Schottland - mal wieder

  • Am Tag nach dieser eiskalten Wanderung war die Wettervorhersage nicht besser: Kalter Wind, Graupelschauer, Schneeschauer, noch mehr kalter Wind. Ich hatte keine Lust zum Wandern. Aber wozu hatte ich einen Mietwagen und war in einer Gegend mit tollen Fotomotiven? Ich beschloss genau das zu machen, was ich eigentlich gerne vermeide: "Totfotografierte" Motive ablichten. Also Bilder machen, die man zigtausendmal im Netz sieht, die jeder (Hobby-)Landschaftsfotograf haben "muss", und für die ich jetzt Zeit hatte. Schließlich waren die Alternativen "Im Wohnwagen rumhängen" und "In der Kälte rumlaufen" auch nicht so prickelnd.


    Los ging die Fahrt, von Fort William am Loch Linnhe entlang (langweilig) ins Glen Coe. Die Three Sisters waren im Gegenlicht, und auf dem großen Parkplatz standen zwei Reisebusse. Deren Fahrgäste waren weiter unten im Gelände unterwegs; ich hob mir dies für den Rückweg auf. Nächster Stopp: Glen Etive, ganz am Anfang der Straße auf einem kleinen Parkplatz. Von dort aus kommt man mit ein paar Schritten zu einem Motiv, das man auf vielen Schottland-Fotokalendern findet: Der River Coupall mit einem kleinen Wasserfall im Vordergrund, und Stob Dearg dahinter. Ich war schon mehrmals dort, immer im Regen, immer alleine. Der Regen ist nicht so außergewöhnlich, aber den Platz für sich alleine zu haben schon. Das sagte mir jedenfalls ein Fotograf, dem es dort immer zu voll war. Was soll ich sagen: Es regnete nicht, ab und zu kam sogar die Sonne durch, und ich hatte den Platz wieder für mich alleine. Zwei Besucher kamen später, blieben aber nur kurz. Und der Boden war trocken, auch sehr ungewöhnlich hier. Nachteil: Es gab nicht viel Wasser im Fluss, und der normalerweise ansehnliche Wasserfall war nur so ein Alibi-Wasserfällchen. Egal, man kann nicht alles haben, sagte ich mir, und legte los. Ein Hochkant-Panorama (hier waren 24mm doch etwas zu wenig), eine Langzeitbelichtung, und dann spazierte ich auf der Suche nach neuen Motiven und potentiellen Zeltplätzen ein wenig flussaufwärts. Ich wurde in beiden Punkten fündig.


    Das Hochkant-Panorama:

    Stob Dearg by Marion Woell, auf Flickr


    Die Langzeitbelichtung:

    Stob Dearg and the waterfall by Marion Woell, auf Flickr
    (Wind ist so was von lästig bei Langzeitbelichtungen. Das Stativ kann man ja beschweren, aber das Wackeln der Bäume lässt sich nicht aufhalten...)


    Zwei Aufnahmen von weiter oben am Fluss:

    Stob Dearg and River Coupall by Marion Woell, auf Flickr


    Stob Dearg by Marion Woell, auf Flickr


    Der blaue Himmel hielt nicht lange vor; als ich wieder am Auto war, graupelte es schon. Weiter ging die Fahrt ins Rannoch Moor. Im Februar war ich mit meinem Mann dort, der nicht so arg viel Verständnis und Geduld für lange Fotospaziergänge auf der Suche nach dem richtigen Motiv hat. Dieses Mal konnte ich mir mehr Zeit lassen und beschloss, zum Lochan na h-Achlaise zu gehen. Von der Straße aus hatte ich es schon fotografiert; dieses Mal ging ich weglos durchs Moor. Was heißt weglos - unzählige Fotografen-Füße haben zahlreiche Pfade im Gelände hinterlassen. Denen musste ich nur folgen. Es war nicht sumpfig, sondern trocken. Der Lochan na h-Achlaise hatte sogar einen schönen Sandstrand...


    Lochan na h-Achlaise by Marion Woell, auf Flickr


    Lochan na h-Achlaise, Rannoch Moor by Marion Woell, auf Flickr


    Gerade noch rechtzeitig blickte ich nach Norden, um die nächste graue Graupelfront zu sehen. Einpacken, schnell zurück zur Straße, und schon legte das Wetter los. Die Schuhe wechselte ich dieses Mal im Auto; draußen war es etwas zu wild dafür.


