Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

  • Oh ja, ich kenne das auch gut - wenn dann noch ne Allergie/Unverträglichkeit auf Leckerlies und co kommt - dann steht man da und wirft am Ende nur noch mit Delikatessen um sich, um irgendwas zum Belohnen zu haben... . >_>


    Unsere Trainierin hat auch gesagt - Leckerlies - zack in den Mund bei Hundesichtung - um den Hund überhaupt erstmal aus dem Tunnel rauszubekommen - denn wenn er frisst - dann mahct er das ja schon 'aktiv' - d.h. - ein kleiner Spalt ist dann schon offen.


    Gleichzeitig bestärkt man natürlich das positive Gefühl bei Hundesichtung - und unsere Trainerin meinte auch - selbst wenn da was falsch verknüpft werden sollte (Hundesichtung - ich muss Radau machen)- kann man das später wohl relativ einfach wieder lösen - denn dann ist das eine bewusste Entscheidung des Hundes, ein erlerntes Verhalten, nicht mehr dieses kopflose 'Ich zerfetze Dich!!!'.


    Ich denke bei Zoey ist es... Unsicherheit - aaaber ich glaube auch einfach teils Ressourcenverteidigung.

    Manche Hündinnen sieht sie eindeutig als Konkurrenz...


    Ich habe mich ja vom Gedanken verabschiedet, jemals überhaupt mit unserer Hündin 'einfach so' zu schlendern.

    Wenn es kein anderer Hund ist, ist es Kram aufsammeln oder jagen.


    Sie hat aber auch ihre guten Tage - und wenn wir z.B. irgendwo wandern waren, funktionierte es alles soweit ganz gut - seit sie ihren Extremjagdtrieb ausgepackt hat, waren wir das aber nicht mehr... muss man dann mal sehen, wie das jetzt ist.


    Mir hat es geholfen mir bewusst zu machen - ja, der Hund flippt vielleicht aus, Dir ist es evtl. peinlich, Du verstehst nicht, warum der Hund, der gerade nicht mal Deinen Hund anguckt jetzt angebellt wird... - joah, vielleicht ist es ein Gerucht, den Dein Hund nicht mag, oder der Hund pinkelt immer über die Stellen, wo Deiner markiert... who knows.


    Aber selbst wenn - solange der Hund niemanden zerlegen kann - ist es doch nicht GANZ so schlimm.

    Ja, das dauernde Scannen und Bogen laufen nervt mich auch - gerade, wenn andere Hunde dabei sind, die so unkompliziert sind... dann fällt das nochmal schön richtig auf... wenn man da mit seiner Bodenlenkrakete rumläuft.


    Ich hatte auch Phasen, wo es mir wirklich überhaupt kein Spaß mehr gemacht hat, da Zoey auch teils Menschen angebellt hat und ich eigentlich nur darauf gewartet habe, dass sie wieder wegen irgendwas explodiert, während ich eigentlich total entspannt war.


    Jetzt ist es eine Mischung aus mit Humor nehmen, das Managen akzeptieren... und einfach besonders ruhig werden, wenn sie ausrasten möchte, bzw. die Situationen so gut es geht zu vermeiden.

    (D.h. - habe ich Zweifel, ob der Mensch/Hund da angebellt wird - im Zweifelsfall ja - wird er - also bestärke und lenke ich um, egal, ob es so gekommen wäre oder nicht)


    Wir wohnen ja auch in der Stadt und hier sind vieeele Hunde unterwegs.

    Ich kann es nicht komplett vermeiden, dass Zoey sich aufregt - oft ist es auch so, dass wenn z.B. der Erzfeind erschnüffelt/gesichtet wurde - dann lässt sich die Anspannung auf irgendwas anderes ab.

    Da versuche ich es mit Humor zu nehmen - wenn sie z.B. rumknurrend mit der Nase in der Luft ihren 'Feind' riecht, muss ich irgendwie auch lachen, da es mir einerseits beweist - ja, sie kann die Hunde, die sie nicht mag sehr gut riechen - andererseits regt sie sich jetzt so auf, obwohl keiner mehr da ist - so 'grundlos' für mich.

