Notfall(straßen)hund, Aggressivität, erste Hitze, Hierarchie

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    Das er mein letzter Hund gewesen war, wenn ich ihn hergebe, habe ich mir bis vor einem halben Jahr auch immer wieder gesagt. Ich war damals todunglücklich. Er war mein dritter Hund. Und er war wirklich überhaupt kein angenehmer Zeitgenosse, ein ehemaliger Straßenhund aus dem Süden. Vermutlich Jagdterrier Schäfermix.


    Ich hab mir immer gesagt: Wenn ich einmal einen Hund abgeben muss - aus welchem Grund auch immer - dann war es mein letzter, denn offensichtlich muss die Tierwelt dann vor weiterem Schaden durch mich bewahrt werden.


    (Das ist einfach meine Einstellung zu dem Thema: ICH und die Hundewelt. Das soll bitte niemand auf sich beziehen!)


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    Auf der Couch hast Du in ihren Augen vielleicht einfach einen Fehler gemacht. Oder sie wollte gerade nicht, dass Du auf ihrer Couch sitzt.


    Sie kam nach mir auf die Couch. Zuerst haben wir gekuschelt, dann musste ich kurz aufstehen. Als ich zurück kam, sah sie mich auf ihre, für mich "streichle mich mal!"-Art an, ich hab sie gestreichelt -> böser Fehler.


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    Also runter mit ihr von der Couch - für immer. Dein Lieblingsplatz, nicht ihrer. Du bestimmst wo sie liegen darf. Nicht anders rum. Wenn sie ihr Verhalten geändert hat, darf sie wieder drauf, aber nur, wenn Du sie rufst.


    Ja, genauso handhabe ich das jetzt. Allerdings wird es einige Zeit dauern, bis sie wieder rauf darf. Gestern hat sie mich ziemlich mitleiderregend angeschaut, als sie nicht wieder rauf durfte. Dieser Hund ist mit allen Wassern gewaschen. Klar, dass das nichts bringt.


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    Versuche Dich in ihre Lage zu versetzen. Ja sie hat es in den Genen. Sie ist nicht der erste Welpe der sich so verhält.


    Nein, das ist sie bestimmt nicht, aber der erste Welpe bei uns, der sich so verhält


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    Du musst ihr zeigen, pass auf Kleine, wenn Du bei mir bist, passiert Dir nichts, bei mir bist Du sicher, ich liebe Dich, aber nicht Dein Verhalten. Sie braucht also Sicherheit. ;)


    Ganz klar.


    Das Problem ist einfach, dass meine liebe Mitbewohnerin letztes Jahr von einem uns beiden bekannten Hund gebissen wurde (Eigenverschulden). Der Hund kannte uns, sein Frauchen war daneben, aber in dem Moment hat er sein Revier verteidigt (was er zuvor noch nie tat und er ziemlich alt). Da ich nicht dabei war, hatte ich diesen Vorfall schon vergessen bzw. nicht gedacht, dass er ihr so in den Knochen steckt.


    Wenn einem die Hand wochenlang schmerzt, dann hat man natürlich Angst, besonders wenn es dann im eigenen Haus zu so einer Situation kommt.


    Ich bin ein ziemlich analytischer Charakter und glaube nach wie vor nicht, dass sie mir etwas tun will. Auch wenn sie keine 10kg wiegt, wenn sie mich anfallen wollen würde, dann würde sie auf mich zukommen, nicht nur aufspringen, bellen und knurren.

  • Kannst du im Haus irgendwie vorübergehend einen Bereich abtrennen? So dass deine Mitbewohner nicht mit dem Hund in Kontakt kommen müssen wenn sie nicht möchten?
    Das würde die Situation bei euch evtl etwas beruhigen, für alle Beteiligten.


    Oder ihr macht irgendwie aus, wann der Hund zB ins Wohnzimmer darf. Halt eine Zeit lang nicht, wenn deine Kumpels drin sind. Irgendwie so.


