Rüde - kommt man um eine Kastration nicht herum?

  • Die Kastraten die mir über den Weg liefen teilten sich immer in 2 Lager auf:


    Die, wo es hieß "Ja, das muss so, Dominanz, bla bla bla", die waren oft unsicher bis zum nach Vorne gehen, hatten diverse kleinere Auffälligkeiten.
    Eben alles was man als Halter durch Management, Erziehung, Prägung, etc relativ gut in den Griff bekommen hätte, wenn man nicht auf den Kastra-Zug aufgesprungen wäre.


    Die, wo es medizinische Gründe gab, die waren fast immer völlig normale Hunde.
    Aber die hatten auch entspannte, umsichtige Halter die eingriffen falls es irgendwie mal nötig war.


    Ich finde das wirklich interessant und den Zusammenhang zwischen Halter und Grund der Kastra sollte man da nicht außer Acht lassen.



    Meine 2 sind weiterhin so wie sie immer waren.
    Hamilton, intakt, jetzt in der Läufigkeitswelle wieder mehr ohrenlos. Markeirt wien Wilder, schnattert und sabbert pro Gassi sicher mindestens 10 mal.
    Arren, kastriert, liebt weiterhin alles und jeden. Markiert, schnattert bei besonders tollen Gerüchen, alles aber in deutlich geringeren Maßen als Hamilton.
    Mir fällt halt oft auf das Arren da gelassener ist. Was markiert wird ist dann schon eine "wichtige" Stelle, während Hamilton da wahlloser ist, bei dem isses echt mehr das "Ich war auch hier!" Markieren.

  • Charly wird im Mai auf HD/ED-geröntgt - in einer nicht nur in dieser Hinsicht gute Tierklinik, die dazu mit Kastrationen offenbar sehr sehr sparsam umgeht. Wir haben auch dort den Chip setzen lassen, um uns mit der Klinik erstmal vertraut zu machen. Die Tierärztin war sehr zurückhaltend mit der Chip-Setzung, hat uns x mal gefragt, ob uns klar wäre, was eine Kastration - auch eine chemische - bewirkt und wir sicher wären, dass es sein muss.
    Nun, wenn er geröntgt wird, sollen sie ihn auch gleich in Punkto Prostata untersuchen. Das ist alles so von Anfang an in unserer Planung drin.


    Gute Tierärzte, die im Sinne des Tieres handeln, sind mittlerweile echt selten geworden - wie gut, dass ich nicht ganz so uninformiert und blöd bin ... ;-)

    Hallo, ich wollte fragen, was bei eurer Prostata-Untersuchung rausgekommen ist?


    Und tröpfelt euer Charly eigentlich stark oder hält sich das in Grenzen?

  • Hallo, ich wollte fragen, was bei eurer Prostata-Untersuchung rausgekommen ist?


    Und tröpfelt euer Charly eigentlich stark oder hält sich das in Grenzen?

    Prostata ist weiterhin unauffällig.


    Getröpfelt hat er vor dem Chip, auch war oft "Sabber" an der Spitze seines besten Stücks - inzwischen ist da gar nix mehr.

  • Prostata ist weiterhin unauffällig.
    Getröpfelt hat er vor dem Chip, auch war oft "Sabber" an der Spitze seines besten Stücks - inzwischen ist da gar nix mehr.

    Der Chip wirkt aktuell noch, nehme ich an ?

  • Mal ein kurzer Zwischenbericht.


    Die Wirkung des Chips lässt nun deutlich nach. Die Glöcklein werden langsam wieder größer.


    Unterwegs an der Leine und im Freilauf haben wir mit Charly das Kommando "Weiter" im letzten halben Jahr oft geübt, wenn er sich höchst interessiert länger als ca. 30 Sekunden irgendwo festgeschnüffelt hatte. Das trägt jetzt Früchte, den nun hat das Schnüffeln eher wieder was von "ohhh, da war ein Mädel" ... er lässt auf Kommando ab und folgt mir/uns, wenn auch widerwillig zögerlich - aber immerhin. Das gleiche gilt, wenn er bei einer Hündin deutlich aufdringlich werden will (am Po riechen/aufreiten) und sie sich nicht deutlich abwehrend verhält. Zwei- dreimal muss man ihn ermahnen, dann lässt er ab und die beiden können problemlos den Freilauf genießen (zumindest dann, wenn sie sich nicht laufend anbietet, also in den Stehtagen ist, dann muss er an die Leine).


