Dürfen gefundene Tiere so behandelt werden?

  • Moin zusammen. Kurze Geschichte: Montag (mittags) habe ich, bzw. besser eine entweder entlaufene oder ausgesetzte Hündin mich gefunden. Eine andere Hundefreundin (einfach Auto angehalten) hat mir geholfen, so dass wir sie einfangen konnten. Die Hündin schien orientierungslos, geschwächt, war total verdreckt und eckte überall an. Nachdem wir sie hatten, rief ich die Polizei an, die wollten die Gemeinde informieren. In der Zwischenzeit sind wir zur Tierärztin gefahren um abzuklären, ob sie ev. schwer verletzt ist. Dann kam jemand von der Gemeinde und wollte sie mit einem "Bauwagen" zum örtlichen Bauhof bringen, wo sie erstmal mind. über Nacht bleiben sollte. Ich hab den natürlich sofort weggeschickt, denn das arme Tier war total verängstigt ausgehungert und, wie wir feststellten, halb oder ganz blind. Daher sind wir selber die 16 km zum Tierheim gefahren und haben sie dort übergeben. Morgen fahre ich nochmal hin und gucke nach ihr. Soweit, so gut.


    Was mich brennend interessiert ist, ob die Gemeinde einen verängstigten und geschwächten Hund einfach so über Nacht, oder sogar für mehrere Tage, einfach im Bauhof unterbringen darf? Die Polizei sagte, das wäre hier auf dem Dorf so üblich. Ich muss gestehen, dass ich die Verhältnisse auf dem Bauhof nicht kenne, vermute aber, dass man sich für die Unterbringung keine großen Mühen gemacht hat. Wer weiss, ob die Hündin da überhaupt ausrechend Futter gekriegt hätte. Im Tierheim hat sie sofort den ganzen Napf ausgefressen, so ausgehungert war sie.


    Habt ihr da Erfahrungen? Vl. ein paar Links zum Nachlesen? Vielen Dank!


    (Ein Bild steht übrigens im Gefunden-Bereich.)

  • Wo ist der Unterschied zwischen einem gesicherten Bereich mit Hütte am Bauhof und einem Zwinger im Tierheim?


    Die Gemeinde muss eine Unterbringung gemäß Tierschutzgesetz sicher stellen. Je nach Größe des Hundes 6 bis 12qm ausbruchssicher mit einem trockenen, windgeschützten Liegeplatz, füttern und sauber machen, mehr muss nicht gewährleistet sein.


    Und viel mehr gibt es auch in vielen Tierheimen nicht.

  • Also bei uns im Tierheim kommen alle Fundtiere hin. Die Feuerwehr hat auch einen schlüssel um aufgegabelte Tiere zu jeder Zeit in den Auffangboxen unterbringen zu können, ALLERDINGS nimmt unser Tierheim nur die Tiere die auch in ihrem zuständigkeitsbereich gefunden wurden auf. Also, wenn das Tier 20km weit weg gefunden wurde, würde sie es gar nicht nehmen.
    Wenn die Gemeinde den Bauhof als ihre "Auffangstation" erklärt hat, dann denke ist wird das so sein, aber sie werden auch sicher ein paar Kriterien dort erfüllen müssen. Also Zwinger, frisches Wasser und Futter, aber Tierpfleger wie im Tierheim wird es vermutlich nicht geben.
    An deiner Stelle würde ich das Veterinäramt anrufen und fragen.

  • Hat er das mit dem Bauhof explizit so gesagt?


    Der Bauhof sammelt hier auch schon mal gefundene Hunde ein, die haben dann aber auch Fangstangen und spezielle Transportkäfige dabei (bzw die gehen das am Bauhof holen, wenn sie unterwegs informiert sind)
    Und dann werden die Tiere ins örtliche Tierheim gebracht.
    Am Bauhof selber sind keinerlei Möglichkeiten die Tiere zu halten, auch nicht vorübergehend.

  • Ich hab grad beim Bauhof jemanden angetroffen und gefragt. Die Tiere würden in einen offenen Zwinger gebracht. Sehen durfte ich den Zwinger nicht.


    Mir geht es auch weniger darum, dass die Hunde ein eingerichtetes Appartement mit Heizdecke und Putenfleisch bekommen. Sondern darum, dass das Tier nicht tierärztlich untersucht, geschweige denn betreut würde. Dass ich nämlich schon bei der Tierärztin war wussten die vorher nicht. UND: Neben der Gesundheit geht es mir darum, dass der Halter, der verzweifelt sein Tier sucht, nicht informiert werden kann. Das Tier wird nicht bei Suchdiensten gemeldet, kann nicht auf Chip untersucht werden, etc.
    Ich brauch hier wohl keinem Hundehalter erklären was es bedeutet, wenn sein Tier weg ist. Wenn die Hunde sofort ins Tierheim gebracht würden, könnten die Besitzer ihren Liebling ev. schon nach Stunden abholen. Und nicht nach tagen.

  • Auch im Tierheim wird nicht wegen jedem Fundtier zum TA gefahren.
    Die Tiere werden kurz in Augenschein genommen und wenn keine Verletzungen oder offensichtliche Probleme erkannt werden, kommt der Hund auch erst mal in den nächsten Quarantänezwinger.


