Phänomen Großstadthunde

  • Mich nerven freilaufende Hunde mitten in der Stadt tierisch. Okay, vielleicht nicht die, die wirklich nur neben ihrem Besitzer hertrotten. Dafür aber umso mehr die, die einem dann gute zehn Meter hinterher laufen und meinem Hund beinahe in den Hintern kriechen. Hatte wir gerade heute noch, als wir es eilig hatten zur Bahn zu kommen und solche begegnen uns leider in letzter Zeit häufiger. Der Hund hörte nicht die Bohne und dann hat man ihn bitte an der Leine zu führen.
    Außerdem soll es ja auch immer noch eine verschwindend kleine Randgruppe von Menschen geben, die Angst vor Hunden haben. Selbst wenn der Hund sich für nichts anderes interessiert, als neben seinem Besitzer zu laufen, entsteht bei solchen Leuten doch trotzdem ein mulmiges Gefühl, wenn sie sehen, da ist keine Leine dran. Auf die Gefahr hin, mich bei einigen Leuten jetzt unbeliebt zu machen, aber den Hund in der Innenstadt, an Straßen, in der Bahn oder generell an öffentlichen Orten ohne Leine laufen zu lassen halte ich für unglaublich egoistisch und fahrlässig.

  • Zitat

    Ja, ist eben einfach alles irgendwo eine Frage der eigenen Erfahrung und Sozialisation. Ich zum Beispiel erinnere mich wie gesagt gerne an meine Berliner Zeit. Dagegen hat mich bei allen Ausflügen auf`s Land eben häufig genervt, dass aus jeder zweiten Hundebegegnung ein Riesendrama mit "Ist das ein Rüde oder eine Hündin" gemacht wurde, ganz abgesehen von den kläffenden, ziehenden Leinenmonstern, an denen ich dann vorbei marschieren durfte.


    Kann ich nicht bestätigen. Ja, die meisten Hunden die in der Stadt freiliefen (also so in den städtischen Auslaufgebieten) waren ziemlich verträglich, einfach weil es anders nicht geht - wenn man einen Hund hat, der andere auseinander nimmt, dann würde das da auf Dauer teuer werden.


    Es gab aber auch da genug Hunde die mit Vorsicht zu genießen waren und doch schon öfter mal nen Löchlein gemacht haben. Einige davon gingen halt zu untypischen Zeiten und dann an der Leine spazieren, aber bei so einer hohen Hundedichte und so vielen Freigängern passiert doch immer wieder was, selbst bei größert Vorsicht kann man sich nicht immer ausweichen. Da ist auch oft niemand komplett schuld, das ist einfach der Enge geschuldet.


    Hab jedenfalls auch in meinen Praktika im städischen Bereich während des Studiums genug Bissverletzungen nach Raufereien gesehen, wo nun auf die Zahl der Hunde gesehen mehr oder weniger Bissverletzungen auftreten, Stadt oder Land, kann ich nicht sagen.


    Grade der notorischste Dauer-Freiläufer von allen in meiner Nachbarschaft in der Stadt, eine Riesenschnauzerhündin, war gar nicht so ganz ohne, die konnte mit anderen intakten Hündinnen ganz schön Stress macht.
    Die JRT-Hündin meiner Nachbarn (ich wohnte direkt an einer zweispurigen Straße und einer Bahnlinie... billige Studentengegend halt...), die wir wirklich ständig zwischen den Füßen hatten, war auch nie an der Leine und zwar kein Bisschen böse, aber einfach extrem nervig, weil es jedesmal Chaos reinbringt wenn man mit mehreren Hunden an der Leine unterwegs ist und einem dann einer zwischen die eigenen Hunde läuft und nur mal Hallo sagen will, während man z.B. grade dabei ist, nen Hundehaufen aufzusammeln.


    Beide Hunde sprangen auch regelmäßig auf der Straße rum.


    Und grade das waren beides Besitzer, die das Hohelied auf ihre super-lässigen, total routinierten Stadthunde sangen. Da war die Fremdwahrnehmung ne ganz andere als die Eigenwahrnehmung.





