Unterschätzt und vorverurteilt - die Retriever

  • Ich hab mir jetzt nicht die komplette Diskussion durchgelesen aber sporadisch verfolgt.


    Die Retriever sind definitiv vorverurteilt, so in meinem Umfeld, weil jeder nur Golden & Labis kennt. Und davon natürlich die sabbernden (stinkenden) und stark übergewichtigen Bomber.


    Eine Bekannte von mir züchtet Nova Scotia Duck Tolling Retriever.
    Und ich liebe ihre Hunde.
    Die haben eine gute Balance aus Nettigkeit und Reserviertheit und arbeiten super genial.
    Sie führt die Hunde halt auch jagdlich und macht Hundesport mit ihnen.


    Und ja, ich muss sagen, ich könnt mir selbst für mich nen Toller gut vorstellen (auch nen Labi aus Arbeitslinien).
    Mal sehn, vielleicht irgendwann.


    Ich glaub halt, dass die wenigsten Leute wirklich tiefer reinschauen in die Retriever Materie.
    Wobei ich das nicht als negativ empfinden würde, seid doch froh, dass die spezielleren nicht jeder kennt.
    Ihr erspart den Modetrend.

  • Zitat

    Ich weiß nicht, ob wir unter will-to-please dasselbe meinen. Will-to-please ist für mich nicht Verunsicherung oder Kadavergehorsam, der Hund der keine eigenen Entscheidungen treffen kann, und hilflos ständig auf Rückmeldung vom Halter wartet. Ein Hund kann souverän sein, und trotzdem will-to-please haben.
    Will-to-please ist für mich, dass es für den Hund selbstbestätigendes Verhalten/Motivation ist, mit mir zu kommunizieren und zu agieren. Mit mir gemeinsam zu arbeiten, statt alleine und auf eigene Faust. Und zwar weder, dass ich mich zum Kasperl machen oder ihn zwingen muss, mich überhaupt zu bemerken. Ich würde sogar sagen, dass dieser Wille auch viele Fehler meinerseits als Hundehalter verzeiht.


    Ja, will to please meint die Kooperationsbereitschaft der Hunde, die Führigkeit... und dazu gehört eben auch eine entsprechende Sensibilität, seinen Menschen zu lesen, zu deuten und darauf zu reagieren - und der Wille dazu.
    Wenn man aber sehr impulsiv ist, sich selbst nicht gut unter Kontrolle hat, unbeherrscht ist, dann weiß Hund nicht, was los ist und reagiert auch darauf. Wenn ein Hund es richtig machen will, aber nicht kann (weil er mit der aktuellen Stimmung vllt. gar nichts zu tun hat), dann ist das scheiße für den Hund.
    Das ist die zweite Seite der Medaille. ;)


    Sturköppe, robuste Frohnaturen sind eben härter im Nehmen.

  • Im Grunde sind Labbis die idealen Ausprobierhunde, ob man Hunde erziehen kann. Wenn nicht, endet das meistens "nur" in Anspringen von Leuten, machen was man will, andere belästigen etc. Bei anderen Rassen endet das mit Beißvorfällen und evtl. Abgabe oder schlimmeren.


    Bei den Golden ist es wirklich je nach Linie, die Arbeitsgolden haben mehr Trieb als ich jemals in einem Retriever haben möchte (das sind Hunde, die im Warten und ruhig sein glänzen sollen - wenn besagter Hund alle 30 Sekunden an mir hochspringt weil er nicht solange still sitzen kann, ist das falsch) die anderen tragen nicht mal mehr einen Dummy zu.


    Curlies sind toll, aber wer einen Arbeitshund sucht ist da leider mittlerweile einfach falsch beraten (das sage nicht ich, das sagen mehrere Curlyzüchter leider selber, die Hunde die was können kann man in DE an einer Hand abzählen).


    Für mich habe ich mit dem Chesapeake die ideale Mischung zwischen normal verhaltenden Arbeitshund und Retrievertypischer Zusammenarbeit und Nettigkeit gegenüber Menschen und Hunden erwischt und ich kann mir aktuell keine einzige Rasse vorstellen, die diesen Spagat besser hinbekommt.

