Angemessene Härte der Bestrafung

  • Strafe ist alles, was das bestrafte Verhalten seltener werden lässt. Ob man das nun Strafe, Korrektur oder Timbuktu nennt ist Banane.


    Natürlich hängt die "angemessene Härte" immer von der Empfindlichkeit des jeweiligen Hundes ab. Aber das Problem ist damit nicht gelöst, denn das ist keine konstante Grösse, sondern hängt ganz massiv von der aktuellen Befindlichkeit/Erregungslage des Hundes ab. Ein Hund, der grad ein Reh hetzt, kann Strafen in einer Härte ignorieren, bei denen er im gelassenen Zustand schreien und sich einkoten würde. Hundesportler würden sagen, wenn er im "Trieb" ist, spürt er nix.....


    Nicht nur die allgemeine Robustheit eines Hundes korrekt einzuschätzen, sondern auch immer die jeweilige Erregungslage des Hundes exakt zu berücksichtigen, ist eine Kunst, die nur Wenige wirklich beherrschen. Ich jedenfalls nicht.


    Ich strafe drum nur low level. Kurze Beschwichtigung ist ok, was ich nicht sehen will ist längeres Meideverhalten. Wenn der Hund sofort wieder ohne Unsicherheit/Beschwichtigung agiert, war's passend.

  • Zitat

    Hier wird z.B. auch ducken als Beschwichtigungssignal aufgeführt, aber wenn sich mein Hund duckt, würde ich das schon als ein Zeichen dafür sehen, dass ich zu heftig war oder findet ihr das normales beschwichtigen?


    Auf der Seite ist das Ducken aufgeführt als "dient der Abwehr von Aggression". Das sollte ja schon alles sagen. Ich muss doch dem Hund gegenüber nicht aggressiv sein, um ihn zu korrigieren.


    Mein Hund beschwichtigt sich und mich (und andere Hunde sowieso) im Alltag häufig und ich nehme das so hin. Aber wenn ich gezielt und geplant mit ihr kommuniziere (z.B. das Abbruchsignal oder andere auftrainierte Signale), dann achte ich darauf, dass sie daraufhin nicht beschwichtigt. Das ist in ihrem speziellen Fall zumindest mein Ziel. Klappt nur noch nicht immer, weil... was naijra sagt. :D

  • Auch Meideverhalten ist normales Verhalten was das Überleben sichert. Hat ein Hund mit etwas
    schlechte Erfahrungen gemacht und vermeidet den Auslöser in Zukunft nicht wäre das mehr als dämlich.


    Und ducken, na ja. Wenn ich mich jetzt drohend vor meinem Hund aufbaue und mich dann noch nach vorne
    neige, dann duckt er sich und beschwichtigt. Was sagt das aus? Richtig mein Hund hat meine Haltung
    verstanden und signalisiert dass er keine weitere Auseinandersetzung wünscht. Nehme ich den Druck durch meine
    Haltung zurück entspannt mein Hund.

  • Zitat

    Natürlich hängt die "angemessene Härte" immer von der Empfindlichkeit des jeweiligen Hundes ab. Aber das Problem ist damit nicht gelöst, denn das ist keine konstante Grösse, sondern hängt ganz massiv von der aktuellen Befindlichkeit/Erregungslage des Hundes ab. Ein Hund, der grad ein Reh hetzt, kann Strafen in einer Härte ignorieren, bei denen er im gelassenen Zustand schreien und sich einkoten würde. Hundesportler würden sagen, wenn er im "Trieb" ist, spürt er nix.....


    Das wollte ich auch gerade erwähnen. Wenn mein Hund sich total in das Verfolgen einer Spur reinsteigert und überhaupt nicht mehr ansprechbar ist, dann muss ich schon mal ordentlich stampfend vor ihn trampeln um ihn aus seiner Trance zu holen. Dann zuckt er kurz zurück und schaut mich fragend und neugierig an "hä, was willst du denn jetzt?". Würde ich das in einer reizloseren Umgebung machen würde er sich vermutlich weg ducken und nicht wissen wie er mit mir umzugehen hat.
    Seine Beschwichtigungen sind nicht sehr offensichtlich, meist meidet er Augenkontakt, schaut weg. Dann war die (nennen wir es mal) "Banane" nicht situationsgemäß. Oder er hat die vorherigen Zeichen alle ignoriert und ich musste mal eine Stufe hochschalten damit er mich wieder wahrnimmt und nicht weiter das von mir unerwünschte Verhalten an den Tag legt. Nachdem ich wieder entspanne tut er es jedoch auch sofort.

  • Super Beitrag naijra. Auch, dass es situationsabhängig ist, jetzt wo ich es lese - logisch, wäre ich aber so nie selbst drauf gekommen.


    YorkieFan: Setzt du eine solche drohende Haltung als Strafe ein?

  • Ich persönlich fände es garnicht schön, mit Strafen arbeiten zu müssen und lass es deshalb auch. Positiv geht es wirklich auch und ich will keinen Hund, der Angst vor mir hat, sich ducken muss oder gar unter sich macht vor Angst.

  • Steffi, ich persönlich setze das Aufbauen bei meinem Hund gezielt ein, wenn ich merke, ich dringe sonst nicht zu ihm durch, oder dann, wenn er genau weiß, was ich von ihm will, es von den inneren und äußeren Bedingungen her auch leisten könnte, aber schlicht nicht mag. Beispiel: Sitzen. Nöööö, der Boden ist nass, ich hab keine Lust. :( :
    Dann bau ich mich vor ihm auf, er merkt, verdammt, die meint's ja doch ernst, und setzt sich. Sobald er Anstalten macht, nehm ich den Druck wieder raus, und alles ist tutti.


