Das schwierige Pferd - eine Gewissensfrage

  • Kurz zur Vorgeschichte:
    Meine Schwester hat sich vor einem Jahr für nicht wenig Geld ein Sportpferd gekauft. Eine junge Stute, 4 Jahre, gerade eingeritten. Sie hat das Pferd unter den Augen ihres Reitlehrers (der auch selbst regelmäßig draufsaß) weiter ausgebildet. Sie reitet selbst seit ca. 20 Jahren. Jetzt, eine Jahr später, ist es leider so, dass die Stute sie jedes mal versucht abzusetzen, wenn ihr etwas nicht passt. Beispiel: Pferdchen möchte Galopp, Reiter möchte Trab. Reiter muss runter.
    Meine Schwester hat mittlerweile Angst, sich drauf zu setzen. Das Pferd steht seit Anfang der Woche beim Händler. Dort hat sie erstmal nach allen Regeln der Kunst die Bereiterin abgesetzt und gebärdet sich auch sonst wie wild. Das Pferd zu verkaufen, wird schon so schwierig. Aber was erwartet so ein Pferd? Ich stelle mir vor sie wird ein Wanderpokal, der letzten Endes zum Metzger geht. Oder sie geht durch eine wirklich harte Schule, wenn sie doch irgendwo ihren Meister findet. :( :
    Idealerweise stellt man sie auf eine Wiese und lässt sie in Ruhe. Die nächsten 20 Jahre? Puh....
    Welche Möglichkeiten hat man noch?

  • Ist das Pferd gesundheitlich abgecheckt? Also können Schmerzen ausgeschlossen werden (denke da insbesondere an den Rücken unter der zusätzlichen Gewichtsbelastung)?

  • Ja natürlich. Habe ich vergessen zu schreiben. Das war auch unser erster Gedanke. Sie hatte mal Verspannungen im Rücken und die üblichen Probleme beim Zahnwechsel. Da hat meine Schwester sehr darauf geachtet.
    Aber da sie sich nicht nur beim reiten, sondern auch an der Hand so aufführt (beim spazieren gehen und longieren), merkt man eben, dass sie in einfach ihren Kopf durchsetzen will. Die ist dabei auch sehr abgeklärt. Vor allem wenn man das junge Alter bedenkt.

  • Es gibt doch auch Pferdetrainer. Habt ihr das mal versucht? Da kommen doch immer welche im TV. Kenne mich damit nicht aus und kann deren Methoden nicht beurteilen, aber für den Zuschauer sieht es so aus als könnte so jemand wirklich was bewirken.

  • Es gibt durchaus kompetente Trainer, die man da zu Rate ziehen kann. Die schief gelaufene Ausbildung eines noch so jungen Pferdes zu "überarbeiten" dauert halt. Den Händler halte ich da für die schlimmstmögliche Option! Geld sollte bei der Abgabe eine untergeordnete Rolle spielen!

  • Meine Schwester hat sich schon vor Wochen eine Bereiterin rausgesucht. Das wären Minimum etwa 3000€ gewesen die sie auch investiert hätte. Mitlerweile steht für sie aber (nach dem letzten Sturz) fest, dass sie sich nie wieder auf das Pferd setzen wird und deswegen möchte sie auch nicht so viel Geld investieren.


    Und dass Geld keine Rolle spielen sollte ist klar, in der Realität sieht das leider immer anders aus.


    Ich könnte es mir für mich auch nie vorstellen, das Pferd abzugeben. Erst recht nicht, wenn ich doch im Hinterkopf habe, dass ich es evtl. selbst verschuldet habe, dass es soweit gekommen ist. Aber hier geht es eben nicht um mich.

  • Wenn sie mit dem Pferd abgeschlossen hat, dann kommen ja auch keine anderen Optionen mehr in Frage? :ka:


    Ich drücke die Daumen, dass sie in gute Hände kommt und/ oder einfach Pferd sein kann. Du hast aber leider Recht, der Weg eines solchen Pferdes ist oft nicht sehr schön.

