Abschied tut so weh

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und habe ich mich wegen einem sehr traurigen THema zur Anmeldung entschlossen: Am vergangenen Mittwoch musste ich meine über alles geliebte Schäferhündin Lena einschläfern lassen. Ich bin unsagbar traurig und kann kaum in Worte fassen, wie schmerzhaft dieser Verlust für mich ist... Es sind zwar schon ein paar Tage vergangen, aber ich weiß überhaupt nicht, wie ich ohne sie sein soll und wie ich den Verlust kompensieren soll... Daher würde ich mich über eure Erfahrungen und einen Austausch freuen.


    Gerne würde ich euch mehr über unsere Geschichte erzählen, weil ich einfach das Gefühl habe, darüber schreiben zu müssen.
    Lena durfte schätzungsweise 12 Jahre alt werden. Ganz genau weiß ich es nicht, weil ich sie vom Tierschutz habe und sie ursprünglich aus Ungarn kam. Sie war 10 Jahre bei mir und es ist unglaublich, wie sehr einem so ein Tierchen ans Herz wachsen kann. Ich habe sie die meiste Zeit alleine betreut. Daher hatten wir eine ganz besondere und enge Hund-Mensch-Beziehung. Bekommen habe ich sie, als ich 23 war und noch mit meinem Exfreund zusammen gewohnt habe. Sie war anfangs so ängstlich und ließ sich kaum anfassen, hatte ständig Durchfall wegen Stress und wir dachten nach 2 Wochen "Probezeit", die man uns gegeben hat, dass wir der Aufgabe als Ersthundehalter nicht gewachsen sind.
    Da ich Lena nach den 2 Wochen schon so ins Herz geschlossen hatte, hatte mein Exfreund die "Aufgabe", den Termin zur Hunderückgabe anzutreten. Ich hätte es nicht gekonnt... und er konnte es auch nicht, wie sich herausstellte. Also fiel schnell die Entscheidung dass sie blieb!


    Lena blieb, die Beziehung nicht... Aber Lena half mir durch die ganze Zeit des Auszugs und der Trennung (ich war 8 Jahre mit meinem Ex zusammen).
    Ich habe viel mit Lena gearbeitet, weil sie so ängstlich war und nichts kannte. Tagsüber, wenn ich arbeiten musste, konnte Lena bei einem Bekannten von mir sein, der selbst keinen eigenen Hund halten konnte, aber einen Laden hatte, wo Lena sich tagsüber mit ihm aufhielt. So mauserte sie sich über die Jahre von einem kleinen Häufchen Elend zu einer aufgeweckten, freundlichen, fröhlichen, und immer selbstsichereren Schäferhündin.
    Lena war immer da, in jeder Lebensphase hat sie mir treu zur Seite gestanden. Wir haben so viele Situationen und Phasen miteinander durchgemacht und auch wenn ich manchmal in meinem Leben dachte, keine Kraft mehr zu haben, hat sie mir diese immer wieder zurückgegeben.


    Ich wusste immer, dass es sehr schwer werden würde, wenn sie mal nicht mehr da wäre. Und dann ging alles so rasend schnell... Vor ca. 4 Wochen ging es ihr plötzlich nicht gut... Bauchschmerzen und sie hat abends erbrochen. Tierarzt dachte an eine Magendrehung oder Vergiftung, was durchs Röntgen aber nicht bestätigt werden konnte. Nach Medikamenten ging es ihr über Nacht besser und dann war 1 Wochen lang fast alles wieder wie immer. Am 18.2. merkte ich morgens, dass es ihr wieder schlechter ging. sofort zum Tierarzt - allerdings zu einer anderen Praxis, weil der erste Tierarzt im Urlaub war. Die andere Praxis kannte Lena aber auch.


