Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

  • Ich bin sooooo stolz auf meine Vicky, die sich immer mehr vom Saulus zum Paulus wandelt... ihre Abrufbarkeit hat sich nochmals gesteigert (die war schon immer sehr gut bis auf ihre Austicker bei fremden Hunden) und sie hat gelernt, ihr Temperament zu zügeln (Reflexkontrolle).

    Heute waren wir mit insgesamt 5(!) Hunden unterwegs. Vicky trippelte wie gewohnt ohne Leine ca. 20 m voraus, die übrigen wuselten um uns herum an der Leine, Smilla war natürlich auch frei.

    Da kam eine HH mit zwei angeleinten Aussies aus einer Seitenstrasse, Vicky begann sofort zu fixieren. Ich rief ihr zu "Warte", sie blieb wie angewurzelt stehen (unsere Regisseurin wäre begeistert über solch ein "Freeze"), ich leinte sie an und ging zur Seite. Ganz nebenbei nahm ich auch noch Smilla an die Leine.

    Als die HH mit ihren beiden Aussies uns passierte, ging natürlich ein lautes Gebell los bei allen fünfen... ich glaube, bei so einem zusammengewürfelten Haufen kann man nicht mehr erzieherisch einwirken. Auch Vicky kläffte los, aber das war mir im Moment egal.

    Viel wichtiger war es, dass sie sich nicht mehr wie ein Berserker auf fremde Hunde stürzt, sondern immer ansprechbar und dirigierbar blieb.

    Solche Situationen kommen immer häufiger vor, sind also kein Zufall. Hach, ich freue mich so!!!!:applaus:


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  • Ich muss auch mal wieder berichten. Collin und Inge leben inzwischen seit Oktober 2018 zusammen und mit viel Management geht es. Man muss immer ein Auge auf den Aussie haben, aber ich hätte nie gedacht dass das irgendwann einmal möglich ist. Er hat sich gut im Griff, lässt sich auch gut abbrechen (er besteht auf seine Distanz und schnelle Bewegung die für ihn nicht einschätzbar sind, sind ihm ein Graus) aber es läuft wirklich gut und es gab bisher nicht eine Bissverletzung oder Ähnliches.

  • Ich muss ein bisschen Frust ablassen :verzweifelt:


    Wir haben einen neuen Hund im Ort und alles was neu ist, stellt für Carlo eine riesige Herausforderung dar. Wir sind dem anderen in den letzten beiden Tagen zweimal begegnet, beide Male leider an Stellen, wo man sich nicht wirklich gut ausweichen kann (einfach nur auf die andere Straßenseite reicht bei neuen Dingen leider nicht...) und beide Male hats Hirn von Carlo auf Autopilot und in den "ums Überleben kämpfen"-Modus geschaltet.

    So richtig, richtig krasse Austicker, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten. Und in seiner Angst und Wut entlädt sich das natürlich dann in meine Richtung, denn ich halte ihn schließlich fest. Immerhin erkennt er mich in diesen Situationen schon und es bleibt bei Drohungen und Scheinangriffen, aber schön ist anders.


    Das wäre alles auch nicht so arg schlimm, wenn diese alte Dame, der der neue Hund gehört, uns nicht solche Blicke zuwerfen würde. Meinen Hund starrt sie total angewiedert und hasserfüllt an und ich bekomme überhebliche vorwurfsvolle Blicke. Und mein Fell ist aktuell einfach nicht dick genug, um da drüber zu stehen :(

  • Pfeffernaserl

    Die Blicke und Worte kenne ich hier auch. Reagieren macht es wirklich noch größer, passiert mir manchmal. Bald ist das Fell dick genug und du kannst wieder drüberstehen. Der Überraschungseffekt wird kleiner. :bindafür:


    Umdrehen halte ich auch für eine Option. Schön wäre es natürlich wenn die andere Partei einen die Option gibt sich woanders zu begegnen, sprich Raum gibt. Aber ja, Wunschdenken.

  • Umdrehen halte ich auch für eine Option.

    Ich verstehe Dich absolut, Pfeffernaserl

    Vermutlich ist das aber nicht ganz so einfach, wie das hier steht. Wenn Dein Hund genau so reagiert wie früher meine Vicky, dann müsstest Du ihn sozusagen hinter Dir her "schleifen", wenn Du umdrehen willst, weil er nämlich weiterhin in wild schäumender Wut und Angst den andern Hund fixiert. Sehe ich das richtig?


    Wie Du vielleicht bereits machst, wäre ein Abbruch-Signal der richtige Weg. Aber das musst Du natürlich vorher in Ruhe üben. Wenn er bereits am Toben ist, nützen alle Massnahmen nichts, wenn Du das nicht vorher geübt hast. Auch bei Vicky dauerte es ziemlich genau ein Jahr, bis ich sie und sie auch sich selber einigermassen unter Kontrolle hatte und mein Abbruch-Signal und Ablenkung bei ihr funktioniert.


    Wegen Nervenkostüm bei Dir und bei ihm... steck es einfach weg unter "Erfahrungen"...

  • Wurli und BettiFromDaBlock
    Umdrehen ist normalerweise auch die Strategie unserer Wahl, wenn Ausweichen nicht möglich ist. Solange er noch nicht in seinem Tunnel drin ist, klappt das auch bei bekannteren Auslösern einwandfrei. Aber bei neuen Dingen und bei Erzfeinden reichts schon, wenn die am Horizont auftauchen und Carlo fährt seinen Film.

