Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen

  • Ich würde gerne Smilla und ihre Menschenprobleme vorstellen:


    Situation eins: Bei uns zu Hause, ein fremder Gast meiner Mutter ist zu Besuch. Smilla ist zunächst distanziert, hält sich im Hintergrund. Wenn wir mit dem Gast gemeinsam im Haus herumlaufen, liegt sie ruhig in ihrem Zimmer und beobachtet die Situation. Sobald der Gast allein durch die Wohnung läuft, springt sie auf und stellt sich knurrend vor ihn, bis wir dazukommen. Gebe ich ein Abbruchkommando, ist die Situation beendet und sie legt sich hin, manchmal ruhig, manchmal mürrisch. Wenn der Gast wieder allein unterwegs ist, beginnt das Ganze erneut, wieder und wieder. Nachts, wenn keiner eingreift, ist es am schlimmsten - dann geht sie auch hin und stellt/legt sich knurrend vor das Schlaflager unserer Gäste und stellt diese, sobald sie aufstehen, an die Wand.
    Einmal hat es einer unmerkt ins Bad geschafft und musste dann 15 Minuten darin verharren, bis wir von Smillas Knurren vor der Badezimmertür wach wurden.


    Situation zwei: Bei Fremden zu Hause, zu denen das Verhältnis absolut harmonisch ist. Smilla liegt, sofern wir nur Tagesgäste sind, vollkommen entspannt rum, jeder kann sich auch allein bewegen und sie lässt sie sogar anfassen. Sind wir mehrere Tage dort, wird unser Schlafraum bewacht und auch durch Knurren geschützt, aber außerhalb dieses Raums kann sich jeder frei bewegen. Wenn wir länger dort sind oder gemeinsam in einem Raum schlafen, ist alles friedlich.


    Situation drei: Bei Fremden zu Hause, bei denen es ein paar Spannungen gibt. Der Fremde darf sich nicht allein bewegen, darf aber auch nicht in meine Nähe. Bei der kleinsten Bewegung wird geknurrt, sobald die Person steht, wird sie mit Körpereinsatz an die Wand gestellt. Kommt sie in meine Nähe, wird extrem bösartig geknurrt oder zu beißen versucht (ich bin mir sicher, ohne meine Hechtsprünge wäre es längst zu Vorfällen gekommen).
    Ein Bekannter von mir wurde bis aufs Bett gejagt, sie hat sie aufrecht vor ihm aufgebaut (auf zwei Beinen), an seiner Kehle geknurrt und war gerade im Begriff zuzubeißen, als ich sie weggezogen habe. Nachdem ich sie bis zu unserer Abreise in einen Raum eingeschlossen habe, ist sie bei jedem Wort und jedem Schritt von ihm ausgerastet und hat versucht, die Tür zu zerstören.

  • @kamikazeherz, hast du ihn mal auf SDU (Schilddrüsenunterfunktion) untersuchen lassen ?
    Ich schiebe Verhaltensweisen nicht gern auf Krankheiten aber das ist das erste was mir zu deinen Erzählungen immer wieder einfällt.
    Ich kenne leider einige SDU Hunde die sich ähnlich verhalten und von jetzt auf gleich umschwenken in ein komplett anderes Verhalten und genauso schnell auch wieder auf den Normalzustand umschwänken.

  • Ja, seine Werte sind recht niedrig, eigentlich sind sie noch ohne Handlungsbedarf, aber da er auch TAK-Antikörper besitzt, wird er Mittwoch seit zwei Wochen substituiert. Irgendwie zerstören diese Antikörper nach und nach das SD-Gewebe? Bin da nicht so ganz drin. Jedenfalls bekommt er so oder so irgendwann eine Unterfunktion, er wird daher jetzt schon eingestellt.
    Großes Blutbild unauffällig, ebenso keine (auffälligen) Schmerzen, Zähne, Ohren, alles okay.

  • Ich vermelde einen kleinen Erfolg.


    Meine Friseuse war da und ich habe darauf verzichtet Lilly einzusperren, da sie sonst 5 Minuten Terz macht.


    Also Friseuse rein in die Wohnung, Hund komplett ignoriert, ich immer geschaut was macht das Wuff. Bis auf ein Gemotze am Anfang war alles relaxed und Lilly hat sich unter einen Stuhl am Ende des Tisches gelegt, um uns zu beobachten.


    Als wir mit den Haaren fertig waren, und meine Friseuse dann die Taschen zusammen gepackt hat, stand Lilly neugierigerweise auf, schnuffelte rum...und dann rief meine Friseuse sie etwas harsch zu sich. Lilly also wieder rückwärts zurück untern Stuhl mit Gegrummel und gut war. Laute Ansprache geht gar nicht...


    Diesen letzen Akt müssen wir mit der Friseuse noch üben. :D Sie darf Lilly nur sanft ansprechen. Damit das Ganze positiv endet haben Lilly und ich die Dame dann an der Tür verabschiedet und ich hab Lilly dolle gelobt. Alles in allem nicht schlecht. In 5 Wochen wird das nochmal wiederholt und ich denke, es wird langsam besser.