    Für sie vermutlich nicht - und daher versuche ich auch immer den Balanceakt zu wahren - also dass ich sie ernst nehme - aber eben auch nicht mit 'ausraste', wenn sie es tut.

    Ich werde dann wirklich mittlerweile betont ruhig und gelassen - versuche also ihr Gegenpol zu sein.


    Was auch hilft - Dinge finden, die der Hund gut macht - wo er Freude hat... wo Du Freude hast ihm zuzusehen.

    Oder einfach wirklich mal einsam wegzufahren, so dass der Hund auch losgelöst wird von dieser Erwartungshaltung, die man an ihn hat - und einfach nur er selbst sein kann.

    So konnte ich auch ganz gut Kraft tanken.


    Zoey z.B. liebt Schnüffelspiele - wenn sie da mit ihre Dampfloknase nach Leckerlies sucht und so gut darin ist - dann freut mich das.


    Also Dinge finden, die Dir an dem Hund Spaß machen - das ist immer wichtig, nach meiner Erfahrung!

  • Mich würde mal interessieren, wie ihr das mit euren ähnlich gestrickten "Modellen" in den Griff bekommen habt bzw. es versucht.

    Bei mir war eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass es nicht mein Hund ist, der das Problem ist, sondern dass es "nur" sein Verhalten in diesen Situationen ist. Er zeigt das, weil diese Strategie ihm Erfolg bringt (Abstand, der andere Hund verschwindet, er darf zum anderen Hund, Aufmerksamkeit, ...). Und das Gute ist: Verhalten kann man ändern. Ich muss ihm lediglich eine mindestens ebenso lohnenswerte Alternative beibringen.


    Wir haben angefangen mit ausweichen, ausweichen, ausweichen. Anfangs lag seine Auslösedistanz bei etwa 100m, wir sind oft nur früh morgens oder spät nachts raus gegangen, damit wir keine schlechten Begegnungen "sammeln". Den großen Durchbruch hat uns Click für Blick gebracht. Jedes ansehen eines Auslösers bringt sofort einen Click und einen (hochwertigen) Keks. Und das so lange, bis wir den Auslöser nicht mehr sehen können und es für den Hund in Ordnung ist, weiter zu gehen. Dazu deeskalierendes Sitzen, um uns für andere Hunde gleich mal uninteressant zu machen, U-Turn, um möglichst positiv aus Situationen zu fliehen, in denen ein anderes Ausweichen nicht möglich ist, Zug an der Leine als Umorientierungssignal, damit er aus seinem nach-vorne-springen-und-fixieren positiv rauskommt. Geschirrgriff war für uns keine gute Option, da der Herr eh Probleme mit dem Anfassen hat und in seinem Stress auch nach hinten beißt, mit Zeigen und Benennen fangen wir langsam mit nicht ganz so schrecklichen Auslösern an (aktuell Autos und Radfahrer).


    Es ist anstrengend und jeder Spaziergang erfordert absolute Konzentration, viele Kekse und ganz viel inneren Frieden ;)
    Aber dranbleiben zahlt sich aus!
    Wir arbeiten jetzt seit zwei Monaten sehr intensiv an der Aggressionsproblematik und mittlerweile können an den richtig guten Tagen Hunde im Abstand von etwa 5m an uns vorbei gehen. Solange die kleiner sind, sich nicht für uns interessieren und es nicht gerade der Erzfeind ist.



    Gestern waren wir bei unserem ersten Social Walk dabei. Hab ich schon erwähnt, wie toll unsere Trainerin ist? grinning-dog-face-w-smiling-eyes
    Die Strecke war perfekt, sehr weit einsichtig, breite Wege, links und rechts brach liegende Felder zum Ausweichen. Es waren nur 6 andere Hunde, zwei davon kannten wir schon vom normalen Begegnungstraining. Wir durften mit Carlo ganz hinten laufen und den Abstand halten, den er braucht. Nach der Hälfte der Strecke warens zum Vorderhund nur noch so 10m Abstand und wir konnten ganz gechillt nachtraben, mal hier, mal da schnüffeln, mal die anderen Hunde anschauen (dafür natürlich Kekse kassieren). Nach den 45 Minuten war Herr Hund aber total platt und froh, im Auto schlafen zu dürfen.
    So langsam wird dann der Schwierigkeitsgrad gesteigert, mit Richtungswechseln, mal an anderen Positionen laufen, später auch kreuzen und nebeneinander laufen dog-face-screaming-in-fear
    Hach!
    Die Nachwirkungen haben wir dann heute früh gleich gemerkt, als beim Morgengassi plötzlich 10m vor uns eine Erzfeindin stand. Er hat wirklich lange überlegt, sich auch einmal so toll abwenden können und hat erst losgeballert, als sie einen Schritt nach vorne gemacht hat. Bis vor kurzem kaum denkbar, da hats gereicht, wenn sie am Horizont zu sehen war...

