Schottland - mal wieder

  • Einfach toll👍👍👍👍 Schön, dass Du es mit dem Häuschen gut erwischt hast!


    Was sind denn da so die Preise bzw wieviel vorher buchst du als?


    LG Newstart2

  • Die Preise sind dieses Jahr hoch, sehr hoch. Pandemie-Folgen, neue Vorschriften für Vermieter, Angebot und Nachfrage, allgemein gestiegene Kosten - egal ob Hotel, kleines B&B, self catering in welcher Form auch immer, Schottland war noch nie ein günstiges Urlaubsland und ist es jetzt noch viel weniger. Am meisten haben mich jedoch die Mietwagenpreise geärgert. Aber auch die sind nicht nur in UK so hoch.

    Gebucht habe ich diesen Urlaub im Juni, glaube ich. Gerade im Nordwesten ist die Zahl der Unterkünfte nicht so hoch wie beispielsweise rund um Fort William, und wenn man eine kleine self-catering-Unterkunft sucht, für die man nicht viele Kilometer single-track-roads fahren muss (das finde ich total anstrengend ohne Beifahrer, der beim Ausschau halten hilft), wird es eng. Ich hatte Glück, dass ich genau dort, wo ich mich ein paar Tage aufhalten wollte, auch was bekam.

  • Die Wetterlage ist stabil dieses Jahr im Oktober im Nordwesten Schottlands: Regen und Sturm, täglich.

    Donnerstag ist es ganz übel; es schüttet den ganzen Tag. Da ist selbst mir nicht nach Wandern; ich setze mich ins Auto und fahre nach Ullapool. Viel zu sehen gibt es dort nicht, aber ich finde ein nettes Café, in dem ich ein wenig Zeit verbringe. Danach fülle ich meine Lebensmittelvorräte im Supermarkt auf und mache mich auf den Rückweg.


    Immerhin: Die Vorhersage für Freitag sieht ein klein wenig besser aus. Sogar sunny spells soll es geben.

    Auf der Suche nach einer Wanderung, bei der ich weder Hochwasser-Bäche noch Sumpfgebiete durchqueren muss, und auf der es keine ausgesetzten Abschnitte gibt, auf denen ich dem Wind die einzige Angriffsfläche biete, finde ich den "River Inver and Glencanisp-Circuit", mit Start und Ende in Lochinver.


    Auf der Fahrt nach Lochinver kommt mir eine Regenwand entgegen. Innerhalb von Sekunden ist die Sicht runter auf wenige Meter; die Scheibenwischer schaffen es kaum, das viele Wasser von der Scheibe zu befördern. Zum Glück habe ich ein Auto vor mir, an dessen Rücklichtern ich mich orientieren kann. Anstrengend, so etwas! Kurz vor Lochinver lässt der Regen nach, und als ich das Auto abstelle, hört er ganz auf. Trotzdem ziehe ich die volle Montur an: Regenhose, Wanderstiefel, Gamaschen, Regenjacke und Halstuch. Mütze und Handschuhe sind griffbereit; die Kamera (und alles andere) ist im Rucksack in einem wasserdichten Packsack. Dann die quietschgrüne Regenhülle über den Rucksack (und nochmal runter damit, um die Autoschlüssel einzupacken), und los geht die Tour.


    Der River Inver hat Hochwasser. Ich war schon einmal hier und erinnere mich an einen zwar breiten, aber friedlichen Fluss. Nicht an so etwas hier:




    Immerhin: Der Wald hat seine Herbstfarben angelegt, und wenn tatsächlich mal kurz die Sonne rauskommt, strahlen die mit den weißen Schaumkronen auf dem Wasser um die Wette:



    Herbst im Wald ist auch in Schottland schön:



    Aussicht auf den River Inver:



    Hier verläuft der Weg direkt am Ufer. Nur noch ein wenig Wasser mehr, dann ist er überschwemmt. Ich plaudere kurz mit einem Angler; er nennt den Fluss "a killer". Zum Baden lädt der Inver heute jedenfalls nicht ein.



