Normal sterben?

  • Zitat

    Tiere können ja nicht sprechen....
    aber wenn man von Menschen hört, die _wirklich_ kurz davor waren vor Durst zu sterben, dann beschreiben sie in der Regel alle das Gleiche, nämlich Höllenqualen. Warum sollte es beim Tier anders sein?
    Oder hab ich was falsch verstanden?


    Pirschel,


    in der Palliativmedizin ist es tatsächlich so, dass es Leute gibt, die tatsächlich dann nichts mehr trinken. Der Körper braucht es einfach nicht mehr. Es ist so, dass sie durch die Dehydrierung immer somnolenter werden und weniger mitbekommen.


    Was aber wichtig ist, man macht bei den Leuten Mundpflege. Wenn sie am Tupfer saugen, dann hängst du sofort eine Infusion an, denn dann haben sie Durst.
    Es ist nicht einfach damit getan, das sie keine Flüssigkeit mehr bekommen. Es ist wirklich individuell. ;)


    Unterstützend bekommen sie auch Morhin. Wenn du merkst, jemand ist unruhig, weil er Schmerzen hat oder schlecht Luft bekommt.
    Manche benötigen auch Lasix ( Ausschwemmmedikament), weil sie anfangen Flüssigkeit einzulagern. Sie haben auch in der Sterbephase Durst, rutschen aber schon ins Nierenversagen.



    Palliativmedizin ist ein sehr interessantes Thema und wirklich auf jeden einzelnen Menschen individuell zugeschnitten, deswegen finde ich es etwas fahrlässig hier nur mit dem Beispiel " Verdursten" zu kommen.



    Um mal wieder auf das Ursprungsthema zu kommen.
    Ich wäre froh gewesen, hätte ich bei meinen Hunden nicht den Gang zum TA wählen müssen und sie wären einfach so eingeschlafen. Welcher Tierhalter wünscht sich das nicht.


    Aber, wenn ich bei allen einfach gewartet hätte, dann wär es Quälerei gewesen. Und ja, wir können froh sein, das es in der Vet.-Med. die Euthanasie gibt und wir die Wahl haben, unsere Tiere nicht quälen müssen.

    • Neu

    Hi


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    • Danke Ziggy, hab ich schon alles nachgelesen ;)
      Aber auch beim Menschen ist das ja ein Prozess, der ganz penibel überwacht wird damit kein unnötiges Leid entsteht.


      Ich musste bislang nur Tiere einschläfern lassen, die so schwer verletzt waren, dass sich die Frage gar nicht gestellt hat.... Was hätte ich aber dafür gegeben ihnen die Qualen vor dem Tod ersparen zu können und wenn sie noch so kurz waren. Das war das Schlimmste daran, auch wenn es schnell ging.

    • Unser 1. Hund ist ohne TA eingeschlafen. Allerdings war ich damals noch so klein, dass ich nicht weiß, wie es wirklich gelaufen ist.


      Unseren 2. Hund mussten wir mit 16 Jahren einschläfern lassen. Sie kam von ihrer Pipirunde wieder ein und konnte ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen. Die TA wollte sie schon ein Jahr früher gehen lassen, weil sie da schon eine Verschlechterung hatte, wovon sie sich aber wieder erholt hat.


      Vor 3 Jahren musste ich meine Katze einschläfern lassen, wegen einer unheilbaren Erkrankung (FIP). Sie hatte starke neurologische Ausfälle und an einem Samstag konnte ich mir ihre hilflosen Versuche nicht mehr mit ansehen und ließ sie gehen. Heute noch habe ich in dunkeln Momenten einen Zwiespalt in mir. Einerseits frage ich mich dann, ob ich zu früh gehandelt habe und sich vielleicht ihr Zustand doch noch kurzfristig verbessert hätte. Andererseits bin ich mir aber sicher richtig gehandelt zu haben, weil sie nicht länger leiden musste.


      Ich denke immer noch: Bei unseren Tieren haben wir die Möglichkeit das nicht mehr lebenswerte Leben friedlich zu beenden und Schmerzen und Qualen zu nehmen. Wir müssen nur die richtigen Antennen haben und es erkennen ohne dabei egoistisch zu sein. Diese Möglichkeit haben wir bei geliebten Menschen nicht. Für meine Oma hätte ich es mir in ihren letzten Stunden gewünscht.

    • Bei mir steht in nicht allzu ferner Zukunft auch die Entscheidung an, lasse ich meinen fast 16jährigen Hund, der eine Niereninsuffizienz hat und noch diverse andere Zipperlein, einschläfern oder kann ich ihm einen Tod hier zuhause ermöglichen.
      Zurzeit tendiere ich zu letzterem unter anderem auch wegen dieser Facharbeit die ich netterweise von Chris verlinkt bekam: http://quiske.de/Facharbeit%20…ght%20ulrike%20quiske.pdf


      Das "Verdursten" ist demnach sogar recht wichtig, weil es den Körper Endorphine ausschütten lässt, die dafür sorgen, dass der Hund weniger Schmerzen hat.


