus meiner Eltern ein Zimmer zugewiesen, wo er bleiben musste, und ich fuhr so oft und so lange ich konnte hin, um ihm Gesellschaft zu leisten und mich um ihn zu kümmern. Für jeden Spaziergang, für jedes Pipi und immer, wenn er in seinem Zimmer weinte oder bellte... Zehn Kilometer einfache Strecke. Es war der Horror.

      Zusätzlich entwickelte er draußen Panikattacken aufgrund von winzigen (z. B. das leise Brummen eines Flugzeugs am Himmel) oder sogar für mich gar nicht wahrnehmbaren Auslösern. Bald hatte ich das Gefühl, mit ihm nicht einmal mehr spazieren gehen zu können. :crying_face: Er tat mir so leid, aber ich war auch so hilflos und hatte solche Angst.


      Ein paar Tage später war der MRT-Termin. Gehirn und Rückenmark wurden komplett gescant - ohne Befund. Man bot mir an, den Hund einzuschläfern, denn er sei ja wohl richtig gefährlich und irgendetwas stimme ja gesundheitlich definitiv nicht, auch wenn es nicht diagnostizierbar sei. Aber ich war noch nicht bereit, diesen Schritt ohne Diagnose zu gehen.

      So weitergehen konnte es allerdings auch nicht. Deshalb meldete ich mich nochmals bei dem Tierverhaltenstherapeuten und fragte vorsichtig nach einem früheren Termin, da die Situation für uns und Rico nicht mehr tragbar sei. Tatsächlich rief er mich direkt am selben Tag zurück und nahm sich zwei Stunden Zeit. Neben einigen Erste-Hilfe-Tipps äußerte er die Vermutung entweder einer Zahn- oder einer Schilddrüsenproblematik. Daher verwies er mich an eine Tierärztin für Verhaltenstherapie, die zwar weit von mir entfernt ist, aber telefonische Beratung anbietet. Auch dort bekam ich zum Glück schnell einen Termin. Sie fragte auch im Wesentlichen nach den Zähnen und nach der Schilddrüse. Mein Haustierarzt hatte im Blutbild nur den T4 erfasst, der lag bei 2. Die Verhaltenstierärztin meinte, das sei zwar in der Norm, aber sie kenne diverse Hunde, die mit einem solchen Wert durchaus ernste Probleme hätten. Sie bräuchte aber ein komplettes Schilddrüsenprofil, um das wirklich zu beurteilen. Außerdem Röntgenbilder des Kiefers und einen Test auf Mittelmeerkrankheiten.

      Mein Haustierarzt war zum Glück bereit, das alles zu machen. Und tatsächlich: Auf den Röntgenbildern zeigten sich zwei gebrochene Zahnwurzeln! Das erwischte mich komplett kalt, denn zum einen hatte ich keinen Schimmer, wie/wann Rico sich diese Verletzung zugezogen haben könnte, und zum anderen hatte er nie Anzeichen für Zahnschmerzen (schlecht fressen, Kauartikel verschmähen o. Ä.) gezeigt. Natürlich wurden die betroffenen Zähne noch in derselben Narkose entfernt.

      Weniger angetan war ich zwei Tage später von dem "Schilddrüsenprofil", denn es waren nur drei Werte bestimmt worden. Ich konnte zu dem Zeitpunkt mit den Werten noch nicht so viel anfangen, aber der T4 lag nun nur noch bei 1,7.

      Der Verhaltenstierärztin reichten diese drei Werte erwartungsgemäß nicht, also noch eine Blutentnahme, diesmal wirklich für das große Schilddrüsenprofil. T4 inzwischen nur noch bei 1,2. Es wurde eine Schilddrüsenunterfunktion, vermutlich autoimmun, diagnostiziert.


      Ich ging auf dem Zahnfleisch, aber wenigstens hatten wir eine Diagnose. Mein Haustierarzt war zum Glück bereit, mir Forthyron zu verkaufen, auch wenn er mir offen sagte, dass er an die Sache mit der SDU nicht glaube. Aggression sei kein typisches Symptom dafür. Aber er tue alles, was mir Hoffnung mache, Rico das Leben zu retten.