    Sie hatte Bauchschmerzen und liess sich kaum anfassen. Nach Schmerzmittel wurde geröntgt: Kleine Verkalkung in der Wirbelsäule, ein paar ganz kleine Flecken auf der Leber... Und plötzlich stockte die Ärztin, weil die Milz nicht sichtbar war. Ich habe mir erst nichts allzu schlimmes ausgemalt... Was macht schon die Milz?!
    Aber der anschließende Ultraschall gab der Ärztin Gewissheit: Meine Lena hatte einen Milztumor!!
    Ich war so geschockt und mir wurde buchstäblich der Boden unter den Füßen weggerissen. Meine süße Lena hatte Krebs! Diese Diagnose schockte mich so sehr... Abends nochmal Tierarzt und auch am Folgetag noch 2 Mal. Da die Prognosen bei Milztumoren sehr sehr schlecht sind, waren die Optionen nach Rücksprache mit dem Arzt: sofort einschläfern, da der Tod sehr schlimm ist, wenn der Tumor platzt und in den Bauch blutet (und das wollte ich keinesfalls) oder eine OP probieren, in der die Milz samt Tumor entfernt wird. Sofortiges Einschläfern hätte ich niemals im Leben übers Herz gebracht, die Diagnose kam ja auch so schnell, dass es mich völlig überfordert hat. Also entschied ich mich für die OP. Sie hatte dann wenigstens noch Chancen wieder gesund zu werden!

    • Neu

    Hi


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    • Die OP war dann am Freitag (20.02.) und ich hatte aufgrund des Alters und dem Schweregrad der Krankheit echt Angst sie zu verlieren. Der Arzt sagte, dass man sie aufmachen müsste, um zu sehen, wie schlimm es ist. Und je nachdem würde man sie gar nicht erst wieder aufwachen lassen. Den Vortag haben wir noch schön im Garten in der Sonne verbracht - das hat sie immer geliebt. Ich war da nur am Weinen... aber hatte ihr wenigstens noch einen schönen Nachmittag gemacht, auch wenn sie vermutlich schmerzen hatte.


      Die OP verlief gut, der Tumor war recht stark mit der Milz verwachsen und nicht ruptiert und insofern konnte man leicht optimistisch sein! Die Milz war also raus und ich nahm Lena mit nach Hause. Die OP Nachsorge war heftig, weil ich bei jeder Bewegung (auch Nachts) nach ihr gesehen habe und mir Sorgen machte. Sie frass auch nicht so gut.
      Nach 10 Tagen konnten wir zum FÄden ziehen und der Arzt war sehr zufrieden! Zusätzlich entschied ich mich für eine homöopatische Therapie zur Unterstützung, die am Dienstagabend startete und ich war echt happy, weil sie an dem Abend erstmalig ihre volle Futterdosis gefressen hatte!


      Mittwochfrüh... Ich stand morgens auf und bereitete als erstes ihr Futter vor. Da erschien sie mir schon sehr müde. Als ich sie zum Napf gerufen habe, wankte sie etwas beim Laufen und wollte auch nicht fressen. Auf dem Weg in den Treppenflur sah ich, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte! Ich bekam sie gerade so ins Körbchen zurück. Dort verschnellerte sich ihre Atmung und ich rief meinen Freund an, der sofort kam. Erst eineinhalb Stunden später kam der TA. In der Zwischenzeit versuchten wir Lena nochmal zum Aufstehen zu bewegen... sie lief ein paar Schritte und brach dann schnaufend zusammen! Ich konnte da schon meine Tränen nicht zurückhalten, weil ich wusste, da muss was schlimmeres sein!


      Das bestätigte der Arzt auch, als er da war und wir mussten in die Praxis. Als Lena in die Praxis getragen wurde und dort auf dem Tisch lag (sie hatte immer panische Angst beim TA), wusste ich schon, dass das gar nicht gut war.
      Die Röntgenbilder zeigten keine schlimmen Auffälligkeiten und was beim Blutbild rauskam, kann ich jetzt nicht mehr so ganz genau sagen. Lena hing nur noch wie ein Häufchen Elend auf dem Tisch. Ihre Schleimhäute waren ganz hell, fast bläulich! Und was mich am meisten geschockt hat, war ihr Blick! Sie hat uns gar nicht mehr angesehen, sondern nur noch durch uns hindurch! Das war so furchtbar, ich wollte ihr so gerne helfen, aber fühlte mich so machtlos!!!