  • bei mir hat folgendes geholfen


    1. Andere Haltung

    2.Andere Haltung

    3.Andere Haltung


    Zunächst habe ich an stressreduktion gearbeitet

    Bei hund so gut es geht, bei mir 1000 mal mehr

    Also Auslöser so gut es geht mindestens eine Woche meiden

    Und dann nur sehr vorsichtig dosiert


    Lernen nicht mehr mit Anspannung das Haus verlassen

    Also Hund an die Leine aber noch nicht los

    Für mich noch ganz bewusst paar Schluck Wasser

    Für Hund ein leckerchen, für beide ein oooommmmm


    Strategie den Hund so im Griff zu haben das ich ihn absolut

    Unter Kontrolle habe das er niemand angreifen kann

    Das heißt für mich dicht bei mir halten

    Hund kann toben wie er will aber keinen Schaden anrichten


    Das ist nur verdammt peinlich, so ein kläffköter ausser Rand und Band

    Und man muss eine Menge vom Publikum einstecken

    Dafür also ein dickes Fell zulegen

    Der macht nur Krach, der kann nicht töten

    Ist zwar nicht toll aber gibt ein gewisses Sicherheitsgefühl


    Weil raus muss ich mit dem Hund...

    Das muss dann durch ein will ersetzen

    ist ein wichtiger Schritt


    Dann guter Plan für Training

    Hund muss sehr viel lernen und das geht nicht wenn der total gestresst ist


    Blöd ist das mit Angst aggression

    Hund tut mir leid, der macht das nur weil er Angst hat


    Mal überprüfen ob das überhaupt noch so stimmt

    Aggression wird schnell zum universal Werkzeug

    Und ich beeinflusse das durch mein Verhalten

    Meine Gassi Angst, Verzweiflung, Anspannung etc


    Hund merkt das schneller als ich

    Irgendwann bin ich dann das Problem, nicht mehr der Hund


    Ich habe nicht die Zeit langsam Alternativen auszuprobieren und aufzubauen

    Ich verliere immer mehr Geduld, ich bin ein nervenbündel, etc

    Der Hund braucht aber einen Fels in der Brandung, einen guten Kapitän


    ....sei ein Stein... Du bist ein Stein... Oooommmmm


    Also guten Trainer suchen, guten Plan machen

    Auf keinen Fall ständig Strategien wechseln

    Konsequent Zähne zusammen beissen und durch


    Etwas "Härte" ist zwar schwer,

    besonders wenn man In der Mitleidfalle sitzt

    Aber nötig

    Wattebausch, liebe Worte etc kommen bei hohen stresslevel nicht durch


    Ist eine saublöde Sache, man möchte dem Hund

    Gerne liebevoll die Angst nehmen damit Aggression nicht mehr nötig ist

    Nur irgendwann ist ein Grenzwert überschritten und das geht nicht mehr


    Hund ist irgendwann auf alles losgegangen

    und mit Sicherheit nicht weil er vor allem Angst hatte

    Sondern eher einen Knoten im Kopf

    Der sich nur durch Krawall etwas erträglicher anfühlte

    Fragt sich ob überhaupt noch jemand weiß um was es geht..


    ...Und ich stolper hilflos hinterher, verstecke mich in Büschen

    Hilflos, planlos... Heule abwechselnd vor Wut und wasweissich


    Das war ein Mischling aus tasmanischen Teufel und schnappschildkröte

    Der mir damals "hinterlassen " wurde


    Also mit freundlicher Neugier das Problem lösen ;)

    Und lernen das Problem zu lieben..