    Nächster und letzter Stopp auf meiner Liste: Kilchurn Castle am Loch Awe. Also nicht das Schloss selbst, sondern der Blick über den Loch Awe dorthin. Auch hier war ich im Februar schon einmal, im Sumpf mit nassen Schuhen - aber mit dem besseren Licht, wie ich feststellen musste. Dieses Mal kam ich zwar trockenen Fußes runter ans Ufer, aber irgendwie gab das Licht nicht viel her. Das war im Februar schöner. Fotos gab es trotzdem.


    Kilchurn Castle by Marion Woell, auf Flickr


    Das halbwegs gute Wetter verabschiedete sich auf dem Weg zurück durchs Rannoch Moor. Um so mehr Respekt hatte ich vor einer Gruppe Radfahrern, die mit ihren Rennrädern unterwegs waren und auf dem langen Anstieg von Bridge of Orchy ins Rannoch Moor mit Gegenwind und Schneeregen quer konfrontiert wurden.

  • Ich verfolge es hier gespannt, wir fahren Ende August auch wieder für zwei Wochen nach Großbritannien, von ganz unten bis ganz oben, wir freuen uns schon wahnsinnig.

  • Eine weitere Wanderung. Die vorletzte Wanderung dieses Urlaubs startet in Kinlochleven. Ich parke auf dem Parkplatz in der Nähe des Grey Mare's Tail Wasserfalls und stelle fest, dass ich meine Wasserflasche nicht dabei habe. Kein Problem, nicht allzu weit entfernt ist ein Co-op. Dann kann es losgehen. Der Anstieg aus Kinlochleven heraus ist steil. Schließlich liegt das Dorf auf Meereshöhe, und die Berge sind, nun ja, deutlich höher. Der Pfad ist aber recht gut ausgebaut; sogar nach starkem Regen kann man ihn bedenkenlos gehen. Wenn es, so wie heute, trocken ist, dann sowieso. Aber beim bergauf gehen wird mir warm, und eine Kleidungsschicht nach der anderen wandert in oder auf den Rucksack. Dann bin ich oben, und ziehe die eine oder andere Schicht wieder an, denn hier weht ein ziemlich kalter Wind. Aber die Aussicht ist klasse.


    hillwalking near Kinlochleven by Marion Woell, auf Flickr


    Weiter geht es, jetzt eher gemütlich bergauf und bergab, zum Loch Eilde Mòr, meinem geplanten Ziel. Kurz bevor ich es erreiche, sehe ich am gegenüber liegenden Berg einen deutlich erkennbaren Pfad verlaufen. Karte raus - wohin führt der Pfad, und kann ich daraus etwas machen? Der Pfad führt ins Coire an Lochain, etwas über 800m hoch, und ein weiterer Pfad führt hinunter auf den Track am Ufer des Loch Eilde Mòr und dann wieder auf meinen geplanten Rückweg. Zeit habe ich genug. Nur das Wetter... Immer wieder gehen kurze Graupelschauer herunter, so wie dieser hier:


    Rain by Marion Woell, auf Flickr


    Weiter oben könnte das etwas ungemütlich werden. Andererseits ist es der Südhang des Berges, und von hier aus ist kein Schnee zu erkennen. Ach was, ich probiere es einfach aus.
    Der Pfad führt mich zuerst an einem schönen Wasserfall vorbei. Ich gehe etwas am sumpfigen, nassen und rutschigen Ufer entlang, um eine Stelle zu finden, von der aus ich den Wasserfall fotografieren kann. Ich finde eine, aber es ist etwas ungemütlich: Das halbwegs trockene Fleckchen ist gerade mal groß genug für das Stativ; ich hocke oberhalb davon und hoffe, dass alles klappt und nicht das ganze Konstrukt ins Wasser fällt...