      Die Einstellung der Schilddrüsenhormone war zäh und zog sich über ein Jahr hin. Meist zeigte sich nach Dosiserhöhung für ca. zwei Monate eine spürbare Besserung in Ricos Verhalten, dann ging es wieder bergab. Parallel zu der Medikation machten wir eine Verhaltenstherapie. Es war zäh, aber es ging bergauf. Nach einigen Wochen konnten meine Eltern wieder die grundlegende Versorgung übernehmen, sodass ich nicht mehr x-mal am Tag herkommen musste. Irgendwann konnten wir vorsichtig versuchen, die Hunde wieder miteinander zu vergesellschaften, zuerst auf Leinenspaziergängen, dann im Garten, dann im Haus. Die Hündin meiner Eltern war lange Zeit sehr misstrauisch und leider gab es auch immer wieder mal den einen oder anderen Rückschritt (zum Glück aber immer ohne Verletzungen).

      Am langwierigsten war es erwartbarerweise mit meinem Freund (der mich trotz dieser Umstände zwischenzeitlich heiratete :sparkling_heart:). Da saßen die seelischen Wunden auf beiden Seiten ganz offensichtlich am tiefsten und auch da gab es immer wieder Rückschritte, wenn Rico wieder mal einen "Schilddrüsen-Schub" hatte. Aaaber langsam, mit vielen Tiefschlägen zwischendurch, die aber immer "milder" wurden, arbeiteten wir uns bergauf. Zuerst gingen wir mit Abstand spazieren, dann zunehmend enger zusammen. Irgendwann konnte mein Mann mit Rico bekannte Tricks abrufen. Erst "Distanztricks", später sogar solche wie den Handtouch. Schwierig war es lange Zeit in Situationen, in denen Rico "einfach da sein" sollte. Also z. B. wir trinken Kaffee und er hatte keine klaren Anweisungen, was er tun soll. Hier hatte ich dann die Aufgabe, mit ihm zwar Handlungsoptionen zu shapen, aber eben keine klaren Kommandos zu geben, weil ja das Ziel sein sollte, dass Rico nicht dauerhaft konkrete Anweisungen braucht, sondern auch selbst entscheiden kann, was er jetzt Sinnvolles tun könnte. Es dauerte, aber es funktionierte. Inzwischen können wir sowohl im Garten als auch im Haus zusammensitzen und Rico ist entspannt. Und - *Trommelwirbel* - seit einiger Zeit kommt Rico sogar von sich aus zu meinem Mann und lässt sich von ihm streicheln! :partying_face:


      Es war ein unfassbar langer Weg, an dessen Ende wir auch immer noch nicht angelangt sind. Aber Stand jetzt ist Rico seit einem Dreivierteljahr mit seiner Forthyron-Dosis stabil und ist in den meisten Situationen wieder ganz der Alte. Leider nicht zu 100%... mit der Hündin meiner Eltern gerät er weiterhin manchmal aneinander, vor allem, wenn es um Futter geht. Eine Ressourcenaggression hatte er früher höchstens gegenüber Fremdhunden. Aber immerhin kann man das recht gut managen. Und obwohl er sich so gut macht, ist das Vertrauen in ihn einfach nicht mehr in dem Maße vorhanden wie früher, denn die ganze Geschichte hat uns auch ein Stück weit traumatisiert. Aber Rico kann wieder weitestgehend wie ein ganz normaler Hund am Familienleben teilnehmen, wir machen inzwischen wieder Agi-Gruppentraining und haben trotz aller weiterhin gebotener Vorsicht wieder Spaß an und mit ihm. Ich bin unserem Verhaltenstherapeuten und der Tierärztin so wahnsinnig dankbar, dass sie uns auf diesem Weg begleitet und Rico dadurch das Leben gerettet haben. Eine ganze Zeitlang hätte niemand in meiner Familie für möglich gehalten, dass wir das schaffen können.