      Dann Infusion und Medikamentencocktail. Wenn es wirklcih nichts allzu dramatisches gewesen wäre, hätte sie eine Stunde später eine Verbesserung gespürt. Aber so war es nicht... Wenn man ihren Kopf streichelte, drehte sie sich weg - so als wollte sie nicht, dass man ihren leeren Blick sieht. Dieser Blick war das schlimmste für mich!! Den ganzen Vormittag waren wir in der Praxis und trotz allem verbesserte sich ihr Zustand nicht. Die Ärztin konnte nicht sicher sagen, was passiert war, aber sie vermutete eine Gefäß-Sache, die evtl mit Metastasen zu tun haben könnte.
      Ich war nur am weinen, habe gehofft, dass Lena mir ein Zeichen gibt, dass sie leben will... aber es kam nichts. Sie war matt und leer..


      Ich wollte es die ganze Zeit nicht wahrhaben, weil sie am Vorabend noch so fit war. Ich wollte auch nicht akzeptieren, dass man nicht genau weiß, warum es ihr so schlecht geht.
      Ja, ich hätte sie noch in eine Tierklinik bringen können und da wäre sie auf den Kopf gestellt worden... aber sie hatte in den letzten Wochen so viele Nadeln im Arm, einen offenen Bauch, viele Medikamente in Spritzen und Tablettenform... Ich wollte ihr in diesem Zustand nicht noch mehr Leid oder Angst antun.


      Die Ärztin war sehr einfühlsam und hat uns viel Zeit gegeben... Gegen Mittag musste ich dann die wohl schwerste Entscheidung meines Lebens treffen. Es war so schlimm, so furchtbar, so unreal. Ich habe ihr in dem Moment noch schöne Dinge zugeflüstert, alles unter Tränen, aber ich konnte nicht stärker sein und nicht weinen.


      Einige von euch haben es sicher auch schon erleben müssen, den Hund gehen zu lassen. Es reißt einem das Herz raus. Ich habe das Gefühl, ein Stück von mir ist mit gestorben!
      Manchmal weiß ich nicht, wie es ohne sie weitergehen soll. sie war immer da und jetzt ist sie unwiederbringlich fort. Seit der Diagnose sind jetzt 3 Wochen vergangen und es ging alles so furchtbar schnell. Vielleicht besser so... aber ich weiß es nicht. Ich vermisse sie so schrecklich!! Natürlich ändert sich auch der komplette Tagesablauf - ich habe schon das Gefühl, dass ich seit Tagen krank bin, weil ich nicht mehr raus muss zum Gassi gehen.


      Lena war mein Seelenhund und ich weiß einfach nicht, wie ich diesen Schmerz kompensieren soll. Diese Lücke wird sich auch nicht wieder füllen. Ich kann mir aufgrund der lebenssituation keinen neuen Hund holen. Und das will ich auch gar nicht, denn ich will nur meine Lena wieder haben!
      Seit Mittwoch vergeht keine Stunde, wo ich keine Tränen vergieße... auch jetzt. Aber ich weiß auch, dass das raus muss, auch wenn es natürlich nichts bringt und sie nicht zurückholt.
      Mir ist unbegreiflich, wie das Leben einfach so weitergehen soll und momentan rauscht alles einfach nur so an mir vorbei. Ich will auch dass die Zeit schnell vergeht, damit der Schmerz etwas nachlässt. Andererseits bringt mich jede Minute weiter vom gemeinsamen Leben mit Lena weg.
      Ich hoffe, ihr haltet mich nicht für bescheuert... Ich weiß noch nicht mal, wer ihr alle seid (da ich hier ja neu bin), aber ich hoffe, es gibt hier jemanden, der mich versteht und der nachfühlen kann wie es mir geht.


      Oh je, wirklich ein riesiger Text....(den ich schon in 2 Teile aufteilen musste)
      Danke, falls ihr bis hierher gelesen habt! Ich danke euch auch für alle Antworten, Erfahrungen oder einfach nur nette Worte.


      Liebe Grüße,
      Christiane

    • Schöne Worte für Deine Lena hast Du gefunden... man merkt, wie sehr ihr miteinander verbunden ward.


      Ich kenne Deinen Schmerz nur zu gut...


      Ich weiß, es gibt keine Worte die trösten, weil es auch keinen wirklichen Trost gibt.
      Und immer geht mit einem geliebten Tier auch ein großes Stück des eigenen Lebens...


      fühl Dich einfach unbekannterweise in den Arm genommen.

