"Der Hundeflüsterer" mal rein sachlich betrachtet
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Tja, so arbeiten noch viele Trainer. Dass es unnötig ist, beweisen die anderen.
Wie kann ich denn eine spezielle Situation trainieren, wenn ich diese Situation nicht darstelle?
Ein unerwünschtes Verhalten, muss ich zunächst provozieren, um es zu beheben. Selbst dann, wenn ich ein Alternativverhalten anbieten will, muss ich zunächst die Situation schaffen, in der ich dieses Verhalten sehen will, also die Situation, in der das fehlerhafte Verhalten gezeigt wird.
Ganz davon abgesehen, finde ich C.M. auch ganz interessant. Elektrohalsband, Elektromatte, Vollwürger oder ähnliche Dinge mögen nicht meiner Vorstellung von Hundeerziehung entsprechen, aber viele seiner Ansätze finde ich dennoch beachtenswert. Letzten Endes muss man selbstverständlich im Hinterkopf behalten, dass in Amerika eben vieles erlaubt und üblich ist, worüber wir den Kopf schütteln. Auch bei uns hat sich die Hundeerziehung in den letzten Jahren stark verändert, vorher waren viele Dinge auch noch üblich.
Natürlich ist es eine Fernsehsendung, selbstverständlich wird nicht alles gezeigt. Wir sehen 45 Minuten und keine 8 Wochen Training. Das würde sich hier auch niemand ansehen wollen, wenn doch, dann hätten wohl einige von uns schon diverse Praktika absolviert oder eine entsprechende Ausbildung absolviert. :)
An C.M. gefällt mir, dass er sich dafür einsetzt mit den vorhandenen Mitteln und Situationen zu arbeiten, um die Chancen zu erhöhen, dass sich dauerhaft etwas verbessert. Vor allem, wenn die Besitzer schon gezeigt haben, dass sie an ihren Viechern hängen, obwohl die seit Jahr und Tag tackern, was das Zeug hält. Ich finde es gut, dass er Bewegung propagiert und den Hund auch als solchen betrachtet, nicht als Mensch auf vier Beinen und dass er (soweit ich weiß) noch keinen Hund als untherapierbar abgestempelt hat. Die Arbeit im Rudel sagt mir zu, soweit man das sehen kann und auch die Tatsache, dass er ehrlich sagt, wenn Hund und Herr so gar nicht zueinander passen.
Nicht so prickelnd finde ich die Betonung auf das "Töten" von einander, wenn sich zwei Hunde angehen - er ist halt in allem immer sehr drastisch, auch in Worten. Bei vielen der Hundebesitzer ist das aber m.E.n. auch gar nicht so verkehrt ...
Die Sache mit der "Rute" war C.M., ein Viszla in der Stadt, der immer und ständig Angst hat. Haben wir auch mal probiert ... wirkt. Keine Wunder, aber es hilft, um einen Anfang zu machen.
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Hi
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Ja, aber der große Unterschied ist, dass sie nicht "draufhaut" und das Symptom unterdrückt, sondern an der Wurzel des Problems arbeitet und die Gefühlslage ändert.
Ich persönlich arbeite lieber am Problem selbst als nur die Symptome mit Gewalt abzustellen.Hoffe das ist jetzt nicht zu OT. :/ Schwierig.
Er haut ja auch nicht einfach nur drauf ... aber er macht durchaus deutlich, dass er eben dieses Verhalten in genau dieser Situation nicht duldet. Gewöhnlich bietet er den Hunden doch danach ein Alternativverhalten an und ändert etwas an der Ausgangssituation.
Es handelt sich ja nicht um Situationen, in denen der Hund durch C.M. zu Leid gezwungen wird, also er ihn etwa bedroht und bedroht und bedroht, um dann etwas ganz furchtbares zu tun, wovor der Hund wirklich Angst haben sollte.
Stattdessen sind es Situationen, die dem Hund niemals Schaden würden, wenn der Hund sie aushalten könnte.