      Ich glaube, dass viele Menschen Angst haben mit ihrem Tier diesen Weg zu gehen, weil das Thema Tod auch ein sehr angstbesetztes ist. Viele haben Horrorvorstellungen davon und natürlich kann es sehr qualvoll sein wenn man nicht rechtzeitig eingreift. Bei einem altersschwachen Hund, der gerade am Sterben ist, also keine außergewöhnlichen Schmerzen hat, würde ich nicht unbedingt einschläfern. Man muss natürlich auch die Möglichkeit haben sein Tier zu begleiten und man sollte sich selbst für stark genug halten dem Hund nicht noch Angst zu machen und ruhig zu bleiben.


      Früher habe ich relativ klare Vorstellungen davon gehabt wie das dann später abläuft. Der Hund hat unlinderbare Schmerzen -> ich schläfere ein. Die Lebensqualität ist nicht mehr vorhanden -> ich schläfere ein.
      Nun ist das Altwerden aber ein schleichender Prozess. Der Hund kommt nicht von heute auf morgen nicht mehr die Treppe hoch, sondern wird nach und nach immer langsamer und angestrengter. So ist es in vielen anderen Bereichen auch.
      Nele hat derzeit sicher Schmerzen durch ihre Hüfte, machen kann man nix, aber daran gewöhnt hat sie sich. Also sind sogar dauerhafte Schmerzen nicht unbedingt ein Einschläferungsgrund meiner Meinung nach.


      Wie schon gesagt wurde, muss man den jeweiligen Hund im Blick haben und danach entscheiden. Pauschalaussagen sind da kaum zu machen.

    • Ich weiß gar nicht, ob das jetzt so wirklich hier rein passt....
      Ich musste heute diesen letzten gemeinsamen Gang zum Tierarzt antreten - nicht mit einem Hund aber doch mit einer von mir sehr geliebten Seele. Ich schreibe meine Gedanken dazu hier einfach mit dazu, einfach weil es noch so frisch ist und auch weil ich weiß, dass ich diese Entscheidung immer wieder so treffen würde, auch wenn ich heute meinen Hund hätte gehen lassen müssen.


      Auch ich wünsche/wünschte mir ein friedliches Einschlafen Zuhause in der gewohnten Umgebung und ohne Stress und Schmerz und Angst - wer wünscht sich das nicht für die Geliebten?
      Nun, bereits vor 2 Monaten wurde eine Herzerkrankung festgestellt und ich habe die damals winzige Chance genutzt und es mit Medikamenten probiert - immer mit der Entscheidung im Herzen, dass ich diese kleine Seele gehen lassen würde, sollte die Therapie nicht anschlagen.


      Nun, sie schlug an und es ging Berg auf, bis gestern am späten Abend. Ich wusste irgendwie ganz instinktiv, dass es jetzt zu Ende geht und ich habe den gestrigen Abend weinend und bekuschelnd verbracht. Es war keine Akutsituation mit Todesangst oder Kampf, aber es war einfach ersichtlich dass es so nicht weiter geht und dieses Leben jetzt sein Ende finden will. Ich habe die ganze Nacht gehofft und gebetet, dass es hier bei mir und in Ruhe und Frieden passiert, aber das sollte nicht sein.


      Also bin ich heute morgen sofort los zu meiner Tierärztin, denn hätte ich noch länger gewartet wäre es ein sehr harter und schlimmer Kampf geworden, der vielleicht auch noch ein paar Tage angedauert hätte (die Tierärztin meines Vertrauens hat mir dieses Gefühl bestätigt und mich in meiner Entscheidung bestärkt) und so möchte ich niemanden sterben sehen, den ich so liebe.


      Es war furchtbar - für mich! Diese kleine Seele ist in meinen Armen ganz ruhig eingeschlafen und zwar ohne langen Kampf und trotz Tierarztpraxis in einer sehr ruhigen und friedlichen Umgebung.
      Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin heute und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich es in dieser Situation genau so wieder machen würde - ganz gleich ob Hund, Katze oder Maus.


      Natürlich ist es mein Wunsch, mein geliebtes Tier Zuhause und ganz in Ruhe einschlafen zu sehen aber mein noch viel größerer Wunsch ist es, dass dieser Moment schmerzfrei und ohne Kampf und Angst ist und heute war dies nicht bei mir Zuhause möglich, ich denke sowas spürt man dann einfach....


      Grundsätzlich ist das eine Entscheidung, die einem niemand abnehmen kann oder sollte und ich denke, jeder Besitzer muss das für sich und sein Tier ganz alleine entscheiden.


      Nachdenkliche Grüße

    • Zitat

      Bei einem altersschwachen Hund, der gerade am Sterben ist, also keine außergewöhnlichen Schmerzen hat, würde ich nicht unbedingt einschläfern.


