Borches -Amtsvet. bestimmt Einschläferung alten Hundes

  • Natürlich kann man soetwas nicht verallgemeinern. Aber wenn mich ein Tier, wie eben zB ein Hund über Jahre bis zu einem Jahrzehnt begleitet hat dann denke ich schon, dass ich merke wenn es nicht mehr weitergeht.
    Ich schläfere ja nicht "vorbeugend" ein weil es dem Hund irgendwann schlecht gehen könnte. Aber wenn der Hund Schmerzen hat, sich kaum noch Bewegen kann, nicht mehr alleine laufen/aufstehen, in seinen Exkrementen liegen muss und es gibt keinerlei Aussicht, das es sich besser...dann ist der Zeitpunkt eben gekommen.


    einschläfern ist nicht immer richtig, das wollte ich gar nicht sagen. Aber es ist eben manchmal der letzte Gefallen, den ich meinem Tier tun kann.


    Das es nicht immer richtig ist habe ich erst kürzlich erfahren. Es kam ein Meerschweinchen zu mir in die Notstation. Mit einem Walnussgroßen Tumor unter der Achsel, der sich auch schon aufgescheuert hatte. Der TA der Vorbesitzerin sagte, da das Kerlchen schon älter ist (5 Jahre) entweder einschläfern oder warten bis der Tumor platzt und dann einschläfern. Aufgrund des permanenten Scheuerns war das nur eine Frage weniger Monate.


    Es waren mehrere teilweise winzige Knoten am Körper verteilt zu fühlen, sodass eine vollständige Heilung nahezu ausgeschlossen ist. Diese stören aber bislang nicht. Könnten es aber irgendwann.


    Ansonsten ist er absolut fit und lebendsfroh, das sich manch Jungbock was davon abschneiden könnte.


    Dennoch habe ich diesem Tier am letzten Freitag nach absprache mit meiner eigenen TÄ operieren lassen. Es wurde zumindest der große, störende Tumor entfernt.
    Der Kleine ist heute schon wieder quietschfidel und hat nun die Chance noch ein paar schöne Monate/Jahre zu erleben..absolut schmerzfrei. hier wäre einschläfern zu diesem zeitpunkt ein schwerer Fehler.

  • Ich brauche gar nicht so weit zu schauen. Ganz aktuell habe ich ein Meerschweinchenböckchen in meiner Gruppe sitzen. Geschätztes Alter ca. 6 oder 7 Jahre, von Natur aus schon immer recht zierlich, inzwischen einfach wirklich, wirklich alt. So richtig mit Schmackes putzen kann er sich nicht mehr, ab und an ist der Kot schon ein wenig breiig, das Fell ist recht struppig und seine Mädels dominieren tut er auch nicht mehr. Aber er frißt! Nur noch ausgewählte Dinge, aber die auch sehr gerne. Es ist definitiv eine Frage von recht kurzer Zeit, bis er sterben wird. Ich werde ihn definitiv nicht einschläfern lassen! Warum sollte ich? Seine Mädels kümmern sich rührend um ihn (wirklich wahr!!), wenn er an seine eigenen Köttel nicht mehr so gut rankommt, frisst er halt die von den Weibern.

  • Zitat


    Warum es für mich so wichtig ist, selbst zu entscheiden, kann ich gar nicht genau sagen. Für mich ist das Leben unendlich kostbar, und ich bin tatsächlich auch jemand, der nie eine Patientenverfügung aufsetzen würde, die da lautet: schaltet die Geräte ab.


    Ich habe während meines Studiums zeitweilig am WE in einem Reha-Krankenhaus auf einer Station für Schlaganfallpatienten ausgeholfen. IdR war das die Station für Menschen, die noch recht "fit" waren, nur kleinere Hilfen im Alltag benötigten. Aber hin und wieder kamen da auch Menschen, die Schwerstpflegefälle waren.
    Na, ganz ehrlich - möchtest Du mit einem Hirnschaden, der so massiv ist, dass Du nicht mal mehr ansatzweise was mitbekommst von deiner Umgebung, weiter"leben"? 24h am Tag für den Rest deines Lebens in einem kompletten Dämmerzustand, irreversibel. Nicht mal ansatzweise zu eigenen Reaktionen fähig, keine Sinne mehr, einfach nur noch eine menschliche Hülle, die zumindest teilweise funktionierende Organe hat und deshalb am Leben bleibt? Bzw. die nur am Leben bleibt, weil sie künstlich ernährt wird?

  • Zitat

    Aber es ist eben manchmal der letzte Gefallen, den ich meinem Tier tun kann.


    Für mich ist es der GRÖßTE LIEBESBEWEIS, dem ich meinem Tier
    geben kann. Damit danke ich meinem Tier für all die Jahre, die ich an seinem
    Leben teilhaben durfte. Für all die Freude, die ich durch/mit meinem Tier erleben
    durfte.

