Die "Sargnagel"-Hunde

  • Hier bin ich auch richtig :hust:


    Vor drei Jahren haben mein Mann und ich im Tierheim einen netten, sozial verträglichen, freundlichen, gehormsamen, nicht jagenden, Menschen liebenden Hund kennen gelernt. Dieser Hund war toll! Einfach, nett, richtig super.


    Also durfte er einziehen.


    Es hielt 2 Wochen. :muede:


    Dann kams: Hunde anpöbeln, Menschen verbellen und stellen. Räder jagen und Hunde verkloppen kam dann auch bald dazu. Weiterhin wurden alle Plätze verteidigt, wo man sich länger als 30sec am Stück aufgehalten hat. Ressourcen hat er massiv verteitigt und er jagt auf Spur und Sicht. Das ganze gepaart mit einer extrem niedrigen Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Außerdem hat er angefangen bei zu großem Frust zuzupacken, also rückgerichtete Agressionen entwickelt.


    Yeah. :fear:


    Mittlerweile - nach drei Jahren (Diego ist jetzt 4) haben wir das meiste im Griff. Bei Menschen muss ich nur noch im Dunkeln etwas aufpassen, ansonsten gehts gut. Räder sind kein Problem mehr und Hunde werden mittlerweile nur noch selten angepöbelt oder verkloppt. Das Jagen ist Dauerthema. IdR werden Tiere angezeigt, das wird gemarkert und dann ist das Thema durch, Spuren sind auch idR ok. Das Problem ist halt: In der Regel. Das heißt, verlassen kann ich mich noch nicht darauf, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das noch wird. Ressourcen haben wir auch im Griff, da werden sogar Bratwurststückchen freiwillig ausgespuckt.


    Mittlerweile ist das Spazieren gehen sogar relativ entspannt. Die letzten Jahre musste ich immer mit 150%er Aufmerksamkeit die Gegend scannen, um ja alles vor Diego zu entdecken. Ich habe auch mehr als einmal über eine Abgabe nachgedacht (gibt sogar einen Thread dazu).


    Lustig ist auch, dass erst mal alle, die Diego kennen lernen sagen: "Was hast du denn? Der ist doch toll." Und DANN erleben sie ihn in Aktion und denken "woooow". Ne Linda? :lol:


    Ich liebe diesen Hund von ganzem Herzen, er ist MEIN Hund, mein ein und alles. Und trotzdem möchte ich ihn manchmal an die Wand klatschen, an den nächsten Baum binden, einfach laufen lassen, wenn er wieder stur und bockig ist. Wenn er mich testet, wenn wir diskutieren, dass er weder den Hund frisst noch mich oder er einen riesigen Radius hat und nicht hört (oder nur in schneckentempo), wenn er in Buddellöchern versinkt und nicht ansprechbar ist...


    Aber Abends auf dem Sofa kuschelt er sich auf mich drauf, an mich dran, würde am liebsten in mich rein kriechen und ich bin einfach froh, das er da ist. :herzen1:

  • Seelenhund klingt schön! Vielleicht ist das meine Alma oder wird es einmal.


    Eine Freundin sagte kürzlich zu mir, man sucht sich den Hund aus den man "braucht".


    Ich bin ein extrem ruhiger, gelassener und geduldiger Mensch, aber auch etwas schüchtern und nicht der große Redenschwinger, ich brauche immer etwas bis ich "warm" werde mit fremden Menschen.


    Und Alma, tja, ist Selbstbewusstsein pur, macht sich lautstark bemerkbar, wenn ihr etwas nicht passt oder sie etwas gruselig findet; fremde Menschen werden auch zuerst angebellt, dann freudig angesprungen (und da hüpft sie Männern aus dem Stand bis ins Gesicht :muede: ), auch andere Hunde sind alle super, werden ebenfalls angesprungen, egal ob sie knurren oder Zähne fletschen und Frauchen fast in Ohnmacht fällt... :fear:


    Und ich glaube meine Freundin hatte Recht, Alma ist das Gegenstück zu mir und ich liebe sie über allles!

  • Zitat

    Eine Freundin sagte kürzlich zu mir, man sucht sich den Hund aus den man "braucht".


    Nicht umsonst ist das mehr oder minder meine Signatur ;)
    Und Jana, jopp da hast du Recht, der Diego kann einen ziemlich in Sicherheit wiegen. Aber es ist ja viel besser geworden und du hast ihn toll im Griff.