  • Ist die Schmerzseite wirklich von allen Seiten abgeklärt worden?


    Wurden die Zähne von einem guten Pferdezahnarzt oder Dentalpraktiker überprüft? mit 4 Jahren steckt ein junges Pferd mitten im Zahnwechsel. Im Schnitt ist er erst so mit 5 Jahren abgeschlossen.
    http://www.igfp-ev.de/


    Auch einen guten Osteopathen würde ich zu Rate ziehen. Grad beim Anreiten kann man viel falsch machen durch nicht passende Ausrüstung, zu viel machen in zu kurzer Zeit, falsches Training....


    Und als drittes würde ich mir einen wirklich guten Pferdeausbilder suchen, der mir kompetent weiterhelfen kann, notfalls auch eben das das Pferd nicht zu mir passt. An Namen denke ich da so an Philippe Karl, Andrea Jänisch....


    Viele Pferde mit schmerzen resignieren, einige rebellieren.

  • Es gibt so Pferde, die für ihren eigentlichen Zweck (hier Sportpferd) nicht so sehr geeignet sind, wie sie aussehen und wie sie gezogen wurden - kommen die plötzlich in ein komplett anderes Umfeld mit komplett anderen Ansprüchen an sie, KANN sich die Situation oft deutlich rascher und nachhaltiger bessern, als man es sich nach den bisherigen Versuchen vorstellen mag.


    Ich persönlich würde ein noch so junges Pferd vermutlich erst einmal mindestens für ein Jahr zur "Kur" schicken, um das Pferd zur Ruhe kommen zu lassen und die Weichen für einen möglichen Neu-Anfang zu stellen. Eine ruhige Haltung in einer übersichtlichen Herde mit viel Weidegang und Auslauf, wo vom Pferd nicht mehr verlangt wird, als sich putzen, führen und die Hufe machen zu lassen. Und dann nach dieser "Kur", einen Menschen für es suchen, der wie für dieses eine Pferd gemacht ist.


    Auch Pferde, die nach aussen hin so durchsetzungsfähig scheinen und abgeklärt und erwachsen für ihr Alter wirken, können mit einer bestimmten Lebenssituation schlichtweg überfordert sein.


    Das soll nun nicht bedeuten, dass dieses Pferd es bei Deiner Schwester nicht gut hat - bitte nicht falsch verstehen - aber manchmal kann man alles perfekt machen, wenn dieser besondere Draht zu einem besonderen Pferd fehlt, kann es einfach nicht klappen. Deshalb wird die Wahl eines solchen Menschen auch so schwierig - denn meist ist er all das, was man selbst nicht ist, so dass dieses "auf einer Wellenlänge sein" da einfach nicht passen wird.


    Händler wäre für mich die momentan denkbar schlechteste Option, ehe man nicht weiss, was für dieses Pferd das richtige ist. Je mehr Reiter sich an der Stute versuchen und vermutlich scheitern, desto schlimmer wird es für alle.


    LG, Chris

  • ihr liegt halt trotzdem viel an ihrem Pferd. Sie war auch immer sehr sanft und rücksichtsvoll. Immer bedacht sie nicht zu überfordern. Deswegen ging das wohl überhaupt ein Jahr lang gut. Sie hatte die Hoffnung, dass einfach Pferd und Reiter nicht zusammen passen. Wie 'schlimm' es ist hat sich jetzt unter der Bereiterin beim Händler erst gezeigt.
    Ich persönlich glaube nicht dass es mit ein paar Trainerstunden oder einigen Monaten beritt getan ist sondern dass man mit der Maus komplett bei null anfangen müsste. Das kann meine Schwester nicht leisten - so wie nicht jeder einen problematischen Hund händeln kann.
    Aber wie findet man so jemanden?


    Und gesundheitliche Beschwerden würde ich wirklich ausschließen. Werde es aber nochmal ansprechen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!