Erziehungsprobleme bei einem Bernhardiner
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Hallo Wuchtbrumme,
ZitatVielen lieben Dank für Eure Einschätzungen. Vorallem Dir AnnetteV für Deine ausführliche und informative Antwort
Sehr gerne geschehen.
ZitatGegen den Clicker habe ich mich tatsächlich in letzter Zeit immer ein bisschen gesträubt. Vorallem wohl weil ich denke, dass ich denk Clicker ja nicht rund um die Uhr bei mir habe.
Ich habe aber jetzt auch hier im Forum nochmal einiges zum Clickern und die Erfolge, die einige damit hatten, gelesen und denke dass es keinen Grund gibt es nicht auszuprobieren.
Da ich einen Clicker bereits da habe, werde ich wohl in dieser Woche anfangen diesen erstmal positiv zu belegen.
Das Sträuben gegen den Clicker verstehe ich nur zu gut - ich nutze ihn seit Jahren erwiesenermassen erfolgreich bei den verschiedensten Problemfällen, die mir das Tierheim hier anschleppt - und denke trotzdem ab und an wieder, dass es alleine über einen 'stimmlichen Click' bestimmt besser geht... aber nein, jedenfalls nicht ausschliesslich. Meine Hunde kennen beides, das finde ich wichtig und so falle ich auch mal in einem Seminar nicht in eine Existenzkrise wenn das Teil nicht dabei ist (oder ichs bewusst zuhause gelassen habe). Man sollte daraus keine Religion machen. Ich weiss aber auch, dass ich mit dem Clicker präziser bin und damit schneller zum gewünschten Resultat komme. Bei der ganzen Diskussion um den Aufbau und Gebrauch der Clickerei kommt auch sehr häufig zu kurz, dass der Clicker ja nur so lange im Einsatz ist, bis das gewünschte Verhalten erlernt, gefestigt, mit einem Kommando verknüpft und zuverlässig abrufbar ist. Danach gibt es keinen Grund den Clicker dauerhaft dabei zu haben oder jedes Mal in Ekstase zu verfallen, die ganze Zeit mit dem Spielzeug zu wedeln und tonnenweise Futter zu verteilen wenns der Hund richtig macht. Beim Aufbau neuer Verhaltensketten bin ich damit allerdings sehr grosszügig.
Ist ein Verhalten dann aber gefestigt, braucht es die ständige Belohnung nicht mehr und es wird nur noch sporadisch und häufig 'einfach verbal' bestätigt.
ZitatIch denke auch, dass wir grade was das Thema Berührungen und Bürsten betrifft noch wesentlich mehr Geduld mitbringen müssen und soweit ich das jetzt lese, ist das Clickern wirklich grade bei solchen Problemen sehr erfolgreich.
Absolut. Der Grund dafür ist, dass es ein Geben und Nehmen ist. Du, der Lehrende, bestimmst zwar darüber, welches Verhalten gezeigt werden soll, der Hund, als Lernender, bestimmt aber über das Tempo. Das wiederum fordert vom Lehrenden, dass er seinem 'Schüler' ganz genau zuhört, seine Grenzen und Bedürfnisse kennt und akzeptiert, dass er sich auch erst einmal die Zeit genommen hat zu beobachten, was sein Schüler als Belohnung empfindet und was nicht.
Zitat
Dass der Futterbeutel draußen recht uninteressant ist, wird sehr wahrscheinlich daran liegen, dass zweimal täglich der gefüllte Napf bereit steht. Vermutlich muss ich hier ein bisschen umdenken.
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Und auch zuvor wurde Hagen dort wohl auch nicht sehr regelmäßig gefüttert. Bekam einfach mal den Schweinekübel mit hingestellt und was eben so vom Essen übrig war. Als er zu uns kam war er jedenfalls sehr abgemagert. Ich habe teilweise das Futter zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Räumen zubereitet. Weil er schnell mitbekommen hat, dass wenn ich zu einer bestimmten Zeit in die Küche gehe, gleich Fressen für ihn bereit steht. Und da hatte ich dann kaum eine Chance ihn zu bremsen. Er ist hochgesprungen, hat gerempelt und mir, weils nicht schnell genug gehen konnte, ein paar Mal den Napf aus der Hand geholt und mir manchmal dabei die Hand blutig gehackt.
Sprich: er war extrem futtergeil, vermutlich weil er in seinen ersten 2 Jahren nie wusste, wann und ob es das nächste Mal was gibt.Daher behagt mir die Idee ihm so eine verlässliche Konstante in seinem Leben, das Füttern zweimal am Tag, zu entziehen noch so gar nicht. Auch wenn viele in unserem Freundeskreis bei Hunden die draußen nicht sehr aufmerksam sind, über das ausschließliche Füttern beim Spaziergang wohl große Erfolge erzielt haben und uns da auch immer wieder zu raten.
