Starker Jagdtrieb beim Hund. Futterdummy?

  • Hallööööchen :D Also ich fang einfach mal an: Meine Hündin hat leider einen sehr starken Jagdtrieb. Zum Glück "nur" auf Sicht oder wenn was im Gebüsch raschelt. Heisst wenn sie einen Hasen in 200 m sehen würde und nicht an ihrer 20m Schlepp gesichert wäre, wär sie nicht mehr zu halten. Und das schlimme ist, dass sie den Hasen auch erwischen würde. Aber dadurch, dass die Leine sie hindert das Vieh zu erwischen ist sie nicht mehr ansprechbar. Sie winselt und stellt sich auf die Hinterbeine und egal wie man sich vor sie stellt oder ablenken möchte, sie schaut einfach immer vorbei und ist null ansprechbar. Dasselbe bei Rehen. Vögel sind nur manchmal interessant, aber dann doch zu schnell. Katzen sind ihr Wurscht. Nun habe ich vor mit der Reizangel zu arbeiten, aber der Futterbeutel ist auch in der näheren Auswahl. Wir haben schon einen gekauft und den Hund 1 Tag lang nicht gefüttert.. Entsprechend hungrig war sie, aber den Futterdummy ins Maul zu nehmen ist Mavy (unserm Hund) noch nicht ganz geheuer. Sie tippt mit der Pfote dagegen aber sonst NULL... Ich wollte mal fragen wie ihr euren Hund dazu gebracht habt ihn ins Maul zu nehmen? Das Hergeben ist gar kein Problem. Ein Aus braucht sie nicht, sie weiss dass ich das Sagen hab :respekt:

  • Bitte immer nur ein Thread zum Thema, sonst wird es unübersichtlich!
    Ich habe mir jetzt mal erlaubt beide Themen zusammenzuführen.



    Gruß
    SheltiePower

  • kommt mir sehr bekannt vor.


    deinem Usernamen nach, scheint der Hund ein Husky zu sein?
    Wie alt ist denn der Hund und wie lange schon bei Dir? Wie benimmt Sie sich sonst an der Schleppleine?


    Huskys sind keine guten Apportierer. Meiner hat da jedenfalls nicht so richtig Lust und Spass dazu. Also mit dem Futterbeutel wurde es bei uns nix.


    Ich habe ein Abbruchkommando trainiert. Anleitungen findet man z.B. auf youtube.
    Üben, üben, üben. Damit hats bei mir geklappt.

  • Also Mavy ist ein Mischling aus dem Husky und dem Tatra Schäferhund (Podhalaner). Sie ist 4 Jahre alt und wir haben sie jetzt erst seit 20 Wochen

  • Um einen jagdlich interessierten Hund ansprechbarer und etwas kontrollierbarer zu machen, muss man auf jeden Fall einige Dinge beachten.


    Wie Du Dir das genau vorstellst, kann ich mir gerade noch nicht so richtig vorstellen. Wie hast Du vor mit der Reizangel zu arbeiten und was erhoffst Du Dir vom Futterdummy?


    Zum einen sollte ein gewisser Grundgehorsam auf jeden Fall sitzen wie z.B. gute Führigkeit allgemein, ein extrem gutes Abbruchsignal und/oder Abrufbarkeit oder ein Stop- oder Down-Signal. Was man da genau aufbaut, hängt in erster Linie auch vom Hund ab.


    Auf der anderen Seite brauche ich zudem eine sehr gute Impulskontrolle (das könnte man mit Reizangel evtl. üben, vorab würde ich aber mit leichteren Reizen anfangen) und eine gute Frustrationstoleranz.


    Abgesehen davon, sollte man einem jagdlich talentierten Hund eine entsprechende Alternative anbieten, wo er sein angezüchtetes Talent kontrolliert durch den Menschen ausleben darf. Was das genau sein kann, hängt auch wieder vom Hund ab.


    Den Gedanken, den Hund vom Hasen jagen (also mitten im Konflikt) mit einem Futterdummy vor der Nase davon ablenken bzw. umleiten zu lassen, würde ich jedenfalls außer Acht lassen.


