Erfahrungen mit Angsthunden (Panik)

  • Hallo an Alle,


    ich hoffe ich kann mich kurz fassen.


    Wie ich hier bereits oft schon erwähnt habe, ist Rico ein Angsthund (teilweise Panikattacken) und wir haben seit er mit ca. 9 Wochen zu uns kam, diverse HuSchu, Tierpsychologen, mobile HuSchu besucht oder bei uns zu Hause gehabt. Leider hat jede HuSchu, jeder Trainer eine andere Methode. Teilweise wurde Rico starken Zwängen ausgesetzt und sein Stresspegel stieg enorm an. Nur geholfen hat es uns nicht. Der Hund wurde immer ängstlicher, verlor das vertrauen zu uns und wir fingen ständig von vorne an.


    Ich beschreibe mal kurz unsere Probleme: Rico hört gut im Haus und auf dem Grundstück, Leinenführigkeit ist im Moment gut. Vorher war er ständig auf der Flucht, wenn wir ihn an der Leine hatten. Er wollte nur weg und war damit beschäftigt, zu schauen, ob eine Gefahr droht. Ohne Leine verhält er sich seinen Artgenossen gegenüber sehr gut.


    Nur an der Leine, wenn für ihn "Gefahr" droht tickt er aus. Er bellt, zieht uns weg oder will sich auch auf die "Gefahr" stürzen. Und da genau fängt unser Problem an. Rico ist nicht mehr ansprechbar, macht absolut dicht und ist für uns alle unberechenbar. Etliche Trainer haben versucht, dass in den Griff zu bekommen. Halti, Doppelleinenführung, Konfronationstraining, Ablenkung über Leckerli. Nichts hat geholfen oder gefruchtet. Seine Angst nahm nur stetig zu und sein Vertrauen zu uns ab.


    Wir haben jetzt eine Trainerin gefunden, die ohne Zwänge mit uns arbeitet. Durch sie haben wir auch gelernt, wie wir mit Rico kommunizieren können. Sie hat uns die Beschwichtigungssingale erläutert und uns gezeigt, wie wir selbst sie auch anwenden können. Rico hat was das anbetrifft, durch diverse negative Erlebnisse in der HuSchu, verknüpft, dass seine Beschwichtigung anderen Hunden gegenüber keinen Erfolg bringt. Zweimal wurde er in der HuSchu, obwohl er alle Signale ausgesendet hatte, von Hunden angegriffen. Wir sind momentan dabei, auf seine Signale zu achten und zu reagieren, damit er wieder erlernt es lohnt sich doch, zu beschwichtigen. Rico hat auch sehr grosse Fortschritte gemacht. Wir haben es geschafft, Rico aus der Führung rauszunehmen, er läuft jetzt sehr gut bei Fuss und seine Panik hat sich stark verringert. Seine Ängste und Unsicherheit sind geblieben. Doch bei "Gefahr", tickt er nach wie vor aus. Er braucht noch nicht einmal einen Hund zu sehen, sondern nur zu riechen, dann ist es vorbei. Wir entfernen uns dann entgegengesetzt der Richtung, wo die "Gefahr" herkommt, doch selbst dass hilft nichts. Rico ist dann in einer anderen Welt. Er macht dicht, bellt wie verrückt und ist nicht mehr zu kontrollieren. Wir haben versucht, die Hundebegegnungen Stück für Stück aufzubauen. Sowie Rico aus dem Haus geht, das Grundstück betritt, fängt er an zu bellen. Das dauert ca. 2 min. Danach geht es dann ab in den Wald. Wenn uns nichts entgegenkommt, wird er auch wieder sicherer und geht ordentlich an der Leine. Ich muss hinzufügen, für Rico ist alles eine Gefahr (Geräusche, Vögel, Autos, Radfahrer, Menschen, Hunde, div. Sachen im Haushalt und und und).


    Meine Frage jetzt: Hat jemand schon Erfahrungen gemacht mit einem Angst- bzw. Panikhunde und wenn ja, habt ihr ein positives Feedbeck für mich. Was können wir noch tun? Aufmerksamkeitstraining wurde auch gemacht. Der Hund reagiert im Normalfall auch auf uns. Zur Zeit bekommt er seit 6 Wochen das zweite mal Bachblüten. Momentan kommen wir nicht voran mit unserem Training. Wir sitzen fest und möchten so gerne, dass Rico die Angst vor allen Fremden verliert.