Ich denke auch, dass Du da umdenken musst. Menschen haben ein sehr kompliziertes Verhältnis zu Essen und 'Futter', das sieht man an den zahlreichen komplexen Ritualen, die wir ums Essen aufgebaut haben. Hunde hingegen, vorausgesetzt sie sind gesund, fressen dann wenn Futter vorhanden ist. Das Bringen oder Bereitstellen von Futter an sich schafft noch kein Vertrauensverhältnis - das ist ein Trugschluss, dem viele Hundebesitzer aufliegen: nur weil ich meinen Hund regelmässig füttere, liebt er mich nicht. Genauso wenig wird er mich hassen, weil ich ihn hungern lasse - Hunde sind zu diesen Gedankengang (leider) nicht in der Lage. Der Hund weiss nicht, dass morgen der Napf wieder voll ist. Natürlich wird er um Punkt 9 ums Futter betteln, wenn er sich das so gewöhnt ist, aber nur, weil dieses Verhalten bisher zum Erfolg geführt hat. Ihr Verhältnis zu Futter ist nicht so symbolisch wie unseres. Es ist die Vorhersagbarkeit und Berechenbarkeit des menschlichen Verhaltens, die Vertrauen schafft: deshalb auch die Maxime, dass jeder Click immer eine Belohnung verspricht. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob das Futter an einem Tag 50x nach einem Click erfolgt oder 2x am Tag in einem Napf bereitgestellt wird. Da Hunde sich nicht als 'abhängig' von uns empfinden, weil wir ihnen Futter geben, halte ich es deshalb auch nicht für unethisch, den Hund sich sein Futter verdienen zu lassen. Im Gegenteil: ich sorge dabei ja noch dafür, dass er seine grauen Zellen anstrengt und biete ihm geistige und körperliche Beschäftigung, ähnlich einem Wildtier, dem auch keiner zweimal täglich den vollen Napf hinstellt, sondern das selber kreativ werden muss um an sein Futter zu kommen. Für unethisch hielte ich es hingegen, den Hund hungern zu lassen wenn wir es uns leisten könnten, den Hund zu ernähren, - oder aber auch, ihm zweimal am Tag den vollen Napf hinzustellen und ihn dann für den Rest des Tages sich selbst zu überlassen. Nur damit wir uns richtig verstehen: auch ich füttere häufig aus dem Napf. Wenn ich allerdings einen Weg sehe, der Fressen und Beschäftigung kombiniert, dann nutze ich diesen.
Ich habe häufiger mit Hunden zu tun, die man ganz bewusst verhungern lassen wollte und dem Tod durch irgend einen glücklichen Umstand gerade noch so von der Schippe gesprungen sind. Diese füttern wir immer und ganz bewusst nur aus der Hand: einerseits können solche Tiere sterben, wenn sie mehr Futter aufnehmen, als ihr geschwächter Organismus überhaupt verarbeiten kann und andererseits entwickeln gerade solche Tiere - verständlicherweise - häufig sehr schnell eine massive Futteraggression. Ersterem kann ich entgegen wirken, dass ich alle paar Stunden kleine Futtermengen gebe und die Ration dann von Tag zu Tag erhöhe und letzteres gehe ich an, indem ich dem Hund zeige, dass ihm einerseits an diesem Ort keiner Futter wegnimmt, sondern immer nur bringt und andererseits aggressives Verhalten nicht zum gewünschten Ergebnis, also nicht zu Futter, führt. Das sind natürlich Extremfälle, aber sie zeigen, wie Futter eben sinnvoll fürs Training eingesetzt werden kann.
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Dabei mal eine Frage nebenbei: Wir macht man das mit dem Füttern beim Spaziergang oder aus dem Futterbeutel am besten? Wir füttern in einem Wechsel selbst gekocht und roh sowie Dosenfutter. Da frag ich mich wie ich da das Futter am besten trabsportiere und ihm gebe, vorallem ohne selbst nach dem Spaziergang von oben bis unten eingesaut zu sein.Ich stecke alles in meinen Futterbeutel - notfalls tüte ich besonders feuchtes Futter nochmal in einen Plastikbeutel ein und gebe diesen dann in den Futterbeutel, dann ist die Sache etwas weniger matschig. Das bedingt allerdings, dass die Hunde sich nicht gierig auf den Beutelinhalt stürzen, sondern höflich daraus fressen können. Ich clicke auch mit dem 'normalen' Futter, das häufiger mal feucht, weil eben natürlich ist - ich bin da relativ unzimperlich. An Deiner Stelle würde ich mir allerdings überlegen, was für meinen Hund ein zuverlässiger Weg ist, an Futter zu kommen. Clicker und Futterbeutel scheint mir - jedenfalls für den Anfang, etwas verwirrend und dünkt mich nicht wirklich vorhersehbar genug für den Hund.
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Ich hab es versucht. Wenn er unbedingt riechen will, kann ich seine 82 kg wirklich nicht bewegen. Meist hilft es in so einer Situation auf ihn zuzugehen und damit nochmal auf mich aufmerksam zu machen. Dann kommt er meistens mit. Aber eben nicht immer. Vorallem dann wenn die Hündinnen läufig sind, kann er schon ein paar Minuten da stehen und schnuppern. Selbst mit tollem Stinkerkäse ist er nicht ablenkbar.In solchen Situationen wäre zumindest am Anfang möglicherweise eine Schleppleine hilfreich. Das Gemeine bei Dir ist, dass Du den Hund aufgrund seines Gewichts nicht so gut manipulieren kannst wie zum Beispiel der durchschnittliche Labrador-Halter, der seinen Hund eben mal an der Flexi durch die Gegend zieht und somit zumindest vorgaukeln kann, er hätte seinen Hund unter Kontrolle. Sehen wir es positiv: bei Dir zeigt sich sehr deutlich, ob Dein Training erfolgreich war
Belohnst Du den Hund denn, wenn er zu Dir kommt? Rufst Du ihn in unregelmässigen Abständen immer mal wieder zu Dir und zeigst ihm, dass sich das lohnt? Zeigst Du ihm, wo es etwas interessantes zu sehen gibt? Vielleicht findest Du mal ein Mausloch vor ihm und weist ihn darauf hin - auch hier gilt es wieder herauszufinden, was er als Belohnung betrachtet. Steht er auf ein Zerrspiel mit Dir? Dann kannst Du ihm auch das anbieten. Oder Du kippst ihm, wenn Du ihn rufst als Jackot gleich einen Viertel seiner täglichen Futterration vor die Füsse (vorausgesetzt das ist für ihn überhaupt eine Belohnung, bzw. belohnender als schnüffeln).
Viel Erfolg!
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Hi
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