      Tja, also meine Erfahrungen mit Kooikern... Ich liebe diese Hunde. Nach wie vor. Aber einfach war Rico schon vor seiner Krankheitsgeschichte nicht, und wenn ich lese, was für Probleme viele Besitzer mit ihren Kooikern haben, ohne dass diese eine (diagnostizierte) Erkrankung haben, denke ich, dass sich in der Zucht und vor allem auch in der Kommunikation der Züchter einiges ändern muss. Aus meiner Sicht sind Kooiker keine unkomplizierten Überall-dabei-Familienhunde - als solche werden sie aber leider immer wieder verkauft. Das finde ich hochproblematisch und würde mir da mehr Offenheit und Problembewusstsein wünschen.


      So, Ende des Romans. :smiling_face_with_halo:

      Danke, falls ihr bis zum Ende durchgehalten habt.


      Liebe Grüße

      Amica

    • Ach du liebe Güte, da habt ihr aber eine Odyssee hinter euch. Das freut mich wirklich sehr, dass du durchgehalten hast und dass ihr jetzt auf einem guten Weg seid. Unglaublich, dass die Schilddrüse solche Verhaltensänderungen auslösen kann.


      Wünsche euch weiterhin alles Gute.

    • Vielen vielen Dank fürs Niederschreiben! Ehrlich! Mir kommen da sofort zwei, drei andere Geschichten aus'm Forum ins Gedächtnis wo der Hund urplötzlich massiv (wegen Krankheit etc) gegen Familienmitglieder gegangen ist (ihr seid damit also keinesfalls alleine möchte ich sagen! Auch wenn man sich in dem Moment vermutlich so unfassbar hilflos und allein fühlen muss)


      Bei Chap hat damals mal jemand die "Cocker Wut" in den Raum geworfen ... aber ich kam dann gar nicht mehr dazu weiter zu recherchieren...



      Und nein, Anfängerhunde (jaja unter dem Begriff versteht jeder was anderes weiß schon) sind sie definitiv nicht meiner Meinung nach, bzw zumindest nicht die, die ich kennengelernt habe. Für mich sind v.a. die Rüden sehr ernste Hunde und die Rassebeschreibungen klingen alle gleich (geschönt) und kein Hundeneuling würde da korrekt zwischen den Zeilen lesen (hab ich auch nicht, obwohl die Züchterin bei der wir damals waren schon SEHR ungeschönt berichtet hat)


      Ich habe eine Freundin mit einem Kooiker vom Vermehrer der ist tatsächlich nur (im normalen Maße) unverträglich ggü intakten Rüden aber ansonsten tatsächlich ein wunderbarer und v.a. auch gehorsamer Hund.


      Aber bis dahin hat es so so so viele Tränen und Nerven gekostet v.a. wenn man der Meinung ist man bekommt einfach "nur" nen hübschen easy peacy Begleithund. Die üblichen Rasseeigenschaften hat sie natürlich auch nicht wegzaubern können, klar, aber man lernt mit ihnen zu arbeiten statt gegen. In Menschenmengen vorsichtshalber Maulkorb und solche Sachen gehören da dann einfach zum Alltag dazu.


      Das ist ja oft das Hauptproblem, die Erwartungen an diese Rasse entsprechen überhaupt nicht (mehr) dem was am Ende bei herauskommt. Sich da v.a. als Hundeneuling zurechtzufinden ist echt nicht leicht. Extreme Territoriale Aggression, Ressourcenproblematiken, Unverträglichkeit, Jagdtrieb ggf., generelle Ernsthaftigkeit und Vehemenz in allen Belangen, eher nach vorn gehend,...

      Und dann sieht der ja noch so hübsch und harmlos aus und jeder will mal anfassen (ihr kennts....)


      Das kann sich alles im blödesten Fall (natürlich nicht immer) derbe zuspitzen und akkumulieren und dann stehst du da mit deinem "Anfängerhund".



      Wie dem auch sei...

      Ich freue mich unendlich für euch und auch für euren Rico dass ihr nicht aufgegeben habt und so tolle Fortschritte gemacht habt! Das mit dem fehlenden Vertrauen kann ich absolut nachvollziehen!


      Bei Chap wurde uns auch von mehreren Seiten zum Einschläfern geraten. Das muss man erstmal sacken lassen dass man da einen Hund vor sich sitzen hat den andere Menschen als so schlimm und gefährlich und v.a. unberechenbar erachten dass er verschwinden soll...


