Rettungshundestaffel - einige Fragen

  • Hallo, ich bin immer wieder total begeistert von Rettungshundestaffeln und nun am überlegen, ob das auch was für mich und meinen Hund wäre. Deshalb nun ein paar Fragen:


    -wie ist die Ausbildung im allgemeinen aufgebaut? (sicher gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Organisationen, aber ein "Grundgerüst" wird ja überall ähnlich sein, oder?)


    -welche Vorraussetzungen sollte der Hund mitbringen und wie alt darf er maximal sein? Mein Hund ist 8 Monate alt, gut sozialisiert, lernt gerne und schnell, kennt und befolgt Grundkommandos altersentsprechend zuverlässig, hat keine Begleithundeprüfung oder ähnliches (hab ich eigendlich auch nicht vor), mit seinen 20kg kann ich ihn gerade noch tragen (ist ein Wolfsspitz)


    -welche Vorraussetzungen sollte ich mitbringen? Medizinisches Know-How ist vorhanden


    -wie zeitaufwändig ist das ganze? Wie oft und wie lang wird trainiert?


    Würde mich freuen, wenn hier ein paar "Insider" antworten könnten :) Danke!

  • Nabend! Das ist von Staffel zu Staffel unterschiedlich am besten schaust du dir welche an :) Zeitfaktor jedoch ist groß meist 2 mal die Woche Training einige Stunden und eben Einsätze auch nachts! Aber wenn man bock dazu hat spaß auch andere Hunde auszubilden was man ja als Opfer auch macht dann kann es für einen das richtige sein :) Lg steffi

  • Hallo,
    da das Thema bei mir gerade auch recht aktuell ist und ich in Kontakt mit einer Rettungshundestaffel stehe, kann ich dir vielleicht ein paar Fragen beantworten :smile:


    Das maximale Alter des Hundes hängt wohl ein bisschen von der Organisation ab für die du dich interessierst. In dieser Staffel liegt das Höchstalter bei 4 Jahren.


    Grundgehorsam muss natürlich vorhanden sein, wie das mit der Prüfung ist hängt natürlich (mal wieder :) ) von der Organisation ab. Entweder, der Grundgehorsam ist Teil der Rettungshundeprüfung, oder aber man muss eine Begleithundeprüfung ablegen, bevor man zur "richtige" Rettungshundeprüfung darf. Mittrainieren darf man aber natürlich auch schon vorher.


    Trainiert wird in dieser Staffel (wie gesagt, kann nur von dieser sprechen) zweimal die Woche jeweils 4 - 5 Stunden. Wenn der eigene Hund gerade nicht dran ist, wartet er im Auto und man ist Versteckperson für die übrigen Hunde.
    Dazu kommen aber natürlich auch andere Veranstaltungen wie Vorführungen, Sammlungen, Fortbildung .... Und nicht zu vergessen: Die Einsätze. Also sehr zeitintensiv das ganze.
    Trainiert wird bei jedem Wetter, also wetterfest sollte man sein :smile:


    Für welche Organisation interessierst du dich denn? Hast du dich da schon einmal schlau gemacht? Also DRK, Malteser, BRH,.....? Und für welche Art der Suche interessierst du dich? Fläche? Trümmer? Mantrailing?

  • Zitat

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    -welche Vorraussetzungen sollte der Hund mitbringen und wie alt darf er maximal sein? Mein Hund ist 8 Monate alt, gut sozialisiert, lernt gerne und schnell, kennt und befolgt Grundkommandos altersentsprechend zuverlässig, hat keine Begleithundeprüfung oder ähnliches (hab ich eigendlich auch nicht vor), mit seinen 20kg kann ich ihn gerade noch tragen (ist ein Wolfsspitz) ...


