Unterschätzt und vorverurteilt - die Retriever

  • Zitat

    Das ist Charakterabhängig und sicher auch zum großen Teil Rasseabhängig gewollt.


    Da gebe ich dir natürlich Recht ;)
    Diesen Hunden werden sozusagen die Vorraussetzungen durch die Gene in die Wiege gelegt. Man kann aber die Ausprägung zumindest bestimmen. Deal? :p
    Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber als ich meinen Hund damals als Welpen bekommen habe, ist die Wahl nicht bewusst auf diese Rasse gefallen wegen der vermeintlichen Eigenschaften, sondern einfach weil die Größe und Aussehen gepasst haben (das hätte natürlich auch in die Hose gehen können :headbash: ). Aber ich habe sie total unvoreingenommen zu dem Hund erzogen, den ich haben wollte und so ist sie auch geworden.

  • Zitat

    Jetzt bringst du auch noch den Begriff Intelligent mit rein. Das wird doch nun völlig unübersichtlich.
    Zumal man sich auch dann wieder ewig im kreis drehen kann, um welche Art von Intelligenz man nun spricht.
    Aber Intelligenz mit Sensibilität und Will to please gleichzusetzen und das nun einzubringen...


    Und nochmal: Es ging nicht darum, dass ein Hund ohne den Willen den eigenen Besitzer zufriedenzustellen, nicht auch überaus sensibel sein kann. Sondern das sie einfach unterschiedlich auf Stimmungslagen reagieren.


    Ist aber ein anderes Thema und hier völlig OT.


    Na, das ist schon alles Topic und nicht OT, auch wenn es vielleicht nicht gefällt.
    Hunderassen und ihre Vertreter sind nun mal nicht so übersichtlich in eine Schublade zu stecken, auch wenn das der ein oder andere gerne so hätte.
    Da spielen sehr viele Faktoren mit hinein, um eine Rasse und dann noch ein Individuum zu beurteilen (für mich auch die Intelligenz). Wenn man meinen Beitrag genau liest (und versteht), erkennt man auch, dass ich exakt das Gleichsetzen von Intelligenz und "will to please" anzweifle und nicht gleichsetze. Dass ich eingebracht habe, dass mein Hund sensibel und intelligent ist (ohne ausgeprägten will to please), ist vielleicht OT, es ist ja kein Retriever. Es zeigt aber eben auf, dass Intelligenz nicht automatisch mit "will to please" einhergeht.
    Es geht hier um die Retriever und das Unterschätzen und Vorverurteilen, so lese ich jedenfalls das Thema.
    Dazu gehört auch das Vorurteil des "will to please".
    Es ist zumindest bei mir ein Vorurteil der Rasse gegenüber, denn ich habe keinen Retriever.


    Wenn man sich Beschreibungen anschaut, beispielsweise hier: http://www.drc.de/content/gold…hrliche-rassebeschreibung , so liest man,

    Zitat

    Der Golden Retriever besticht durch seinen ausgeprägten Willen zum Gehorsam ("will to please") und seine Leichtführigkeit. Er ist sehr anhänglich und liebt es, an allen Aktivitäten seines "Menschenrudels" teilzuhaben. Je stärker er in das Familienleben integriert wird, um so mehr schließt er sich "seinen" Menschen an und ordnet sich gern ein und unter.


    Es scheint also etwas dran zu sein.


    In der Beurteilung von Prof. Stanley Coren stehen Retriever auch weit oben im Ranking. Beurteilt wurde die Gehorsams- und Arbeitsintelligenz. http://www.granting-pleasure.de/inthund.php?anfpos=0


    Ein Hund, der "will to please" hat, also gefallen möchte, dürfte nach der Definition ja sehr gehorsam sein und sich gerne unterordnen.
    Und je besser das klappt, desto höher wird der Hund in der Liste eingeordnet.
    Da sei die Frage gestattet, ob Gehorsam automatisch ein Anzeichen von Intelligenz ist und ob intelligente Hunde nicht auch ungehorsam sein können. Ich frage mich das zumindest.


    Mal OT: Ich halte Wölfe beispielsweise für sehr intelligent, bezweifle aber, dass sie dem Menschen gegenüber einen "will to please" haben und sich gerne unterordnen.

