Mein Hund jault aus Frustration, ist wie in einem Wahn - ich brauche bitte Hilfe

  • Hallo.


    Tja... super intelligent ist nicht immer eine gute Sache, nicht wahr. *lächel*


    Ich würde mir sooo sehr wünschen, dass ich ihm klar machen kann, dass ich es nicht will. Aber scheinbar weiß ich nicht wie. Ich meine... hey... er reagiert nicht mal auf "zwicken". Ich habe ihn mit voller Absicht gezwickt und er hat nicht darauf reagiert. Es muss ihm weh getan haben. Und ich fühle mich noch heute schlecht deswegen. Aber er reagiert einfach auf nichts.


    Und ja, er tut es auch bei anderen Personen, nicht nur bei mir.
    Auch bei Personen, mit denen er nicht sehr oft zusammen ist. Wie zum Beispiel bei meiner Mutter. Sie sieht ihn vielleicht alle zwei, drei Monate mal. Bei meiner besten Freundin hat er es auch schon getan.


    Ich wollte das nämlich auch wissen, ob er es bei anderen Personen tut, weil ich wissen wollte, ob vielleicht einfach ICH der Grund oder der Auslöser bin. Aber leider ist dem nicht so.


    Bei der Dame aus der HuTa hat er es auch schon getan und die hat er erst ein paar Mal gesehen, weil er dort noch nicht sehr lange ist. Aber er hat es direkt von Anfang an gemacht. :(



    Vielen lieben Dank schon mal an alle für die vielen Antworten. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.
    Ich werde mich jetzt ins Bettchen verkrümeln und morgen Abend wieder hier rein schauen.


    Liebe Grüße und Gute Nacht für heute...

  • Wenn ich das so richtig zusammengefasst habe fing das Kreischen ueberhaupt an, wenn dein Hund keinen Kontakt zu Artgenossen aufnehmen kann/darf?
    Das hat er jetzt uebertragen auf die Besuche beim TA(du sagst ja vor dem TA-Besuch an sich hat er keine Angst), wenn er da auf andere Hunde trifft. Danach fing er an es auf andere Situationen, wie z.Bspl. Fressn*** zu uebertragen. Einfach Situationen, die ihm nicht passen.


    Ich find das gut, dass du dich informierst, einiges ausprobiert hast, aber ich glaube, dass es besser waere wirklich einen positiv arbeitenden Trainer hinzuzuziehen, der nicht mit dir auf dem Platz arbeitet, sondern da, wo diese Situationen auftreten.Einfach um sie zu bewerten,dein Timing, das Timing deines Hundes abzuschaetzen und dir dann beizubringen, frueh genug mit der Art und Weise die dein Hund akzeptiert und annimmt einzugreifen.
    BEVOR so ein Wahn auftritt gibt es ein minimales Fenster, in dem du eingreifen kannst und der Hund noch ansprechbar bleibt. Dieses Fenster uebersieht man oft, weil man sich selbst im Weg steht mit seiner Unsicherheit, Angst dass es jetzt gleich wieder losgeht, boese Blicke abzukriegen etc..
    Dein Hund gibt vor dem Kreischen viele viele Signale, die ein unbeteiligter Dritter ansehen und analysieren kann, waehrend du mit deinem Hund durch die Situation gehst. Du selber bist da betriebsblind(sorry fuer den bloeden Ausdruck).


    Wie sieht denn der Tag in HuTa aus? Sind die Hunde sich den ganzen Tag im Rudel ueberlassen, koennen sie so lange und so viel spielen wie sie moechten, wird von Seiten der Betreuer mal eingegriffen und Ruhe einhalten fuer alle gefordert?