  • Das paßt sehr schön auf meinen Zippel. Wie oft habe ich die Nerven in den ersten 1,5 Jahren verloren und gedroht sie an der A5 anzubinden... ;)


    Jagen, nicht alleine bleiben können, alles zerstören, ungebärdig bis panisch an der Leine sein, unkonzentriert brüllend und mir dabei die Schulter auskugelnd auf dem Vereinsgelände beim Versuch mit ihr irgendetwas zu arbeiten - dazu ein heftiger Wachtrieb und auch ansonsten eine hochschnellende Trieblage egal bei was und Gepöbel bei fast allem. Dazu ungeduldig und dickköpfig. Ich dachte immer ich bin ein ruhiger und souveräner Hundeführer... :lol: :lol: :lol: Ständig haben wir uns mit unserer Unruhe gegenseitig hochgezogen, ich mußte es nur endlich mal merken. :roll:


    Jetzt sind wir denke ich ein gutes Team, ich bin jetzt deutlich souveräner und noch vorrausschauender als bei Blacky vorher, der nach einem halben Jahr selbst ein Fels in der Brandung war. Es gibt Momente da denke ich - kleine Dreckstöle, aber sie ist einschätzbar geworden, niemals agressiv, aber einfallsreich in ihrem Blödsinnshirn und ich liebe diese Stinkezicke...

  • Zitat

    Vor drei Jahren haben mein Mann und ich im Tierheim einen netten, sozial verträglichen, freundlichen, gehormsamen, nicht jagenden, Menschen liebenden Hund kennen gelernt. Dieser Hund war toll! Einfach, nett, richtig super.


    Also durfte er einziehen.


    Es hielt 2 Wochen. :muede:


    Dass TH-Hunde sich im neuen Zuhause entfalten und da Eigenschaften zu Tage vorkommen koennen, die es im TH nicht gab, ist doch nix neues :/

  • Zitat

    Dass TH-Hunde sich im neuen Zuhause entfalten und da Eigenschaften zu Tage vorkommen koennen, die es im TH nicht gab, ist doch nix neues :/


    Für Neuhundehalter schon, da über sowas TH gerne mal nicht aufklären...

  • Zitat

    Dass TH-Hunde sich im neuen Zuhause entfalten und da Eigenschaften zu Tage vorkommen koennen, die es im TH nicht gab, ist doch nix neues :/


    Aber mit so extremer Veränderung hab wir echt nicht gerechnet. Wir kannten Diego auch schon 3 Monate als er eingezogen ist (und sind mehrmals die Woche mit ihm spazieren gegangen).

  • Es muss sich auch keiner hier rechtfertigen. Wenn ihr keinen Sargnagel-Hund zuhause habt oder ihr euch einfach nicht so affektiert von euren fühlt, herzlichen Glückwunsch, Sie machen alles richtig.
    Freuen Sie sich an dem, was sie haben, aber macht bitte nicht einen einfachen Austausch kaputt, indem man jetzt anfängt, Leute zu verurteilen, die es eben nicht immer einfach mit ihren Hunden haben.
    Es wird virtuell eh soviel geschönt und sowieso klappt ja immer alles bei den eigenen Hunden, da kann man wenigstens dieses bisschen Gemotze hier stehen lassen.


    Sundri, das finde ich interessant, denn bisher konnte man in deinen Beiträgen nur herauslesen, dass Malik ein großartiger Jagdpartner war und ein bisschen, dass er sehr stur sein konnte. Danke also für deine Ehrlichkeit, vielleicht hilft es ja auch wem, sich evtl. gegen die erste Idee eines Hundes zu entscheiden und er findet dann doch die richtige Rasse oder den richtigen Kandidaten?


    Kristallsalz: Danke, die Stones haben dafür einen gut bei mir :D


    An alle mit Sargnagel-Hund: Habt ihr vielleicht ne Empfehlung für andere, dass sowas evtl. nicht vorkommt ohne dass man sich erst ausprobieren muss, indem man ausversehen den "falschen" Hund aussucht?

  • ich glaube dafür gibt es keine Empfehlung, da ein Hund sich in jeder Lebenssituation anders entwickelt und das gemeinsame Zusammenspiel nach der Eingewöhnungsphase ganz anders aussehen kann, als Hund sich vorher gezeigt hat. War bei uns auch so... :roll:

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