    Bald verlasse ich den Pfad am Fluss, und es geht ein wenig bergauf. Hier bin ich froh für die Gamaschen, die den Matsch von meinen Hosenbeinen fernhalten. Bergauf bedeutet, dass es bald gute Aussichten gibt, hier auf den Suilven:



    Quinag ist auch schön zu sehen (und nicht im Gegenlicht wie der Suilven):



    Nach einigen Kilometern auf einem matschigen Pfad komme ich auf einen Landrovertrack. Den kenne ich: Im Juni 2017 kam ich hier mit dem großen Rucksack entlang, nach einer stundenlangen Wanderung im Dauerregen, nass bis auf die Haut und im Wind reichlich durchgefroren. Ich sah damals aus wie etwas, was man aus dem Fluss gezogen hat... Heute ist es besser; ich gehe im Windschatten und kann sogar die Jacke ausziehen. Der Landrovertrack kommt an der Glencanisp Lodge an ein kleines Sträßchen, das nach Lochinver zurück führt. Unterwegs gibt es wieder Aussichten zu bewunderen.

    Loch Druim Suardalain und Suilven:



    Canisp und Suilven:


    Kurz nach diesem Foto fängt es wieder an zu regnen. In Goretex verpackt laufe ich zurück zum Auto, packe das nasse Zeug in den Kofferraum, und fahre zurück zu meiner Unterkunft. Und es regnet immer noch...

  • Am 8. Oktober geht die Reise weiter. Mein nächstes Quartier ist in Kinlochewe, nur gut zwei Stunden oder so mit dem Auto von Kylesku entfernt. Ich kann mir also viel Zeit lassen. Das Wetter spielt mit, zumindest vormittags.


    Erster Stopp: Ardvreck Castle am Loch Assynt. Ein freier Parkplatz, kein Regen, gelegentlich Sonnenschein - das alles veranlasst mich, meine Sammlung von Ardvreck-Castle-Fotos zu vergrößern. Diese Ruine im Loch Assynt ist aber auch zu fotogen, bei jedem Wetter. In meiner Sammlung fehlt noch ein Ardvreck-Castle-unterm-Sternenhimmel-Foto, und eines mit Polarlichtern. :smirking_face:


    Herbstfarben, Berge, Wolken, Ruine, See - typisch Schottland. Fehlen nur noch die Schafe.








    Gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, ist ein hübscher kleiner Wasserfall. Als ich vor etlichen Jahren zum ersten Mal dort fotografierte, gab es dort keinen Pfad. Inzwischen ist auf beiden Seiten des Bachs ein Weg getrampelt.



    Als ich alle Fotos im Kasten habe, hat sich der Parkplatz und auch die Haltebucht schon gut gefüllt. Nichts wie weg. Nur zwei Kilometer weiter stelle ich das Auto auf einem Wandererparkplatz ab und mache mich startklar. Mein Ziel sind die Traligill Caves. Auf dem Weg dorthin sollte man ab und zu einen Blick zurück werfen, es kann sich lohnen. So wie hier: Das sehr auffällige, neu gebaute "Inchnadamph House" ("sleeps sixteen in great comfort", Preis auf Anfrage) unterm Regenbogen.


  • Ich denke mir beim Lesen der Berichte immer wieder, wie schön es ist, Schottland trocken und warm vor dem Monitor sitzend zu erleben und nicht bis zu den Knöcheln im Schlamm zu stecken oder sich in Bogholes die Gräten zu brechen.

    Danke, daß du mir das ermöglichst! :bindafür:

  • Vom Ardvreck Castle aus fahre ich nur ca. zwei Kilometer weiter, bevor ich den nächsten Parkplatz ansteuere: Den Parkplatz in der Nähe des Inchnadamp Hotel. Ein Parkplatz für Wanderer und Spaziergänger, groß genug für ein paar Autos, zu klein für Reisebusse, mit Picknickbank und Mülleimer.