    Die alternative Beschäftigung muss zwar regelmäßig stattfinden, hat aber mitten in der Konfrontation nichts zu suchen bzw. ist in den meisten Fällen schwer umsetzbar, weil der Reiz des echten Wildes immer spannender bleiben wird. Da hilft nur, eine gute Kontrollierbarkeit zu erreichen.


    Bei einem Husky ist die ganze Angelegenheit sicher deutlich schwerer umsetzbar als z.B. bei einem Vorstehhund, der eine gute Kooperationsbereitschaft mitbringt, mit der ich eine gute Basis zum Arbeiten haben.


    Der Husky hat diese Bereitschaft nicht, sondern ist viel selbstständiger und vom Menschen unabhängiger. Apportieren wird ihm wahrscheinlich nicht besonders liegen, da müsste man schon Glück haben.


    Ich würde also erst mal an anderer Stelle und somit in Stellvertreterkonflikten ganz andere Dinge üben und auf der anderen Seite austesten, welche Beschäftigung Deinem Hund Spaß macht.


    Wenn er auf Sicht jagd, macht es auf jeden Fall Sinn, eine Beschäftigung zu finden, die eher auf die Nase ausgelegt ist.
    Das kann alles sein, von Fährtenarbeit, ZOS, Mantrailing.


    Vielleicht ist es sogar sinnvoll, mit dem Hund echte Zughundearbeit zu machen. Hilft beim Jagdverhalten womöglich nicht viel, aber ist trotzdem sinnvoll, weil der Hund damit zumindest rassegerecht ausgelastet wäre, wenn Du ihn schon nicht ableinen kannst.

  • Ich habe sowieso vor, in naher Zukunft Mantrailing mit ihr zu betreiben:) und ich hatte nicht vor, sie mit dem Futterdummy vom Wild abzulenken, sondern ihren Trieb in Griff zu bekommen. Zum Beispiel werfe ich den Futterdummy, und entweder wird sie hinterhergeschickt mit Apportsignal, oder halt eben nicht. Und mit der Reizangel genau so: sie muss solange sitzen, bis ich ihr das Signal gebe, hinterherzujagen, entweder kommt es, oder sie muss es halt lassen und bekommt was anderes als Belohnung im Gegenzug. Der Grundgehorsam sitz eigentlich meistens, außer sie ist vom Wild zu sehr abgelenkt, dann klappt gar nichts. Zur Zughundearbeit: das habe ich bewusst abgelehnt, da sie für sowas einfach nicht gebaut ist. Sie ist ja halb Podhalaner und diese Rasse ist einfach sehr behäbig und sie hält eine solche Geschwindigkeit nicht über einen längeren Zeitraum durch. Und dadurch dass Mavy kein reiner Husky ist, hat sie auch nicht nur diese Eigenschaften. Zum Beispiel kam sie vor ein paar Tagen mit einem Stock im Maul zu mir und als ich geworfen hab, hat sie ganz glücklich apportiert (was sie vorher noch nie gemacht hat)

  • Jetzt mußte ich doch erstmal goo..ln, was ein "Tatra-Schäferhund" ist.... *gg Sag doch gleich Owczarka, dann weiß man, was gemeint ist, und hat net das Bild eines schnellen, wendigen und den Hundeführer anhimmelnden Schäferhundes vor Augen :-)


    Das ist für mich ein Herdenschutzhund, und Schäferhund assoziiere ich mit bissel was Anderem.


    Dumm nur, daß in Sachen Jagdtrieb wohl der Husky durchkommt :-)


    Ja - da hilft nur viel arbeiten. Die Idee, eine jagdliche Ersatzbeschäftigung wie Mantrailing zu machen, ist super.


    Ich denke aber, daß Du Dir mit 2 Rassen, die beide nicht so eng mit dem Menschen zusammenarbeiten müssen, und eher selbständig entscheiden und arbeiten müssen, recht hart tun wirst, da in Sachen Jagen oder besser Nicht-Jagen eine Kooperation zu erreichen. Da hab ich mir mit meinem Jagdterrier, obwohl der ja so irre wildbegeistert ist, net so hart getan, weil der gerne mit mir zusammenarbeitet, auch wenn er gern mal terriertypisch seinen eigenen Kopp hat.