    Dann "funken" sie dir nicht drein, sie haben "Ruhe" vor der kleinen Hexe und sie hat Ruhe vor dem Rest.


    Zwecks Abkühlung aller Gemüter ;)


  • Sie ist derzeit ohnehin 99% der Zeit bei mir.

  • Ich weiß nicht, ob es schon ausgeschlossen war, aber gibt es die Option, dass sich das mal ein kompetenter Trainer ansieht?


    In den seltensten Fällen ist ein Hund wirklich unberechenbar. Es klingt nach einem Haufen Missverständnissen und vermutlich gibt es zig weitere Situationen, die sie bestimmt, aber da fällt es halt nicht auf und man wird auch mal betriebsblind und merkt es selbst oft gar nicht. Ich vermute mal, dass es aus ihrer Sicht total logisch ist, dass du in den eskalierenden Situationen auch "hörst". :)


    Sonst hier doch schon gute Tipps gegeben worden, dranbleiben! Sie wird jetzt vielleicht erst mal doof gucken.

  • Ich hatte im letzten Jahr auch immer wieder einen Kleinhund in Pflege von einer Bekannten, der auch gerne mal geknurrt und geschnappt hat, allerdings aus anderen Anlässen. Ich habe mir vorgenommen ihn immer so zu behandeln als wäre er ein großer schwerer Hund. Also nicht hochheben und wegtragen wenn er etwas unerwünschtes tut. Natürlich gab es auch andere Sachen, er durfte zum Beispiel auch nicht bei mir aufs Sofa, aber ich fand es immer sehr grenzüberschreitend für den Hund, wenn er von der Besitzerin einfach hochgehoben wurde und hatte auch das Gefühl, dass er dadurch viele Sachen nicht richtig gelernt hat, weil man kann ihn ja unter den Arm klemmen wenn er nicht funktioniert.


    Dieser Hund hat sich schnell sehr an mir orientiert und wir hatten ein super Verhältnis.


    Vielleicht beziehst du auch diesen Aspekt mit ein.
    Wenn die Kleine vom Sofa soll nicht runterheben, sondern runter schicken. Wenn sie nicht geht Hausleine dran.
    Finde das respektvoller und ich glaube die Hunde danken es einem.

  • Natürlich "will" sie Dir nichts tun. Das hat hier keiner behauptet. Aber sie hat auch keinen Respekt vor Dir.


    Die braucht ganz klare Regeln, Übung, Konsequenz, eine Aufgabe, Situationen herausfordern in denen sie immer wieder spürt das Du das sagen hast.


    Wenn Deine Mitbewohnerin der Hündin gegenüber unsicher reagiert ist das ein Teufelskreis.

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    Sie kam nach mir auf die Couch. Zuerst haben wir gekuschelt, dann musste ich kurz aufstehen. Als ich zurück kam, sah sie mich auf ihre, für mich "streichle mich mal!"-Art an, ich hab sie gestreichelt -> böser Fehler. Wenn ein Hund einem sich annähernden anderen Hund oder Mensch geradeweg entgegensieht, möglichst noch mit Blick in die Augen, dann heisst das nie und nimmer "streichle mich" sondern bedeutet nichts anderes als "BLEIB WEG". Und Du bist nicht weggeblieben, sondern hast sie dann sogar noch angefasst! In Hundesprache ein grober und unanständiger Fehler! Sie kündigt ihr "Beissen und Anfallen" also ganz klar an!


    Sie schaut mich immer an und bewegt dabei ihr Pfötchen, wenn sie gestreichelt werden will! Sie starrte mich nicht an, wie ein Primat (oder eben Wolfsähnlicher) der gleich darauf angreift ;) Das macht meine Große übrigens auch so und jeder Hund mit dem ich je zu tun hatte und der sich unterworfen hat bzw. von mir liebkost werden wollte. :???: Sie schauen dich kurz an, bewegen ihr Pfötchen und wollen dann gestreichelt werden.


    Aber gut, dann muss ich eben noch besser aufpassen.