    Dieses sabbernde Zickzack laufen und die Nase nicht mehr vom Boden bekommen können wir nicht mehr beobachten - auch sein Appetit lässt nicht nach, trotz heißer Mädels im Kontakt.


    Sehr angenehm ist, dass Charly so langsam erwachsen wird und die meisten Hunde einfach ignoriert - noch vor einem halben Jahr MUSSTE er meistens Kontakt aufnehmen - also wollte hin. Inzwischen guckt er nur kurz, checkt obs ein bekannter und beliebter Spielkamerad ist und geht seiner Wege wenn nicht. Oder lässt sich mit einem "Nein" - oder "schau her" entsprechend ablenken.


    Unangenehm ist sein wachsendes deutliches Interesse an Rüden in seiner oder höheren Gewichtsklasse - vor allem, wenn er sie (warum auch immer) nicht leiden kann. Im Freilauf laufen Begegnungen unspektakulär, doch wehe beide sind/kommen an der/die Leine (was nunmal auf Freilaufstrecken unumgänglich ist, wenn wir den Rüden nicht kennen, bzw. der auch angeleint ist/wird), da wird gleich los gepöbelt. Mindestens mal stramm stehen und knurren, manchmal aber auch wieder dieses laute Rüdengehabe à la Rottweiler. Sobald wir nur ein paar Meter vorbei sind ist alles gut und er läuft nicht zurück, wenn wir ihn wieder ableinen, dreht sich nicht mal um. Auf Kleinhund-Rüden reagiert er nicht aggressiv, auch nicht, wenn die giften. Er ignoriert.


    Sein sexuelles Interesse an Hündinnen in den Stehtagen (haben wir im Moment zwei in der Nähe/im Kontakt) ist natürlich wieder da - aber nicht extrem. Er lässt sich vom Aufreiten abhalten und verhält sich dann an die Leine gelegt interessiert aber ordentlich.


    Diese ständigen sabbernden Ausscheidungen aus seinem Penis wie vor dem Chip kann ich bisher nicht feststellen, er leckt sich ab und an dort sauber, aber nicht auffällig oft, die Spitze ist auch nicht so dauerfeucht/verklibbert wie früher. Das wäre schön, wenn es so bleibt, da dieses Getrippse und die Flecken im Haus doch ein bisschen "bäh" sind.


    Im Moment erfordern also vor allem die Rüdenbegegnungen an der Leine unsere besondere Aufmerksamkeit und Vorausschau. Das lässt sich gut managen. In unserer regelmäßgen Freilaufgrupppe werden auch bisher fremde Rüden sofort akzeptiert, niemals auch nur mit einem Hauch von Aggression. Aber da ist Standard, dass die erste Begegnung grundsätzlich ohne Leine stattfindet. Das klappt prima ist aber natürlich außerhalb dieser Treffen, also auf unseren normalen Gassigängen, nicht immer möglich/gewünscht, dass zwei Rüden sich frei begegnen dürfen.


    Wir sind also guter Hoffnung, dass eine Kastration nicht notwendig sein wird. Aber warten wir den nächsten Frühling ab ... erst dann wird sich rausstellen, was Sache ist.

  • Wenn er nur an der Leine aggressiv ist, liegt das an euch. Das können Hündinnen genauso gut, dh. du musst ihm vermitteln, dass du die Begegnungen für ihn klärst und wenn er keinen Kontakt will schirmst du ihn ab, sagst ihm aber gleichzeitig, dass das nicht seine Baustelle ist und du das klärst und wenn nötig auch mit Konsequenzen für ihn. Wenn er das verstanden hat wird er dir sowas überlassen und dann auch den anderen Rüden ignorieren.


    Ansonsten klingt das total typisch nach Rüde, wer sowas nicht möchte soll sich ne Hündin nehmen oder besser gar keinen Hund, denn auch die Damen können untereinander richtig rumzicken und die kämpfen dann auch schnell mal bis aufs Blut. Rüden tönen eher rum und letztendlich hat keiner der beiden was ernstes.

  • Das klingt doch alles gut. Ich drücke Euch fest die Daumen, dass es so bleibt.

  • Wens interessiert, hier nochmal ein aktueller Stand der Dinge.