    Jetzt auf dem Land ist es tatsächlich so, dass viele Hunde nicht ohne weiteres mit anderen Hunden verträglich sind, einfach weil sie sehr selten Fremdhundekontakte haben, maximal noch zu einer Hand voll Hunde aus dem Dorf, die man seit Jahren immer wieder trifft, aber nicht jeden Tag zu dutzenden anderen Hunden. Auch bei meinen Hunden ist die Verträglichkeit deutlich schlechter geworden seit ihre Gassiroute praktisch ihnen alleine "gehört" und wir nicht mehr täglich in belebten Hundeauslaufgebieten unterwegs sind.


    Ich empfinde es als sehr angehem, dass hier eigentlich jeder bei Hundesichtung sofort unaufgefordert anleint. Drama mit geifernden Leinenpöblern erlebe ich selten, man hat ja auch in der Regel genug Platz, entweder einer lässt absitzen oder man geht halt flott aneinander vorbei.
    Diese Frage von wegen "Rüde oder Hündin?" ist mir in den Stadtjahren fast täglich im Stadtwald begegnet, hier spielt das keine Rolle, weil man ohne explizite Absprache die Hunde eh nicht zusammen lässt.


    Das einzige was mich nervt sind böse Hofhunde, die in wirklich nicht friedlicher Absicht aus ihren Einfahrten geschossen kommen wenn ich mit meiner mit dem Rad vorbeifahre.
    ABER: Den einzigesten Unfall wegen sowas hatte ich in der Stadt. Da hatte ich die Handgelenke offen (und Glück, dass nicht mehr passiert ist), das Rad war im Arsch und das meine Hündin nach der Attacke nicht vor ein Auto gelaufen ist war pures Glück.
    Der Hund? Ein ach so verträglicher "Das hat er ja noch NIE gemacht!!!"


    Zitat


    So hat jeder seine eigene Sicht auf die Dinge. Solange mir keiner dumm kommt und mir mein Leben vorschreiben will, lasse ich andere gerne auch ihr Leben leben, ist ja jeder seines Glückes Schmidt und ich mag`s in erster Linie entspannt und harmonisch ;) .


    Naja, ich bin nun niemand der irgendwen wegen sowas anschwärzen würde solange der Hund sich wirklich ordentlich benimmt ("Der größet Lump im ganzen Land...").


    Aber in den meisten Städten und Gemeinden sind Hunde innerhalb geschlossener Ortschaften und an der Straße tatsächlich an der Leine zu führen, insofern ist das in der Hinsicht schon meistens vorgeschrieben wie man mit dem Hund zu leben hat. In vielerlei Hinsicht geht mir die Überregulierung der Hundehaltung auch auf den Keks, in dieser nicht.



    Außerdem betrifft ein freilaufender Hund an der Straße eben nicht nur einen selber. Ob jemand seinem Hund 1 kg Kotelettknochen füttert oder ihn gegen gar nix impft ist Privatsache, mit nem unangeleinten Hund an der Straße ist man immer auch ein Risiko für andere Verkehrsteilnehmer und das ist keine Privatsache.


    Im Zweifelsfall ist nicht nur der Hund platt (schade, aber mir noch relativ egal) und der Besitzer hat den Kummer (auch schade, aber mir ebenfalls egal), sondern jemand anderes hat den Schaden am Auto und das hässliche Bild im Kopf.


    Im schlimmsten Fall, wenn jemand wegen einem Hund auf der Straße bremst oder ausweicht und dabei was passiert, muss man als Hundehalter auch damit leben, sowohl mit dem Gewissen als auch mit eventuellen Kosten. Und Haftpflichtversicherungen zahlen in der Regel nicht, wenn man sich grob fahrlässig verhalten hat, was auf freilaufenden Hund an der Straße defintiv zutrifft.

