Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen

  • Ich habe mehrmals versucht, die fünf Nachbarskinder von gegenüber einzubinden. Es geht schief. Lilly wird unsicher, will weglaufen ohne Plan und Ziel.


    Nach Absprache mit meiner Trainerin lasse ich solche Aktionen. Ich weiss, was für Unsicherheitsfaktor en mein Hund hat und wenn wir zufällig reinlaufen, gibt es in der Regel eine Lösung. Aussitzen muss sie nichts mehr, da es für sie kontraproduktiv ist.


    Im früheren Hundeleben müssen Kinder eine tragende Rolle beim prügeln, quälen und einschüchtern gespielt haben. Kleinkinder sind übrigens kein Problem. Erst ab 6-7 hat sie Probleme. Und da ich das weiss, vermeide ich solche Situationen.

  • ah ok krass, da scheint ja wirklich die Leine eine riesen Rolle zu spielen.
    Habt ihr mal überlegt, parallel zum anderen Training wieder mehr positive Sachen mit Halsband+Leine zu verknüpfen? evtl. damit ruhig zum Fressnapf führen (nur so eine Idee). Und draußen positives Leinenführigkeitstraining zu machen (auch unabhängig von Hundesichtung). ZB belohnen, wenn er positiv auf Leinenimpulse reagiert, also langsamer macht oder seinen Hundeführer anschaut, wenn er nen leichten Zug spürt. Wie ist die Leinenführigkeit generell? Und wie wurde die trainiert?
    Vllt würde es auch was bringen, Halsband und Leine auszutauschen, wenn da so viele negative Erfahrungen mit verknüpft sind. Oder mal von Halsband auf Geschirr wechseln? Keine Ahnung, obs was bringt, nur so als Idee.

    JA also am Geschirr ist es dasselbe. Da scheint er sich durch den Druck auf die Brust so richtig hoch zu puschen und stemmt sich voll rein auf zwei Beinen. Der Bursche hat 69cm......Wir arbeiten jetzt so wann immer er sich beruhigt und den Blickkontakt mit ansprechen wieder sucht Futter rein. Wann immer er Kontakt sucht an der Leine, Futter rein.


    Dann so grundlegende Sache wie meinen Bruder nirgends hin ziehen. also Keine zerren. umdrehen, Blickkontakt, Futter rein.


    In der UO an der Leine arbeiten ich auch mit ganz viel Bestätigung. Da macht er sehr ehrgeizig mit.... bis ein hudn oder Mensch vorbei kommt. Dann wird es schwer für mcih ihn von der Konzentration her bei mir zu halten.


    Heute waren 6 Hunde in der Küche. Zwei von meiner Schwester (ein Biewer Yorki) und weitestgehend fremd oder selten da. Es gab keinen ärger. Alle 6 Hunde waren nett und es wurde entspannt Tee getrunken.


    Wenn nur Halsband dran ist ohne Leine ist auch noch alles tuti. aber man merkt auch beim spielen das er zum übertreiben neigt.


    Komme ich mit unserem Hund ans Tor und will rein begrenzt er sie. Dann schick ich ihn weg. oder aber wenn unsere mit seiner Mutter spielt beobachtet er und geht dann dazwischen. hat er auch ein "Nein" bekommen. Das reicht auch um ihn ab zu halten.


    Ohne Aufsicht die zwei im Garten ungern. irgendwann wird er zu dolle. Er hat eine sehr kontrollierende Seite wo er einfach versucht Hunde etc zu kontrollieren. Gleichzeitig hat er ne witzige Seite wo er mit Ball im Maul zum verfolgen auffordert. Er prügelt sich nicht um Spielzeug. Das lässt er irgendwann fallen.


    Er scheint da wie ein überdrehtes Kind spielen zu wollen bis einer Weint.... so nach dem Motto. Irgendwann übertreibt er einfach. Schlägt übers Ziel hinaus, über die Stränge.


    Wir haben also immer ein Auge drauf wenn er spielt. Mit seiner Mutter gibt es keine Probleme. Die sagt ihm aber auch reell Bescheid wenn es ihr zu blöd wird. Unsere hat da leider ne sehr lange Leitung und das nutzt er auch aus. Wenn unsere nicht mehr spielen will dann reizt er so lange mit Bellen bis sie ihn verscheucht. Dann steht sie wieder rum und er verbellt aufs Neue. Spätestens dann holen wir beide rein, weil das hält kein Mensch aus. Das kann er nämlich sehr lange-.- oder aber die Lange Leitung unserer hat mal ein Ende.


    Dann will sie ihn auch reell weg schnappen. Das ist der Moment wo wir wirklich eingreifen müssen. Weil etwas akzeptieren und mal sagen "Okay ich lass dich ja!" ist nicht sein Ding. Er reizt und reizt bis einem der Geduldsfaden reißt.

  • Ich trau mich momentan gar nicht in öffentliche Verkehrsmittel und in Restaurants, weil ich genau weiß, wie das Hundetier sich da anfangs anstellen würde und wie stressig es für mich selber wäre. Jetzt noch zusätzlich zum Besuchertraining muss es auch echt nicht sein, aber schlussendlich wird sowas nicht leichter, wenn man mehr Zeit verstreichen lässt.