    Der Hund sollte jung genug sein, die erste Prüfung mit seinem 7. Geburtstag hinter sich zu haben. Wenn man bedenkt, daß Mancher 2 Anläufe für die erste Prüfung braucht, und die Ausbildung 2-3 Jahre dauert, sollte der Hund max. 4 Jahre alt sein, besser aber jünger. Begleithundeprüfung ist nicht bei allen Staffeln ein Muß, was aber nicht bedeuten sollte, daß der Gehorsam nicht benötigt werden würde. Im Gegenteil, die Unterordnung, die in der Staffel abgefordert wird, beinhaltet mehr als die BH! Außerdem muß man glaub ich inzwischen bei der BH kein Sitz oder Platz aus der Bewegung mehr machen, das mußt bei ner Staffelprüfung aber zeigen, ebenso das Steh aus der Bewegung. Ablage des Hundes mit Hundeführer außer Sicht (bei der BH war´s glaub ich in 30 Schritt Entfernung, aber in Sicht. Voraussenden oder Detachieren, gibt´s auch beides nicht bei der BH.
    Maulkorb tragen muß er können (wird bei der Trageübung meist verlangt, je nach Organisation).
    All das reicht aber, wenn Du bis zur Prüfung/Vorprüfung (je nach Organisation) kannst - das wrid also nicht für die Teilnahme am Training vorausgesetzt. Aber der Hund sollte schon im normalen Alltag wenigstens abrufbereit sein *gg, sonst kann man ihn ja im Training nicht in den Wald lassen....



    -welche Vorraussetzungen sollte ich mitbringen? Medizinisches Know-How ist vorhanden
    Viiiel Zeit, viel Geld für die Fahrten zum Training (ich fahre jedes Training mind. 80 km einfach). Geduld, sich aufs Lerntempo des Hundes einzulassen. Bereitschaft, etwas vom Trainer anzunehmen. Da sein für die Staffelkollegen, wenn die jemanden brauchen, der sich suchen läßt. Interesse auch an Theorie-Themen (Funken, Karte/Kompaß, Kynologie, Suchtaktik etc.) und die Zeit, z.B. einen SAN-Kurs zu machen (sind einmalig ich glaub 48 Stunden, kann am Stück oder auf Wochenenden verteilt gemacht werden). Interesse an der Arbeit mit dem Hund, Nachfragen, wenn man was sieht beim Zuschauen, das einem nicht klar ist - nicht einfach schwatzend hinterherlaufen, das stört beim Training und zeigt Desinteresse.


    Kondition, weil Du den ganzen Trainingstag lang durchs Gelände laufen wirst (bei uns zumindest geht immer der ganze Tag drauf für´s Training).


    Gaaaanz wichtig und oft unterschätzt: eine Familie, die mitspielt und weiß, worauf sie sich einläßt. Wenn Du nach ner Zeit an den Wochenenden nur noch Ärger hast, weil Du "nie daheim" bist, setzt Dich das unter Druck und macht keinen Spaß mehr. Dazu kommt, wenn Du erstmal einsatzfähig bist, Einsätze, die oft mitten in der Nacht oder am Feiertag stattfinden. Bevorzugt Feiertage natürlich, wo man immer als Familie zusammensitzt sonst macht´s ja keinen Spaß *gg


    Zeit, gerade am Anfang regelmäßig im Training zu erscheinen, bis der Hund seinen Job mal verstanden hat. Denn anfangs kann man, da der Hund sich nicht so lange konzentrieren kann, nur kleine Dinge trainieren, und darauf wird später dann aufgebaut. Dafür aber dann halt 2mal die Woche, damit der Hund halbwegs schnell vorankommt und nicht jedes Mal von vorne anfängt, wie wenn Du nur alle 4 Wochen zum Training könntest. Bei uns ist z.B: 75% der Tarinings Anwesenheitspflicht. Wer dauernd nicht da ist, geht auch nicht in Einsatz (weil der Einsatzleiter dann nicht weiß, ob der noch einsatzfähig ist, unabhängig, ob geprüft oder nicht! Denn der Einsatzleiter hat die Verantwortung.). Es sei denn, jemand war echt krank mit Attest etc und fehlt ein paar Wochen. Kommt vor, ist zwar doof, aber kommt vor. Bringt einen bei nem jungen Hund auch nicht so in Bedrängnis bzgl. Prüfungstermin, insofern muß man dann halt damit leben.