    Meine Huendin war als Junghund aehnlich drauf.Sieh hat nicht gekreischt, aber bei allem, was ihr nicht passte, hat sie am Hosenbein oder Aermel gehangen und sich dann unendlich reingesteigert. Wenn sie damit dran war, ging es 4-5 Min. am Stueck, wo nichts fruchtete.
    Waren idiotische Situationen : "Nein, ich gehe genau DA nicht ueber die Strasse", "Nein, ich will heute nicht DEN Weg nehmen", "Ist mir egal ob Gruen ist, ich will jetzt HIER schnuffeln und nicht JETZT rueber", "Ist mir doch egal, dass DU an der Kasse warten musst, ICH gehe schonmal vor" etc..
    Aus der Spirale rausgekommen bin ich, nachdem ich mir die Situationen aus ihrer Hundesicht mal angesehen habe. Warum moechte sie bis da und da gehen, was macht sie dann wenn ich sie lasse, warum setzt sie sich irgendwo hin und schaut sich was in der Ferne an etc.. Sie hatte Gruende fuer alles, die natuerlich aus Menschensicht teilweise nicht ganz nachvollziehbar sind, aber sie hatte Gruende und sobald ich ihr bei so kleinen Dingen mal Freiheit gegeben habe, war das Thema ganz schnell durch.
    Fuer jedes kleine bisschen "Sie darf mal" forderte ich in anderen Situationen ein "Es muss JETZT mal".Immer so, dass wir am Tag bei jedem Spaziergang in der Waage waren.
    Ich hatte auch dieses "Ein Hund muss das und das lernen, koennen, zeigen, muessen bis dann und dann"-Denken, aber es hat mich/uns voellig blockiert.


    So Situationen wie du mit "Jeder Hund ist zum Spielen da und wenn ich nicht darf, dann kreische ich" kannst du trainieren, wenn du die Erwartungshaltung deines Hundes gedrosselt bekommst. Dafuer musst du dir erarbeiten, wann wer mal das Sagen hat und es muss auf einem Spaziergang eine Waage entstehen. Z.Bspl. nah rankommende Hunde darf er kurz beschnueffeln (wenn es fuer beide okay ist !Unbedingt absprechen!) und du gehst deines Weges weiter, weit entfernte Hunde duerfen kurz angeschaut werden und danach geht es weiter.
    Ich wuerde so etwas trotzdem mit jemandem machen, der das kurze Eingreifen in dem kleinen Zeitfenster VOR dem Gekreische sieht, damit du gewappnet bist und dann lernst blitzschnell zu entscheiden, wie du mit der neuen Situation umgehst.


    Die Situation beim Ueben z.Bspl., wo der Hund in dich reinbrettert haette ich wie folgt aufgeloest: Deiner darf kurz Kontakt aufnehmen, meinetwegen ne kleine Spieleinheit oder sowas wenn es passen sollte zwischen den Hunden, aber sobald der andere weitergeht ziehst du die Aufmerksamkeit wieder auf dich und machst weiter wie gehabt im Training.
    Meine ist nach so Zustimmungen meinerseits jedes Mal komplett auf 180 und mit der Aufmerksamkeit voll bei mir, weil sie sich beachtet und das Spiel als ein Geschenk meinerseits angenommen hat. Dabei habe ICH gar nicht gespielt und fuer die Hormonausschuettung gesorgt, aber sie hat das Gefuehl, weil ich sie nur kurz freigegeben habe. Den Will to please krieg ich dann von ihr als Dank zurueck und damit eine ganz tolle Arbeitsgrundlage.


    Manchmal, wenn ich in Zeitdruck bin, muede oder unkonzentriert meine Runde oder Trainingseinheit ohne dieses Waage-Verhaeltnis blind absolviere passiert es immernoch, dass ich mal angerempelt werde. Dann liegt der Fehler aber bei MIR, weil ich nicht MIT Hund draussen bin, sondern Hund nur mit durch den Tag ziehe. Da erinnert sie mich mal kurz "Ey, wir haben aber ne Abmachung, Schatzi" und sobald ich drauf einsteige ist das Thema in Milisekunden durch. Ohne Reinsteigern oder Hochfahren.