    Reizangel: die Übung, die Du beschreibst, ist eine tolle Impulskontrollübung. Du könntest vorn an die Reizangel zum Packen den Futterdummy festmachen. Dann wird der bislang net so wirklich interessante Futterdummy zur beweglichen freßbaren Beute und könnte ein gutes Stück mehr Interesse wecken als bislang.


    Du könntest auch, wenn der Hund grade Spaß hat, einen Stock zu apportieren, ihn auf den Futterdummy "scharf" machen (damit spielen und "rumfuchteln" *gg, als wär´s Beute, die flüchten möchte), und sobald er ausreichend Interesse zeigt, wegwerfen. Geht er hinterher, gleich freudig plärren: "Jawoll, hols Dir!!", sodaß er noch ein bißchen angefeuert wird dabei. Dann klappts vielleicht auch mitm Dummytraining.


    Hab grad noch wo gelesen, die werden in ihrer Heimat auch als Rettungs- und Sporthunde eingesetzt, insofern dürfte Zugarbeit kein Problem sein. Halt nicht unbedingt auf Schnelligkeit oder bei 40 Grad im Schatten, aber bisserl auf Grundausdauer-Basis laufen lassen im Zuggeschirr, sodaß halt der Husky-Anteil seine Bedürfnisse befriedigt bekommt, könnte ich mir schon vorstellen (und ne gewisse Ausdauer schadet später beim Trailen auch nicht. Mußt nur klar unterscheiden, wann ist im Geschirr Ziehen angesagt bzw. in welchem Geschirr, und wann Trailen, sonst zieht der Dich halt später übern Trail *gg). Wenns halt dem Hund Spaß macht, das kann man bei der Kombination schwer einschätzen, mußt austesten.


    Ansonsten ein funktionsfähiges (und das heißt auch in Jagdsituationen tragfähiges) Abbruchsignal trainieren für Wildsituationen.


    Bossi war auch so bekloppt, wenn der Wild sieht, daß er dann voll kreischte und quietschte. Ich hab ihn dann einfach mal da, wo wir grad waren, stehenlassen neben mir. So lange, bis er sich beruhigt hat (Achtung, das kann, wenns blöd kommt, 2-3 Stunden dauern, also bitte net machen, wenn Du danach nen Termin hast!). Dann ging´s weiter. Er hat dann auch sehr deutlich gezeigt, daß er wieder "bei mir" ist, guckte mich an und schüttelte sich (Streß abschütteln), und ging ganz ruhig und konzentriert (!) wieder mit mir mit. Vorteil: der Hund lernt so, sich selbst zu beruhigen. Das wird von Mal zu Mal schneller, beim letzten Wild (ein Fuchs vor 2 Wochen, der vor seiner Nase den Weg querte, mit großen Sätzen) haben wir noch ganze 2 Minütchen gebraucht, um uns zu beruhigen, und konnten dann gehen. Einfacher geht´s wenn Du den Hund ins Platz kriegst, damit er sich net durch Rumlaufen auf der Stelle weiter hochschaukeln kann. Für sowas kannst Du gezielt Gebiete aufsuchen, von denen Du weißt, daß dort Wild ist, halt in der Dämmerung, wenn das Viechzeugs rauskommt. Mußt halt nur sicherstellen, daß der Hund echt gesichert ist! Wenn er bei sowas den Erfolg hat, daß er in die Schlepp springt vor Aufregung, und diese reißt, bevor Du ihn ins Platz kriegst, lernt er nur eines: Rehe kann ich jagen..... Dann hast halt die A...Karte *gg


