Normal sterben?
-
-
Als unser Hund alt wurde, konnte er nur noch ganz schlecht laufen. Sein Herz war fit, aber der Körper machte einfach nicht mehr mit. Jeder Spaziergang, egal wie langsam, war ein Trauerspiel. Nicht einmal in den Garten kam er noch. Fressen und Trinken wollte er auch nicht mehr. Wir hätten ihn also sterben lassen können, möglicherweise in seinem eigenen Urin, weil er nicht mehr aufstehen konnte. Wir haben ihn dann erlöst. Und ich würde es immer wieder machen.
Unser Kater hatte Krebs, die Schmerzmedikamente schlugen an, dann ging es rapide abwärts bis zu dem Morgen, wo er nur noch lag, weil der Tumor im Bauch so groß wurde, dass er nicht mehr wusste, wie er sich genau bewegen sollte. Keine 5 Stunden später haben wir ihn erlöst. Was wäre, hätte ich ihn normal sterben lassen? Vielleicht wäre er in der kommenden Nacht gestorben, aber unter Atemnot und Schmerzen.
Und ich finde, dass regelmäßige Schmerzen definitiv nicht dazu gehören. Hd, Ed, Arthrose usw. ja, da kann man schmerzlindernde Mittel geben. Aber man sieht, wenn das Tier nicht mehr kann. Man sieht es einfach und man weiß sofort, dass das Tier sich gerade selber aufgibt, apathisch ist und alles verweigert. Und dann ist es meiner Meinung schon fast zu spät. Einen Todeskampf möchte ich meinem Tier ersparen. Ich weiß ja nicht, schläft es friedlich ein oder wird es an Atemnot leiden, krampfen usw.? Das Risiko mag ich nicht eingehen. -
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Zitat
Meiner Meinung nach weil der Tod eben zum Leben dazu gehört und dieser ganze Prozess etwas natürliches ist. Ich glaube einfach, dass dahinter mehr steckt als nur langes Leiden, dass dann plötzlich endet.
Das ist ein schöner Gedanke.
Ich glaube auch, dass wir heutzutage viel zu schnell die Geburt und den Tod in die Hände von Ärzten legen.Viele hier glauben daran, dass der Hunde eine Seele hat. Sie glauben an den "Sternenstaub", daran, dass der verstorbene Hund eine neue Seele schickt oder selbst wiedergeboren wird.
Ich bin mir völlig sicher, dass eine Seele, die in einen neuen Körper schlüpft, diesen Vorgang in ihrem eigenen Rythmus, in ihrem eigenen Zeitrahmen machen muss.
Genauso braucht jede Seele ihre eigene Zeit, sich wieder aus dem Körper zu lösen.Wann immer es möglich ist, sollte man der Seele die Möglichkeit geben, sich in ihrem eigenen Tempo vom Körper zu lösen.
Der körperliche Verfall beim Sterben ist schwer anzusehen, aber es ist ein Prozess der Loslösung.
Es werden vom Körper Stoffe gebildet, die Müdigkeit und Gelassenheit bewirken. Zudem werden körpereigene Endorphine ausgeschüttet, die Schmerzlinderung und Euphorie zur Folge haben.
Der Sterbeprozess ist wahrscheinlich für den Außenstehenden schwerer, als für den Sterbenden.
-
Zitat
Der Sterbeprozess ist wahrscheinlich für den Außenstehenden schwerer, als für den Sterbenden.
Das ist die eine, entscheidende Frage, die niemals jemand wird beantworten können.
Ich sah einen mir lieben Menschen sterben, zu einer Zeit, als man bei uns noch nicht über Palliativmedizin nachdachte. In dieser Hinsicht hat sich gsd einiges getan. So muss niemand mehr schmerzvoll sterben. Wenn man sich als Angehöriger entsprechend und stark kümmert und durchsetzt.