    Wichtig: nen Job, bei dem man das machen kann. Hast Du Schichtarbeit und kannst die Schicht nicht verlassen, könnte es mit dem Training schwierig werden. Auf Dauer werden die Kollegen nicht immer zum Tauschen bereit sein, nur, damit Du am Wochenende ins Training kannst. Und auch für Einsätze: die meisten sind ja doch nachts. Wenn Du viel nachts arbeitest und der Chef Dich dann nicht weglassen kann, ist das natürich absehbar, daß das mit den Einsätzen Prbleme geben könnte. Staffeln bilden für Einsätze aus, net zum Spaß. klar, net jeden Tag kann jeder. Man ist mal auf ner Geburtstagsparty und hat schon 3 Bierchen drin, dann braucht man nicht zum Einsatz zu fahren. Oder man hat grad ein großes Projekt in der Arbeit und kann mal net. Sagt keiner was. Aber wenn man fast nur nachts arbeitet, und so gut wie nie zu Einsätzen können wird, sollte man das vorher überlegen, ob mans macht.... bei der Freiwilligen Feuerwehr muß der Arbeitgeber Dich freistellen für Einsätze. Das gilt nicht für die Rettungshundestaffeln. Die Zeit mußt du natürlich nacharbeiten, und wenn was Wichtiges zu machen ist, kann der Arbeitgeber nein sagen.


    -wie zeitaufwendig ist das ganze? Wie oft und wie lang wird trainiert?
    Bei uns 2x die Woche, am Wochenende den ganzen Tag, unter der Woche so ca. 6 Stunden ab 18 Uhr abends einmal. Wochenende ist Pflicht, wer da nicht auf seine 75% Anwesenheit kommt, der kann unter der Woche paarmal kommen. Ansonsten, wer Probleme hat o.ä., kommt unter der Woche, da sind weniger Leute da, da haben wir dann mehr Zeit für den Einzelnen und spezielle Problemstellungen. Parallel dazu wird privat die Unterordnung trainiert - also brauchst hier auch nochmal Zeit. Oder mit der Staffel an einem weiteren Tag, wenn jemand Hilfe braucht.


    Noch ein Tip: sieh Dir genau an, wie ausgebildet wird - paßt die Art und Weise so zu Dir, kann Dir bei Nachfragen ein Grund genannt werden, warum was wie geübt wird? Also die allgemeinen Dinge halt, wie in der Hundeschule auch. Das Persönliche muß halt auch passen und die Einstellung zur Arbeit mit dem Hund.


    Wenn Du Dich drauf einläßt, läufts z.B. bei uns so: erstmal ein paar Wochen mitlaufen und Trainingsteilnahme. Dann Entscheidung, ob Du dabeibleiben willst. Nach nem halben Jahr Probezeit für beide Seiten kannst Mitglied werden. Dein Hund muß dann noch einen Eignungstest ablegen. Der Trainer erkennt eine evtl. nicht vorhandene Eignung natürlich normalerweise schon vorher..... *gg


    Zum Eignungstest: ist nix Wildes, eigentlich sollte man dafür auch nicht üben (im Gegensatz zu den meisten Staffeln!) Es wird die Bindung zum Hund angeschaut, und es wird getestet, wie der Hund auf bestimmte Dinge wie Lärm/Rauch/Fremde, bedrohliche Situationen etc. reagiert, und auch, wie verträglich er mit anderen Hunden ist. Wird das mit dem Lärm vorher mit nem Rasenmäher geübt für den Test, dann gibt das kein neutrales Bild mehr ab über das Wesen des Hundes (schreckhaft, ängstlich o.ä.), weil der Hund das eine Geräusch ja dann gelernt hat. Spätestens beim ersten Einsatz, wo der Hubschrauber dann über Dir und Hund kreist, und der Hund vor lauter Panik abhaut, weiß der Hundeführer, daß das ein Fehler war.... *gg Wer vor dem Test nicht geübt hätte, hätte dort sehen können, daß der Hund viel zu schreckhaft/ängstlich für den Job ist. Das ist nämlich eigentlich der Sinn vom Eignungstest, und der geht verloren, wenn man das Zeugs vorher übt...


