Potenzial nutzen oder Leistungsdruck innerhalb best. Rassen

  • @Aoleon
    Aber du hast doch gar keine Ahnung, wie so eine Ausbildung abläuft. Ist ja auch schwierig, denn überall ist sie je nach Verein anders aufgebaut. Übrigens: In 90% der Fälle heißt es auch Besuchshund und nicht Therapiehund. Denn ohne therapeutische Ausbildung des Besitzers geht da gar nichts - und jeder, der Therapiehund sagt, sollte allein das schon im Hinterkopf haben. Warst du überhaupt jemals bei einem Einsatz oder einer Trainingsstunde dabei, um dir ein Urteil bilden zu können? Woher beziehst du dein Wissen? Ich kann doch auch nichts zum Dummytraining sagen und mir ein Urteil bilden, weil ich gar keine Ahnung habe wie das funktioniert.
    Ach zum boomen: ich gehöre zur größten Ortsgruppe bei den Besuchshunden in Deutschland innerhalb unseres Vereins (soweit ich weiß die einzigen, die das anbieten). Das sind 25 Aktive Leute bei 250t Einwohnern. Wow, was ein Boom. Hingegen gibt es hier 5 Hundevereine im Stadtgebiet mit mindestens 2 Agilitygruppen pro Woche.

  • Es ist trotzdem erstmal ne Frage wert, wieso der junge Hund vom Dummytraining geschont wird, aber im Jugendzentrum bereits Hochleistung bringen "muss". Diese Art von Arbeit gilt es nicht zu unterschätzen.

  • Ach so, es geht um Thereapiearbeit.


    Hätt ich mal doch lesen sollen, dann ist mein Beitrag total "Thema verfehlt-setzen"

  • Ich erlebe immer wieder, dass das Kartenhaus zusammenbricht, bei den Hunden, die sehr früh viel leisten müssen. Zu erkennen ist es nicht daran, dass die Hunde die Arbeit einstellen, sondern dass sie in der Arbeit in Übersprungs- und Stressabbauhandlungen kippen. Leider wird den Hunden dann unterstellt, dass sie einfach "nicht wollen", schließlich "wissen" sie ja was man will (weil es halt vorher schon mal "geklappt" hat).


    Meine Erfahrungen beziehen sich in erster Linie auf Hüte- und Jagdhunde, da vor allem Retriever, aber auch klassisch deutsche Jagdausbildung. Hundesport ist nicht so meine Welt, wobei ich auch da einige Jahre Einblick vor allem in die Agi- und DiscDog-Szene hatte.


    Ich bin wohl eine der wenigen in dem Thema hier, die ihre Hunde wirklich als Arbeitshunde braucht. Meine Schafhaltung ist darauf ausgelegt, dass ich immer mindestens einen voll einsetzbaren Hund zur Seite habe. Schon allein deshalb kann ich es mir nicht leisten Gefahr zu laufen, dass die Ausbildung schief geht. (Ich gehöre nicht zu denen, die dann den Hund austauschen, wenn er nicht funktioniert und möchte auch nicht anfangen BCs zu sammeln.)


    Viele Grüße
    Corinna

  • Eine Veranlagung dazu zu nutzen, dass der Hund zufrieden ist, Aufgaben bewältigen kann, die ihm nun mal liegen, halte ich für richtig und auch irgendwo wichtig.


    Wir haben uns bewusst für einen Labrador - also für Charly - entschieden, weil für uns (als Otto-Normal-Hundehalter) aktiver Hundesport bzw. eine richtige jahrelange Ausbildung nicht in Frage kommt.


    Mit Charlys Vater wird ernsthaft gearbeitet - er hat schon x Prüfungen bestanden usw. - seine Mutter dagegen lebt in einem großen Familienverband mit Mithunden, Katzen, Pferden, Hühnern usw. und vielen unterschiedlichen Menschen. Die Hunde laufen zu 99% frei, sind oft unterwegs am Wasser - aber eine Arbeit in dem Sinn findet dort mit den Hunden nicht statt. Alltagstauglichkeit, Freundlichkeit gegenüber Mensch und Tier - das steht im Vordergrund.