    Und dann ists so, wie Morelka sagt: ich müsste ihn hinter mir herschleifen - manchmal mach ich das auch, um aus der direkten Gefahrenzone zu kommen, aber das klappt nicht bei so extremen Auslösern. Zum einen sind 25kg, die sich nicht mehr bewegen lassen wollen sehr unhandlich und zum anderen reicht dann schon geringer Zug, um ihn vollständig explodieren zu lassen.


    Alles, was dann in dem Moment von ihm als aversiv gesehen wird, wird angegriffen. Körpersprachlich auf die Seite bewegen, was normalerweise gut funktioniert, weil er so sensibel ist, wird als Angriff gesehen. Ansprechen wird als Angriff gesehen. Berührungen werden als Angriff gesehen. Sogar über den Boden gerolltes Futter wird angegangen.

    Es brennen dann wirklich alle Sicherungen durch und er ist in dieser Reaktion gefangen - er wechselt dann im Millisekundentakt vom wilden Angreifen nach vorne hin zu Frust nach hinten auslassen, weil er gehalten wird, weiter zu ängstlich an mich drücken, was wieder dazu führt, dass er nach hinten Frust auslassen muss, weil er berührt wird, das geht über in mich anfiddeln und wieder nach vorne springen...

    Da dringt einfach gar nichts mehr zu ihm durch. Wir arbeiten an einem positiv aufgebauten Abbruchsignal, das kann ich aktuell auch schon nutzen, wenn er bei Spuren (Katzen, Erzfeinde,...) kurz vorm Kippen ist, aber in diesen extremen Momenten kann ich alles vergessen.


    Er ist gesichert mit Maulkorb und kurzer Leine, ich kann ihn auch sehr gut halten (denn eigentlich will er eh nicht nach vorne) und mittlerweile habe ich da auch keine Angst mehr vor ihm, aber es sieht wild aus und klingt wild. Es wird auch schon besser, anfangs hat er auf alles, was sich beweg so reagiert. Mittlerweile sind ihm Autos, Fahrradfahrer und die meisten Spaziergänger egal und im Training und bei Social Walks mutiert er zum mutigen Streber, aber es gibt eben immer noch so Momente, wo er durchknallt...


    Ich bin ja nur froh, dass viele Hundehalter hier in der Gegend ganz anders drauf sind als die alte Dame; da wird uns gut zugeredet und wir werden gelobt, wenn Carlo ruhig bleiben kann, wenns mal nicht funktioniert, wird uns aus dem Weg gegangen. Mittlerweile haben wir auch mit den meisten Tutnix-Haltern ein gutes Auskommen, die fangen nämlich wirklich an, ihre Hunde anzuleinen, wenn wir um die Ecke kommen (die denken zwar wahrscheinlich auch nicht gerade positiv von uns, aber das merk ich ihnen halt nicht an und ich rufe immer brav Danke hinterher).

    Wahrscheinlich trifft mich das deshalb umso mehr :tropf:

  • Kannst du ihm in solchen Situationen einen zergel zum reinbeißen anbieten? Wenn du's nicht abbrechen kannst, kannst du mal versuchen, ihm das als Ventil anzubieten. Hinten mit Geschirr an der Leine halten, vorne beissen und wegführen.


    Vielleicht hat er so nicht das Gefühl, dich auch noch bekämpfen zu müssen.

  • Darf ich euch mal fragen, ob andere Hundehalter euren Hund auch so oft von hinten auflauern?

    Gerade wieder passiert. Wir mitten auf der Wiese vor dem Haus und üben Impulskontrolle. Zudem natürlich auch Umweltschönfüttern. Plötzlich schreckt Betti auf und zwei Meter hinter uns Hund an der Leine auf dem Weg zu uns. Ich kann Betti noch ein Meter weiter ziehen, aber dann geht das Chaos los. Überschläge, auf den Bodenknallen, Panik, Aggression, Tag im Arsch. Ich finde es unglaublich. Das ist eine riesige (private) Wiese, und da läuft einer direkt von hinten auf uns zu ohne Vorwarnung. Auf so eine Idee würde ich bei keinem Lebewesen kommen.


    Allein das plötzliche Auftauchen geht bei uns gar nicht. Den Hund können wir schon 1000 Mal gesehen haben. Der Effekt hält dann auch für zwei Tage. Betti fiept immer noch vor sich hin.


    Pfeffernaserl dagegen läuft es doch bei euch. Wenn nicht mehr nach vorne gegangen wird und du vertrauen kannst, ist ja schon top!

  • Kannst du ihm in solchen Situationen einen zergel zum reinbeißen anbieten?

    An Spielzeug ist er generell nicht sehr interessiert und ich müsste erst was finden, was er mag und womit er auch mit Maulkorb was anfangen kann...


    BettiFromDaBlock

    Wir werden ab und an von freilaufenden Hunden so überrascht, aber mit Halter hinten dran ists uns noch nie passiert. Auf was für Ideen manche Menschen kommen :wallbash:


    Carlo würde schon auf den anderen Hund los gehen, wenn ich die Leine los lassen würde, aber er geht nicht mit so einer Überzeugung nach vorne, wie er es zum Beispiel bei bestimmten Spuren macht - da war ich Anfangs oft nur dekoratives Anhängsel |)

    Und vertrauen habe ich auch keines (zumindest in den Momenten), nur keine Angst mehr - mit der Zeit stumpft man bei dem Theater halt ab und mit Maulkorb gibts nur blaue Flecken :ugly:


    Aber immerhin kann er den ganzen Stress so einer krassen Begegnung nach wenigen Metern schon wieder abschütteln, das beeindruckt mich dann doch immer wieder sehr. Stell ich mir schon schlimm vor, wenns dann wie bei euch noch tagelang nachwirkt :no:

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