  • Zitat

    Ich empfinde auch die Aussies als sehr passende Rasse zum Chesapeake - wer mit ihnen kann und die rassetypischen Eigenschaften annimmt hat selten Probleme mit ihnen.


    Du hast ja jetzt mehrmals den Aussie mit dem Chessie verglichen. Ich finde, gerade in puncto Ressourcenverteidigung und damit verbundene Territorialbewachung sowie die Schwelle zum ernsthaften Zubeißen bei beispielsweisen fremden Leuten ist überhaupt nicht miteinander zu vergleichen, weil der Aussie da doch ziemlich häufig hervorsticht.


    Zitat

    Genausowenig wie der Chessie, der durchaus erstmal 250m durchs Wasser schwimmen und dann noch das Schilf absuchen muss nach der Ente, die dort irgendwo gefallen ist. Da geht es nicht, wenn der erst auf nen Suchenpfiff wartet bzw. eingewiesen werden muss.


    Ähm. Das macht nicht wirklich Sinn. Wenn er denn 250 m durchs Wasser schwimmen muss, dann hat er die fallende Ente entweder markiert und muss dann noch n bisschen in dem Fallgebiet suchen (darin sind Labs Meiste) oder der Schütze/Handler hat das Ding runtersegeln sehen und weißt dann den Hund auf große Distanz ein und gibt dann nach der Wasserstrecke den Suchenpfiff, damit der Hund weiträumig! das Gebiet absucht.
    Das ist doch Quatsch, dass der Hund auf jedes Stück eingewiesen werden muss und auf den Suchenpfiff wartet.


    Das Einweisen dient einer verringerten Beunruhigung des Geländes und ist bei jedem Jagdhund sinnvoll, die Retriever sind nunmal besonders gut darin.

  • Zitat

    Ich empfinde aber einen deutlichen Unterschied zu dem Mitarbeiten wollen eines Retrievers als bei einem Schäferhund oder gar britischen Hütehund. Alles drei hab ich sehr oft um mich, sprich in der Familie.
    Der Chesapeake arbeitet sehr gerne mit mir, er führt auch alles an Aufgaben möglichst so aus, wie ich es haben möchte, aber er wird immer versuchen, es auch anders zu lösen und sich keinen Lösungsweg vordiktieren lassen.
    Der Sheltie macht mit, wenn er es gut kann und weiß, was man von ihm erwartet. An Tricks und ausprobieren hat er durchaus Spaß, aber nur weil man ihm etwas sagt, macht er es noch lange nicht, da muss die Motivation schon stimmen. Gleichzeitig aber ist er sehr sensibel und kann lauter werden etc. gar nicht ab.
    Der Schäferhund erwartet dagegen eine komplette Arbeitsanweisung, sprich jeden einzelnen Schritt muss er genau defininiert haben und dann führt er das exakt so aus, und dann ist es egal, ob daneben eine Bombe hochgeht oder sonstwas ist. Das würde den Retriever schon irritieren. Dafür wird der Schäferhund auch beim 50. Mal noch testen, ob er wirklich das genau tun muss, wenn es nicht eh das ist, was er tun will. Dafür wenn er erstmal weiß, was er machen soll und wie er es machen soll wird er es nahezu bis zur Unendlichkeit ohne großartig Motivation zu brauchen ausführen.


    Die Kunst ist bei allen 3 von dir genannten Hundetypen, dem TYP entsprechend und dem Individuum entsprechend zu arbeiten.


    Beispiel: Rettungshund (weil ich mich da auskenne und es Hunde bedarf, die wirklich ARBEITSHUNDE sind)- Dein Sheltiebeispiel in Ehren, aber meinst du dieser Sheltie ist ein ARBEITSHUND? Denn du vergleichst ja deinen Chessie Arbeitshund, mit deinem schwierigem Schäfermix und den "britischen Hütehunden" (und da habe ich halt ziemlich viele von und kenne massenhaft und mich auch noch sehr gut aus, bei Show und Arbeitshunden....)


    Der Chessie ist, so ich ihn kenne; ein Hund mit viel Arbeitswille, der bei gutem Training seine Eigenschaft behält, selbständig zu suchen, auch über Befehle hinüber. Genau das kann man beim Border auch erreichen, muss aber je nach Typ Hund sehr aufpassen, den Hund nicht zu sehr zu kontrollieren, dann hat man nämlich einen "Klebehund".