    Charly hat sich prima gemacht. Trotz mehrerer läufigen Hündinnen in unserem Umkreis benimmt er sich mittlerweile ganz normal - kein Schnattern, kein aufgregtes Zickzacklaufen, kein Fasten, kein Penis-Tripsen, keine Rumgejammere zu Hause, kein Durchfall.
    Auch mit ihnen zusammen spazieren, beeindruckt ihn nicht nicht negativ. Er startet manchmal kurz sein vor Charme strotzendes Hochzeitstänzlein (albernes vor ihr her Gehüpfe, Hochzeitsgeschenke wie Stöckchen bringen, vor ihr auf den Rücken legen usw.) und das wars auch schon. Wenn sie mit ihm spielt und flitzt, vergisst er glatt, dass sie ein heißes Mädchen ist ... Aufreiten versucht er selten mal, lässt aber gut von uns stören, wenn es die Hundedame nicht tut. An den Stehtagen bleiben die meisten Halter eh mit ihren Hündinnen oft zuhause oder gehen eben abgelegen. Und das ist gut so. Denn trifft Charly eine bereite und willige Dame, wüsste er in Sekunden was zu tun ist ... da wird nicht lang gefackelt - Vorspiel entfällt.
    Aufreiten bei Rüden (ob intakt oder kastriert), wie es viele vor allem junge Rüden in der heißen Zeit zeigen, macht er überhaupt nicht mehr.


    Was wir anders machen, als im letzten Frühjahr: Wir gehen seit Anfang Dezember nur noch morgens mit ihm raus und dann eine richtig große Runde, so 1,5 bis 2,5 Stunden sind wir unterwegs. Das in den Gassen an der Leine laufen in der dunklen Jahrezeit am Abend hat ihn unruhig gemacht - also zuhause fand er dann schon noch ne Zeitlang einfach keine richtige Ruhe. Die vielen Nachrichten anderer und wohl auch viel mehr Hunden, als auf unseren Freilaufstrecken, sorgten für viel Reiz in seinem Kopf, so war unser Eindruck. Auch, dass er dann ja nicht nach eigenem Ermessen die Gerüche ausgiebig prüfen kann, er ist ja an der Leine und wird entsprechend vorbei und immer wieder weg geführt. Sehr unbefriedigend für ihn, als wäre er beunruhigt, ob auch alles in seinem Umfeld in Ordnung geht.
    Nachdem wir abends nur noch selten, und wenn dann nur ganz kurz gehen, ist er daheim super ausgeglichen, döst viel, holt sich zwischendurch auf unseren Sofas seine Kuscheleinheiten ab, beschäftigt sich gemächlich mit Kauartikeln.


    Auch habe ich mir einen Rat eines recht interessanten Artikels zu Herzen genommen, überwiegend gleiche Strecken am Morgen die Woche über zu gehen, ihn in aller Ruhe seine "Zeitung" auslesen zu lassen, und erstmal nicht groß was von ihm zu verlangen, er läuft wie immer frei, bis auf die ersten 5 Minuten, bis ich ableinen kann. Er kennt das ja und die Leinenführigkeit bis dahin ist in Ordnung.
    Also so die erste halbe Stunde läuft sehr gemächlich ab, selbst wenn wir anderen Hunden begegnen/welche dabei haben, lässt er sich nicht abhalten, die Umgebung intensiv zu beschnüffeln und seine Geschäfte zu erledigen. Sollte er sich festschnüffeln oder gar mal irgendwo lecken, reagiert er gut auf WEITER, muss ihn nur noch selten schnappen und wegziehen. Irgendwann hat er fertig mit der "Revierkontrolle" und ist bereit für Schwimmen, Rennen, Spielen mit mir/uns oder anderen Hunden, bissle Training ... auch die Leinenführung ist danach okay, wenn er also "seine" halbe Stunde für sich hatte.
    Nur an den Wochenenden gibts SA und SO vormittags viel Abwechslung, Ausflüge mit unserer Freilaufgruppe, in Wälder, an Seen und Flüsse. Das ist mindestens zwei Stunden Hochleistungssport - dort powert er sich mit den anderen 5-10 Hunden richtig aus.
    Sein Benehmen auch Fremdhunden gegenüber ist tadellos - sehr souverän. Gibts kurz Krach bei anderen, mischt er nicht mit, hält sich abseits.
    An der Leine motzt er andere Hunde so gut wie gar nicht mehr an - wenn dann, aber richtig. Komische Sache, aber es ist wohl normal, dass ein Hund manche andere einfach nicht riechen kann.


