Lonely Barkers - die Alleinbleib-Selbsthilfegruppe

  • Ich muss hier mal eine Frage stellen - ich bin gerade mit unserem Hund alleine zuhause und er ist genauso unruhig, wie wenn er ganz alleine ist. Er legt sich immer wieder auf die Seite, kommt dann aber wieder hoch. Er fiept manchmal leise.


    Ich denke seit Monaten, dass hier eher „mein Mann das Problem ist“ beziehungsweise eine zu enge Bindung. Ich glaube vielleicht auch, dass mein Mann eher kontrolliert wird…

    Wenn ich gehe, ist es gar kein Thema.


    Habt ihr dazu Gedanken, Ideen? Gibt es dieses „der Hund kontrolliert mich“ wirklich?

    Und selbst wenn es „nur“ eine zu enge Bindung ist…wie arbeiten wir daran? Beziehungsweise mein Mann - denn ich kann hier wohl kaum etwas tun…

  • Ja klar gibt es Hunde die ihre Menschen kontrollieren. Ich habe selbst so einen und der kann aus dem Grund auch nicht alleine bleiben.

    Für das Training ist es eigentlich egal warum der Hund nicht alleine bleiben kann. Nur in dem Fall muss wahrscheinlich dein Mann schrittweise mit dem Hund üben, da du ja anscheinend nicht das Problem bist.

    Grundsätzlich würde ich auch damit anfangen den Hund immer wieder wegzuschicken wenn er stalkt.


    Aber was ich noch sagen wollte, es liegt nicht an einer zu engen Bindung. Es gibt einfach Hunde (Treib- und Hütehunde vor allem) die dazu neigen ihre Menschen zu kontrollieren. Was man allerdings gut machen kann, bei jedem Hund der nicht alleine bleiben kann, die Bindung zu anderen Personen zu stärken.

    Aber ich bin kein Fan davon dass der Mensch der gestalkt wird plötzlich den Hund viel ignoriert und alles runter fährt was schön ist (spielen, spazieren, füttern).

  • Mit Carlo hab ich das gleiche Problem.
    Bei uns ists so, dass mein Mann den ganzen Tag über zu Hause ist, weil selbständig. Wenn er dann mal was mit Freunden unternimmt und ich mit Carlo allein daheim bleib, seh ich ein ganz ähnliches Bild wie du. Carlo ist unruhig, tigert durch die Räume, fiepst vor sich hin und springt bei jedem die Auffahrt hoch fahrenden Auto sofort belljaulend auf, weil, könnte ja Herrchen sein.


    Ich beurteile Ganze aber ein bisschen anders.

    Bei uns hats zwar auch viel mit Kontrolle zu tun, aber nicht in dem Sinne, als das Carlo meinen Mann kontrollieren wollen würde. Bei ihm ists eher eine arge Unsicherheit und ein Kontrollverlust, die durch geänderte Routinen und Tagesabläufe getriggert werden. Carlo weiß nicht, was passiert, wo Herrchen hin ist und ob er jemals wieder zurück kommt (und bei uns bildet sich da dann sehr schnell eine Nervositäts-Spirale, denn es macht mich auch ganz unruhig, wenn Carlo so unruhig ist, was wiederum ihn unruhig macht, weil ich ja so hibbelig werde,...).

    Woran ich das festmache, dass es bei uns eben diese Unsicherheit ist und nicht, dass er Herrchen nicht kontrollieren kann?

    Wenn mein Mann regelmäßiger unterwegs ist, wird Carlo deutlich entspannter. Weils normaler ist, dass der geht und wieder kommt. Aktuell zum Beispiel sind wir die ganze Woche über tagsüber allein daheim und was macht Carlo? Flatzt entspannt mal hier, mal da und schläft so tief, dass kein Auto, das vor der Tür hält, ihn im Geringsten stört.


    Wie wir das so hingekriegt haben:

    Routine, Routine und - hab ich schon Routine gesagt? Und dazu Anleitung und Führung. Und zwar von mir, denn ich bin die, die anwesend ist, wenn er das Verhalten zeigt, nicht mein Mann. Also liegts auch in meiner Macht, da was zu ändern.