  • @TS,
    wolltest du einen Thread, um die Unverantwortlichkeit des "Phänomen Großstadthund" zu diskutieren?
    Ich hatte deinen Eingangsbeitrag nicht so verstanden :???:

  • Bei uns kann man die Hunde nicht so frei laufen lassen, wie man gerne würde. Das Ordnungsamt hat sogar am Wochenende Schnüffler in Zivil im Park herumlaufen. Sobald man die Hundewiese verlässt, heisst es anleinen oder Kohle her. Ich wurde sogar schon kontrolliert, ob ich Tüten dabei habe. Der Hinweis, ja, die liegt dort im Papierkorb, zählt nicht. Man hat mehr als eine Tüte mitzuführen. ANSTRENGEND!


    Die Hundeauslaufwiesen werden gern im Sommer von grillenden Partyleuten blockert, die sich dann auch noch aufregen, dass die Hunde frei zwischen den Leuten hin und her laufen. Ätzend! Ich habe meinen Hund aber in der Stadt immer an der Leine. Tausend Mal geht's gut und einmal nicht. Nee, die Vorwürfe will ich mir nicht machen müssen. Wohne selbst am Stadtrand, da kann man abends mal die Leine abmachen, muss aber auch immer schauen, weil wir viel mit Kaninchen, Rehen, Dachsen und Mardern, neuerdings auch Wildschweine zu tun haben.


    Tagsüber und in der Stadtmitte bleibt die Leine dran. Außerdem möchte ich Leuten, die Angst vor Hunden haben, nicht unnötig Streß machen. Da habe ich halt die Leine locker in der Hand und Hundi trabt durch die Weltgeschichte.


    Muss jeder für sich entscheiden. Aber abgesehen davon, dass dem eigenen Hund was passieren könnte, möchte ich nicht dafür verantwortlich sein, wenn z. B. eine junge Mutti im Auto mit Kindern vor Schreck das Lenkrad verreißt, weil mein Hund irgendwann in x Jahren doch mal ne Pfote auf die Fahrbahn setzt, und gegen einen Laternenmast knallt oder in eine Fussgängergruppe fährt.


    Grüße, Ela

  • Ich weiß zwar nicht ob ich mich angesprochen fühlen muss. Aber natürlich sorge ich dafür das mein Hund weder andere Menschen noch Hunde belästigt. Auch geht er im Fuß wenn uns jemand entgegen kommt.


    Ich habe das Gefühl das hier etwas falsch ankommt. In meinem Stadtteil geht es eher gemütlich zu. Man kennt sich, viele haben Hunde und keiner stört sich daran. In der Innenstadt oder anderen Bereichen wo viele Menschen sind (in den Öffis zum Beispiel) bleibt er ausnahmslos an der Leine!

  • Ich denke (und das kenne ich von mir selbst auch), dass viele HH betriebsblind werden. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass der eigenen Hund z.b. Panik bei anderen Menschen auslösen kann.
    Man selbst weiß, dass er nicht auf die Strasse läuft (wobei ich immer sagen würde: bisher noch nie auf die Strasse gelaufen ist), und meint deswegen, alle andere wissen das auch.


    Ich finde es auch toll und beeindruckend, wenn sich ein Hund souverän und unaufgeregt durch den Großstadtschungel bewegt. Hätte ich mit 20 einen Hund gehabt (damals auch Großstadt) hätte ich das sicher auch gemacht oder wenigstens bewundert und mir gewünscht es auch zu können.


    Inzwischen bin ich älter, hatte schon mal selbst einen Auffahrunfall, mein Kind ist schon mal von einem Hund (ein stets freilaufender und immer absolut ruhiger Stadthund eines Obdachlosen, der sowas noch nie gemacht hat) gebissen worden, mir ist mein eigener Hund schon mal völlig unerwartet irgendwo losgedüst - sprich, ich habe gelernt, dass nicht immer alles gut geht, egal, wie sehr man aufpasst usw.


    Ohne Leine kann 10 000 mal gut gehen. Es muss nur ein einziges Mal schief gehen, um schlimme Konsequenzen zu haben. Wer die für den eigenen Hund in Kauf nimmt - ok kann jeder selbst entscheiden. Aber für andere hat man einfach nicht das Recht dazu.