    Die Freude eines Retrievers am Apport und an Wasser war/ist für uns relativ einfach zu erfüllen, wir leben an einem Fluss. Das haben wir von Klein auf gefördert, da mussten wir aber nicht viel dafür tun, schon der Charlywelpe "brachte" laufend irgendwas und bot es uns freudewedelnd an. Klar haben wir das auch mit ihm geübt, insbesondere das Abgeben des Bringsels macht ist ja Sinn der Sache - aber der Spaß stand dabei immer im Vordergrund und das tut es bis heute. Wenn er mal keinen Bock hat, auch nicht schlimm. Charly entscheidet draußen mittlerweile durch sein Verhalten, ob er schwimmen will, einen geworfenen Dummy apportieren möchte oder einfach nur Hund sein darf, der im Freilauf nur hier und da rumschnüffeln, oder wenn es sich anbietet, mit anderen Hunden agieren möchte. Zuhause trägt er von sich aus ab und an Sachen hoch oder runter, bringt was in den Garten und trägt es wieder zurück. Gibt er es auf Kommando her oder bringt es zu einem bestimmten Ort/einer bestimmten Person wird er belohnt, er ist stolz. Alles in Maßen, er ist kein Apporteljunkie.


    Er wirkt damit vollkommen zufrieden - ein Mix aus mittlerweile wenigen von uns inzenierten Anforderungen (das nennt man dann wohl "Arbeit") und seiner selbstbestimmenden Neigung, Dinge zu tragen/einzuholen/zu bringen, ein paar Bahnen im Fluss/See zu schwimmen.


    Ins Begleithundetraining sind wir von Anfang an nur deshalb gegangen, um eine Grundbasis für seinen "Gehorsam" zu legen - das Konzept der wenigen Grundkommandos erschien uns sinnvoll und leicht zu bewältigen, auch wenn man das ganze nicht so todernst nimmt. Die Prüfung interessierte uns wenig. Wir haben das Training so angepasst, dass Charly in unserem individuellen Alltag ein angenehmer Begleiter ist, den mal überall hin mitnehmen kann, der sich im benimmt und der uns nicht den letzten Nerv kostet. Das ist uns geglückt. Sind seine Bedürfnisse erfüllt, bleibt er ruhig und auch alleine, stellt nix an.


    Aber, ich bin mir fast sicher, dass ohne die Möglichkeit täglich ins Wasser zu gehen, unser Hund im Alltag lange nicht so gut funktionieren würde. Ihm die Möglichkeit zu verwehren, Dinge aufzunehmen und wegzutragen (dafür haben wir genügend verschiedene Apportel in Haus und Garten, die "seins" sind) würde ihn traurig und unzufrieden machen. Denn es scheint doch logisch, dass einer Neigung nachzugehen, Freude bereitet, zufrieden macht - geht Menschen auch nicht anders.


    Und ich bin mir auch sicher, dass die Hauptsache für einen Hund ist, dass man ihn im ersten Lebensjahr so gut wie nie alleine lässt, mit seinen Bedürfnissen, seinen Neigungen. Ob man nun mit ihm "arbeitet" oder einfach nur ein bisschen fördert - wichtig ist die Zuwendung, das Sicherheit geben, Geborgenheit und Vertrauen zu vermitteln, gemeinsam und miteinander Spaß zu haben - ein "Team" zu werden. Und natürlich den Junghund in Situationen zu korrigieren, wo sein Verhalten in die falsche Bahn gerät. Da heißt es sinnvolle Alternativen anbieten - wobei wir wieder bei der rassebedingten Neigung wären.


    Warum sie also nicht nutzen, wenn sie schon mal da ist?


  • Ich find es sehr spannend, dass du weißt was ich denke, wie hier die Spaziergänge aussehen und wie meine Arbeit aussieht. Entweder du liest nicht was ich schreibe, oder du weißt es einfach besser. Da erübrigt sich dann auch eine Antwort auf deinen Beitrag.
    Nur eins: ich bin sehr froh ihn mit 11 Wochen schon zum Juz mitgenommen zu haben. Ich bin mir bewusst wie anstrengend das für einen Hund sein kann, allein die Lautstärke. Er kennt das seit kleinauf und ihn schockt so schnell nix mehr was im Juz passiert. Eine knallende Tür, laute Musik, Geschrei usw. jucken ihn nicht und er sieht das Büro als seinen Rückzugsort. Die Gewöhnung wäre viel schwieriger geworden, wenn ich ihn erst als erwachsenen Hund da mitgenommen hätte.



    Es ist trotzdem erstmal ne Frage wert, wieso der junge Hund vom Dummytraining geschont wird, aber im Jugendzentrum bereits Hochleistung bringen "muss". Diese Art von Arbeit gilt es nicht zu unterschätzen.

    Warum gehst du davon aus, dass ich das unterschätze?
    Es ist so, dass er zur Arbeit mitkommen muss, weil er noch nicht so lange allein bleiben kann. Das heißt aber nicht, dass er täglich aktiv eingesetzt wird.
    Dummytraining zusätzlich find/fand ich tatsächlich viel für ihn, vor allem da wir an den Wochenenden auch noch Termine hatten. Aber so langsam (wiegesagt ab September oder Oktober) werden wir das dann auch angehen.