    Schäferhunde sind häufig "Klebehunde", weil sie zu kontrolliert geführt wurden und werden, die sind für eine freie Flächensuche nur noch sehr bedingt tauglich....


    Mit Sicherheit kann man auch jeden Retriever so versauen, dass der nur noch sich traut Einweisung anzunehmen und freie Suche gar nicht mehr macht.
    Ebendso werden viel "Mantrailer" immer wieder versaut. Weil Mensch eben KONTROLLIERT.


    Kontrolle ist wichtig, aber man muss eben wissen wo und wann.


    Ich habe meine Rettungshund an Strassen aus ANGST vor Autos so stark kontrolliert, dass der sehr gute Hund mir eine Fehlanzeige machte, weil ICH!! endlich die Suche abbrechen wollte.
    Mir ging in dem Moment nämlich mein Hund vor jedem Vermissten dieser Welt.
    (Genau das ist natürlich ein Knackpunkt.)

  • Fortsetzung:
    Und selbstrverständlich gibt es deutliche Unterschiede in der AUSBILDUNG!


    Schäferhunde und "britische Hütehunde" sind in meinen Augen sehr leicht auszubilden.
    Der Mensch muss nur zu diesem Hundetyp passen.
    Und nicht jeder kommt mit den feinen "britischen" klar. Die sind schon anders als ein deutscher Gebrauchshund.


    Aber wenn man ein Team ist, dann sieht man keine Unterschiede mehr...


    Und dass jede Rasse nochmal eigene Vor- und Nachteile hat ist ja klar.


    Deshalb kann man einen Retriever nicht mit einem was weiss ich Border Collie vergleichen und meinen, der oder der sei besser. Denn der Arbeitsborder wird immer besser Schafe holen, Und der Chessie besser nach der Entenjagdt aufs Auto aufpassen ;)

  • Ich war gerade mit Lina draußen zur Dummyarbeit.


    Ich bin ehrlich im Alltag suche ich manchmal vergeblich nach dem viel gepriesenen Will-to-please. Wenn sie sich was in den Kopf setzt, dann muss man sehr deutlich werden damit sie doch hört und nicht einfach ihr eignes Ding durchzieht. Sie kann unglaublich stur sein wenn sie etwas will, aber etwas anderes machen soll.


    Aber in so Situationen wie gerade, wo ich (nach vielen Wochen Pause) auf dem Feld stehe und mit ihr mit den Dummies arbeite oder wenn ich mit ihr konzentriert Rally Obedience übe usw. In solchen Situationen zeigt sich dann ihr Will-to-please. Da merkt man dem gesamten Hund, dass er auf drauf wartet mit mir zu arbeiten. (Das heißt übrigengd nicht, dass sie beim Dummy nicht auch noch selbstständig arbeitet und es manchmal "besser" weiß und eben nicht auf meine Anweisung hört.)
    Auch meine (moderate) Showlinie zeigt dann plötzlich noch ganz andere Qualitäten und dass unter ihrer im Alltag oft leicht langweilig, weil oft ruhig und immer bei in meinem näheren Umkreis bleibend, wirkenden Fassade, noch ein anderer Hund schlummert, der mit viel Temperament und Eifer, Intelligenz und Schnelligkeit arbeiten kann.
    Sicher nicht so schnell wie eine Arbeitslinie, aber langweilig und faul ist definitiv etwas anderes und für mich macht sie ihre Sache wirklich gut (wenn sicherlich auch nicht wirklich Prüfungstauglich).

  • :lol: Katha, ich kenn das! Ich behaupte ja immer, der Labrador habe keinen will-to-please, der hat maximal einen will-to-eat...


