Demenz - Wann ist es genug?

  • Unser alter westi war zum Schluss genauso. Er erkannte nichts mehr, vergaß wo sein Bett war, vergaß wo sein Napf stand, traf täglich neue Menschen, nämlich uns, seine Familie.


    Aber er hatte keine Schmerzen, frass, ging gassi zum Schluss nur noch an der Leine zu seiner Sicherheit und ich dachte oft, jetzt ist genug, aber meine Mutter konnte sich nicht von ihm trennen. Er bekam medis und irgendwie lebte er auch noch.
    Und wieder schaffte er ein Jahr und der Frühling kam und da habe ich gesagt:" das ist jetzt sein letzter Sommer!" Einen weiteren Winter wird er nicht mehr schaffen. Er hat in der Sonne gelegen, bekam mehrmals die Woche Burger von fast Food Ketten und wir machten es ihm so schön wie es ging. Im Herbst, kurz vor seinem 18. Geburtstag und bevor der Schnee kam, ließen wir ihn gehen. Er hatte keine Schmerzen, alleine die Narkose Spritze reichte, unser kleiner terrierkämpfer war müde. Als sein Körper ging, war er schon Jahre nicht mehr wirklich da.


    Was will ich damit sagen? Vielleicht hilft euch das uns hat der letzte Sommer sehr geholfen. Wir konnten Abschied nehmen und für ihn war es so ok. Er bekam es eh nicht mehr mit. Ich glaube Demenz ist für die schlimmer, die dabei zuschauen müssen, sicher bin ich da natürlich nicht.
    Ich hoffe ihr trefft eine gute Entscheidung. Die nächtliche Unruhe, das bis zu einer Wand laufen und vergessen umzudrehen, Inkontinenz usw. hatten wir auch alles.
    Ich wünsche euch viel Kraft.


    Lg

  • Ich habe eine jetzt 16 jährigen Hund und da verläuft es ähnlich. Abendliche Unruhe (kann durch das Herz verursacht werden), sie verliert Kot, aber kein Urin.


    Beim Hochheben schnappt sie; würde aber nie wirklich ernsthaft beissen. Dennoch ich merke, dass sie das eigentlich gar nicht will - muss aber sein!


    Mein Hund ist sehr pflegeintensiv, muss öfters raus, klappt nicht immer; heute bei dieser Affenhitze ging eigentlich gar nichts.


    Ich habe dennoch keinen Gedanken ans Erlösen verschwendet. Ich nehme sie eben wie sie ist. Sie hat es einfach verdient, dass ich für sie da bin: Auch, wenn unsere Beziehung zwischenzeitlich eine ganz andere geworden ist.


    Heute geht es nur noch darum, da sein zu dürfen, leben zu können (vielleicht auch oft in ihrer eigenen Welt), umsorgt zu werden.


    Klar, Tiere kann man aus ihrem "Zustand" erlösen. Haben wir immer das Recht den Zeitpunkt zu bestimmen? Geht es nicht auch darum den Hund auch in schlechten Zeiten anzunehmen?


    So lange mein Hund keine Schmerzen hat, körperlich noch kann, werde ich ihn nicht erlösen lassen.

  • Klar, Tiere kann man aus ihrem "Zustand" erlösen. Haben wir immer das Recht den Zeitpunkt zu bestimmen? Geht es nicht auch darum den Hund auch in schlechten Zeiten anzunehmen?

    Das finde ich z.B. nicht.
    Darum geht es für mich in einer Ehe zwishen MEnschen. Zwischen MEnsch und Tier herrscht mMn ein anderes Verhältnis. Da geht es natürlich auch um Treue und Aufopferung, aber für mich geht es vor allem um Verantwortung.


    Quebec hat mal etwas geschrieben, dass ich leider nicht mehr ganz zusammenbekomme, mich damals aber sehr berührt hat. Sie schrieb, dass sie es als ihre Verantwortung als Hundehalter empfindet, dass der Hund nicht leidet. Dass er nicht unter qualvollen Schmerzen sterben soll, weil es nicht mehr geht, sondern gar keine Schmerzen haben soll, weil ich ihn davor bewahren kann.
    Ich glaube, dem Hund ist es völlig egal, ob er ein Jahr früher oder später aus dem Leben tritt. WIR sind die, die unsere heissgeliebten Felle nicht gehen lassen können.


    Wie verwirrend und bedrohlich muss es für einen Hund sein, wenn er allen Halt verliert, alles was mal vertraut und geliebt war und er keine Bezugspersonen mehr hat? Das finde ich genau so schlimm wie Atemnot und Schmerzen


    Ich hab keine Ahnung, was ich mal mache, wenn meine Kröte mal sehr alt ist, aber ich hoffe wirklich, ich habe die Kraft lieber früher als später zu sagen 'Es ist genug. Danke für die vielen wunderbaren Jahre, Du darfst jetzt in Frieden gehen.'