    Allt Coire nan Laogh by Marion Woell, auf Flickr


    Danach suche ich mir in der Nähe des Weges einen schönen großen Pausenstein, setze mich drauf, und mache Pause. Dann geht es weiter bergauf. Der Pfad ist gut ausgebaut, allerdings mit Steinen von der Sorte "Drei Schritte vor, einen zurück". Ein recht langes Stück führt er direkt am Abhang entlang. Links steiler Hang bergauf, rechts steiler Hang bergab, beim Ausrutschen ist ein Direktflug in den See inklusive. Nicht unbedingt meine bevorzugte Art der Wegführung, aber immerhin: Er ist gut befestigt und gerade breit genug. Zwei felsige Stellen, an denen ich meine Hände zu Hilfe nehmen muss und froh bin, nicht den Trekkingrucksack auf dem Rücken zu haben, sorgen für einen kurzfristigen Anstieg von Pulsfrequenz und Blutdruck... Dann geht der Weg wieder weg vom Abhang, und ein Cairn (Steinhaufen) zeigt einen Abzweig an. Ein guter Platz für eine Pause, finde ich. Ich setze mich so hin, dass ich in Richtung Glen Nevis schaue, nicht zurück auf diesen Weg. Vor mir ist blauer Himmel zu sehen, die Seen, die Berge - es ist so schön hier! Ich schaue auf der Karte nach, wo ich genau bin, dann verzehre ich mein Mittagessen, und genieße den Ausblick. Dabei bemerke ich, dass es schneit. Na ja, dann schneit es eben. Ich habe ohnehin Regenhose, Regenjacke, Mütze und Handschuhe an, dann soll es halt schneien. Moment: Da liegt ja richtig viel Schnee auf meinen Jackenärmeln. Und das Heidekraut rund um mich herum war vorhin doch nicht so weiß, oder? Ich blicke in die Richtung, aus der ich gekommen bin und sehe - nichts. Die Sicht beträgt vielleicht 3m, oder 5m, jedenfalls erschreckend wenig, bevor ich eine hellgraue Wand anblicke. Berge, Seen, alles ist weg. Und jetzt setzt ein heftiger Schneefall ein. Mist, ich habe ein Problem. Hier bleiben halte ich für keine gute Idee; das weiße Zeug bleibt liegen, und der Weg gleicht sich jetzt schon seiner Umgebung an. Der geplante Weg ist zwar kürzer, führt aber laut Karte über einige Strecken sehr steil bergab. Und wenn der in dem Zustand ist, wie das erste Stück, das ich mir vorhin angeschaut habe, dann ist das kein Weg, sondern eine Mischung aus Matsch und Felsen, durch die man sich seinen Weg selbst suchen muss. Nicht gut. Also drehe ich herum und gehe zurück. Letztlich wird es einfacher als befürchtet. Bei der ersten felsigen Stelle finde ich einen guten Weg runter, und bei der zweiten hat das Schneetreiben schon deutlich nachgelassen. Trotzdem bin ich froh, den Entschluss zum Umkehren getroffen zu haben.


    So sah es weiter unten, als das Schneetreiben schon deutlich nachgelassen hatte, aus. Vorher hatte ich die Kamera gut verpackt und zog es vor, mich auf den Weg zu konzentrieren:

    Schnee by Marion Woell, auf Flickr


    Zur Belohnung werde ich von einem grandiosen Wolken-Sonne-Nebel-Berge-Mix belohnt. Jetzt komme ich aus dem Fotografieren nicht mehr heraus und brauche bergab fast so lange wie bergauf.


    after the rain by Marion Woell, auf Flickr


    clouds and sun by Marion Woell, auf Flickr


    clouds and hills by Marion Woell, auf Flickr


    Am Wasserfall mache ich noch eine Pause und muss feststellen, dass mein "Stativparkplatz" von vorhin jetzt ein Teil des Baches ist. Der Rest des Weges ist unspektakulär. Irgendwo im Wald oberhalb von Kinlochleven biege ich falsch ab, lande aber auf einem Pfad, der auch bergab führt und letztlich auf den Pfad zum Parkplatz stößt. Schön war es trotz allem!


    Und als ich zurück in meinem Wohnwagen bin, und mir die Wolkenbilder auf meinem Netbook ansehen will, muss ich feststellen, dass es die Mitarbeit verweigert. Ärger...

  • So, Endspurt für den April-Urlaub.


    Mittwochs unternahm ich die vorhin beschriebene Wanderung, die ich wegen zu viel Wetter abgebrochen habe.
    Die Wettervorhersage für Donnerstag war grottenschlecht. Ich beschloss, einfach nach Inverness zu fahren, um dort den Tag zu verbummeln. Das ist dort nicht schwer; es gibt einen schönen Buchladen in einer alten Kirche, einen weiteren schönen Buchladen in einem Einkaufszentrum, diverse Touri-Nippes-Läden, und ein paar brauchbare Klamottenläden.