    Wir haben Zeit und Geduld. Die jetzige Trainerin hat uns empfohlen, das Training so aufzubauen: Rico sieht Gefahr und bevor er bellt oder an der Leine austickt Leckerli geben und belohnen. Danach Abstand vergrößern und mit Rico einen Bogen gehen. Damit soll er die vermeitliche Gefahr mit etwas positiven verbinden. Nur genau das ist der Punkt, an dem wir nicht mehr weiterkommen. Rico riecht die Gefahr (Hunde, Menschen), bevor man überhaupt etwas sieht. Also haben wir versucht, wenn er mit der Nase in die Luft schnuppert, sofort Leckerli, positiv bestätigen und in entgegengesetzte Richtung. Doch Rico riecht und fängt im selben Moment an zu bellen, oder wie verrückt an der Leine zu ziehen. Da können wir ihn natürlich nicht mehr belohnen. Ich hoffe ihr habt in der Länge der Zeilen mein Problem erkannt. Ich warte dringend auf gute Vorschläge.


    Rico ist körperlich gesund, wurde vor 2 Wochen vom TA durchgecheckt.


    Gruß Henner

  • Hi Henner,
    kannst du mich mal kurz aufklären, wieviele Hunde du nun hast und von wem du redest ?
    In deinem Profil steht Rex, dann gibts den DSH, den du als Welpe bekommen hast, deine Frau hatte Probleme mit eurer DSH - Hündin, jetzt gehts um Rico ...


    Bitte um Aufklärung (woher kommst du ?) !


    Verwírrte Grüße
    staffy

  • staffy,


    danke für deine guten Tipps. Ich dachte wir befinden uns in einem Hundeforum, daher vergass ich, hier meine Lebensgeschichte und Familiensituation darzustellen. Schnellstens möchte ich dies für dich nach holen.
    Wir wohnen hier alle auf einem großen Bauernhof mit 2 Häusern im ländlischen Raum in Brandenburg. Meine geschiedene Frau betreibt eine kleine Pension mit 4 Zimmern. Wir sind:


    Ich+Freundin (genannt Frau)+meine geschiedene Frau+Mann+2 Töchter (aus erster Ehe, also meine Kinder) mit Anhang (23 Jahre und 21 Jahre) alt. Meine geschiedene Frau hat noch 2 söhne aus ihrer zweiten Ehe. Man mag es sich nicht vorstellen, wir leben alle gemeinsam auf einen wunderschönen Bauernhof und vertragen uns alles sehr gut. Meine Schwiegereltern (die Eltern meiner geschiedenen Frau geniessen noch ihren Lebensabend bei uns).


    So nun zu den Hunden, also ich+Freundin (für mich Frau) besitzen:


    Rex, Rico (DSH 21 Monate Brüder aus einem Wurf)
    Oscar (Aussie Red Merle) 4 Jahre



    Meine gesch. Frau (Frau) besitzt:


    Tara (DSH 21 Monate Schwester von Rico und Rex)
    Alfred Mischling 9 Jahre (aus dem Tierheim)


    Meine Tochter 23 Jahre + Freund besitzen:
    Sandy Aussie 6 Jahre
    2 Pferde, 2 Ponys, 4 Kaninchen


    Meine Tochter 21 Jahre + Partner besitzen:
    Benny Mischling 3 Jahre (Tierheim)


    Alle zusammen haben wir noch Hühner, Goldfische und Kois im Teich. Im Sommer kommen zu uns die Enten, Wasserschlangen und Frösche. Manchmal haben wir hier auch Marder, Füchse, Wildschweine, Rehe zu Besuch. Teilweise haben wir hier auch noch die Hunde von unseren Nachbarn, weil die tagsüber nicht daheim sind (Setter und Dackel).


    Die Hunde leben nicht im Zwinger und werden nicht an der Kette gehalten. Die Hunde leben bei ihren Besitzern im Haus. Im Sommer sind sie alle im Hof und Garten tagsüber draußen. Jede Familie kümmert sich überwiegend um die eigenen Hunde. Natürlich helfen wir uns gegenseitig. Rico, Rex und Tara kamen mit 9 Wochen zu uns, aus einer sehr schlechten Zucht. Wir hatten und haben allerlei Probleme mit ihnen. Der gesamte Wurf (7 Stück) ist Schrott und null sozialisiert. Sie haben in ihren ersten 9 Lebenswochen sehr leiden müssen. Alle Hunde leiden unter Ängsten und teilweise Panikattacken. Bei Tara und Rex haben wir es durch Training und Bachblüten wieder einigermassen hinbekommen, doch bei Rico hilft alles nichts.