    Wie darf man sich eigentlich die Arbeit im Jugendzentrum vorstellen? :???:
    Ich hab da so gar kein Bild dazu.

    Danke für deine Frage!
    Bei uns ist es so, dass es 4 Öffnungstage gibt a 4 Stunden. Es kann theoretisch jeder kommen in einem bestimmten Alter, aber eigentlich kommen immer die gleichen. Allgemein bieten wir vor allem Freizeitbeschäftigungen an und helfen bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen.
    Leo ist von den 4h maximal 3h mit dabei, d.h. nicht allein im Büro. Maximal eine halbe Stunde wird etwas mit ihm aktiv gemacht, wobei ich da jetzt die Begrüßungen, Streicheleinheiten ausklammere.
    Die halbe Stunde umfasst meist: wie gehe ich mit einem fremden Hund um, welche Regeln sind bei Leo zu beachten, wie bringe ich einem Hund Tricks bei usw. je nachdem wie interessiert die Jugendlichen sind und was sich gerade anbietet.
    Gestern war zum Beispiel eine Jugendliche da die Angst vor Hunden hat. Da haben wir dann eben geübt mit Leo, was man machen kann, wenn er begrüßen möchte. ("Geh ab" sagen, auf "verpiss dich" hört er nicht :roll: :D )
    Die meiste Zeit ist er allerdings dann nur dabei, bleibt bei mir. Wenn ich sitze, liegt er bei mir, aber er darf sich in einem gewissen Rahmen sehr frei bewegen, was sehr wichtig für einen "Therapiehund" ist, dass er eben auch weg kann wenn es ihm zu viel wird. Eine Hunderuhezone gibt es auch, da darf dann keiner an ihn ran und muss ihn eben ruhen lassen.

  • Ich finde diese Ferndiagnosen immer sehr fragwürdig. :roll:
    Letzten Endes kannst nur die einschätzen, was für deinen Hund gut ist und was nicht.


    Irgendwie ist doch deine Ausgangsfrage auch in eine andere Richtung gedacht oder? :???:


    Dir gehts doch eher um den Leistungsdruck, der durch andere HH mit der selben Rasse gemacht wird?
    Dieser Leistungsdruck ist heutzutage wirklich extrem.
    Mein Hund ist der Beste, kann am Höchsten, Weitesten, Schnellsten. =)


    Etwas gemeinsam mit seinem Hund machen, ist toll, aber es sollte nicht ausarten und unter Zwang stehen, nur weil es "in" ist.
    Soll der Hund ein reiner Familienhund sein, ist es auch schön, sofern es dem Hund reicht.
    Warum sollte man ihn dann unnötig hoch puschen? :ka:


    Lass dich nicht unter Druck setzen und hör auf dein Bauchgefühl.
    Wenn es Leo gut damit geht, so wie du es jetzt händelst, dann ist doch alles Ok! ;)

  • @Liv
    Ich finde dein Beitrag ist nicht am Thema vorbei.
    Diese kleinen Aufbauarbeiten wie du sie beschreibst machen wir schon, aber halt nicht so zielgerichtet und perfekt wie das vielleicht mit "ordentlichem Training" möglich wäre.
    Ist die Frage, wieviel da wirklich nötig ist und ab wann man das zu locker angeht für seine Rasse. Obwohl ich jetzt der Meinung bin, dass es anfangs ruhig etwas lockerer und spielerischer sein darf.




    @charly2802
    So wie du das beschreibst mach ich das auch. Also das was der Hund im Alltag anbietet verstärken und den Neigungen des Hundes versuchen gerecht zu werden. Aber ohne gezieltes Training. Da kann es dann halt sein, dass sich Fehler einschleichen, die im Alltag total wurscht sind, aber für ambitionierte Leute einen schiefen Blick wert sind.


    Bin nun aber, dank einiger Beiträge hier, davon überzeugt, dass man da nicht zu viel drauf geben sollte :smile:

  • Ich finde das nachdem was Du schilderst , die "arbeit" im Juz nicht mit der Arbeit eines Therapiehundes im Behindertenbereich oder gar als Blindenhund zu vergleichen und somit auch für einen jungen Hund nicht zuviel ist , und ich kann aber nichtdestotrotz verstehen das Du auch noch Dummyarbeit dann doch zuviel findest weils eben schon ziemlich viele Eindrücke gibt an was Leo sich gewöhnen muss ,

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