  • Wollte mich nochmal melden. Habe jetzt die weiteren Beiträge nur überflogen und zitiere daher nur deine Antwort, da ich mich hierauf beziehen möchte.


    Danke für die Antworten. Jetzt kann man schonmal einen großen Ursachenkomplex ausschließen. Grundsätzlich ist Bali ja gut erzogen und du gehst meiner Beurteilung nach auch artgerecht mit ihm um, sodass ich nicht glaube, dass dieses Verhalten durch elementare Erziehungsdefizite begründet ist.


    In unserer Hundegruppe haben wir auch eine Hündin, bei der es mit der Frustrationstoleranz nicht so weit her ist. Es ist zwar nicht ganz so krass, aber auch sie fiept und bellt, wenn sie nicht zu den anderen Hunden darf.
    Die Trainierin hat in diesem Fall empfohlen der Hündin mehr Umgang mit Artgenossen zu ermöglichen. Also im Freilauf und ohne größere Reglementation. Dadurch ist es bei ihr deutlich besser geworden. Hat Bali denn mal die Möglichkeit nach Lust und Laune mit anderen Hunden zu toben?


    Weiterhin könnte ich mir noch vorstellen, dass er eventuell durch zu viel Programm überlastet sein könnte. Du sagtest er muss sich meist sein gesamtes Futter erarbeiten, habe ich das richtig verstanden? Ich finde das doch relativ viel. Dazu noch Training mit der Reizangel. Und vmtl auch noch der ein oder andere Spaziergang. Da hört sich schon sehr viel für mich an. Vllt könntest du mal probieren, sein Programm extrem zu reduzieren. Also nur einen kürzeren und einen längeren Spaziergang am Tag und sonst vllt nur noch eine Mini-Trainingseinheit und das war's. Wie verhält er sich denn zuhause, wenn es gerade mal kein Programm für ihn gibt? Schläft er dann?


    Mein junger Mann hier ist ein knapp 9 Monate alter Labbi. Sein Programm besteht aus einem 20-minütigen Spaziergang, einem 45-minütigen Spaziergang, einem kurzen Ausflug zur Pipi-Wiese vor dem Zubettgehen und einer kleinen Trainingseinheit von max. 10 Minuten. Damit ist er für den Tag gut bedient und pennt die restliche Zeit.


    Lg,
    Rafaela

  • Ich finde Judiths Beitrag absolut einleuchtend und erklärend! So in etwas läuft's auch bei uns. Balu meckert auch gerne... aber wie ich finde, nie ohne Grund! Gehe ich darauf ein, nehme ich ihn " hündisch " an, ist er immer total begeisert von mir. So in der Art...Frauchen hat's kapiert. Das kann Nachbars Katze sein, das kann ein eingeworfener Brief im Briefkasten sein, ein unbekannter Hund 100 m entfernt, ein Eichhörnchen ganz oben im Baum.... Seitdem ich darauf eingehe, sind wir ein fast perfektes Team. Nur manchmal...verstehe ich ihn eben doch nicht... ;)

  • Mit " drauf eingehen " wenn Balu jankt/blockiert meine ich, seine Reaktion aus seiner Sicht zu sehen. Zum Beispiel: er erstarrt, will nicht weitergehen, murrt... Dann schaue ich in die Richtung, in der er etwas fixiert. Und...da kommt in weiter Entfernung ein Mensch mit seiner Vierpfote. Dann sage ich: okay, hab' den Hund gesehen. Dann gehe ich weiter, Balu entspannt und weiter geht's auch für ihn. Oder er kommt jankent zu mir hin... Also gehe ich mit ihm und er zeigt mir an, dass wir zum Briefkasten " müssen ". Ich kann sicher sein, etwas wurde eingeworfen.... Oder letzthin in der Nacht steht er winselnd neben meinem Bett. Ich höre die Jalousien klappern bei geöffnetem Fenster und heftigem Wind. Also steh' ich auf, schließe das Fenster und...mein Bub geht auf sein Lager und pennt selig weiter. Auf der anderen Seite erwarte ich von ihm aber auch, dass er " meine Wünsche " erfüllt..... :D

  • Genauso wie Heidesand mach ich es auch.
    Das hat nichts damit zu tun, dass Holly mich durch die Gegend schleifen kann, machen kann was sie moechte und ich einfach nur hinten an der Leine als Deko haenge.
    Sie sieht, hoert, riecht oft Dinge, die sie einfach interessieren oder die in meinem Erleben voellig untergehen.