    So gesehen finde ich sogar, dass diese unerschütterliche Einstellung zum Leben, dieses sich-nicht-leicht-beeindrucken-lassen dem vielgepriesenen will-to-please ziemlich entgegen steht. Dass den Hund eben nichts so leicht aus der Bahn wirft ist auf der einen Seite super, auf der anderen Seite ist ihm ab und an aber auch einfach schnurz, ob dem Halter gerade eben gefällt, was er da tut. "Erfolgsversprechend" muss es sein. Und mit Erfolg ist gemeint, dass es dafür entweder Essbares oder sonstige Bedürfniserfüllung gibt. Nun ist es gerade beim Labrador ja so, dass auch das Spaßbedürfnis auf einem extrem hohen Level ist und wenn die Erledigung einer Aufgabe Spaß durch Herrchen/Frauchen verspricht, "lohnt" sich das und wird dadurch attraktiv für den Hund. Aber sicherlich nicht, weil das dann Herrchen/Frauchen gefällt, sondern weil dem Hund gefällt, wenn es Spaß dafür gibt. Liegen die Prioritäten aber gerade anders, rückt eben auch in den Hintergrund, wie sehr das jetzt dem zeternden Alten oder der kreischenden Muddi gefällt (oder eben auch nicht ;) ) und dann kommt die dickköpfige Esels-Mentalität zum Vorschein, die dafür sorgt, dass der Hund in vielerlei Lebenslagen völlig entspannt und gelassen ist, es ist ihm schlicht wurst...


    Die reine Erledigung von Aufgaben, nur weil das der Bezugsperson gefällt, das sehe ich bei vielen anderen Rassen, aber ganz sicher nicht beim Labrador. Ich mach mir da auch keine Illusionen drüber, dass mein Hund all die Dinge, die er tut, nur meinetwegen tut. Die tut sie deswegen, weil sie gelernt hat, dass es sich lohnt. Lohn in Form von Keksen oder Spaß.

  • Lina ist charakterlich eine sehr interessante Mischung aus: Sensibelchen, Sturkopf und Sonnenschein. ^^


    Genau der Hund, den ich brauche (und wahrscheinlich auch verdient habe). :D

  • meiner ist in der Hinsicht auch eher wie Maja u Lina.
    manchmal will er einfach besonders doll gefallen


    hie u da gibt er sich erst richtig Mühe wenn man ganz schön streng wird, wenn er halt gerade lieber was anderes machen will


    jedenfalls reagiert er in jedem Fall, immer auf das was Piper (Hündin) ihm "befiehlt"! ;)

  • Zitat

    :lol: Katha, ich kenn das! Ich behaupte ja immer, der Labrador habe keinen will-to-please, der hat maximal einen will-to-eat...


    So gesehen finde ich sogar, dass diese unerschütterliche Einstellung zum Leben, dieses sich-nicht-leicht-beeindrucken-lassen dem vielgepriesenen will-to-please ziemlich entgegen steht. Dass den Hund eben nichts so leicht aus der Bahn wirft ist auf der einen Seite super, auf der anderen Seite ist ihm ab und an aber auch einfach schnurz, ob dem Halter gerade eben gefällt, was er da tut. "Erfolgsversprechend" muss es sein. Und mit Erfolg ist gemeint, dass es dafür entweder Essbares oder sonstige Bedürfniserfüllung gibt. Nun ist es gerade beim Labrador ja so, dass auch das Spaßbedürfnis auf einem extrem hohen Level ist und wenn die Erledigung einer Aufgabe Spaß durch Herrchen/Frauchen verspricht, "lohnt" sich das und wird dadurch attraktiv für den Hund. Aber sicherlich nicht, weil das dann Herrchen/Frauchen gefällt, sondern weil dem Hund gefällt, wenn es Spaß dafür gibt. Liegen die Prioritäten aber gerade anders, rückt eben auch in den Hintergrund, wie sehr das jetzt dem zeternden Alten oder der kreischenden Muddi gefällt (oder eben auch nicht ;) ) und dann kommt die dickköpfige Esels-Mentalität zum Vorschein, die dafür sorgt, dass der Hund in vielerlei Lebenslagen völlig entspannt und gelassen ist, es ist ihm schlicht wurst...


    Die reine Erledigung von Aufgaben, nur weil das der Bezugsperson gefällt, das sehe ich bei vielen anderen Rassen, aber ganz sicher nicht beim Labrador. Ich mach mir da auch keine Illusionen drüber, dass mein Hund all die Dinge, die er tut, nur meinetwegen tut. Die tut sie deswegen, weil sie gelernt hat, dass es sich lohnt. Lohn in Form von Keksen oder Spaß.


    Will to eat nenne ich hier immer will to have Leckerchen [emoji1] und genauso ist es. Bei unserem sehe ich auch keinen will to please. Wenn er denkt, es könnte Leckerlies geben, macht er es, sonst nur widerwillig.

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