Etwa die Folge, wo einer der Hunde dringend Ohrentropfen bekommen musste oder gebürstet werden sollte. Keine Dinge, die den Hund in Gefahr bringen oder im Leid zufügen. Trotzdem hat der Hund wild um sich gebissen und absolut unangemessen reagiert. Dieses Verhalten deutlich zu unterbinden, indem es einmal abrupt abgebrochen wird, ist (wenn auch nicht die einzige) eine Lösung. Danach kann der Hund erfahren, dass überhaupt nichts geschieht, wovor er Angst haben müsste. Sein Verhalten ist aber nicht angebracht und wird reglementiert. Die Ohrenreinigung und das Bürsten kann nun, da überhaupt wieder an der Situation gearbeitet wird, in Ruhe neu aufgebaut werden.
Auch von meinem dreijährigen Kind würde ich mich nicht beißen und schlagen lassen, wenn ich ihm die Haare waschen wollte. Da gäbe es auch eine Ansage und nachdem das Autoritätsproblem erledigt ist, beweise ich, dass es sich lohnt mir zu trauen. Ich wasche die Haare, vorsichtig und vielleicht gibt's dann auch noch eine Belohnung. So, wie ich meinen Hund belohne, wenn er etwas erduldet, was ihm eigentlich nicht gefällt, was ihm aber nicht schadet.
So jedenfalls nehme ich das Training von C.M. wahr - auch wenn nun wirklich nicht alles Gold ist, was glänzt.
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Öhm, er simulierte Bisse, die Hund züngeln, schauen weg, drücken sich in Ecken. Er macht weiter, was lernt der Hund daraus?
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In den aelteren Folgen ging es sehr rabiat zu, das hat mich wahrscheinlich gepraegt. Neue Folgen zeigen fuer das internationale Publikum bedeutend softere Methoden. Ich denke manchmal, toll, das siehst du auch so. Aber fast unweigerlich kommt wieder eine Szene, wo eine Interpretation und darauf aufbauend eine "Therapie" folgt, die mir die Haare zu Berge stehen lässt.
Vor einigen Wochen war da ein Bulldog, der andere Hunde an der Leine anpoepelte. Natürlich eine Frage der falschen Energie. So weit, so gut. DieTherapie bestand nun darin, den Hund zu fixieren und seinen Hintern zwecks Geruchskontrolle dem in einem Wohnmobil wartenden 5koepfigen Rudel reinzustecken. Vorn hochgehoben und festgehalten, hinten 5 voellig fremde Hunde am schnüffeln. Der Bulldog tat das Kluegste in dieser Situation, und stellte sich tot. Naechster Schritt war, ihn mit Wuergeschlinge versehen in das Wohnmobil unter die fremden Hunde zu setzen. Millan neben ihm. Jede Bewegung des Bulldogs waehrend der massiven Bedraengung wurde mit Fusskick, alternativ Schlingenanzug unterbunden. Endlich blieb der Bulldog passiv und wagte keine Reaktion mehr. Ziel erreicht, wieder ein Hund in die erlernte Hilflosigkeit therapiert. Hat diese Aktion jetzt den Besitzern was gebracht? Wahrscheinlich nicht, denn eine "Kontrolle" Wochen spaeter zeigte einen immer noch leinen aggressiven Hund, auch wenn behauptet wurde, es waere besser geworden. Nur, wieso haette es das sollen? Die zugrunde liegende Unsicherheit im Umgang mit anderen Hunden in Verbindung mit der Unfähigkeit der Besitzer, ihren Hund zu lesen und erzieherisch zu beeinflussen, wurde nicht angekratzt. Bei CM musste der Bulldog sich der Gewalt beugen und fluechtete sich situationsbedingt in Passivität, gelernt hat er darueber hinaus ueberhaupt nichts.
Und das ist nach wie vor der Grundtenor, finde ich: erlernte Hilflosigkeit, in eine pseudoethologische Philosophie verpackt, als Ziel der Behandlung.
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Und das ist nach wie vor der Grundtenor, finde ich: erlernte Hilflosigkeit, in eine pseudoethologische Philosophie verpackt, als Ziel der Behandlung.Mich würde echt mal interessieren, was aus den "therapierten" Hunden gworden ist.