    Z.Bspl. flattert auf dem umgegrabenen Feld in weiter Entfernung ne alte Plane. Sie setzt sich hin (haben wir beim AJT so erarbeitet) und guckt in die Richtung. Ich sag z.Bspl. "Ui, das flattert aber". Sie schaut mich an, schaut die Plane an, steht auf und geht weiter. Dir kommt ein Hund entgegen, du erkennst XY darin, sagst ihr das und sie geht dann locker weiter, anstatt zu ueberlegen, wer es denn sein koennte. Sag ich z.Bspl. "Den kennen wir ja gar nicht" geht sie viel ueberlegter in eine Begegnung und setzt ihre Koerpersprache auch bewusster ein.


    Du erlebst die Umwelt anders, viel bewusster, weil der Hund anzeigt und du das Denken anfaengst, was er wohl meint.
    Oft ist das sehr zielgerichtet, was angezeigt wird. Ist auch voellig egal, was du dem Hund sagst, aber allein die Tatsache, dass du seine Wahrnehmung unterstreichst schmeichelt ihm.


    Der Spaziergang wird so zum Geben und Nehmen. Du siehst die Welt ein klein bisschen durch Hundeaugen, Hund findet es toll, dass du ihn "verstehst" und nimmt dann auch mehr an deiner Welt mit deinen Regeln teil.
    Wobei es auf den Hund ankommt, ob er diese Art von Arbeiten mag.
    Meine mag zum Bspl. das ganz klassische Hundeschulen-Programm mit festen Ablaeufen wie fuer ne BHP erarbeiten ueberhaupt nicht. Da wird total blockiert. Geh ich aber ueber ihre Augen,Ohren, Nase ihren Weg draussen mitten im Leben laeuft sie wie am Schnuerchen mit, ordnet sich unter wenn es sein muss und fuehrt mich, wenn sie es fuer richtig haelt.

  • Ich hake auch mal am selben Punkt wie flying paws nach, denn immer vorausgesetzt, der Hund hat tatsächlich keine neurologischen Probleme und ist weder schwerhörig noch taub, liest sich das für mich so, als liegt das wahre Problem wesentlich tiefer... in den Haltungsbedingungen...


    Ich finde es z. B. mehr als eine Nebenbemerkung wert, dass der Hund tagsüber fremdbetreut wird. Evtl. hat er dort enormen Stress - und Stress mit Artgenossen muss sich nicht immer unbedingt in Aggressionen niederschlagen. Du schreibst, er ist noch nicht lange in der Tagesstätte - gibt es da evtl. einen Zusammenhang mit dem Beginn des Geschreis?


    Und wie viel aktive Zeit hast Du täglich für den Hund übrig? Wie lange erlebst Du mit dem Hund gemeinsam die Umwelt? Sofakuscheln und Intelligenzspielzeuge in der Wohnung sind nämlich nicht gerade geeignet, Coolness und Stresstoleranz gegenüber der Umwelt zu fördern. Bei Vollzeitarbeit ist es nun mal eine unumstößliche Tatsache, dass man zumindest ein paar Wochen im Jahr morgens und abends in der Dunkelheit mit dem Hund raus muss... und je nach Wetter und Wohnort passiert dann halt nicht viel. An 4 - 5 von 7 Tagen der Woche ist man nun mal in der aktiven Zeit, d. h. wenn es die meisten Umweltreize zu erleben gibt, nicht da.


    Das kann auch keine Hundeschule kompensieren.


    Caterina

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