  • @fragments
    Das hört sich ja echt mies an.
    Habt ihr eine Transportbox? Manchmal kann es helfen den Hund Sicherheit zu geben.
    Sendet er auch irgendwelche Signale bevor er knurrt?
    Was macht ihr genau wenn er knurrt?
    Wie verhällt er sich draussen gegenüber Menschen?

  • Ich glaube nicht, dass sie Sicherheit benötigt. Sie macht das nicht aus Unsicherheit, sondern, weil sie sowohl Besitzansprüche stellt als auch eine Gefahr für mich sieht.
    Ja, sie schleicht um die Person herum und lässt mich nicht aus den Augen - sie geht auch mit in viel zu enge Räume und legt sich dort aufmerksam vor die Tür. Normalerweise würde sie das nicht machen, weil sie enge Räume ziemlich blöd findet.


    Je nach Situation (1,2) reicht ein einfaches "Nein" oder auch ein ruhiges "Alles gut", um die Situation zu beenden. Soll der Gast sich allein bewegen, wird Smilla über Nacht mit mir in meinem Schlafzimmer eingesperrt, in dem sie dann bei jeder Bewegung des Fremden leise knurrend vor der Tür liegt. Wenn wir dabei sind, ist ja alles friedlich, darum benötigt sie keine Leine. Der Fremde darf dann auch laut lachen, tanzen, rumpoltern oder sonstiges - nur eben nicht allein.
    Bei Situation 3 leine ich Smilla an, sichere sie mit einem Beißkorb und verschwinde meist auf Wunsch meiner Bekannten. Etwas anderes bleibt mir gar nicht übrig.


    Draußen ist sie völlig friedlich. Zwar reserviert/zurückhaltend, aber nett. Sie lässt sich auch von Fremden durchknuddeln, obwohl sie das blöd findet. Nur mich anpöbelnde Idioten oder völlig dreiste Streichler werden angeknurrt.

  • @fragments
    Dann ist das natürlich was anderes ;).
    Ich denke mal das du das richtige tust vllt wird es ja auch irgendwann besser;).
    Zum Glück ist sie auf dich fixiert das macht es was einfacher.
    Da sie ja draussen recht normal auf Menschen reagiert, denke ich mal das es vllt an den Räumen liegen kann und sie dich natürlich auch beschützen möchte.

  • Habt ihr das auch, dass eure Hunde danach gehen, wie sympathisch euch eine Person ist und dass sich danach der Grad der Aggression richtet?


    Ich war ganz erstaunt, als Smilla sich mit meinem Klavierlehrer tadellos verstand, nachdem sie meinen (damals noch nicht) Exfreund in Angst und Schrecken versetzt hatte. Auch da hing das vom Verhältnis ab, das zum Ex recht angespannt, zum Klavierlehrer aber komplett harmonisch ist.

  • Habt ihr das auch, dass eure Hunde danach gehen, wie sympathisch euch eine Person ist und dass sich danach der Grad der Aggression richtet?

    Jap. aber das ist auch bei recht coolen Menschenfreundlichen Hunden so. Unsere hat auch gewisse Typen wo sie durchaus anschlagen würde und sie ist eigentlich total Alltagstauglich Menschenfreundlich und liegt auch nett unterm Tisch in der Eisdiele. Letztes Jahr hat sich die Bedienerin so erschrocken als es unterm Tisch am Niesen war :lachtot: Obwohl sie schon das zweite mal bei uns stand, erst da sah sie den dicken rotti :hust:


    Und dennoch muss ich sie gut im Auge haben denn es gibt Personen die treten irgendwie auf das sie in den Modus rutscht "Stellen" Nur mit Gebell und Präsenz aber sie macht es. Ich weiß nur nie woran sie das fest macht. Das kann jemand normales sein mit dem ich schon 5 min rede. Oder die Dame mit dem Einkaufskorb. Und der Besoffene ist dann ihrer Meinung nach ganz toll. Oder nicht ... also man kann NIE sagen woran sie das festmacht. ich denke es ist mehr Geruch und Bewegungsablauf der sie alarmiert.


    Schlechtes hat sie so nie erlebt. Und sie macht dies auch nicht plötzlich. Sie zeigt einem sehr deutlich früh genug was sie als nächstes macht. (Krause rotti stirn, anstarren, spannen) Dann manage ich das schlicht mit den Hund auf die andere Seite nehmen, möglichst Abstand und ein "Wehe" das reicht. Ich sehe dann zwar ein Wangen blähen aber es kommt kein Ton raus und so bald der vorbei ist ist sie wieder der fröhliche rotti.


    Im Dunkeln passiert mir das eher oder wenn jemand durch ne Tür geschossen kommt. Und es gibt Menschen ( bestimmte Nachbarn) die es nicht versuchen brauchen nen Fuß auf unseren rasen zu setzen. Dann setzt es was. Der andere Nachbar hat sich gekonnt ein geschleimt und ich bin abgeschrieben wenn der am Zaun auftaucht, den liebt sie. Sie spiegelt also im Grunde das wieder was die Menschen ausstrahlen.

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