    Ja, so haben wir es auch gehandhabt. Man muss ja auch nicht alle Baustellen parallel bearbeiten und der Hund kommt gar nicht zur Ruhe. Beim Lernen geht es ja vor allem darum, den Hund zu fordern, ihn dosiert Reizen auszusetzen, ihm aber auch die Möglichkeit zu geben, das Erlernte zu verarbeiten und zu verinnerlichen. Ihm also Ruhepausen zu gönnen.

    ich verstehe beim meideverhalten etwas anderes, nämlich distanzvergrösserung zu einem reiz, was total erwünscht ist.

    Mit Meiden meinte ich, dass man der Situation generell aus dem Weg geht. Das ist eben nicht immer möglich, je nachdem, welche Baustellen Hund und Halter haben. Wenn ein Hund z.B. Probleme im Aufzug hat, dann kann ich nicht mit Distanzvergrößerung arbeiten. Ich kann zwar immer Treppen laufen und der Situation so gänzlich aus dem Weg gehen. Ich kann aber dem Hund den Aufzug auch einfach "zumuten" und mit ihm an seinem Problem arbeiten.

    zudem sollten situationen welche überfordernd für den hund sind durchaus vermieden werden, weil dabei nichts positives erlernt werden kann, sondern nur stress auslöst. situationen sollten immer so gestaltet sein dass ein positiver ausgang möglich und sogar wahrscheinlich ist.

    Hier stellt sich eben generell die Frage, wann ein Hund überfordert ist. Das dürfte von Hund zu Hund verschieden sein, generell habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass viele Halter den Hund tendenziell eher schonen und ihm zu wenig zumuten. Bzw. wahrscheinlich selbst soviel Angst und/oder Respekt vor der jeweiligen Problemsituation haben, dass sie deswegen vorschieben sie müssten den Hund schonen. Natürlich ist es total unangenehm, wenn man sich mit einem aggressiven, geifernden Hund, der total ausrastet in der Öffentlichkeit zeigt, wo einen alle Anstarren und man automatisch stigmatisiert wird. Und hier sind wir dann wieder beim Meideverhalten...


    Um weiterzukommen im Leben muss man auch mal Scheitern. Man kann auch mal überfordert sein, solange dies kein Dauerzustand ist. Sicherlich ist es ideal, alles immer positiv abzuschließen. Leider ist das in real life schlichtweg unmöglich und das Streben danach birgt m.E. wahnsinnig viel Frustpotential für alle Beteiligten.

    Dennoch: In meiner persönlichen Erfahrung ist es so, dass auch Überforderung, wenn sie sich nicht vermeiden lässt, nicht unbedingt schaden muss und den Hund im Nachhinein reifen lässt. Provozieren muss man das deswegen natürlich nicht, aber man muss sich auch nicht ewig den Kopf zerbrechen, wenns in Ausnahmesituationen dazu kommt.

    Das sehe ich genauso :applaus:

  • Um weiterzukommen im Leben muss man auch mal Scheitern. Man kann auch mal überfordert sein, solange dies kein Dauerzustand ist. Sicherlich ist es ideal, alles immer positiv abzuschließen. Leider ist das in real life schlichtweg unmöglich und das Streben danach birgt m.E. wahnsinnig viel Frustpotential für alle Beteiligten.

    frustration für den menschen.


    "aggressiven, geifernden Hund, der total ausrastet" und genau da wird frustration beim hund erzeugt, und diese kumuliert sich und dann befinden wir uns in einer negativspirale.

  • Was meint ihr genau mit Aussitzen?

    ZB
    - ich bummle gaaanz langsam am Baumarkt vorbei und schaue die komischen Leute an, wenn der Hund hektisch wird mache ich nooooch langsamer
    - wenn mich einer anspricht und nach dem Weg fragt, renne ich nicht panisch weg sondern versuche möglichst gechillt mit dem zu plaudern und den Hund zu managen
    - ich gehe auch mal im Wohnviertel spazieren, obwohl es für das Hundetier und mich schöner und stressfreier wäre auf anderen Wegen
    -ich setze mich mal auf ne Wiese und mittlerweile ist Milo auch in der Lage, sich dort einfach hinzulegen und nicht sofort in den Wachmodus zu wechseln (sofern dort nicht zuviel los ist)
    -ich bleibe auch mal stehen und gucke Enten an, und wenn dann jemand vorbeikommt, umso besser, dann bleibe ich erstrecht noch etwas dort stehen
    -wenn wir an 10 ballspielenden Kindern vorbeimüssen u Hundetier ist gestresst, bleibe ich kurz stehen, bis er sich wieder beruhigt hat und dann führe ich ihn ganz langsam ran und langsam vorbei

  • ich verstehe beim meideverhalten etwas anderes, nämlich distanzvergrösserung zu einem reiz, was total erwünscht ist.


    zudem sollten situationen welche überfordernd für den hund sind durchaus vermieden werden, weil dabei nichts positives erlernt werden kann, sondern nur stress auslöst. situationen sollten immer so gestaltet sein dass ein positiver ausgang möglich und sogar wahrscheinlich ist.

    zur Distanzvergrößerung: ich finde das kann ein wichtiger Ansatz sein. Vor allem wenn der Hund auf einen bestimmten Reiz generell panisch/aggressiv reagiert aber eigentlich Distanz will.


