Müsst Ihr Euch auch für Eure Erziehungsmethoden rechtfertigen ?

  • Habt Ihr auch solche Erlebnisse ?


    Durchaus.


    In der Familie, der Klassiker, denn Madame darf so wenig. Inzwischen ist sie erwachsen und meine Eltern haben die chaotischen Phasen mitbekommen. Nun finden sie viele Dinge nicht mehr so schrecklich wie früher. Die Hunde können eben ruhig auf ihren Plätzen liegen, auch wenn die Bude voll ist und dass obwohl es nicht ihr eigener Platz ist, es ist halt nicht Zuhause. Sie verwüsten nicht das Wohnzimmer, weil sie nicht unkontrolliert im Haus spielen, sie klauen nicht, sie betteln nicht und sie machen nichts kaputt. Tatsächlich können sie auch den neuen Hund meiner Eltern ignorieren, obwohl die Sympathien sich da nicht auf anhieb entwickeln.


    Dafür gab es eben eine Hausleine, viel Platz- und Boxentraining, viel Ruhetraining und das Üben von Frustrationstoleranz, kein Futter vom Tisch oder überhaupt was anderes als das eigene und das nur aus der Hand und im Rahmen der Kommunikation (Arbeit, Spiel o.ä.). Fand' meine Familie nicht so schön, aber inzwischen machen sie bei ihrem eigenen (neuen) Hund auch einige Dinge anders. Bei mancher Handhabung haben die Erfolge dann eben überzeugt, ob sie auf andere Hunde-Halter-Teams übertragbar sind, sei dahin gestellt.


    Rechtfertigen müssen wir uns aber auch viel vor Fremden, weil wir nicht nur mit Belohnung arbeiten. Madame bekommt auch sehr klare und auch körperliche Ansagen. Natürlich wird der Hund nicht geprügelt, aber wir werden schon sehr deutlich. Madame ist da nicht empfindlich, schlimmer findet sie Ignoranz, lautes Schreien oder wechselhaftes Verhalten. Konsequenz und Eindeutigkeit, damit haben wir hier Frieden geschlossen.


    Das ich mir den Hund auch schon einmal zur Brust genommen habe (sprich: gezwungen habe sich mit mir auseinander zu setzen), ist durchaus ein beliebter Diskussionsgrund. Ist mir herzlich egal. Mein Hund. Meine Regeln. Ich weiß, dass ich ihr nicht weh tue (und dass ich das auch gar nicht könnte, wenn ich ihr versehentlich auf die Pfote getreten bin, habe ich schon grässliches Mitleid) und das beste ist: Sie auch.


    So gehören wir halt zu denen, deren Hund weiß, dass es auch mal Scheppern kann. Ich bin eine Grobmotorikerin und werde schnell streng, mein Hund ist eine Dampfwalze und nutzt Schwäche gnadenlos (wenn auch mit viel Charme) aus. Ist in Ordnung, wir passen eben doch zusammen. Muss ja niemand genauso machen.

  • Fairer Weise muss ich dazu sagen, dass uns auch viel Lob und viele freundliche Bemerkungen entgegengebracht werden. Von Fremden und von Bekannten. :)


    Wir leben mitten in der Stadt, da bleiben diverse, auch kontroverse, Begegnungen eben nicht aus.

  • @lilagruengelb: ich persönlich reagiere da genau so wie immer, wenn der Hund sonst Angst hat. Für mich macht das keinen Unterschied, welche Richtung der Hund aus Angst einschlägt, reagieren würd ich gleich.
    Gut, erst mal wird gesichert. Will er z.B. einen Menschen anspringen und verbellen, zieh ich ihn schon zurück, aber eher emotionslos, und geb ihm dann seinen "alles super, keiner frisst dich"-Marker.
    Nicht nach vorn, sondern zurück gehen wird dann in ähnlichen Situationen, auf die ich dann gefasst bin, geübt und ritualisiert.


    Schimpfen würde ich nicht, bringt mMn nichts, weil das Verhalten in Angstsituationen ziemlich spontan kommt bei den meisten Hunden.

  • Geschimpft habe ich auch nicht, aber ich war selbst total aufgebracht weil ich Angst um den Menschen hatte und da der Hund kein Halsband trug musste ich ihn am Fell wegzerren, der war so auf 180, der hat immernoch geknurrt und gezittert als wir in einem anderen Raum waren. Das hat er garantiert nicht als neutrale Reaktion meinerseits aufgefasst, aber mir war nichts anderes in der Situation möglich.
    Naja, im Endeffekt hat sich der Herr entschuldigt ...