    Ansonsten: Du mußt eine Prüfung für die Einsatzfähigkeit machen, und die mußt Du meist (bei den Hilfsorganisationen) alle 18 Monate wiederholen (bei privaten Staffeln gibt´s glaub ich z.T. andere Zeiträume), um die Einsatzfähigkeit bestätigen zu lassen. Wenn Du Angst vor Prüfungen hast o.ä., kann das schon belastend sein.
    Du mußt damit rechnen, bei nem Einsatz mal jemanden zu finden, der schwer verletzt ist und blutet, oder schon tot ist. Klar - wie oft kommt sowas vor. Aber das Ziel ist es ja, die Leute zu finden, kann also passieren. Wenn Du also beim Anblick von Blut erstmal umkippst, sodaß Dein Helfer statt der gefundenen Person Dir Erste Hilfe leisten muß, ist das a weng doof.... *gg


    Das Wichtigste ist: der Hund hat die Nase und kann schon suchen. Der muß "nur" gezeigt bekommen, was er gezielt suchen soll auf Kommando, und daß er einen Fund anzeigt.


    Alles Andere mußt aber Du lernen: Suchtaktik, die Theorie, Du mußt lernen, den Hund zu lesen (er kann ja von Geburt an suchen), ihn zu unterstützen in seiner Arbeit, sehen, auf welche Entfernung er bei welchen äußeren Bedingungen was riechen kann und ihn entsprechend zu führen lernen. Einschätzen lernen, wie lange er echt sucht, und wann er platt ist und einen Fund erschöpfungsbedingt nicht mehr anzeigen würde. Will heißen: erst wird meist dem Hund gezeigt, was er zu tun hat. Und dann lernst Du, wie Du ihn führen kannst etc. und Dir wird seine Körpersprache erklärt etc. Ist halt wie Hundeschule: eigentlich ist der Mensch derjenige, der lernen muß. Lernen, sich seinem Hund verständlich zu machen, und lernen, seinen Hund zu verstehen und zu kennen bzw. einschätzen zu können.


    Aber wenn Du alle Hindernisse geschafft hast, und nach etwas Erfahrung erstmal so mit Deinem Hund zusammenarbeiten kannst, daß die Arbeit Hand und Fuß hat - ich find, es gibt nichts Schöneres...... ;-) Für mich ist es all die Mühe wert. Ich habe seither ein ganz anderes Verständnis für meine Hunde und auch Verhältnis zu meinen Hunden bekommen...

  • Das meiste wurde ja schon beantwortet, hier nur noch ein paar Anmerkungen:


    der Aufbau: nein, es gibt kein Grundgerüst! Es gibt teilweise sogar sehr tiefgreifende Unterschiede, da wird in manchen Staffeln über "Anreizen" gearbeitet, in anderen Staffeln gibt es "Witterungsspaziergänge" wieder andere bauen es über die Dummyarbeit auf. Wichtig ist dass der Hund und du mit der Methode der von dir ausgewählten Staffel klar kommt. In der Regel gibt es Probetrainings (bei uns ist das allererste Training ohne den eigenen Hund) damit man sich es erstmal ein Bild machen kann und das auch in aller Ruhe. Eine Staffel die dich beim zweiten Training zum Mitgliedsantrag drängt würde ich nicht in die engere Wahl nehmen.


    Zur Wahl der Staffel: ASB/DRK/JUH haben auf jeden Fall die gleiche Prüfungsordnung (ich glaube Malteser sind da auch dabei), der BRH hat eine eigene. Bei den HiOrgs wird in der Regel die Einsatzkleidung kostenfrei gestellt, beim BRH muss man häufig einen Eigenanteil tragen.


    Weitere Voraussetzungen für den Hund sind natürlich Arbeitsfreude und Spaß die Nase einzusetzen. Man kann durchaus Hunde einsetzen die Menschen ggü skeptisch sind, das kommt aber auf die Staffel an, viele lehnen solche Hunde ab. Wichtig ist auch die Belastbarkeit: der Hund sollte ausdauernd sein, die Ausdauer kommt natürlich mit der Zeit, es nützt einem aber nichts wenn der Hund nach der Hälfte des Suchgebietes platt ist ;)

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