      Unser Hund war uralt, nicht krank. Als er abends nichts fraß und morgens auch nicht und nicht mit zum Spaziergang wollte, vereinbarten wir mit dem Tierarzt einen Termin für abends bei uns Zuhause.
      Wir verbrachten den Tag mit unserem Hundeopa, kuschelten, schmusten. Wie nie zuvor. Und Stunde um Stunde zeigte er uns mehr, dass er gehen möchte. Weil er keine Kraft mehr zum Leben hatte. Warum hätte ich ihm diesen "Wunsch", den er uns deutlich zeigte, verwehren und ihn auf langsamen Weg sterben lassen sollen? Er wäre in der Nacht oder spätestens am nächsten Morgen sicher auch ohne die Unterstützung vom Tierarzt eingeschlafen, aber ich sehe in der Verlängerung des Sterbens keinen Sinn. Und ich bin froh darum, dass mein Mann das ebenso sieht und wir bislang bei jedem unserer Hunde einer Meinung über den Zeitpunkt waren, wann wir sie haben gehen lassen.


      Das mit dem nicht mehr trinken kenne ich leider auch. Unsere Hündin trank nicht mehr. Ich war den ganzen Tag bei ihr, aber keine Chance. Abends, als mein Mann, den sie total liebte, nach Hause kam, hielt er ihr den Napf hin und wir sind heute sicher, sie trank nur ihm zuliebe. Sekunden später brach sie Blut und wir fuhren sofort zum Tierarzt. Damals wussten wir nicht, dass es die Möglichkeit gibt, dass der Hund zuhause eingeschläfert werden kann. Leider. Aber ich bin trotzdem froh, nicht länger gewartet zu haben.


      Auch bei den anderen drei Hunden, die wir gehen lassen mussten, war der Moment richtig.


      @ Lauretti: Ich weiß leider, wie Du Dich fühlst. Mein Beileid :solace:

    • Meiner Meinung nach weil der Tod eben zum Leben dazu gehört und dieser ganze Prozess etwas natürliches ist. Ich glaube einfach, dass dahinter mehr steckt als nur langes Leiden, dass dann plötzlich endet.


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    • Ich weiss nicht woher die Idee kommt, dass man 'einschläft' wenn man stirbt. Man wird bewusstlos weil irgendwas endgültig versagt - Herz, Lunge, Gehirn, Niere, Leber.... - und dann stirbt man.
      Meine Oma war über 90 als sie an Lungenkrebs starb und auch wenn das nach aussen hin alles total natürlich, harmonisch jadijadijadi war, hat sie es gehasst zu sterben. Sie hing ein Jahr länger am Leben als ursprünglich diagnostiziert und auch wenn ihr Wegdämmern aussah wie einschlafen, ist sie im Grunde gleichzeitig verhungert und ertrunken.


      Ich finde absolut nichts romantisches am Tod und wenn Sterbehilfe möglich wäre, würde ich sofort dafür unterschreiben.


      Wahrscheinlich werde ich meinen Hund sehr lange am Leben erhalten, aber nur weil ich egoistisch und bedürftig bin. Ihr selber tue ich - meiner Meinung nach - keinen Gefallen, wenn ich sie bis zum letzten mühsamen Atemzug mitschleppe.
      Aber Gott sei Dank habe ich noch eine Menge Zeit, bis es soweit ist. *klopf auf Holz*

    • Ich kann zwar nichts über Hunde erzählen, da ich meinen ersten erst bekomme - aber meine Eltern hatten immer eine große Katzengruppe, von der uns seit meiner Geburt schon einige verlassen mussten.


      Die erste Katze wurde wegen Leberversagens eingeschläfert
      Die zweite Katze hatte ein Nierenversagen, starb 1h bevor der TA zum Einschläfern kommen sollte
      die 3. hatte einen Gewebebruch, in den die Blase gerutscht ist und abgeklemmt wurde - wurde eingeschläfert.
      die 4. hat eine Darm-OP nicht überlebt
      die 5. hatte ebenfalls eine Darm-OP, hat sich zu Hause nicht erholt und geweigert zu fressen. Ist in der Nacht eingeschlafen
      die 6. Ist vor ca. einem halben Jahr von Tag zu Tag ruhiger geworden und eines Morgens nicht mehr vom Lieblingplatz aufgestanden, also in der Nacht friedlich eingeschlafen.


      Ich persönlich finde es schöner, wenn es "natürlich" abläuft. Vertraute Umgebung, kein Stress, etc. Aber wenn es nunroch Todesqualen sind, brauch man das meiner Meinung nach nicht verlängern.

    • Zitat


      Ich finde absolut nichts romantisches am Tod und wenn Sterbehilfe möglich wäre, würde ich sofort dafür unterschreiben.


      :gut: So empfinde ich das auch.


      Sterben sollte einfach nicht lange dauern.

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