    Beispiel: Schluss. Hund bellt anderen Hund, fixierenden Menschen, gruseliges Gespenst oder was auch immer an. Ich nehm das zur Kenntnis, sage ihm, er kann jetzt die Klappe halten. Nö, weiterbellen ist grad chic. Dann stell ich mich kurzerhand in sein Blickfeld und sage auch mit der Körpersprache, dass jetzt wirklich absolut Schluss ist. Funktioniert ganz gut, und bis auf ein wenig Nase lecken hat er noch nie negativ auf derartige Korrekturen reagiert. Würde er sich wegducken, müsste ich mit weniger Druck arbeiten.


    Bei meiner Angsthündin musste ich am Anfang wirklich extrem sanft korrigieren, weil sie erst mal Vertrauen aufbauen musste und bei Abbruch bzw. Korrektur zusammengebrochen wäre, wär ich da zu deutlich geworden. Diese Hündin hat zu Beginn schon bei einem sanften Räuspern massiv beschwichtigt. Aber als wir uns besser kannten, hat sie gelernt, dass Korrektur nichts Negatives ist, und wir konnten noch besser kommunizieren.
    Es kommt da schon sehr stark auf den Hundetyp an. Einen meiner Pfleglinge darf ich bei Hundesichtung und -fixierung gern mal mit dem Bein anrempeln, um ihn dran zu erinnern, dass am Ende der Leine noch wer dran hängt, der was dagegen hat, wenn er diesen Hund da vorn mal schnetzelt. Zeigt die gewünschte Wirkung, der Herr kommt wieder runter und alles ist okay, auch zwischen uns. Hätte ich das bei meiner Senta gemacht, die hätte sich bei jedem Spaziergang eingenässt in der Erwartung, gleich gerempelt zu werden.

  • Zitat

    Ich persönlich fände es garnicht schön, mit Strafen arbeiten zu müssen und lass es deshalb auch. Positiv geht es wirklich auch und ich will keinen Hund, der Angst vor mir hat, sich ducken muss oder gar unter sich macht vor Angst.


    Ohne Strafe ist schlicht nicht möglich - auch du verwendest Strafen, auch wenn es dir nicht bewusst ist. Negative Strafen (Ausbleiben der erwarteten Belohnung) können für einen Hund auch sehr unerfreulich und stressig sein....


    Wenn die (positive) Strafe angemessen war und korrekt verknüpft wurde, hat der Hund auch keine Angst. Er hat ja nun die volle Kontrolle, wie er sie vermeiden kann. Ich verwende positive Strafen hauptsächlich im niederschwelligen Bereich, wo es um sehr wenig geht. Die meisten User hier würden den leicht missbilligenden Gesichtsausdruck und das leise äh-äh noch nicht mal als Strafe klassieren - ist es aber. Und das für einen Hund, den in anderer Situation ein Salto an der Schleppleine, nachdem er ein Stoppsignal ignoriert hat, überhaupt nicht nachhaltig beeindruckt.

  • Zitat


    Ohne Strafe ist schlicht nicht möglich - auch du verwendest Strafen, auch wenn es dir nicht bewusst ist. Negative Strafen (Ausbleiben der erwarteten Belohnung) können für einen Hund auch sehr unerfreulich und stressig sein....


    Wenn die (positive) Strafe angemessen war und korrekt verknüpft wurde, hat der Hund auch keine Angst. Er hat ja nun die volle Kontrolle, wie er sie vermeiden kann. Ich verwende positive Strafen hauptsächlich im niederschwelligen Bereich, wo es um sehr wenig geht. Die meisten User hier würden den leicht missbilligenden Gesichtsausdruck und das leise äh-äh noch nicht mal als Strafe klassieren - ist es aber. Und das für einen Hund, den in anderer Situation ein Salto an der Schleppleine, nachdem er ein Stoppsignal ignoriert hat, überhaupt nicht nachhaltig beeindruckt.



    das sehe ich jetzt aber nicht als Strafe, sondern einfach als ein "Nein", ein Nicht-Gutheißen, ein Aussprechen Deiner Meinung zu der Sache, wenn man so will. Strafe ist ja eigentlich eine Tat, eine Aktion, die sonst auf das nein oder das unerwünschte Verhalten folgt, wie es gibt keine Belohnung, Ignorieren, nen Leinenruck, Wurfkette, nen Knuff oder sonstiges (was ich nicht tue, aber mir zu dem Begriff Strafe einfällt)

  • Ich finde es kommt gaaaanz gewaltig auf den Hund an !


    Früher als ich nur meine Shelties hatte war es für mich undenkbar, dass es auf dieser Welt Hunde geben könnte die auch nur ne Spur von "Strafe" bräuchten.


    Joa und dann kam Felix :gott:


    Mit ganzen 12 Wochen stand er das erste Mal drohend knurrend vor mir und versuchte mich zu beissen wenn ich nicht tat was er sich vorstellte. Ein sturer Dickschaedel vor dem Herrn. Es kostete mich mehrere verzweifelte Telefonate mit seiner Züchterin bis ich verstand, dass das Körpergröße nicht unbedingt netter Schosshund heisst und ich schlichweg "gewinnen" musste .


    Ich HABE gewonnen und nun einen charackterstarken Traumhund. Aber es war weiss Gott nicht leicht. Und nur mit ignorieren click und leckerli ging das auch nicht

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