    Freitags unternahm ich dann die letzte Wanderung. Ich fuhr mit dem Zug zur Corrour Station, einem kleinen Bahnhof mitten im Moor. Den gibt es dort schon seit Ewigkeiten, genau wie die Corrour Lodge am anderen Ende des Loch Ossian. Meine Lieblingsjugendherberge, das Loch Ossian Hostel, liegt nur zwei Kilometer (oder so) vom Bahnhof entfernt. Station House, Hostel, Lodge - mehr ist dort nicht. Ich wanderte zur Corrour Old Lodge, einer Ruine, bei der ich schon mehrmals gezeltet hatte, und wieder zurück. Unterwegs gibt es tolle Ausblicke über das Rannoch Moor, die Berge rundherum, und das Blackwater Reservoir. Schön ruhig ist es außerdem dort. Der Weg zur Ruine war schön, zwar kalt und windig, aber immer wieder mit etwas Sonnenschein. Kaum hatte ich mich dort niedergelassen, um im Windschatten eine Pause zu machen, fing es an zu schneien. Und es schneite, und schneite, und hörte gar nicht mehr auf. Ich lief dann zurück zum Bahnhof, genehmigte mir im Station House eine Kanne Tee, und taute dort auf. War das kalt...


    Abends traf ich mich in Fort William im Grog & Gruel mit einem Bekannten, der seinen ersten Urlaubstag hatte. Da ich keine Lust hatte, im Pub bei einem Glas Limo zu sitzen, lief in ins Städtchen. Später lief ich auch wieder zurück - das Wetter hatte sich deutlich gebessert, und die ersten Sterne waren zu sehen. Ich lief eine knappe Stunde von der Innenstadt bis raus zum Wohnwagen, holte das schon verpackte Stativ und die Kamera, und lief noch etwas weiter ins Glen Nevis rein. So kam ich am letzten Urlaubstag zu dem Sternenhimmelfoto, das ich vorher nicht machen konnte.


    Samstags war dann Abreisetag. Mein Autochen und ich zockelten gemütlich nach Aberdeen, bei schönstem Wetter (hätte das nicht schon ein paar Tage früher kommen können?). In Aberdeen trennten sich unsere Wege, und am Nachmittag saß ich dann im Flieger Richtung Frankfurt.


    Und jetzt warte ich auf den nächsten Urlaub. Am 1. Juli geht es wieder los, dann aber zum Trekken. Ohne Auto, ohne Komfort, und hoffentlich ohne Schnee...



    Loch Ossian und die Jugendherberge:

    Loch Ossian by Marion Woell, auf Flickr


    Rannoch Moor:

    Rannoch Moor by Marion Woell, auf Flickr


    Rannoch Moor, Blackwater Reservoir, und Schneefall:

    Rannoch Moor by Marion Woell, auf Flickr


    Sterne über dem Glen Nevis:

    Starry, starry night by Marion Woell, auf Flickr


    Granite City:

    Granite City by Marion Woell, auf Flickr

  • Es geht weiter!
    Gestern Abend bin ich aus Schottland zurückgekommen. Es war kein Wanderurlaub, sondern einfach nur eine Woche entspannen, zusammen mit meinem Mann. Das hatten wir beide ziemlich nötig.
    Wir hatten uns für die Woche einen Static Caravan auf der Sands Caravan & Campsite (in der Nähe von Gairloch) gemietet. Dort war ich schon öfter, und es ist immer wieder schön.


    Fotos folgen im Laufe der nächsten Zeit.
    Hier vorab mein persönliches Highlight. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich das Polarlicht. Wow. Beeindruckend. Ich kam nur ein einziges Mal in den Genuss, hatte aber zum Glück die Kameraausrüstung dabei und bereits im "Sternenhimmelfotografiemodus". Ich musste also nur noch draufhalten und hoffen, dass es was wird.
    Es wurde was. Das Foto ist kaum nachbearbeitet - nur entrauscht und gerade ausgerichtet.


    Northern lights over Big Sand by Marion Woell, auf Flickr

  • Wo ist das fotographiert?

    Am Strand des Sands Caravan & Camping Park, ein Stückchen außerhalb von Gairloch, an der Straße nach Melvaig. Tolle, weitläufige Anlage, hauptsächlich für Besucher mit eigenem Dach überm Kopf, also Zelt, Caravan, Wohnmobil und so. Sie vermieten aber auch fünf verschiedene "Static Caravans". Einen davon hatten wir gemietet. Das Foto ist in Richtung Big Sand gemacht. Ansonsten eignet sich der Strand hervorragend für Sonnenuntergangsfotos, für Lichtstimmungen bei Sonnenaufgang und dergleichen. Fotos folgen demnächst!

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