    Abgesehen davon, gestern sah sie mich dabei an, aber die beiden male davor, lag sie auf mir, mit dem Rücken zu meinem Gesicht. Was könnte da ein für mich deutbares Signal sein?


    pony82: Das ist ein guter Rat, danke, werd ich beherzigen. (Außer wenn sie durchdreht, dann greift das Adrenalin und ich packe sie, bevor was passiert)
    @BonnySam: Versteh diese Passagen mehr als inneren Monolog, der hier niedergeschrieben wird ;) Das hat keiner unterstellt, nein und ich hab auch niemandem unterstellt, dass er es unterstellt hat oder mich hier rechtfertigen oder die Kleine diesbezüglich in Schutz nehmen wollen, sondern schlichtweg mehr subjektive Informationen und Interpretationen teilen wollen.

  • Okay... ich versuch's noch mal... ;)


    Andere Frage... Wie beschäftigst Du die Lady tagsüber? Wie sehen eure Gassigänge aus? Bzw. der Tagesablauf?

  • Hurra! Ja, es ist viel zu früh von einem Durchbruch zu sprechen, aber was wären die großen Erfolge ohne die Kleinen?


    Sie hat in den letzten Tagen unglaublich viel gelernt und beginnt merklich damit, meine Autorität und Führung zu akzeptieren. Sie probiert zwar immer noch ungefragt aufs Bett und die Couch zu springen, aber wenn ich sie rechtzeitig stoppe, dann bleibt sie unten. Genauso mit Spielzeug - wenn ich doch mal etwas übersehen habe -, dass sie sofort hergibt, wenn ich das möchte.


    Die Große wird immer noch abgeschmust und teilweise auch mal sekkiert, aber ich gehe jedes mal dazwischen (beim Abschmusen natürlich nur, wenn es ihr unangenehm ist) und trenne die beiden auch über lange Zeiträume, wenn die Große zur Türe geht und/oder offensichtlich ihre Ruhe haben möchte.


    Momentan verwirrt sie das alles noch, aber auch das Ziehen beim Spazieren gehen wird immer besser und besser.


    Zitat

    Okay... ich versuch's noch mal... ;)


    Andere Frage... Wie beschäftigst Du die Lady tagsüber? Wie sehen eure Gassigänge aus? Bzw. der Tagesablauf?


    Gassigänge gibt es überwiegend einen am Tag. Meistens am Abend, da ich nicht der allerfrühste Frühaufsteher bin und im Sommer ist es untertags einfach zu heiß.


    Momentan schläft sie sehr, sehr viel, d.h. momentan wird nicht viel gespielt. Ansonsten unterbreche ich meine Arbeiten einfach immer mal wieder und gehe mit den Hunden für 10-30 Minuten in den Garten. Momentan kann ich sie, dank der Läufigkeit, ja nicht alleine draußen lassen.


    Dazwischen mache ich jetzt immer wieder so kleine Trainingseinheiten mit ihr. Sitz und Platz ohne Kommandos zu wiederholen und vor allem das Bleiben ist wichtig. Das lernt sie langsam auch (Sitz und Platz konnte sie am zweiten Tag ohnehin schon), insbesondere da ich jetzt absolut konsequent bin und nicht von ihr weggehe, solange nicht passiert ist, was ich möchte. Das erfordert Geduld, eine Tugend die ich nie besitzen werde, aber es ist schön auch an sich selbst zu arbeiten und dann auf so wundervolle Art dafür belohnt zu werden.


    Davon abgesehen sehe ich es nicht als meine Pflicht an den Hund zu beschäftigen oder zu unterhalten, der findet sich schon selbst etwas. (Da hatten wir von Anfang an Glück. Sie spielt sehr gerne alleine bzw. findet mal einen Zapfen oder dergleichen und hat dann stundenlang Spaß damit :D)


    Wenn sie tatsächlich etwas brauchen sollten, können sie ja ohnehin jederzeit zu mir kommen.

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