  • Ich finde, das kommt ganz darauf an, ob der Hund nun wirklich leidet, oder einfach nur alt wird! Ich kann doch nicht einen Hund einschläfern, der noch im Kopf vollkommen "da" ist, aber sichtbar Freude hat, den Halter zu sehen oder bei ihm zu liegen, nur weil er schon wackelig läuft und bald "irgendwann eh sterben" wird! Das wird hier auch in meinen Augen oft zu früh gemacht.


    Wenn der Hund jedoch Schmerzen hat, von alleine nicht mehr frißt (sprich ich ihm jeden Brocken ins Maul legen muß und er nicht mal mehr schluckt) und trinkt, dann helfe ich natürlich. Bevor ein Tumor platzt und der Hund unter furchtbaren Schmerzen stirbt, lasse ich selbstverständlich ihn einschläfern.


    Aber nicht einfach wegen Alterserscheinungen rigoros einschläfern, weil ich als Mensch nicht sehen kann, wie mein einst so fröhlicher Welpe halt einfach älter wird.


    Im vorliegenden Fall zu urteilen, ist schwer, weil das sicherlich nicht objektiv beschrieben ist - aber daß die eigene Tierärztin (wenns denn so stimmt wie geschrieben) abrät, gibt mir doch zu denken.

  • Selbst das Thema Schmerzen kann man auch nicht so verallgemeinern. Eine gewisse Portion Schmerzen gehört einfach zum Altern dazu. Weiß ich leider selbst nur allzu gut. So geschmeidig wie früher ist das Aufstehen nicht mehr immer... ;)

  • Ich habe gerade das Gutachten der involvierten TÄ gelesen - das klingt für mich aber gänzlich anders, als das, was die Amtsveterinäre da geurteilt haben und ist vor allem das Ergebnis einer ausführlichen Begutachtung und eines längeren Gesprächs mit der Tierhalterin.


    Im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen - das ist doch im Grunde das, was uns alle beschäftigt und berührt. Jeder von uns hat da seine ganz eigenen Erfahrungen zu gemacht und sicher auch sehr unterschiedliche Voraussetzungen - fachlich, räumlich, finanziell, wenn es um die Betreuung eines Tieres geht, das aufgrund von Alterungsprozessen einen erhöhten Betreuungsaufwand erfordert.


    Wogegen ich mich mit meinen Oldies hier ganz energisch verwehren würde, wäre die Auflage der Euthanasie durch den Amtsvet aufgrund einer kurzen Moment-Aufnahme, die einfach nicht meiner (beruflich mehr als geschulten) Beobachtung entspricht.


    Altern und Sterben sind natürliche Vorgänge. Meist können wir bei unseren Vierbeinern die Euthanasie nicht vermeiden, weil im Laufe des Sterbevorganges (der lt. Sterbeforschung weit eher einsetzt, als wir im allgemeinen annehmen) Probleme auftreten, die mit Leiden für das Tier verbunden sind und auch durch Palliativ-Medizin nicht in den Griff zu bekommen sind. Da bin ich als Tierhalter, als "Anwalt" meines Vierbeiners der Erste, der den behandelnden TA um diesen letzten Dienst des Einschläferns bittet. Aber grundsätzlich behalte ich mir für meine Vierbeiner, wenn die Voraussetzungen stimmen, auch das ganz normale Sterben als Option vor.


    Sterben und Tod sind in unserer heutigen Zeit Tabu-Themen geworden. Es wird im Heim gealtert und im Krankenhaus gestorben. Hübsch wech von der Straße, wech aus der öffentlichen Wahrnehmung. Deshalb sind auch der Umgang mit sterbenden Vierbeinern und dem Tod des Vierbeiners für viele von uns Themen, bei denen sehr viele eigene Emotionen an die Oberfläche kommen, weil das pflegebedürftige Altern und auch der Tod aus dem täglich wahrzunehmenden Bild so gut wie verschwunden sind und man mehr oder weniger plötzlich und unvorbereitet (im Sinne von Erfahrungen damit) mit diesem Thema konfrontiert wird.


    Zitat

    Ein Tier leiden und qualvoll langsam sterben lassen und für mich reinster Egoismus.


    Grundsätzlich bin ich da ganz bei Dir - Leid und Qual geht dabei gar nicht.
    Die Frage ist nur, was genau oftmals als Leid und Qual eingestuft wird. Viele Menschen (damit meine ich jetzt nicht Dich!) haben keinen blassen Schimmer, was bei einem sterbenden Lebewesen für Vorgänge stattfinden und beurteilen vieles nur aus der eigenen Emotionalität heraus. Das halte ich für genauso schlimm, wie unnötiges Leid zu provozieren.


    In einem Sterbeprozess, bei dem allmählich die Organfunktionen zum Erliegen kommen, werden durch das Verweigern von Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und der dadurch entstehenden Austrocknung körpereigene Opiate ausgeschüttet, die das Schmerzempfinden deutlich herabsetzen und allgemein beruhigend und angstlösend wirken. Das heutige Wissen um diese Vorgänge ist der Grund dafür, weshalb in der Humanmedizin von den früher obligaten Flüssigkeitsgaben per Infusion beim Sterbenden mittlerweile abgesehen wird. Stattdessen werden rein zum Wohlbefinden feuchte Tupfer oder Eiswürfel zum Lutschen oder Ähnliches angeboten, um das unangenehme Gefühl des trockenen Mundes, verstärkt durch die im Sterben meist vorherrschende Mundatmung, zu lindern. Es geht dabei nur noch um das Wohlbefinden, in der Intensiv-Medizin haben wir diese Pflege und medizinische Betreuung tender lovely care genannt.