    • Ich sitze jetzt auch am Pc und es laufen Tränen. Ich fühle mich gerade nicht in der Lage, Dir Trost zu spenden. Ich kann Dir nur sagen, es wird besser. Aber ich muss Dir auch gestehen, dass der Schmerz nie ganz weichen wird. Noch heute, 4 Jahre nach dem Tod meiner geliebten Hündin kann ich kaum ein Foto von ihr ansehen, ohne nicht zu weinen. Sie begleitete mich 17 Jahre und fehlt mir selbst heute unendlich. Ich bin unendlich traurig, dass ich inzwischen vergessen habe, wie wunderbar sie immer gerochen hat. Aber sie begleitet mich jede Minute, sie hat einen Teil von sich in meinem Herzen zurück gelassen


      Ich wünsche Dir für die kommende sehr schmerzhafte Trauerbewältigung viel Kraft und viele liebe Menschen an Deiner Seite. Fühle Dich von mir umarmt.


      Trauriger Gruß

    • Es tut mir leid, dass du deine Lena gehen lassen musstest. Man kann aus deinem Text ganz klar herauslesen, was dir deine Lena bedeutet hat und immer noch bedeutet.


      Ich bin mir sicher, dass dich hier Niemand für bescheuert hält, denn wir können alle nachvollziehen - auch wenn man noch keinen Hund verabschieden musste - wie schwer und schmerzhaft dieser Schritt sein muss.


      Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit und wünsche dir von ganzem Herzen, dass du bald mit einem Lächeln an dein Mädchen zurückdenken kannst.

    • Das hast du sehr rührend und schön geschrieben. Es tut mir sehr leid für dich, das du deine Lena gehen lassen musstest. Sicher wird dich hier niemand komisch finden, aufgrund deiner Gefühle. Ich denke, jeder kann hier verstehen wie schwer es ist. Egal ob man schon ein geliebtes Tier gehen lassen musste oder nicht. Fühle dich fest umarmt! Deine Lena wird für immer in deinen Gedanken und deinem Herzen bleiben. Viel Kraft und alles Gute.

    • Vielen Dank, dass ihr meinen ellenlangen Text gelesen habt und für euren lieben Worte!! :streichel:
      Irgendwie geht mir nicht in den Kopf, dass das Leben einfach so weitergeht... aber das tut es natürlich. Mittlerweile sind mit meinen engsten Vertrauten alle Worte gesagt - und trotzdem fehlt Lena an allen Ecken und Enden und das Thema kommt immer wieder in Gesprächen auf.
      Mir kommt es so vor, als hätte ich (trotz Vollzeitjob) jetzt sooo viel Zeit über und mir fehlt einfach ein Wesen, um das ich mich kümmern kann! Nein, nicht irgendein Wesen, sondern mir fehlt meine Lena so sehr!!


      Gestern habe ich meine Schwägerin besucht, die jetzt ein Baby hat und sie wollte spazieren gehen... da bin ich wieder in Tränen ausgebrochen! Ohne Hund spazieren zu gehen macht doch einfach keinen sinn!


      Falls ihr schon mal einen Hund verloren habt, wie kompensiert man den Schmerz und wie ordnet man sein Leben neu? Ich WILL mich gar nicht umstrukturieren müssen, aber es bleibt mir ja nichts anderes übrig...
      Ein neuer Hund ist erstmal nicht möglich (und würde ich auch nicht wollen). Einem Gnadenhof in der Nähe habe ich schon meine Hilfe angeboten, die haben sich aber noch nicht geäußert. Tierheime sind weiter weg, aber ich würde mich dort auch wieder melden. Ich habe schon vor Lena Hunde im Tierheim ausgeführt... aber natürlich ist es nicht das selbe wie ein eigener Hund!


      Was tut man also, um mit dem Verlust eines geliebten Hundes klarzukommen??


      Traurige Grüße,
      Christiane

    • Der Verlust eines Familienmitglieses ist nie leicht zu verarbeiten.
      Viele Worte können versuchen Trost zu spenden.
      Leider ist die einzige Heilung die Zeit.
      Deine Wunden werden sich schließen und in einiger Zeit denkst du nicht mehr über die Tragik des Todes nach, sondern viel mehr über die schönen erlebten Dinge die ihr beiden teilt.


      Hoffe das es nicht zu lange dauert bis die Wunden heilen.


      Bis dahin viel Kraft.


      Mein Beileid.


      LG

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