    Ich hatte zugesagt den Hund 3 Wochen zu nehmen, daraus wurde dann 3 Monate

    Also Zeit Ehrgeiz zu entwickeln und Wissen zu erwerben...


    Das ist immer noch kein Tutnix Hund .

    Aber wir sind ein gutes Team geworden

    Ich bin echt froh das Hund bei mir "vergessen " wurde,

    die 3 Monate sind schon viele Jahre um


    Vorteil ist bei mir das es nicht viel gibt das ich wegen Hund

    Nicht machen kann, da gibt's leider andere Gründe

    Und der Hund alleine bleiben kann

    Also Zeit genug zu tun was mit Hund nicht geht


    Das puffert meinen persönlichen Stress sehr ab


    Wenn es gar nicht geht sollte man aber auch die Größe haben

    Scheitern zu dürfen und für einen Problemhund

    Bessere vorraussetzungen finden


    Andere Wohngegend,

    ein anderer erfahrener Mensch der es möglich macht ,das draußen sein auch schön sein kann

    Im Zweifel aber auch ein anderes zuhause suchen


    Irgendwann wird Liebe durch zuviel Drama zu etwas gefährlichem

    Das hat niemand verdient wenn man dann in dieser Beziehung hängen bleibt

    Bis das der Tod uns scheidet ist nur ein schönes Leben

    Wenn die Bilanz An Guten Tagen stimmt, nicht wenn es nur schlechte Tage hat


    Mir hat es geholfen das ich scheitern und Scheidung als Option hatte, nahm Leistungsdruck


    Manchmal ist die Aufgabe einer Aufgabe auch die Aufgabe...


    Und daran wie wirr das jetzt hier ist merkt man das ich immer noch

    "am Problem arbeite " :( :)

  • Einen Auslöser kann ich eigentlich nicht festmachen. Es hat sich langsam alles so zugespitzt.


    @ Undhund Nein. Für mich hört sich das ganz und gar nicht wirr an, was du schreibst. Mir geht es genauso. MEINE Gefühle fahren Achterbahn und während der Hund sich schon längst beruhigt hat (oder sich vielleicht auch überhaupt nicht aufgeregt hat), bin ich noch auf 180!


    Ich weiß, dass ich auch an mir arbeiten muss. Trotzdem hat mich das Aggressionsthema echt total überrumpelt. Weil ich es eben von meiner Hündin absolut nicht kannte. Ich habe es nicht erwartet, mich früher selber immer über Hunde gewundert, die so waren. Jetzt erwarte ich es vor jedem Spaziergang mit dem Hund. Es macht einfach im Moment so wenig Spaß alles und kostet mich unglaublich viel Energie.


    Ich nehme es jetzt nochmal in Angriff, weil ich die Situation wenigstens auf ein erträgliches Maß verbessern will. Natürlich kommt auch meine Ersthündin deutlich zu kurz, weil ich mich so intensiv um den Rüden kümmern muss.


    Noch mal eine Frage an die "Schönfütterer". Wenn der Hund bei Sichtung eines anderen die Leberwursttube angeboten bekommt, verstehe ich das ja noch. Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?


    Ich habe die ersten drei Jahre mit meiner Hündin nur mit ausschließlich positiv arbeitenden Trainern Erfahrungen gemacht. Mit Futter und guten Worten komme ich allerdings bei meinem Rüden an dieser Stelle nicht weiter. Er ist zwar extrem futterorientiert (hat auch ein großes Ressourcenproblem), aber ich kann ihn in bestimmten Situationen selbst damit nicht mehr erreichen.

  • Noch mal eine Frage an die "Schönfütterer". Wenn der Hund bei Sichtung eines anderen die Leberwursttube angeboten bekommt, verstehe ich das ja noch. Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?

    Genau, das war auch immer die Frage, die mich beschäftigt hat.