    Gerade in größeren Landkreisen die nur ein zentrales Tierheim haben, ist es in einigen Gemeinden durchaus Gang und Gebe, dass am Bauhof für Hunde ein Verwahrzwinger bereit steht. In der Regel werden Fundhunde binnen eines Tages abgeholt und wenn man einen Fundhund wie zB bei uns in der Gegend dann erst einmal über 30km ins Tierheim fährt und sich dann keine zwei Stunden später der Eigentümer meldet, ist die Freude oft klein, wenn man den Leuten erzählt, dass sie jetzt erstmal eine halbe Stunde fahren dürfen, um ihren Hund wieder abzuholen.


    Die Tiere bleiben zwei, drei Tage im Verwahrzwinger, wird bei Polizei und Tierheim gemeldet und wenn dann niemand gekommen ist, um den Hund abzuholen, wird er ins Tierheim gebracht.

  • Bei uns in der Gegend ist es so, dass oft Bauhof oder Klärwerk in den ersten Tagen für Fundhunde und -katzen zuständig sind. Das Problem dabei ist allerdings, dass dort in den einzelnen Verwahrstellen keine Chiplesegeräte vorhanden sind, so dass u.U. Tiere unnötig lange dort sitzen, die eigentlich längst wieder zu Hause sein könnten, weil sie gechipt und registriert sind.
    Mir selbst passierte es, dass ich einen Hund fand, der dann abgeholt wurde, und als ich den Mitarbeiter darauf hinwies, dass Tierärzte den Microchip auslesen könnten (hier in Niedersachsen war zu dieser Zeit schon Chippflicht), bekam ich nur zur Antwort, die korrekte Prozedur sei, Hund fotografieren, Samstag in die Zeitung setzen und abwarten. :verzweifelt:


    Zweites Problem: Die Zwinger sind z.T. richtig alt und entsprechen nicht unbedingt den neuesten Standards, hier drücken die Amtsveterinäre gern mal ein Auge zu, weil es die Gemeinde billiger kommt, Hunde da unterzubringen, als gleich die Tagespauschale im Tierheim zu zahlen.


    Drittens sind diejenigen, die die Tiere versorgen, nicht im Geringsten geschult im Umgang mit Hunden. Mir erzählte ein Klärwerkmitarbeiter, dass in mindestens einem Fall an den Wochenenden sich keiner der Diensthabenden traute, einen Fundhund zu versorgen, so dass er kein frisches Wasser bekam, nicht aus dem Zwinger durfte und sein Futter durch einen Lüftungsschlitz geworfen wurde. DAS wird in einem Tierheim schon mal nicht passieren. Die Klärwerk- und Bauhofmitarbeiter haben ja schließlich ihren eigentlichen Job zu tun, Hundeversorgung gehört da nun mal nicht dazu.
    Auch finde ich, gerade bei einem verwahrlosten oder sonstwie angeschlagenen Tier, dass eine gewisse Überwachung stattfinden sollte. Beim Bauhof oder Klärwerk wird ggf. einmal am Tag nach dem Tier gesehen, weil die Mitarbeiter eben noch ihre Jobs zu machen haben, während im Tierheim normalerweise öfter jemand nach dem Tier sieht, wenn es schon nicht so ganz fit wirkt.


    Viertens, und das ist ein Riesenproblem, haben einige dieser Klärwerke und Bauhöfe hier in der Ecke keine geeigneten Verwahrzwinger für Katzen. Das bedeutet, eine Fundkatze wird dorthin gebracht, eingesperrt und entkommt zeitnah wieder aus der Obhut der Gemeinde. Ups, Katze weg, Kosten gespart, wie konnte das passieren? :/


    Rechtens ist es, wenn die Stadt bzw. Gemeinde es so geregelt hat, Fundtiere eine gewisse Zeit im Verwahrzwinger unterzubringen, aber ob es wirklich sinnvoll ist, ist die andere Frage.

  • Auf jeden Fall ist die Fundbehörde gesetzlich dazu verpflichtet art- und bedürfnisgerechte Ernährung, Pflege, Unterbringung (verhaltensgerecht) sicherzustellen.
    Sonst verstößt sie gegen das Tierschutzgesetz.
    Ob das immer eingehalten ist wage ich zu bezweifeln...gerade in Flächenländern mit überwiegend kleinen Gemeinden...

  • Danke Sunti. Genau das sind nämlich meine Kritikpunkte. Ich bin ebenfalls in Niedersachsen und musste heute feststellen, dass dies wohl gängige Praxis ist. :( :
    Beim Veterinäramt Landkreis Cloppenburg sagte man mir, dass alle Gemeinden eine "ToDo-Liste" hätten, die Hoheit aber immer bei der Gemeinde selbst läge. Das Vet-Amt könne Empfehlungen geben, aber Anweisungen nicht. Allerdings würde jede Gemeinde versichern, dass man sachkundige Mitarbeiter habe, die ein verletztes Tier erkennen würden. Und auch ein Tierarzt würde nach dem Tier sehen. Das allerdings stimmt hier zumindest nicht, denn ich war bei der einzigen Tierärztin hier. Und die fährt nicht zum Bauhof. Rechtlich scheinen die also auf der sicheren Seite zu sein.


    Ich werde dennoch den Bürgermeister und die Fraktionen anschreiben, auf das Problem aufmerksam machen und nachfragen, warum die Tiere nicht am gleichen Tag ins Tierheim gebracht werden. Wenn es am Mittwoch geht, dann sollte das auch am Montag klappen. Ich bin ehrlich gesagt geschockt über den allgemeinen Umgang mit Tieren hier auf dem Dorf. Gemeinde und Polizei waren eher genervt, ich störte ja schließlich die Kaffeepause. Beim Veterinäramt des Landkreises war man gewillt, aber hilflos

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