  • Das Problem ist: Ich bin dafür, meine Mutter ist unsicher. Sie will nicht, dass jemand denkt, sie würde sich ihr entledigen wollen, weil Luna nun so anstrengend ist. Sie hofft, dass sie irgendwann mal tot daliegt. Ich glaube aber nicht, dass das passieren wird ...

    Solange ICH unsicher bin oder war, habe ich gewartet, war ich sicher, ist meine Entscheidung gefallen, habe ich meine geliebten Tiere euthanasieren lassen.


    Das ist das schwerste in meinem Leben. Aber, wenn ich die Entscheidung traf, packe ich nach dem Tod des Tieres alles an aufkommenden Schuldgefühlen weg.


    Ich denke, wenn man das nicht schafft, zermürbt man sich.


    Ich finde diese Entscheidung ist nur zu treffen mit dem Partner/Freundin/Familie/TIERARZT!!!


    Und dann ist "nur" noch der Zeitpunkt die Frage.


    Und ich denke da steht ihr jetz: Wann ist der Zeitpunkt gekommen.


    Das Sterben zu begleiten und bis zum Ende den Weg zu gehen kann genau so passen, wie ein Euthanasie.
    Beim Tier dürfen wir aktiv helfen!
    Das ist Segen und Fluch zugleich.


    Bei meiner Hündin habe ich gebetet, dass mir Gott diese Entscheidung bitte, bitte, bitte abnimmt.


    Hat er nicht gemacht.
    Irgendwann wäre sie gestorben. Verhungert und verdurstet oder intensivmedizinisch mit Infusionen betreut.




    Ich wünsche euch einfach Kraft!!!!!! Das ist die schwerste Zeit! Und manchmal geschieht das Wunder und sie sterben friedlich von alleine. Ohne Schmerz und ohne Angst.

  • Was sagt denn der Tierarzt dazu? Vielleicht ist es leichter für deine Mutter, wenn er als Arzt auch zu dieser Option tendiert?

    Der Tierarzt rät leider zu nichts. Er sagt, dass sie keine Schmerzen hat und das Verhalten klar auf Demenz zurückzuführen ist.
    Bald habe ich Luna zwei Wochen, wenn meine Eltern im Urlaub sind und davor habe ich Angst. Ich hoffe sie hält wenigstens so lange durch, bis sie wieder da sind. Ich will das nicht entscheiden müssen, wenn es ihr tatsächlich plötzlich sehr sehr schlecht geht...


    Wir tun ja jetzt schon alles für sie und machen es ihr so leicht wie möglich. Es gibt aber ja nie einen Hoffnungsschimmer. Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Seit Wochen schläft meine Mutter nicht mehr richtig, weil sie mit Luna nachts wach bleibt. Zum einen, weil sie Angst hat, dass sie sich verletzen könnte und zu anderen, weil sie sie dann nachts sehr oft raus lässt. Luna geht raus, dreht eine Rund eim Garten und macht danach in die Wohnung.

    Wie verwirrend und bedrohlich muss es für einen Hund sein, wenn er allen Halt verliert, alles was mal vertraut und geliebt war und er keine Bezugspersonen mehr hat? Das finde ich genau so schlimm wie Atemnot und Schmerzen

    Genau das ist es, was mich daran quält. Meine Mutter redet sich die Situation irgendwie schön. ich kann es verstehen. Sie hat nach dem Tod unserer Joy schon sehr gelitten und hat Angst davor, Luna gehen zu lassen. Ich bin da etwas abgeklärter, habe mich innerlich schon verabschiedet und ich befürchte, dass meine Mutter es rauszögert, bis es gar nicht mehr geht und sie wirklich leidet.


    @Gammur: Danke für Deine Worte. Ich werde mal versuchen, mit meiner Mutter zu reden und ihr das zu erklären. Der letzte Sommer. Es wird definitiv ihr letzter sein. ich weiß nämlich nicht, wie weit das noch gehen kann...


    @Liv: Auch dir danke für Deine Worte. Für mich ist es einfach schwer. Ich wäre so weit, sie gehen zu lassen. Auf so ein Wunder würden wir beide hoffen - meine Mutter und ich.

  • Da ich auch in den Anfänger der Situation mit zwei Hunden stehe, kann ich meine Sicht darstellen.
    Ich würde meine Hunde nicht einschläfern lassen, nur weil sie in ihrer eigenen Welt leben, das bringt Demenz nun mal mit sich. Ich stelle mich darauf ein, gehe mit den senilen Macken liebevoll um, führe und lenke sie. Steht Rowdy mal wieder gedankenverloren vor der Wand oder einer Tür, spreche ich ihn an und führe ihn dorthin wo er möchte. Er sieht und hört fast nichts mehr und so muss ihn aus dem Körbchen raus winken, wenn es raus geht oder zu Fressen gibt.


    Ich finde sie haben das Recht, wie auch demente Menschen, umsorgt, respektiert und verwöhnt zu werden, solange keine gravierende, gesundheitliche Gründe entgegen stehen.
    Lasse deine Mutter alleine entscheiden, denn sie hat die Jahre mit ihm zusammen gelebt und Mitleid, wie du es empfindest, ist nicht immer ein guter, objektiver Berater.