Dieser Mensch starb, im Koma liegend, schmerzfrei. Er bekam nur noch Morphine und etwas Flüssigkeit. Das war barmherzig- und die Ärzte, die das zu liessen, standen mit einem Bein im Knast.
Gut, dass das heute anders und differenzierter gesehen wird. Ich befürworte verantwortliche Sterbehilfe ausdrücklich.Was meine Hunde angeht: Ich hoffe, ich erkenne den Moment. Der Hund kann sich nicht äußern, er kann es nur zeigen. Und wir sind in der Verantwortung. Wir leiden, wenn es zu Ende geht für unser Tier- aber das geliebte Tier sollte das nicht müssen.
-
Zitat
Um mal wieder auf das Ursprungsthema zu kommen.
Ich wäre froh gewesen, hätte ich bei meinen Hunden nicht den Gang zum TA wählen müssen und sie wären einfach so eingeschlafen. Welcher Tierhalter wünscht sich das nicht.Aber, wenn ich bei allen einfach gewartet hätte, dann wär es Quälerei gewesen. Und ja, wir können froh sein, das es in der Vet.-Med. die Euthanasie gibt und wir die Wahl haben, unsere Tiere nicht quälen müssen.
Danke, Ziggy! Diese Gnade sollten wir den Tieren nicht nehmen in einem Pseudo-Natürlichkeitswahn. Man sollte sich nicht von romantisierenden Wunschvorstellungen leiten lassen, so attraktiv "friedlich im Körbchen entschlummern" erscheint. Leider ist es den wenigsten Hunden vergönnt. Eher müssen sich noch immer zuviele Hunde zu lange quälen, weil ihre Besitzer nicht loslassen können, und der Hund ja sein Leiden möglichst wenig zeigt.Zitat
Wann immer es möglich ist, sollte man der Seele die Möglichkeit geben, sich in ihrem eigenen Tempo vom Körper zu lösen.Der körperliche Verfall beim Sterben ist schwer anzusehen, aber es ist ein Prozess der Loslösung.
Es werden vom Körper Stoffe gebildet, die Müdigkeit und Gelassenheit bewirken. Zudem werden körpereigene Endorphine ausgeschüttet, die Schmerzlinderung und Euphorie zur Folge haben.
Der Sterbeprozess ist wahrscheinlich für den Außenstehenden schwerer, als für den Sterbenden.
Genau solche Übertragung von mystischen Vorstellungen des Menschen auf den Hund befürchte ich, die Preisgabe dessen, was der Hund dem Menschen voraus hat. Viele Menschen kämpfen darum, in Würde gehen zu dürfen, statt "im eigenen Tempo" schrittweise verr**en zu müssen - und dem Hund soll das nun wieder genommen werden? Weil der Mensch die Entscheidung scheut, und das geliebte Wesen möglichst lange behalten will?Ich befürchte, dass von solchem Gedankengut genährt viele Hunde unnötig lange leiden müssen - weil der Mensch da einen (vermeintlichen) Weg sieht, sich aus der schmerzlichen Verantwortung zu stehlen.
-
Zitat
Diese Gnade sollten wir den Tieren nicht nehmen in einem Pseudo-Natürlichkeitswahn.Genau solche Übertragung von mystischen Vorstellungen des Menschen auf den Hund befürchte ich, die Preisgabe dessen, was der Hund dem Menschen voraus hat. Viele Menschen kämpfen darum, in Würde gehen zu dürfen, statt "im eigenen Tempo" schrittweise verr**en zu müssen - und dem Hund soll das nun wieder genommen werden? Weil der Mensch die Entscheidung scheut, und das geliebte Wesen möglichst lange behalten will?
Ich befürchte, dass von solchem Gedankengut genährt viele Hunde unnötig lange leiden müssen - weil der Mensch da einen (vermeintlichen) Weg sieht, sich aus der schmerzlichen Verantwortung zu stehlen.