  • Gab es nicht erst die Tage einen Thread, in dem die Halterin berichtete, dass ihr unangeleinter Hund in einem Industriegebiet von einem Auto angefahren wurde? Der Hund war zurück geblieben in einer Einfahrt und der Autofahrer hatte ihn übersehen.
    Soviel zur Risikominimierung, die so garantiert nicht erreicht wird. Ich finde es toll, wenn ein Hund so gut im Gehorsam steht, dass er überall unangeleint laufen könnte. Trotzdem würde ich das nie tun. Nicht nur um den Hund zu schützen, sondern in allererster Linie um andere Verkehrsteilnehmer zu schützen. Schon mal einen Menschen im Auto eingequetscht gesehen, dem ein Hund vors Auto gelaufen ist und der ausweichen wollte?
    Ich hab das gesehen und hätte auf diesen Anblick gerne verzichten können.
    Da können mir 100 Halter erzählen wie schön entspannt das für sie ohne Leine ist. Ich finde es rücksichtslos und völlig unnötiges Risiko. Und der Hund hat gar nichts davon. Nur der Halter meint demonstrieren zu müssen wie gut der Hund im Gehorsam steht. Wofür? Um andere zu beeindrucken? Aus Faulheit und Bequemlichkeit? Aus diesem Alter sollten wir doch alle raus sein.
    Sorry für die harten Worte. Aber wer einmal so einen Unfall gesehen hat, dem kommt bei sowas die Galle hoch.

  • Komm ja auch aus Köln und kenne das auch gut. Muss jeder für sich entscheiden-mir wäre es
    einfach zu riskant. Meiner läuft allenfalls mal hier in der Spielstraße und abends in der 30er Zone
    ohne Leine an der Straße. Ansonsten, obwohl auch er gelernt hat auf dem Weg zu bleiben, am Bordstein
    zu warten, kommt er an die Leine. Er kann auch ohne Leine an anderen Hunden vorbei gehen, setzt keinen
    Vögeln/Katzen hinterher, interessiert sich nicht für läufige Damen.. Trotzdem bleibt er an der Leine.


    Ich weiß, welche Gefahr da lauert-der Hund nicht. Ich verlasse mich nicht zu 100% auf seinen Gehorsam, er
    ist und bleibt ein Tier, was auch mal eigene Ideen haben kann und Triebe besitzt. Ich wäre am Boden zerstört, würde ihm etwas passieren, was vermeidbar gewesen wäre.. Nur, weil ich zu sehr vertraute, zu überzeugt von meiner Erziehung war, zu bequem war ne Leine zu halten.. Das würde mich echt fertig machen, ich hab schließlich
    die Verantwortung, dazu gehört für mich ihn nicht in Gefahr zu bringen.

  • Zitat

    @TS,
    wolltest du einen Thread, um die Unverantwortlichkeit des "Phänomen Großstadthund" zu diskutieren?
    Ich hatte deinen Eingangsbeitrag nicht so verstanden :???:


    Ich auch nicht, aber es war ja von vornherein klar, dass das so kommen würde. In Hundeforen treiben sich ja gerne die Freunde der offenen, "harten Worte" herum, die Dummheit, Rücksichtslosigkeit und Egoismus bei der ganzen Welt ringsum wittern - außer bei sich selbst natürlich :D


    Wie gesagt, in der realen Welt in meinem Leben klappt mein Zusammenleben mit dem Rest der Welt wunderbar, auch mitten in Berlin mit freilaufendem Hund, und solange das so ist, können hier Andersdenkende gerne ihre persönliche Meinung ganz hart, offen und mit zwei, drei "sorrys" seitenweise posten :roll:


    Viele Grüße
    Schnuffeltuchler

  • Zitat

    Kann ich nicht bestätigen.


    Hast Du aber doch mit Deinem folgenden Beitrag in perfekter Form bestätigt - wir sind eben alle ein Produkt unserer Erfahrungen und unserer Sozialisation (ja, falls es Dir nicht aufgefallen sein sollte, ich sprach tatsächlich von Menschen :megagrin: ). Ist ja auch in Ordnung; störend ist nur, wenn die eigenen Erfahrungen unbedingt für das non-plus-ultra gehalten werden :irre2:


    Viele Grüße
    Schnuffeltuchler

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