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Ein (Fehl-)Verhalten muss ich aber nur dann provozieren, wenn ich rein über Strafe arbeite und das ist der Knackpunkt.
Für alle anderen Lernschritte brauche ich die Provokation nicht -
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Öhm, er simulierte Bisse, die Hund züngeln, schauen weg, drücken sich in Ecken. Er macht weiter, was lernt der Hund daraus?
Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber er macht das nicht mir irgendwelchen Hunden, sondern mit solchen, die tatsächlich beißen, oder? Er provoziert sie, um sie zu ihrem Fehlverhalten zu bekommen, denn genau das muss er ja erst einmal reglementieren.
Wenn mein Hund züngelt, wegguckt und meidet, sich aber kein Stück vom z.B. Sofa wegbewegt - mich also auszusitzen versucht, wenn man so will - muss ich meine Anweisung z.B. durchsetzen, oder nicht? Vorausgesetzt, er kann meiner Forderung auszuweichen nachkommen.
ZitatEin (Fehl-)Verhalten muss ich aber nur dann provozieren, wenn ich rein über Strafe arbeite und das ist der Knackpunkt.
Für alle anderen Lernschritte brauche ich die Provokation nichtNaja, zunächst strafe / reglementiere ich, danach muss natürlich eine Alternative anbieten. Klar.
Ich habe gerade keinen konkreten Fall vor Augen, deswegen fühle ich mich bei unserer Diskussion etwas unwohl. *g* Gerade läuft eine Folge mit zwei Pinschern, von denen einer regelmäßig tackert, da werde ich noch einmal darauf achten, wie er agiert und reagiert. Bevor ich mich hier zu weit aus dem Fenster lehne.
(Hier arbeitet er z.B. beim Halsband-anlegen mit Leckerchen und Ablenkung, um das Aufbauen von Angst zu vermeiden. So kann sich der Hund nicht in eine Situation hineinsteigern.)
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Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber er macht das nicht mir irgendwelchen Hunden, sondern mit solchen, die tatsächlich beißen, oder? Er provoziert sie, um sie zu ihrem Fehlverhalten zu bekommen, denn genau das muss er ja erst einmal reglementieren.
Wenn mein Hund züngelt, wegguckt und meidet, sich aber kein Stück vom z.B. Sofa wegbewegt - mich also auszusitzen versucht, wenn man so will - muss ich meine Anweisung z.B. durchsetzen, oder nicht? Vorausgesetzt, er kann meiner Forderung auszuweichen nachkommen.
Aber das heißt doch, dass dein Hund nicht versteht was du von ihm willst und sich bedroht fühlt. Leichter ist es doch das Kommando "runter" zu lernen und ganz entspannt runter zu hüpfen und dafür ein Leckerlie bekommen (z.B.)
Sonst lernt der Hund, dass du ihn nicht verstehst, deshalb wird er wohl in Zukunft gleich zubeißen, statt zu Beschwichtigen.
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Naja, zunächst strafe / reglementiere ich, danach muss natürlich eine Alternative anbieten. Klar.
Und die fehlte in allen Beispielen, die ich bisher gesehen habe.
Es gab keine basierte Anamnese, sondern es war entweder immer die schwache/schlechte Energie oder Dominanz und als Lösung wurde gedeckelt und bestraft, bis der Hund (vorerst) nicht mehr aufmuckte.
Echte Verhaltensanalysen, durchdachte Auslastungsmodelle, Alternativverhalten, etc. habe ich bisher in CMs Konzept einfach noch nie zu Gesicht bekommen und das ist mein großer Kritikpunkt.
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Mich würde echt mal interessieren, was aus den "therapierten" Hunden gworden ist.
Bislang hab ich keine Quellen dazu, ANGEBLICH sollen viele eingeschläfert worden sein, weil das Problem nicht dauerhaft behoben werden konnte und sich nach CM niemand mehr ran traute. Ich suche noch nach verlässlichen Quellen.
Sollte das stimmen (was ich mir gut vorstellen kann) würde es die Argumentation seiner Befürworter, er habe ja so viele Hunde vor der Spritze gerettet, natürlich ziemlich entkräften.
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