    Wichtig ist für Carlo, dass der Tag für ihn eine Struktur hat, an der er sich orientieren kann. Es gibt Fixpunkte, die sich nie ändern, egal ob zwei Menschen da sind oder nur einer. Das wären Futter und die Spaziergehzeitpunkte. Und dass Vormittags Ruhe gehalten wird.

    Wir haben auch ein Ritual dafür, wenn ein Mensch geht. Da wird sich halt auch noch vom Hund verabschiedet, so dass er weiß: der Mensch ist jetzt für einen Zeitraum X nicht verfügbar, brauch mir keine Gedanken darum machen.


    Wenn mein Mann nach längerer daheim-Zeit mal wieder unterwegs ist und ich schon die Befürchtung hab, dass Carlo wieder unruhig werden könnte, bemühe ich mich, seine Bedürfnisse (Futter, Bewegung, Nähe) so umfassend wie möglich zu erfüllen - ohne ihn dabei zu helikoptern oder den armen Hund zu bemitleiden. Ein ausgedehnter, ruhiger Spaziergang ohne großartige Reize, die verarbeitet werden müssen, hilft ihm, danach gut zu schlafen. Kontaktliegen hilft, sich nicht allein zu fühlen. Und ein voller Magen ist für Carlo sowieso das Allerwichtigste der Welt.

    Jetzt weiß ich, dass uns auch die unabsichtliche konditionierte Entspannung sehr, sehr, sehr viel geholfen hat. Und dass ich durchs MA-Schreiben einen "jetzt hat der Hund Sendepause"-Modus generiert hab. Das hat ihm in den letzten Monaten schon geholfen, wenn mein Mann mal unterwegs war.

  • Boah an dem Punkt dass ich irgendeine Tür zumachen könnte sind wir noch lange nicht. Ich mach mir noch keinen Plan wie es weiter geht, das frustriert mich am Ende nur wenn ich dann nicht so schnell vorran komme.

    Aber immerhin, gestern habe ich sie eine 3/4 Stunde ignoriert und konnte sogar immer mal wieder durch die Wohnung gehen ohne dass sie mir hinterher sind.

    (Ich lese hier gerade heimlich mit, Alleinebleiben ist hier ein Riesenthema, weil ich mich vor Jahren nach gelungenem Training von einem Rückschritt total habe entmutigen lassen.)


    Unsere Trainerin arbeitet ohne geschlossene Türen, stattdessen mit einem Hund-/Kindergitter. Die Zimmertür soll nur geschlossen werden, wenn ich mit im Raum bin.


    Ist der Hund alleine im Raum/in der Wohnung, ist die Zimmertür immer offen, aber das Gitter geschlossen.


    Damals beim Üben saß ich erst den Elvis ignorierend im Zimmer, dann immer näher am Gitter, dann direkt auf der anderen Seite des Gitters und dann langsam immer weiter weg und dann außer Sichtweite.

    (Im Vorfeld wurde auch ein Ignoriersignal aufgebaut. Außerdem eine Musik mit Entspannung verknüpft und dann nur noch beim Alleinebleiben gespielt. Unterstützend bekommt der Hund Kleidungsstücke/Bettzeug mit Geruch des Halters, ein bisschen wie ein Schnuffeltuch für Kinder. Ein zusätzlich konditionierter Entspannungsgeruch ist optional, z. B. Lavendel)


    Als ich damals beim Üben im Flur saß ist Evis ein paar Mal ans Gitter gekommen, hat mich im Flur gesehen und ist dann wieder chillen gegangen.

    Vielleicht wäre ein Gitter für euch ja auch ein sinnvoller nächster Schritt.


    ... ich bin hier lustigerweise gerade am Überlegen, ob ich die Tür nicht wenigstens anlehnen kann, weil sie die Geräusche aus dem Treppenhaus etwas dämpft.


    Aber so oder so, alles, alles Gute!