    Ich versuche dann, wenn sie bereits am Pöbeln ist, zuerst mit einem Abbruchsignal die Aufmerksamkeit von Vicky zu erhalten, notfalls halt wirklich mit einem körperlich zur Seite drängen. Gleichzeitig halte ich ihr das Mega-Super-Guteli direkt vor die Schnauze (ist keine Tube, sondern ein weicher Meat-Stick aus der Folie), das sie zuerst mal vor lauter Aufregung nicht beachtete. Ich finde es wichtig, für diese Situation ausschliesslich immer ein Spezial-Guteli zu verwenden, nicht einfach das normale Belohnungs-Guteli.


    Schrittweise wird die Zeit des unkontrollierten Pöbelns immer kürzer, und die Ablenkung durch das Guteli und den immer gleichen Worten ("guck, da ist ein Hund") bleibt immer stabiler.

    Unterdessen sind wir schon so weit angelangt, dass die Ablenkung und das Super-Guteli sogar ohne Gebell funktionieren... nicht immer, aber immer öfter. blushing-dog-face An absoluten Spitzen-Tagen kann sie sogar ohne Leine 5 m neben einem Hund vorbeilaufen. Aber das ist dann schon die "Hohe Schule" für Vicky.


    Also, nur nicht verzweifeln, es braucht Ausdauer und Geduld... rechne in Monaten, nicht in Tagen. Vicky ist jetzt 11 Monate bei mir, ich bekomme ihre Leinen-Aggressionen mehr und mehr in den Griff, aber ein "Easy-Dog" wird sie ganz bestimmt nie. Wir haben uns aber alle (auch Smilla spielt dabei eine Rolle) daran gewöhnt.

  • Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?

    Das kommt darauf an. Wenn dein Hund pöbelt nach dem Motto "oh, da kommt ein Hund - was sollte ich jetzt wohl tun - na, dann krawalle ich den halt mal an! - dann ist diese Gefahr wirklich gegeben. Aber einen Hund, der so handelt, bekommt man bei ansonsten halbwegs passender Erziehung auch ohne große Hilfsmittel wieder auf die Spur.


    Hier ist aber die Rede von Hunden, die in diesen Momenten völlig außer sich geraten. (Wie gesagt, Sandor war anfangs so durch dass er noch nicht mal realisiert hat was er da eigentlich schluckt!) Ein Hund in diesem Zustand ist definitiv nicht in der Lage, den Rückschluss zu ziehen "oh super, ich bekomme eine Belohnung dafür". Vielmehr dient die Wurst dazu, den Hund in einem komplett anderen und positiven Verhaltensbereich anzusprechen und ihn damit überhaupt aufnahmefähig zu bekommen. Denn erst dann, wenn der Hund überhaupt denkfähig ist, ist er auch lernfähig. Wenn es erst einmal so weit ist, dass der Hund bewusst wahrnimmt "hier Hund - da Wurst", dann geht man natürlich auch dazu über, rechtzeitig zu belohnen und passendes Verhalten zu formen. Das Füttern während der Schreierei dient erst einmal dazu, überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Der Hund muss denken können, um zu lernen, und wissen dass es überhaupt Alternativen gibt, bevor er sich entscheiden kann!


    Da muss man also schon unterscheiden zwischen schlicht schlechtem Benehmen und komplettem austicken, bei dem der Hund völlig in seinem Tunnel gefangen ist.

  • Noch mal eine Frage an die "Schönfütterer". Wenn der Hund bei Sichtung eines anderen die Leberwursttube angeboten bekommt, verstehe ich das ja noch. Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?

    Wir machen das in Absprache mit unserer Trainerin so:
    Wenn der Herr Hund pöbelt, dann sollen wir uns einfach nur "Armes Würschtel, kannst grad nicht anders reagieren, hm?" denken und den Hund erstmal machen lassen. Für Carlo sind die Situationen eh so stressig, dass er gar nicht mehr mitbekommt, ob da ein Leckerchen vor der Nase ist oder nicht, ob ein Abbruchsignal gegeben wird oder nicht. Wenn ich in diesen Momenten körperlich werde, wird er das auch gegen mich, also ist das auch keine Option für uns.
    Wenn er wieder ansprechbar ist, sollen wir ihn über das Handtarget aus der Situation holen aber erst dann wieder anfangen zu clicken und zu belohnen, wenn er wieder halbwegs runter gekommen ist.
    Für Carlo ist die größte Belohnung in solchen Momenten sowieso Abstand, das macht das Pöbeln ja auch so Löschungsresistent, weil der Hund meistens ja eben dadurch belohnt wird, dass der andere auf Abstand geht.