    Ansonsten kann ich auch sagen, dass sich seine Figur wieder sehr zum Positiven gewandelt hat, seit Nachlassen des Kastra-Chips. Muskulöser, nicht mehr so schwabbelig wie er recht schnell nach Setzen des Chips gewirkt hat. Er hat 3 Kilo abgenommen, ganz von alleine. Seine Bewegungsfreude ist wieder kraftvoll und ausdauernd. Ausgiebiger Gesundheits-Check Anfang Januar ergab: alles gut.


    Charly wird nun bald drei Jahre alt und so wie es aussieht, kommen er und auch wir gut mit seiner "Intaktheit" zu recht. Eine erneute Chipsetzung scheint im Moment nicht notwendig.


    Und die Entscheidung für einen zweiten Hund ist nun auch gefallen. Diesen Sommer wird ein Welpe bei uns einziehen - nochmal ein Labrador, nochmal in Schoko. Und nochmal ein Rüde. Ursprünglich haben wir ja mit einem Mädel geliebäugelt - aber dann wäre eine Kastration von einem der beiden irgendwann unumgänglich geworden, um keinen Nachwuchs zu riskieren. Und obwohl wir eine Kastration nicht grundsätzlich ablehnen, ist es uns einfach wohler dabei, der Natur diesbezüglich nicht allzusehr ins Handwerk zu pfuschen, wenn es gesundheitlich nicht absolut sein muss.


    Einige Junghunde in unserer Freilaufgruppe/in unserer Umgebung sind nun auch gechipt worden (so um die 15 Monate jung), weil ihr Verhalten die Halter einfach überfordert hat. Bisher können sie auch nur positive Auswirkungen berichten, jetzt fruchtet auch das Training wieder im Hundekopf. Ja, die Jungen müssen eben noch viel lernen und wir Menschen in dieser Zeit auch ...
    Wir Halter sind dafür zuständig unseren Junghund in die richtige Bahn zu lenken und wenn man das wirklich will und die Zeit investieren kann, sind die Aussichten gut.


    Eine endgültige Kastration ist vielleicht einfacher, aber man nimmt dem Hund auch einen großen Teil seiner Persönlichkeit. Und eine besonders ausgeprägte, beobachten wir vor allem bei intakten Hunden - so spannende Charaktere, wenn sie erstmal erwachsen sind und auch in den jahren danach, bis ins hohe Alter.
    Kastrierte Tiere sind eher neutral - und gemütlich und vor allem meist berechenbarer. Was manchen Haltern aber vielleicht das wichtigste ist, Hauptsache ihr Hund funktioniert schneller und macht keinen Ärger. Je nach Lebensumstand auch zu verstehen. Nicht jeder hat den ganzen Tag Zeit (wie ich) sich mit dem Hund in den ersten beiden Lebensjahren auch zeitweise sehr intensiv zu beschäftigen.


    Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir nicht zu denen gehörten, die ihren Hund am Anfang der pubertären Probleme gleich endgültig kastrieren ließen. Wir spielten ja auch mit dem Gedanken. Der Kastrations-Chip war für uns eine prima Hilfe, die schwierigste Zeit zu überbrücken. Natürlich kostet es Mühe, Zeit und wohl auch ne Menge Beobachtungsgabe und Flexibilität - jeder Hund ist anders. Aber es lohnt sich, einem Hund auch die Zeit zu geben die er braucht erwachsen zu werden. Dann kann der sich auch unkastriert und ohne Chip ordentlich benehmen lernen ...


  • Eine endgültige Kastration ist vielleicht einfacher, aber man nimmt dem Hund auch einen großen Teil seiner Persönlichkeit. Und eine besonders ausgeprägte, beobachten wir vor allem bei intakten Hunden - so spannende Charaktere, wenn sie erstmal erwachsen sind und auch in den jahren danach, bis ins hohe Alter.
    Kastrierte Tiere sind eher neutral - und gemütlich und vor allem meist berechenbarer. Was manchen Haltern aber vielleicht das wichtigste ist, Hauptsache ihr Hund funktioniert schneller und macht keinen Ärger.

    Wenn ich so einen Quatsch nur lese... "kastrierte Tiere sind eher neutral"...


    Naja gut, Einbildung ist auch ne Bildung.


    Viel Erfolg mit deinem "spannenden Charakterhund" und mögest du niemals in die Wechseljahre kommen, schließlich ist dann ein großer Teil deiner Persönlichkeit weg un du bist nur nich neutral, gemütlich und charakterlos.

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