    Von dort aus gehe ich zu den Traligill Caves. Die habe ich zwar schon einmal besucht, aber da war nicht viel Wasser im Fluss. Nach dem vielen Regen in den letzten Tages wird sich das heute sicherlich lohnen.


    Unterwegs lohnt es sich, einen Blick zurück in Richtung Loch Assynt zu werfen, auch ohne Regenbogen:





    Kurz vor der ersten Höhle geht eine Brücke über den River Traligill. Unterhalb der Brücke baue ich mein Stativ auf und mache ein paar Aufnahmen.



    Ein Stück weiter in Richtung Höhle, der Blick zurück zur Brücke:



    Hier verschwindet der River Traligill in einer Höhle und kommt erst ein ganzes Stück bergab wieder ans Tageslicht:



    Von der ersten Höhle gehe ich zurück zur Brücke und auf der anderen Seite weiter bergauf. Wenig später kommt die zweite Höhle, in der man den Fluss unterirdisch fließen sieht:



    Die dritte Höhle, noch ein Stück bergauf, sehe ich mir auch an, aber dort hört man den Fluss nur; zu sehen ist er nicht.


    Und dann denselben Weg zurück zum Parkplatz. Jetzt verlässt mich das gute Wetter; es fängt wieder an zu regnen, und die Sonne lässt sich nicht mehr blicken. Es regnet den ganzen Nachmittag weiter. Eigentlich wollte ich am Knockan Crag Visitor Centre einen Spaziergang machen, aber bei Regen, Wolken im Tiefflug und ohne Aussicht - nein, das brauche ich nicht. Ich halte in Ullapool an zum Einkaufen und zum Tanken, und fahre weiter nach Kinlochewe, wo ich mich für eine Woche in einem "Mountain Chalet" einquartiert habe. Diese Chalets liegen zwar schön ruhig und im Grünen, aber sind so was von runtergekommen, dass mir klar wird, warum sie nicht so teuer sind wie die anderen Unterkünfte. Es riecht muffig, nach feuchten Wänden, feuchten Schränken, feuchten Matratzen (so arg, dass ich im nächsten Quartier alle Klamotten in die Waschmaschine packe). Wifi gibt es nicht, mobiles Internet nur gelegentlich, und Handyempfang schon mal gar nicht. Offline ist erholsam, irgendwie!

    Fotos von meinen Touren rund um Kinlochewe kommen später.

  • Von meiner etwas enttäuschenden Unterkunft in Kinlochewe berichtete ich ja schon.

    Aber die Lage ist klasse: Torridon und Loch Maree sind gleich nebenan, so dass das Auto weniger unterwegs ist als ich.


    Auf einem gut befestigten Weg gehe ich in einer Regenpause zu einem ausgeschilderten Viewpoint. Kurz danach, nach ein paar Metern auf einem schlammigen Trampelpfad, wird die Aussicht erst richtig schön. Hier: Beinn Eighe



    Aber auch die Aussichten von dem wirklich schönen Pfad (fast ohne Pfützen! ;) ) können sich sehen lassen:




    Die halbwegs gute Wettervorhersage für den 10. Oktober nutze ich und mache eine schöne kleine Wanderung im Glen Torridon, einmal rund um den Loch Coulin.


    Loch Clair, mit Liathach und Beinn Eighe im Hintergrund:



    Loch Clair:



    Nach einem Regenschauer kommt die Belohnung: Ein Regenbogen über dem Loch Clair



    Loch Coulin, im Hintergrund Beinn Eighe:



    Nochmal Loch Coulin:

    [



    Das ist eines der letzten Bilder auf dieser Wanderung. Kurz danach sitze ich hinter einem großen Baumstumpf und warte ab, dass der Regen etwas nachlässt. Das tut er aber nur kurz, und auf der zweiten Hälfte des Rundwegs regnet es nur noch. Immerhin: Ein paar Fotos mit blauem Himmel konnte ich machen; nicht selbstverständlich in diesem Urlaub.