    LG Sabine

  • Wie gesagt, für uns war dieser Gedanke " wir haben jetzt noch einen schönen, letzten Sommer mit ihm!" So tröstlich. Ganz klar, dieser Sommer war für uns, für unseren Abschied, aber da er keine Schmerzen hatte, konnten wir, ich vor allem, das verantworten.


    Und als sein Körper ging, fiel eine Last von uns allen. Ja da war Trauer und ganz viel Dankbarkeit und da war auch Friede und das Bewusstsein, dass alles gut ist, denn er hatte einen letzten Sommer.
    Und so konnte meine Mutter dann auch gut damit leben.


    Lg

  • Ich kann von meiner alten Katze schreiben die hatte aich Stuhlgang und Pinkel Probleme und die ganzen Probleme wie hier beschrieben.
    Sie hatte immer in den Blumen Topf gemacht und war etwas schrullig.
    Und irgendwann konnten wir Sie nicht mehr so leben lassen.
    Sie war nicht mehr die Sunny die wir kannten sie war nur eine Hülle ihres selbst und einfach nur arm dran.
    Sie sah auch so ausgemerkelt aus aber trotzdem war sie kugelrund.
    Wir brachten sie dann zum Tierarzt gegen über und erweißten ihr die letzte Ehre.
    Es kamm später erheraus das ihr ganzer Köper mit Krebs versetzt war.
    Das wo wir alle dachten das es Fett oder ähnliches war.
    War Krebs und ihr ganzes Leben vor her, erschien in ein ganzes andres Licht.
    Und ich frage mich bis heute was wäre passiert hätten wir sie nicht erlöst ?
    Hätte sie noch lange weiter gelebt oder wäre sie einfach eingeschlafen.


    Aber ich stehe da zu das ich meiner Kindheits Katze die letzte Ehre erwiß und sie über mich gestellt hab.
    Und bis heute Weine ich dieser Katze hinter her ...
    Und mir wäre es egal gewesen ob sie einfach etwas schrullig gewesen wär.
    Aber für mich oder sie war das kein Leben.


    Und nicht falsch verstehen, das sind jetzt einfach meine Gefühle


  • Bald habe ich Luna zwei Wochen, wenn meine Eltern im Urlaub sind und davor habe ich Angst. Ich hoffe sie hält wenigstens so lange durch, bis sie wieder da sind. Ich will das nicht entscheiden müssen, wenn es ihr tatsächlich plötzlich sehr sehr schlecht geht...

    AHHH, du hast Angst.


    Jetzt verstehe ich noch besser.
    DU musst NICHTS entscheiden. Ich bin mir sicher. In der Zeit des Urlaubs, ist mein Rat an dich: Nimm Abschied, setzte dich auseinander, denke NICHT an Sterbehilfe, eher an Begleitung des Tieres. Sei tapfer, schreibe hier, gerne auch als PN an mich.


    Kopf hoch!
    Unsere geliebten Hunde helfen uns, uns mit dem UNSÄGLICHEM, dem Tod, auseinanderzusetzen.
    Der Tod und das Sterben gehören zum Leben, wie die Luft zum Atmen. Und dennoch sind sie unfassbar. Und (für mich) auch grausam und imm unpassend!


    Ich wünsche dir, dass du weinen kannst und dass du wieder aufhören kannst zu weinen und dass du dem Hund eine angenehme Zeit schenken kannst!


    Ich erinnere mich heute noch an die letzen Fahrten mit meinem gelibten Hund im Sterben. Unfassbar, unglaublich, grausam, grauenvoll, aber dennoch kraftgebend für mein Leben und die Verarbeitung weiterer Sterbefälle.


    Dafür danke ich meinen Tieren, auch wenn es unsäglich weh tud.

  • Danke @Liv. Das hilft mir sehr. Und ich hoffe wirklich, dass ich nichts allein entscheiden muss und dabei vielleicht doch einen Fehler mache.


    ich hänge eben auch sehr an ihr. ich habe sie ja fast sechs Jahre geführt. Der erste Hund, den ich selbst ausgebildet habe, Begleithundeprüfung, dann Sport. Sie war für mich immer DER ideale Hund. So verlässlich, so eigen, so loyal. Umso mehr tut es weh, dass all das weg ist.


    Natürlich habe ich große Angst davor, aber ich bin eben anders als meine Mutter. ich trage die Verantwortung für sie irgendwo mit. Sie war lange Zeit mein Hund. ich kann es nicht einfach so abgeben. Trotzdem muss ich meine Mutter berücksichtigen, die eben ganz anders ist als ich. Weniger abgeklärt, was den Tod betrifft. Ich bin eher rational, denke, dass sie ein schönes Leben hatte und es nicht verdient hat als Schatten ihrer selbst gegen Schränke zu knallen, nicht zu wissen wo sie ist, wer wir sind und was das Leben noch von ihr will...

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