  • Ja das Türgitter werde ich auf jeden Fall als erstes zu machen, aber trotzdem sind wir noch nicht so weit. Sobald ich eine Barriere aufbaue ist es vorbei mit denen. Bei meinem Trainingsplan wird erst die Barriere dazu getan wenn der Hund selbstständig entspannt auf seinem Platz bleibt während man in ein anderes Zimmer geht. Ich kann mich aktuell mal kurz in den gegenüberlegende Küche begeben, aber da hinsetzen z.B. geht nicht ohne das sie ankommen.

    Puh ja da sind noch viele Einzelschritte dazwischen.


    Ich wünsche dir auch viel Erfolg und vor allem lass dich nicht wieder entmutigen!

  • Ich wünsche dir auch viel Erfolg und vor allem lass dich nicht wieder entmutigen!

    Dankeschön, ich versuche es.


    Nochmal zum Gitter: Das muss ich auch wieder anbringen. Bedingung beim Training meiner Trainerin war nämlich, dass das Gitter von Anfang an da ist, lange bevor das erste Mal die Tür geschlossen wird.


    ... und ja, Einzelschritte ohne Ende!

    Wobei ich jetzt mit Elvis auch merke, was wir in den ewigen Übereien auch alles schon erarbeitet haben. Vielleicht sollte ich nicht so sehr nach vorne - was wir alles noch machen müssen! - schauen, sondern eher zurück - was wir alles schon geschafft haben.

  • hier wurde und wird das alleine bleiben üben auch sehr vernachlässigt. Es ergibt sich so gut wie nie :-((

    Alle aus den Haus zu bekommen ist schwierig.


    Cauli merkt genau das sie nicht alleine ist, wenn der Mann im Homeoffice sitzt. Sie ihn aber nicht sieht, aber denke sie spürt es.


    Es ist auch kein Problem wenn Cauli weiß das wir Schneeräumen, oder zum Kompost gehen oder den Müll raus bringen oder was im Garten machen.

    Sie ist nicht doof und kann unterscheiden ob sie alleine ist, aber doch nicht alleine, da wir in oder ums Haus rum sind oder ob wir ganz abwesend sind

    Abwesend schafft sie gut 30 Minuten wenn wir einkaufen, ab 45 Min. wird sie unruhig

    Wie sich sich verhält wenn es über die 45 Min. hinaus geht? Keine Ahnung, wir schaffen keine längere Abwesenheit aller


    Im Haus können wir uns alle bewegen ohne das Hund uns hinterherläuft. Schläft meist ohne den Kopf zu heben weiter.


    Aber wie man den Sprung über 30 oder Über 45 Min. schafft? Keine Ahnung

    Wie ich länger alle Menschen aus dem Haus bekomme? Keine Ahnung.

  • Inwiefern verbessern 2 Entspannungssignale die Wirkung? Wie ist die Idee dahinter? Falls ein nicht wirkt?

    Ich überlege, wie viel Sinn es macht, noch einen Duft anzutrainieren. :denker:

    Duft setzt im Gehirn einfach an einer anderen Stelle an als Musik. Man kann ja sogar ein Wort als Entspannungssignal etablieren, was nur erheblich länger dauert.

    Also in dem Sinne ist das nicht doppelt gemoppelt sondern nur ein weiterer "stabilisierender Faktor" für den Hund.

  • Inwiefern verbessern 2 Entspannungssignale die Wirkung? Wie ist die Idee dahinter? Falls ein nicht wirkt?

    Ich überlege, wie viel Sinn es macht, noch einen Duft anzutrainieren. :denker:

    Duft setzt im Gehirn einfach an einer anderen Stelle an als Musik. Man kann ja sogar ein Wort als Entspannungssignal etablieren, was nur erheblich länger dauert.

    Also in dem Sinne ist das nicht doppelt gemoppelt sondern nur ein weiterer "stabilisierender Faktor" für den Hund.

    Ahh, das macht Sinn. Ok, dann weiß ich, was ich zu tun habe. Danke!

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