      Dein Gefühlschaos muss unendlich groß gewesen sein! Großen Respekt auch an deine Eltern und deinen Freund... an sowas zerbrechen ja leider nicht selten Beziehungen..



      Ihr alle könnt wirklich unendlich stolz auf euch sein! Es ist keineswegs selbstverständlich dass Menschen so einen Aufwand für ihren Hund betreiben bzw bis weit über die eigene Schmerzgrenze hinaus dranbleiben.

    • Ich kannte die Rasse bis vor 6 Jahren (leider) überhaupt nicht. Ich bin auf der Suche nach einem aktiven Familienhund im Netz auf die Kooiker gestoßen. Wir wollten keinen 30 kg-Hund und keinen unter Kniehöhe, dazu sollte er langhaarig sein, aber keinen Plüsch haben und nach Möglichkeit Schlapp- oder Kippohren. Und ja - ich gebe es zu - wir haben durchaus auch (nicht nur) nach der Optik ausgesucht. Wenn ich mir einen Hund anschaffe, möchte ich auch einen, der mir gefällt. Und dann beim Surfen und Suchen auf den Holländer gestoßen. Optik genau unser Beuteschema, Rassebeschreibungen studiert und auch diese haben sich für uns toll angehört. Wir sind viel draußen in der Natur unterwegs und wollten einen bewegungsfreudigen Begleiter. Dazu 12 – 14 kg, tolles Gewicht, auch für die (großen) Kinder gut händelbar.


      Dann wollten wir die Hunde live kennenlernen, also Züchter besucht. Einen Nachmittag mit der Familie dort verbracht und uns von allen Kooikern dort verzaubern lassen. Wir konnten alle Fragen loswerden und es hat sich bestätigt, dass das unser Hund wird. Die Hunde – ein Rüde und mehrere Hündinnen – waren ein Traum. Entspannt, fröhlich, uns Fremden gegenüber offen, freundlich und zutraulich (nicht kooikertypisch, aber sie waren viel Besuch einfach gewöhnt), überhaupt kein bisschen unsicher oder skeptisch.


      Na ja, so kam es, dass ein paar Monate später unser Rüde hier einzog. Er war von Anfang an unkompliziert, es hat alles innerhalb kürzester Zeit geklappt, er hat sehr schnell gelernt, war leicht zu erziehen. Stubenreinheit, Alleinebleiben, usw. alles kein Problem. Er hat eine unfassbare Bewegungs- und Unternehmungsfreude und begleitet und bei fast allen Freizeitaktivitäten. Eigentlich ist er tatsächlich so wie es in den Rassebeschreibungen steht. Er ist sehr eng mit der Familie, aber legt nicht viel Wert auf Fremde. Mit Menschen, die er etwas genauer kennt oder öfters gesehen hat, freundet er sich durchaus an. Leckerlis können das schon etwas beschleunigen. :winking_face: Er ist sehr intelligent, lernt gerne und schnell und braucht entsprechend auch geistige Auslastung. Er läuft viel frei und hat kaum Jagdtrieb.


      Mit anderen Hunden ist er unkompliziert und hat auch gerne Kontakt. Davon ausgenommen sind intakte Rüden. Die braucht er nicht in seiner Nähe. Das ist unser einziges „Problem“. Wobei das eigentlich keins ist, da gut händelbar für uns. Mit etwas Management können wir durchaus auch gemeinsam laufen gehen.


      Fremden Personen gegenüber wurde er in den letzten Monaten etwas offener, wobei ich schon darauf achte, dass er nicht ungefragt angegrapscht wird. Wie gesagt, er ist oft mit uns unterwegs. Biergarten, Wandern, mal in der Innenstadt, im Urlaub…. Nach der Coronapause war das nicht ganz so entspannt, da hatte er wohl zu lange zu wenige Leute um sich und musste sich erst wieder etwas daran gewöhnen. Es ist nicht so, dass er aggressiv geworden ist, aber er hat sich in manchen Situationen sichtlich unwohl gefühlt, die inzwischen kein Problem mehr für ihn sind.