    Für mich gehört auch das Begleiten eines Tieres durch die einzelnen Sterbephasen zu den machbaren Optionen - unter bestimmten Voraussetzungen. Dazu gehört aber sicher viel Erfahrung, Praxis, Wissen und natürlich auch ein kompetenter Tierarzt, der einen dabei begleitet, genau wie die grundsätzliche Bereitschaft, bei auftretenden Problemen auch die Möglichkeit der Euthanasie zu nutzen.


    Für den Einstieg in die Sterbebegleitung beim Tier, falls das Thema jemanden näher interessiert, finde ich diese Facharbeit einer THP recht hilfreich:
    http://quiske.de/Facharbeit%20…ght%20ulrike%20quiske.pdf
    Auch, wenn naturheilkundliche Ansätze nicht jedermanns Sache sind, ebenso wie das tibetische Totenbuch, kann man mit Hilfe dieser Arbeit schon einige Einblicke in einen anderen Umgang mit Sterben und Tod bekommen.


    Eher zur medizinischen Fachliteratur dagegen zählen die Bücher "Geriatrie in der naturheilkundlichen Tiermedizin (Herausgeber ist Dr. vet. med.) und natürlich das Standardwerk zur Geriatrie - "Geriatrie bei Hund und Katze". Beides Werke, die hier bei uns häufig aus dem Regal geholt werden und für Hundehalter ähnlichen Stellenwert haben sollten, wie gute Literatur zum Thema Welpe oder Hundeausbildung.


    Wir Hundehalter wissen heutzutage fast alles über unsere Hunde, was es zu wissen gibt. Nur Altern, Sterben und Tod sind noch regelrechte Stiefkinder, nur so kann ich es mir erklären, dass man als Halter eines alten, gebrechlichen Tieres oftmals Anfeindungen von aussen ausgesetzt ist, denen jegliche fachliche Grundlage fehlt.


    Um den Bogen wieder zu Borches und seiner Halterin zurückzuspannen - ich hoffe sehr, dass sich die zuständigen Amtsveterinäre doch noch einmal gesprächsbereit zeigen und nicht nur einen recht kurzen Moment im Leben eines sehr alten Hundes als Entscheidungsgrundlage beibehalten. Ich teile die Hoffnung der TÄ Dr. Heike Molkentin-Hoffmann, von der das Gutachten http://borches.webnode.com/alb…hten/fall-borches-1-jpg1/ dass Borches Geschichte durch die derzeitgen Geschehnisse ein Umdenken in Sachen Sterbebegleitung beim Tier anregt. Denn wir und unsere vierbeinigen Oldies können doch nur davon profitieren, wenn diese Vorgänge immer mehr thematisiert werden und nicht weiterhin ein großes Tabu bleiben.


    LG, Chris

  • @ Chris: :gut:


    Leider hat das mit den Spenden schon ein gewisses "Geschmäckle", aber mir ging es auch eher weniger bzw gar nicht darum, sondern um den Kern der Sache.


    Und wie ich schon eingangs sagte, ich würde es den Ämtern (zumindest in Berlin) zutrauen, das sie ohne richtige Prüfung so reagieren.
    Einerseits gibt es Fälle, da wundert man sich, dass sie nicht einschreiten und dann wieder Fälle, da kommen sie durch die Tür und nutzen ihre Amtsbefugnis aus. Bist du ihnen nicht sympatisch hast du ganz schlechte Karten.
    Und das ist nicht nur hörensagen über tausend Ecken, einige Fälle habe ich selbst mitbekommen (was sich durch aufgabe meiner "Hobbys" nun auf 0 reduziert hat. Bin nicht traurig drüber, ehrlich. Es ist sehr erbaulich mit einer Amtstante über das Tierschutzgesetzt zu disskutieren und am Ende als Delitant beleidigt zu werden und man hat als Amtsvet sowieso recht, egal was wo geschieben wird ... aber das ist ne andere Geschichte :hust: )


    Borches Fall ist nun eindeutig auf das Altern bezogen. Schlimm genug, aber was ist mit Fällen zb. von behinderten Hunden? Es gibt genug Leute, die einen Rollstuhl für Hunde ablehnen und der Meinung sind, ein Hund der nicht alleine laufen kann sollte eingeschläfert werden. Würde einer dieser Menschen einen Besitzer mit Rolli-Hund anzeigen und nur eine kurze Betrachtung im Haus folgen (wo der Hund sich eventeuell nicht so leicht fortbewegt, vielleicht an dem Tag schon lange unterwegs war und k.o., die Muskulatur hinten fehlt und deshalb dünner ist usw) müsste man also damit rechnen das dieser Hund eingeschläfert werden muss?

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