  • Vier Retrieverrassen habe ich bisher live erlebt, mehrmals, allerdings kenne ich keinen der Hunde wirklich gut. Mit Curlies und Tollern habe ich noch keine Bekanntschaft gemacht, die nehme ich also aus.
    Natürlich hat jede der Retrieverrassen etwas, was nur sie auszeichnet und sie von den anderen unterscheidet, aber trotzdem haben sie alle etwas gemeinsam und das ist natürlich nicht das Klischeebild des tonnenförmigen, jeden anspringenden, ständig dem Ball hinterher hechtenden Labbis, sondern einfach ihr retrievertypisches Wesen.


    Keine Frage, ich spiel auch gerne mal mit dem Golden einer Freundin, kraul den Labbi und den Flat, die wir immer am Feld treffen und schaue den Chessies beim Trailen sehr gerne beim Arbeiten zu, aber ich selbst kann mir so einen Hund halt nicht vorstellen. Inwiefern ich die Retriever da jetzt unterschätze oder verurteile, weiß ich nicht wirklich.

  • @ Getier
    So ausgedrückt versteh ich dich besser und stimm ich dir zu. :)


    Aber auch wenn wir Primaten sind, und uns gelegentlich so aufführen, finde ich nicht, dass wir Hunde unkontrolliert und impulsiv erziehen sollten. ;) Oder dass man mit Dickköpfen auf diese Art besser vorankommt, weil sie es besser wegstecken.
    Aber natürlich muss der Hund zum eigenen Charakter passen, und nicht jeder muss einen Retriever attraktiv finden. Das habe ich auch garnicht damit gemeint.

  • Dann sind wir uns ja einig. :)
    NATÜRLICH sollte man seine Wut nicht an seinem Hund auslassen! Niemals.
    Meine Erfahrung ist nur, dass diese "will to please"-Hunde, eben oft sehr sensibel sind - und in der Stadt oder in einer turbulenten Familie wollte ich so ein Sensibelchen nicht führen.

  • Zitat

    Ja, will to please meint die Kooperationsbereitschaft der Hunde, die Führigkeit... und dazu gehört eben auch eine entsprechende Sensibilität, seinen Menschen zu lesen, zu deuten und darauf zu reagieren - und der Wille dazu.
    Wenn man aber sehr impulsiv ist, sich selbst nicht gut unter Kontrolle hat, unbeherrscht ist, dann weiß Hund nicht, was los ist und reagiert auch darauf. Wenn ein Hund es richtig machen will, aber nicht kann (weil er mit der aktuellen Stimmung vllt. gar nichts zu tun hat), dann ist das scheiße für den Hund.
    Das ist die zweite Seite der Medaille. ;)


    Sturköppe, robuste Frohnaturen sind eben härter im Nehmen.


    Das klingt nun irgendwie danach als ob Hunde ohne Will to Please diese Sensibilität um den Menschen zu lesen nicht hätten....
    Das ist dann allerdings absolut falsch. Die können das, der Unterschied ist eben das es sie nicht interessiert wenn sie grad was spannenderes haben.


    Will to Please ist doch selbsterklärend, der Wille zu gefallen.
    Und das hat nix mit Lesen des Menschen zu tun. Das können nämlich alle Hunde.

  • Zitat

    Das klingt nun irgendwie danach als ob Hunde ohne Will to Please diese Sensibilität um den Menschen zu lesen nicht hätten....
    Das ist dann allerdings absolut falsch. Die können das, der Unterschied ist eben das es sie nicht interessiert wenn sie grad was spannenderes haben.


    Will to Please ist doch selbsterklärend, der Wille zu gefallen.
    Und das hat nix mit Lesen des Menschen zu tun. Das können nämlich alle Hunde.


    Bin ich echt so schwer zu verstehen? :lol:
    Klar KÖNNEN die das, die einen mehr, die anderen weniger. Es juckt sie aber nicht - und das kann sehr praktisch sein.

  • Ich darf sagen das nicht alle Golden nur weil es eben golden sind will to please haben. Meine Bonnie hat(te) den nicht. Da waren tausend andere Sachen wichtiger und sobald was anderes in Sichtweite war, war ich eh abgemeldet. Jetzt ist es besser aber ich denke eher durch die konsequente Arbeit mit ihr und nicht weil es ihr Lebensinhalt ist, mir gefallen zu wollen.



    LG Manu (vom Handy) mit Bonnie

  • Ich bin davon ausgegangen, dass man allgemein von der Rasse spricht, und deren erklärtes Zuchtziel. Individuelle Ausnahmen davon gibt es so gut wie überall.

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