    Deshalb ist unser oberstes Gebot: das darf nur so selten wie möglich passieren.
    Wir bemühen uns, unter der Auslösedistanz zu bleiben (und sind hier in der Gegend eh schon als die Unterholzkrabbler bekannt grinning-dog-face-w-smiling-eyes), dann raus zu gehen, wenn Hund und derjenige am anderen Ende der Leine entspannt sind und möglichst wenige Auslöser unterwegs sind, dazu Superleckerlis in rauhen Mengen dabei zu haben und schneller als der Hund zu sein.

    Ich kann dich außerdem so gut verstehen!
    Ich hatte auch schon vor jedem Spaziergang Magenschmerzen und Kopfkino mit den schlimmsten Dingen, die so passieren könnten. Aber man gewöhnt sich ans Scannen der Umgebung und das Fell wird dicker. Mittlerweile freue ich mich an manchen Tagen schon wieder über die Spaziergänge und ab und zu kann sogar entspannt werden. Du hast das Problem erkannt und willst was dagegen tun, das ist schon ein großer Schritt! Wirst sehen, mit viel Management und noch mehr Training wirds besser, nur Mut dog-face-w-one-eye-open-blowing-heart

  • Deshalb ist unser oberstes Gebot: das darf nur so selten wie möglich passieren.

    Diesen Satz würde ich gerne fett unterstreichen und mehrfach liken!!


    Genau das ist die beste Variante, und je besser es gelingt, sich schrittweise immer nur so weit an die Situationen heranzutasten wie der Hund es noch aushält, desto schneller und zuverlässiger werden die Erfolge. Die Variante "schreiendem Hund die Wurst ins Maul geben" ist für genau zwei Varianten gut: Einmal, weil man es eben nicht immer in der Hand hat und blöde Momente einfach passieren. Und dann, weil es gerade am Anfang auch Hunde gibt wie mein Krümel war, da gab es keinen Spielraum, Hund wahrnehmen und völlig abgeschossen sein war eins. Kein Überlegen, kein noch so kleiner Moment in den man hätte reingrätschen können. Und genau um diesen Moment zu schaffen, dafür ist das Füttern trotz Getobe dann gut.

  • Danke für eure Worte, die echt Mut machen!


    "Unterholzkrabbler" Klasse! grinning-dog-face-w-smiling-eyes


    Wenn ich mit meiner Hündin gehe, ohne den Rüden dabeizuhaben, fange ich jetzt auch schon an zu scannen. Obwohl es überhaupt nicht notwendig ist. Und vor kurzem habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich die Straßenseite wechseln wollte, weil mir ein Hund entgegen kam. Ich hatte aber selber gar keinen dabei! stuck-out-tongue-and-winking-eye-dog-face

  • Deshalb ist unser oberstes Gebot: das darf nur so selten wie möglich passieren.

    Diesen Satz würde ich gerne fett unterstreichen und mehrfach liken!!


    Genau das ist die beste Variante, und je besser es gelingt, sich schrittweise immer nur so weit an die Situationen heranzutasten wie der Hund es noch aushält, desto schneller und zuverlässiger werden die Erfolge. Die Variante "schreiendem Hund die Wurst ins Maul geben" ist für genau zwei Varianten gut: Einmal, weil man es eben nicht immer in der Hand hat und blöde Momente einfach passieren. Und dann, weil es gerade am Anfang auch Hunde gibt wie mein Krümel war, da gab es keinen Spielraum, Hund wahrnehmen und völlig abgeschossen sein war eins. Kein Überlegen, kein noch so kleiner Moment in den man hätte reingrätschen können. Und genau um diesen Moment zu schaffen, dafür ist das Füttern trotz Getobe dann gut.

    Das sagt mir übrigens auch mein Gefühl. Die Situationen so gut es geht vermeiden, in denen es passiert.


    Auch die Trainerin hat mir dazu geraten. Allerdings ist das hier bei uns wirklich sehr, sehr schwer, allen Hunden immer großräumig auszuweichen.

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