Pseudo-Natürlichkeitswahn, Gedankengut, aus der Verantwortung stehlen......
Du fährst hier ganz schöne Geschütze auf.
Es gibt nicht nur schwarz oder weiss.Ich bin in der Sterbebegleitung ausgebildet und war im Hospiz ehrenamtlich tätig.
Ich habe auch viele alte Hunde begleitet, musste auch viele Hunde vom Tierarzt einschläfern lassen. Ich bin die letzte, die sich aus der Verantwortung stiehlt.Vielleicht kannst Du Dir fremdes "Gedankengut" einfach mal stehen lassen - ohne es nieder zu trampeln.
Es gibt viele Kulturen, die eine ganz andere Umgangsweise mit Geburt und Tod pflegen.
-
-
MeinPudelhündin ist mit 14 Jahren eingeschlafen und mein Kaninchen mit 8 Jahren. Alle andere Hunde von mit musste ich einschläfern lassen. Ich war immer dabei. Ich bin schon etwas älter, wenn es auch bei Menschen ginge, würde ich mir auch so ein Tod wüschen. In d. Armen meinen Lieben einzuschlafen.
-
Bei jedem Tier, das ich bisher habe einschläfern lassen müssen, wäre es eine Schande gewesen, ihnen den Weg nicht leichter zu machen. Bei den Katzen Waren es zwei Mal sehr alte Mädchen, aufgrund verschiedender Krankheiten voller Schmerz, einmal noch jünger mit aktem Leberversagen. ALLE haben mir deutlich gezeigt, daß sie nicht mehr konnten, aber ihr natürliches Sterben wäre noch lang und qualvoll gewesen.
Hercules, mein Herzenschichi, ist von allein gestorben, allerdings auf dem Weg zum TA. Auch ihn hätten wir nicht mehr lebend mit heim genommen. Schön war das trotzdem nicht, sein Herz versagte komplett. Das einzige, der Tod selbst ging sehr schnell, nachdem er fast die ganze Nacht unter Atemnot litt. Ein jämmerliches Ersticken wollte ich ihm wirklich ersparen, es gibt wohl kaum Grausameres.
Einzig eines unserer Kaninchen ist tatsächlich in einem biblischen Alter von allein gestorben. Am Abend legte es sich irgendwann bei meiner Schwester auf den Schoß und atmete immer langsamer, bis es dann irgendwann ganz aufhörte. Klar war das deutlich "schöner", als die aktive Entscheidung für den Tod des Tieres treffen zu müssen, trotzdem bin ich dankbar, daß es die Möglichkeit des Einschläferns gibt. Es ist nun einmal eher eine romantische Vorstellung, daß die Tiere einen leichten, schmerzfreien Tod im Alter haben.
LG von Julie -
Keiner meiner Pulis ging von selbst...... aber es war jedes Mal eine Erlösung für die Wuschel, gehen zu dürfen.
Bei Bogi merkte ich dies am deutlichsten, wie müde sein Körper war. -
Zitat
(...) ich sehe in der Verlängerung des Sterbens keinen Sinn.
Diesen Gedankengang finde ich bemerkenswert, weil es in meinen Augen nicht so ist, dass man ein Sterben verlängert, sondern verkürzt.
Bei Schmerzen, Qual und keiner Aussicht auf schnelle Besserung würde ich auch einschläfern, bei normalem Altersverfall mitten im Sterbeprozess sicher nicht.
Der Körper durchläuft verschiedene Phasen im Sterbeprozess, zu der auch die Endorphinausschüttung gehört, die oben für Menschen beschrieben wurde. Ich bin nicht überzeugt davon, dass es sinnvoll ist, das vorzeitig mit MEdikamenten abzubrechen. Wohl gemerkt bei einem schmerzfreien Sterbeprozess als Folge normalen altersbedingten Verfalls und nicht bei einem Ringen mit dem Tod.
-
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!