    Ich wusste nicht, dass es hier verboten ist, für Freunde, Familieangehörige und Nachbarn Probleme darzulegen und Hilfe zu holen. Wenn es ein Problem ist, werde ich jeden Hund hier einzeln anmelden.


    Ich hoffe, dass ich deine Neugier befriedigt habe. Wenn nicht lade ich dich gerne zu meiner geschiedenen Frau in die Pension ein (Hunde sind auch herzlich willkommen) und du hilfst mir mit Rico einfach vor Ort. Vom Alter her, würde das schon passen. Wir haben hier vor unserer Haustür, das schöne Naturschutzgebiet Schorfheide und den Wildpark Schorfheide. Dort leben Wölfe (2 wölfe davon kenne ich persönlich - die sind von meiner Kollegin bis zum zweiten Lebensjahr groß gezogen worden, leider musste sie sich dann von ihnen trennen, weil sie mit ihnen nicht mehr klar kam), der dreibeinige Wolf und viele andere Tiere. Unser Tierpsychologe Hr. Seidler arbeitet ehrenamtlich im Wildpark. Auch wir leisten dort ehrenamtlich Hilfe, wo immer es geht. Ist sehr interessant die Arbeit mit den Wölfen.


    Gruß Henner

  • Hallo Henner, willkommen im Club! Ich habe auch so einen Angsthund. Lola ist 14 Monate alt und hat vor allem Angst, was ihr entgegenkommt. Leider ist sie der Meinung, Angriff ist die beste Verteidigung, d.h. sie geht nach vorne. An der Leine ist sie eine notorische Zicke, was andere Hunde (ob angeleint oder nicht, egal) angeht. Sie sieht den anderen Hund, wird ewig lang, will nicht mehr weitergehen etc. Ich bleibe dann mit ihr stehen, setze oder lege sie ab, hocke mich vor sie, so dass sie die Gefahr nicht mehr sieht, und lenke sie mit LEBERWURST ab, das funktioniert sehr gut. An der Leine komme ich mit ihr an keinem Hund vorbei, es sei denn, ich kann einen riesengroßen Bogen (Feld, Wiese o.ä.) gehen. Ist sie nicht angeleint, wartet sie je nach Hund ab, d.h. sie legt sich hin und wartet, ob der andere Hund kommt. Merke ich schon im Ansatz, das sie unsicher wird, rufe ich sie ran (ich lasse sie sich nie soweit von mir entfernen, das ich sie nicht mehr ranrufen kann!) und spiele das gleiche Spiel wie an der Leine. Problem ist nur, wenn der andere Hund Angst signalisiert, dann ist sie sofort weg und wird dem anderen Hund gegenüber total aggressiv. Dann hilft nur noch ein Entschuldigung bei den Besitzern des anderen Hundes... Heute hatte ich einen kleinen Zwischenfall mit ahnungslosen Passanten (2 Personen), die auf einmal von irgendwoher aufgetaucht sind, Lola hat einen Riesenmolli gemacht, einer von den Passanten hatte wohl Angst... tja und da passierte dann das gleiche wie bei einem ängstlichen Hund. Sie hat sich noch nicht mal von mir einfangen lassen, aber als ich sie dann hatte, war sie sofort ruhig.


    Ich muss allerdings dazu sagen, dass Lola PRA hat, d.h. sie wird irgendwann blind sein und somit ein anderes Sozialverhalten als andere Hunde, deswegen tickert sie halt manchmal so aus. Meistens ist sie aber verträglich mit anderen Hunden, solange es keine Hündin ist....


    So, nun weiß ich nicht, ob dir mein kleiner Beitrag geholfen hat, aber ich wollte dir gerne berichten, das es mir genau so geht. Was auch noch geholfen hat, war die Arbeit mit der Schleppleine über Monate, das hat ihr teilweise schon signalisiert, das ich sie beschütze.