    Parallel hab ich viel trainiert, daß der Hund sich an mir orientiert unterwegs, das dürfte bei Deinem besonders wichtig sein. Jedes Signal dafür, daß er im Kopf bei Dir ist (Herumdrehen, auf Dich warten, an ner Ecke auf Deine Entscheidung warten, ob rechts oder links weiter, zu Dir kommen ohne vorherigen Abruf, Ohren einfach nach hinten in Deine Richtung drehen, was auch immer, kleinste Signale), wird kräftig bestätigt. Je mehr der Hund sich an Dir orientiert, desto weniger wird er bei Wildsicht "unansprechbar", weil er gelernt hat, Dich im Hinterkopf zu behalten, und desto geringer ist auch sein Radius - und umso größer damit Deine Einflußmöglichkeit, wenn er sich in der Nähe befindet. So kannst Du ihn sofort lesen, wenn er was entdeckt (Körpersprache genau anschauen, u.U. mal in wildreichem Gebiet spazierengehen und schauen/einprägen, wie er reagiert, wenn er auf eine auch für Dich sichtbare Wildspur gerät.). Wenn Du siehst, "er hat was" (sei es im Auge sprich was entdeckt oder in der Nase), dann umgehend, bevor er lossprintet, abrufen oder absitezn lassen, irgendwas halt, das seine Aufmerksamkeit auf Dich richtet. Wenn Du es siehst, daß er was hat, gibt Dir das die Chance, einzugreifen in dem winzigen Moment, bevor der Hund losrennt. Bei dem Gewicht, das der Hund in der Größe haben dürfte, sicherlich hilfreich, zu wissen, daß man die Schlepp jetzt guuut festhalten (oder kürzer fassen, wenn möglich) muß, weil er gleich losrennt (notfalls um den nächsten Baum rennen mitsamt der Schlepp, der hält die dann mit *gg).


    Als Bestätigung, wenn der Hund sich beim Vorlaufen zu Dir orientiert, dann bestätige, wenn Du z.B. Leckerli wirfst, bitte nach HINTEN, am besten hinter Dich (wenn er das da noch sehen kann aus der derzeitigen Position). Denn Du willst ja, daß er sich nach hinten in Deine Richtung orientiert, und nicht noch weiter nach vorne von Dir weg. Oder Du lobst verbal, und wenn er dann zu Dir kommt, streichel ihn noch (wenn er das draußen mag). So lernt er, bei Dir lohnt es sich, immer mal wieder vorbeizuschauen. Weil er Leckerli oder Streicheleinheiten abstauben kann.


    Wenn Bossi an nem Mausloch ewig geschnuppert hat damals, und sich da so richtig reingesteigert hat (das drehte den hoch wie doof), dann hab ich ihn anfangs echt wegzerren müssen (deswegen hab ichs dann zum Tabu erklärt, mag net am Hund rumzerren). Später durfte er es dann, und es hat nur noch einen Stups mit dem Finger gebraucht, wenn er sich mal "festsaugen" wollte, oder ein Räuspern, heute kommt er auf Abruf anstandslos mit. Aber das hat Jahre gedauert.


    A propos Jahre: Du wirst den Jagdtrieb nie wegkriegen, wenn der schonmal da ist. Deine Chance ist, ihn unter Kontrolle zu kriegen durch artgerechte Beschäftigung und Management (net in der Dämmerung leinenfrei im Wald o.ä.) und Arbeiten in alle Richtungen (Orientierung an Dir, Abbruchsignal, Zeitfenster schaffen, in dem Du ihn noch stoppen kannst vorm Losrennen etc.). und das wird dauern - eeewig, gefühlt.


    Ganz fertig und 100% zuverlässig ist so ein Hund mit Jagdtrieb sicher nie. Aber wir sind inzwischen so weit (Bossi ist seit 7,5 Jahren bei mir), daß wir ohne Leine im Wald spazierengehen können. Unter der Voraussetzung, daß ich gucke. Also net Gassitelefoniere oder träume oder so, sondern meine Augen und meinen Kopf bei ihm lasse, erkenne, wenn ihn was interessiert, wenn er hektisch wird, und dann ihn runterbremse, den Radius verringere, indem ich ihn öfter herrufe, wenn er zu weit weg ist (weil ich sonst nimmer eingreifen kann), etc. - ihn also quasi nicht von der mentalen Leine lasse. In der Dämmerung funktioniert´s auch. Aber im Dunkeln habe ichs net ausprobiert. Denn wenn ich den Hund nicht oder nur schlecht sehe, erkenne ich nicht, wie er grad drauf ist, kann ihn net lesen und damit nicht eingreifen. Und ich sehe auch das Reh nicht, das sich vielleicht grad 10 Meter vor uns auf den Weg stellt. Und was passiert, wenn der Reiz SO nah ist, UND ich zu spät reagiere, das möchte ich dann doch nicht austesten.... Das mach ich vielleicht mal, wenn er 20 ist, und Spondylose und Arthrose hat und deswegen nimmer rennen kann *gggg (und wahrscheinlich isser da noch schneller als ich :-) )

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