      Dennoch trägt er zur Sicherheit und zu meiner eigenen Entspannung in engen, trubeligen Situationen einen Maulkorb (der eigentlich nicht mehr notwendig wäre), einfach weil wir so auf der sicheren Seite sind, v. a. auch wenn kleine Kinder um ihm rumspringen (aber auch das kann er inzwischen besser aushalten als noch vor ein paar Monaten). Wenn es ihm irgendwo zu eng wird, weicht er aus, er ist noch nie nach vorne gegangen. Solche Situationen sind in unserem Alltag sehr selten und schränken uns deshalb in keinster Weise ein.


      Ich würde den Kooiker nicht unbedingt für kleinere Kinder und für einen Alltag mit viel Trubel empfehlen. Aber ansonsten sind es tolle Begleiter, die jedoch bewegt und beschäftigt werden wollen.

      Ich kann die negativen Erfahrungen in diesem und dem anderen Kooikerthread nicht bestätigen. Ich kenne eine Handvoll weitere Kooiker, die alle unkompliziert sind, auch die Rüden.


      Zum Zuchtgeschehen kann ich nichts sagen, damit kenne ich mich nicht aus. Wir haben zwei Züchter und deren Hunde persönlich kennengelernt, die beide schon sehr lange züchten. Die Hunde waren durch und durch wesensfest. Vielleicht liegt es daran, dass diese Züchter jahrelange Erfahrung haben und wissen, was sie tun. Ich würde von beiden jederzeit wieder einen Hund nehmen.


      Im Hundeboom in der Coronazeit wurden viele neue Zuchtstätten gegründet, die auf den Welpenhype angesprungen sind, das tut der Zucht nicht so gut. Wie gesagt, das kann ich nicht gut beurteilen und auch nicht, wie die Zucht in der Vergangenheit ausgesehen hat.


      Ich würde mir nur wünschen, dass sich die Kooikerzucht so entwickelt, dass ich in zehn Jahren wieder so einen Rüden erwische, wie ich ihn jetzt habe. :smiling_face_with_hearts: Hoffentlich sind meine beiden Züchter (Kennenlernzüchter und Züchter, wo wir den Hund her haben) dann noch aktiv. Ich liebe diese Hunde. Und seit ich die höfliche Distanziertheit der Kooiker kenne, mag ich das „trampelige“ (nicht böse gemeint) und distanzlose Verhalten vieler anderer Hunde überhaupt nicht mehr….


      So, das war jetzt mein Kooikerbericht. Es kann ja nicht nur negative Berichte geben. :winking_face:

    • Genau so hätte ich mir einen "idealen" Kooiker vorgestellt, ich wollte nämlich auch explizit einen Hund der Fremden nicht unbedingt ins Gesicht springen muss vor Freude und nicht so eine Abrissbirne ist wie ich es von Ruby kenne (mittlerweile haben sich meine Prioritäten dazu wieder aaaarg verschoben und andere Dinge sind mir wichtiger) und ich bin ernsthaft SEHR froh dass es "solche" Rassevertreter noch gibt wie du sie beschreibst :-) die Hunde der Züchterin die wir damals im Auge hatten (Dissidenz) fand ich auch allesamt "perfekt dem Rassestandard entsprechend".


      Ich wünsche dir natürlich von Herzen dass du irgendwann wieder so einen tollen Kooiker bekommst wie du ihn dir wünschst :herzen1:


      Ansonsten höre ich oft dass der Glatthaarkromi eine "Alternative" sein soll oder auch der Markiesje (hollandse Tulphond), dieser ist jedoch schwierig in DE zu bekommen und keine anerkannte Rasse hier (gibt aber doch ab und an Rassetreffen hier zum Kennenlernen und Austauschen)




      Ich muss trotzdem nochmal betonen dass gewisse Eigenschaften selbst wenn sie sich zuspitzen nicht gleich etwas Schlechtes sein müssen, aber sie können verdammt schlecht sein für Leute die eben nicht mit sowas gerechnet haben bzw einfach nicht wissen was "Reserviertheit ggü Fremden" überhaupt alles bedeuten KANN (die Vorbesitzer von Chap konnten keinen Besuch empfangen). Für viele Hundeneulinge ist es ja schon ein Weltuntergang dem Hund situativ Mauli aufzuziehen, weil "armer armer böser Hund"... ihr wisst hoffentlich worauf ich hinaus will.

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