    LG Marion aus Kassel

  • Hallo Henner,
    das ist ein ganz schön komplexes Problem.
    Da ihr jetzt dahingehend arbeitet den exakten Zeitpunkt zur Reizunterbrechung zu finden, würde ich auch erst mal so weitermachen.
    Will heißen: Ihr müßt noch voraus schauender werden, so schwierig das auch ist.
    Eventuell hilft der Aufbau eines Superwortes, das bei Reaktion seitens des Hundes, eine üppige Belohnung zur Folge hat.
    Unser Bruno hatte, als er aus dem Tierheim kam, ein ähnliches Problem an der Leine.
    Wir sind mit Aufmerksamkeitstraining "schau" und dem Aufbau des Superwortes ganz gut klar gekommen. Zuvor haben wir alles Mögliche probiert, aber das hat dann funktioniert.


    Du schreibst, dass Rico sowie er das Grundstück betritt, bellt.
    Meine Reaktion wäre, ihn umgehend und wortlos zurück ins Haus zu schieben.


    Bei allem was ich geschrieben habe, habe ich natürlich keine wirkliche Ahnung von Ricos emotionalen Zustand und ob das fruchten kann.


    Ich wünsche gute Nerven und viel Geduld,
    Friederike

  • :gut: Erst mal ganz großes Lob,finde ich Supertoll was Ihr schon alles versucht habt,das es Eurem Angsthund besser geht.
    Ich kenne das auch,aber muß sagen unser Fynn ist wohl nicht ganz so schlimm wie Eurer Hundi.
    Unser Fynn hat oder hatte auch vor vielen Dingen gr.Angst.Ich denke das meiste braucht einfach viel viel Zeit.
    Er wollte z.b.um nichts in der Welt in den Kofferraum es hat Monate gebraucht und auf einmal ohne wenn und aber war der Fynn im Auto und er liebt es bis heute,Autofahren ist für Ihn das größte.
    Ich wünsche Euch viel Geduld und gute Nerven und jede Menge Freude an Eurem Hundi.
    Liebe Grüße Gabi

  • Zitat

    staffy
    Ich hoffe, dass ich deine Neugier befriedigt habe.


    Ehrlich gesagt interessieren mich die Privatangelegenheiten der meisten Leute hier herzlich wenig, es geht mir da mehr um die Hunde !
    Nur bevor ich antworte mache ich mir ein paar Gedanken und wenn ich weiß, da gab es schonmal etwas schau ich in alten Postings nach und bei dir war es etwas verwirrend ... ich werde mich in Zukunft aus deinen Postings raushalten, will dir ja nicht zu nahe treten.


    Grüße, staffy

  • :?: Ganz kurze Frage...@ staffy: bist du jetzt beleidigt?


    Ich meine,ich bin ja noch ein Neuling hier, wie man sieht, aber manchmal schnall ich manche Reaktionen nicht so ganz.
    Zumindest hab ich jetzt grad nix gemerkt, wo staffy dem Henner zu nahe getreten ist, oder daß der beleidigt war. Seine Beschreibungen sind sehr ausführlich, wahrscheinlich will er nix auslassen was vielleicht wichtig sein könnte.


    Manchmal herrscht hier ein bisschen ein empfindlicher Umgangston, das kapier ich nicht immer.
    Hoffentlich ist jetzt niemand beleidigt.
    :flehan:


    Henner:
    Du hast mit deinem Hund eine sehr sehr sehr schwere Aufgabe, ich drückdir alle Daumen. Vorsichtiger Vorschlag:
    offensichtlich "funktioniert" eurer Hund ja auf bekanntem = sicheren Territorium,also zu hause, oder habe ich das falsch verstanden? Der Kontrast zu "draußen"ist dann sehr groß.
    Könnte man manche der "gefärhlichen" Situationen in kleinerer Form zu hause simulieren, wo die Panik nicht so groß ist und man vielleicht trotzdem noch Kontakt zu dem Hund aufnehmen kann? So etwas wie eine langsamere Reizsteigerung falls das geht?
    Aber vielleicht habt ihr auch das probiert..
    :runningdog: Viel Erfolg. Halt uns auf dem laufenden, ja?

  • Henner


    Ich habe da gleiche bei mir erlebt. Wir hatten das Glück dass wir in der Nähe eine Hundetrainerin haben, die sehr individuell auf Problemhunde eingeht (vollkomen ohne Zwang!!!). Ich will hier jetzt vorab keine Werbung betreiben. Wenn du möchtest und wenn´s im Forum O.K. ist, stell ich die Internetadresse rein. Es gibt auch ein sehr gutes Buch von Ihr (nicht über Problemhunde!!! sondern Hundelernverhalten im Allgemeinen).


    Gruß


    Frost

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