    Bei unserem ist es total situativ, dh er hat nicht per se ein Problem mit fremden Menschen, sondern er hat ein Problem mit fremden Menschen in bestimmten Situationen.
    Andere Hundehalter, die mit ihm dutzidutzi machen; an 50 "normalen" Passanten oder Joggern und Fahrradfahrern vorbeilaufen - alles kein Problem.
    Aber wehe, die Leute kommen auf die Idee uns ohne "Erlaubnis" des Hundes anzuprechen, oder sie springen plötzlich aus dem Auto, oder kommen durch eine Tür, oder fangen an sich zu streiten, oder lassen was fallen, oder rennen plötzlich los oder kommen "unkontrolliert" auf uns zu, während wir wo stehen/sitzen - sowas war/ist kritisch. (Und drinnen ist sowieso alles schwieriger)


    Dann ist unser Hund ja auch selber völlig distanzlos, Angst ist da auch echt das falsche Wort, denn er würde den Leuten im Zweifelsfall die Meinung geigen. Deswegen ist die Distanz schlussendlich nicht unser Mittel der Wahl (auch wenn wir auch mal Bögen laufen oder ihm erstmal auf paar Meter Entfernung die Chance geben sich an eine Situation zu gewöhnen).


    Zum Stress: man darf nicht vergessen, dass nicht nur wir und unsere Umgebung den Hund stressen - sondern dass sich ein Hund auch ganz schön viel Stress selber machen kann. ZB wie unserer, der sich irgendwann zum großen Wachhund erklärt hat und sich damit ja immensen Stress und eine riesen Verantwortung aufhalst, er muss dann jede Situation analysieren und am besten kontrollieren und kann nicht einfach denken "äh mir doch egal was die komischen Leute da treiben, ich penn einfach weiter".
    Schätze, das ist immer eine Mischung aus Veranlagung und Prägung.

  • äh nö, haben eine ganz normale 2 Meterleine mit mehreren Haken, wenn ich kurz führen will halt ich die so kurz fest wie ich es haben will

  • Habt ihr für eure Hunde einen Kurzführer?

    Yep. Hab dir im Fragenthread mal geantwortet. Der Kurzführer ist bei ausrastenden Katastrophen echt Gold wert.


    Blondling hatte am Montag am Bahnhof mal wieder ne Sternstunde. Es waren Arbeiter da, die das Bahnhäuschen und den Bahnsteig putzten. Die Frau war gar nicht begeistert, der Mann hat selber zwei Schäferhunde und war daher sehr verständnisvoll, als Herr Katastrophe mal andeutete, einen Happen aus seinem Handschuh nehmen zu wollen - was hält der Kerl dem Hund auch die Hand hin, wenn ich schon sage, der hatte ne schlechte Kindheit und ist mit fremden Menschen eher komisch. :hust:
    Nachdem ich mich dann eine ganze Weile mit dem Herrn unterhalten habe, war die Katastrophe auch in der Lage, ruhig sitzen zu bleiben, bis der Zug kam.
    Züge gucken ist ja eh immer sein Ding, das kennt er, das kann er.
    Leider stiegen dieses Mal drei Teenagerjungs aus, die sich gegenseitig anpöbelten und -rempelten; Kataströphchen stand direkt neben mir in der kurzen Leine und kläffte, meinten diese pubertierenden Honks doch, mir sagen zu müssen, man solle ihm mal eine klatschen. Antwort des Bahnarbeiters: "Ihr könnt's ja mal versuchen!". :applaus:


    Mit einem der ansässigen Bauern hab ich mich auch noch ne Weile unterhalten, Katastrophe hibbelte ein wenig, wälzte sich, setzte sich demonstrativ vor mich, aber hielt die Klappe. Sogar dem Bauern war aufgefallen, dass der Blonde sich viel besser benimmt als zu Anfang. Hey, wenn es den Anwohnern auffällt, sind wir auf dem richtigen Weg.


    Derzeit nervt das Maulkorbtragen weniger als sonst, weil ich wegen eines unbelehrbaren Labbihalters dafür sorge, dass der Blonde auf einem bestimmten Teil der Strecke nur noch hinter Gittern läuft. Der Kerl wird es in diesem Leben nicht mehr lernen, seinen Labbi nicht zur tobenden Katastrophe hinzulassen, also muss ich den Pelz des dicken Labbis schützen.
    Dadurch scheint der Maulkorb gleichzeitig wieder viel besser akzeptiert zu werden, was natürlich ein heimlicher Pluspunkt ist.

  • ich hab 3m und 2m leinen. An kurzer leine ist mein Hund mehr angespannt und ich versuche immer, die leine so lang wie möglich locker und lang zu lassen...natürlich nehm ich sie dann schon kurz, wenn wir an jmd vorbei gehen.

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