  • Am Montag kam ich von meinem Februar-Schottland-Urlaub zurück. Es war ein gemütlicher Urlaub, mit Spaziergängen anstelle von Wanderungen, mit Hotels anstelle des Zeltes, mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt Mietwagen. Den Februar wählte ich, weil ich mir gerne ein paar "Hotspots" anschauen wollte, die spätestens ab Ostern für schottische Verhältnisse überlaufen sind.


    Am 13. Februar wirft mich der Wecker früh um halb fünf aus dem Bett. Um Viertel nach fünf werde ich abgeholt und nach Darmstadt mitgenommen. Von dort aus geht es mit dem Airliner zum Frankfurter Flughafen. Der Flug nach Glasgow ist pünktlich, und am späten Vormittag sitze ich mit meinem Koffer in einem Coffeeshop am Terminal und schlage ein paar Stunden Zeit tot. Sehr praktisch: Der Citylink-Bus hält am Flughafen und spart mir den Umweg und die Fahrtkosten (und den Stress) der Fahrt zur Innenstadt und zur Buchanan Bus Station. Vom Airport fahre ich direkt bis zu meiner ersten Station: Bridge of Orchy Hotel. In Bridge of Orchy gibt es einen Bahnhof, ein paar Häuser, ein B&B (das hat erst letzte Woche geöffnet), ein Bunk House (im ehemaligen Bahnhofsgebäude) und eben das Hotel. Dort habe ich mich für zwei Nächte einquartiert.


    An der Rezeption erhalte ich den Schlüssel zu meinem Zimmer in einem der Nebengebäude. Sehr praktisch: Man geht von einem überdachten Gang direkt ins Zimmer und muss nicht durch lange Hotelflure irren. Dann der Schock: Die Bude ist zwar schön groß und sauber, aber eiskalt. Ok, das Fenster ist offen. Ich schließe es und drehe den Heizkörper auf. Nichts passiert, das Ding bleibt kalt. Hm. Ich packe aus, und teste den Heizkörper: immer noch kalt. Gut, so nicht. Ich gehe wieder an die Rezeption und erfahre dort, dass an der Wand hinter dem Fernseher ein Regler ist, an dem ich die Temperatur einstellen kann. Aha! Zurück ins Zimmer, Regler suchen und finden, auf 20° stellen, und schon wird die Heizung warm. Ich gehe rüber in die Bar und esse eine Kleinigkeit, und als ich zurück im Zimmer bin, ist es schön toasty im Zimmer.


    Am nächsten Morgen, nach einer Portion Porridge und Obst, mache ich mich auf zu meinem Spaziergang ans Loch Tulla. Das Wetter ist nicht so doll - dichte Wolken, durch die kein einziger Sonnenstrahl dringt. Langweiliges Grau-in-Grau also. Ich gehe die Single Track Road entlang, schlage mich immer wieder mal ins Gelände auf der Suche nach einem Fotomotiv, und werde dabei auch fündig:








    Dann folge ich dem West Highland Way für ein Stück, vorbei am Inveroran Hotel und dem inoffiziellen Zeltplatz hinter der Brücke, bis zur Victoria Bridge. Hier verlasse ich den WHW und gehe ein Stück am Abhainn Shira (ja, meinen Hund habe ich nach diesem Fluss benannt :shushing_face: ) entlang und fotografiere noch ein wenig.







    Dann drehe ich um, gehe zurück zum Inveroran Hotel und dem WHW folgend über den Màm Carraigh zurück zum Bridge of Orchy Hotel. Auf den letzten Kilometern fängt es an zu regnen und hört den restlichen Tag nicht mehr auf. Da macht sich ein gravierender Nachteil der Unterkunft im Nebengebäude bemerkbar: Ich brauche die Regenjacke, um zu meinem Abendessen zu gelangen.



Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!