  • Wirklich Rechtfertigen musste ich mich eigentlich nie für meine Erziehungsmethoden.
    Höchstens mal etwas erklären.
    Der einzige der mich manchmal schief von der Seite anschaut ist mein Opa... seine Schäferhunde wurden alle eher "Hart" erzogen. Gewaltfrei aber sehr streng. Und ich arbeite viel auf positiver Basis mit Helferlein wie Clicker & Leckerlie. Sowas versteht er einfach nicht. Aber er akzeptiert es, da er ja sieht das es was bringt.

  • @lilablaugruengelb


    Ich meine das jetzt echt nicht böse, aber genau das ist das Denken, was so fest in den Köpfen verankert ist. "Das kann ich ihm jetzt aber nicht durchgehen lassen!". "Das kann ich jetzt doch nicht unkommentiert lassen!", "Das muss ich doch jetzt korrigieren!"


    Wieso dem Hund nicht einfach Unterstützung zeigen? So einfach, aber den Knick beim Umdenken bekommen meist wenige Leute hin.


    Ich spreche die Menschen hin und wieder schon an, wenn sie meinen, sie müssten ihren Hund durch die Gegend treten. (Der ist wirklich GEFLOGEN und er hat NICHTS gemacht, rein gar NICHTS!)
    Aber im Ignorieren sind sie dann ganz groß. Oder sie reagieren aggressiv, beides schon erlebt.

  • ich glaube ich kann mich nicht so richtig ausdrücken ;)
    also was hättet ihr denn in einer Situation gemacht in der euer Hund einen Freund im eigenen Haus plötzlich und unerwartet stellt und in Panik versetzt? Der Mensch lag auf dem Boden weil er beim rückwärts Flüchten gefallen ist und der Hund hat nicht nachgelassen ihn wie eine Furie anzubellen und zu bedrohen.

  • Verstehe den Sinn der Frage nicht, denn meine Antwort wäre dieselbe. Dem Hund dabei helfen, aus der Situation zu kommen. Kommt ja auch drauf an, was für Werkzeuge auftrainiert wurden, etc. pp. Würde den Thread sprengen.

  • aber auch wenn etwas aus Angst geschieht muss man dem Tier klar machen können, dass DAS eine falsche Reaktion war.


    Bei ANGST macht das keinen Sinn. In einer NOTsituation erziehe ich den Hund sowieso nicht. Training fängt vorher an. Und ich trainiere nicht explizite Situationen, sondern lege den Grundstein für eine ganze Reihe von richtigen Verhalten. Ein Hund, der mehrere Strategien beigebracht bekommt - die ihm WIRKLICH helfen - dann kann er auch mehr als eine Reaktion auf eine unbekannte, beängstigende Situation zeigen. Und wenn ich mich mit dem Hund, seinen Bedürfnissen, Körpersprache, Kommunikation und Training beschäftige - dann erkenne ich eventuelle Probleme früh(er).

  • ich glaube ich kann mich nicht so richtig ausdrücken ;)
    also was hättet ihr denn in einer Situation gemacht in der euer Hund einen Freund im eigenen Haus plötzlich und unerwartet stellt und in Panik versetzt? Der Mensch lag auf dem Boden weil er beim rückwärts Flüchten gefallen ist und der Hund hat nicht nachgelassen ihn wie eine Furie anzubellen und zu bedrohen.


    Genau das gleiche wie du: Hund abgepflückt und aus dem Zimmer gebracht.
    Und dann eben überlegt, analysiert und mir überlegt, wie ich solche Situationen zukünftig vermeiden kann, welches Alternativverhalten der Hund lernen soll etc.


    Mit der Aussage "da hätte ich viel früher angesetzt, hätte ich früher erkannt, mein Hund kennt zweiunddrölfzig Alternativverhalten, deswegen käme ich gar nicht erst in solche Situationen" etc. kann ich jetzt mal gar nichts anfangen. Fakt ist nun mal: es ist passiert und kann jedem passieren, denn jeder Hund hat als Individuum das Potential zu "das hat er ja noch nie gemacht". Wichtig ist, was man daraus macht.


    Ich weiß, das war jetzt OT, aber es muss mal gesagt werden (wo wir gerade beim Thema Rechtfertigung sind ;) ).


    Ich hoffe ja stark, dass in einer ähnlichen Situation jeder der hier Schreibenden sich den Hund geschnappt und weggebracht hätte. Oder ließe hier jemand den armen Kumpel panisch am Boden unter dem Hund liegen, um dem Hund sanft eine Alternative anzubieten? Ich hoffe ja nicht.


    Lilablaugruengelb (ich hoffe, dieses Mal hab ich alle Farben beisammen), evtl machst du ja nen Thread zu dem Thema auf, wenn du wirklich Tipps haben magst. Hier ist es sonst doch zu sehr OT.

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