Abzocke in der Kleintierpraxis SWR Fernsehen

  • @Bonadea


    Du hast das für angestellte Tierärzte aufgedröselt. Da habe ich gleich mal gegoogelt, was ein Freiberufler so verdient.


    "Basierend auf einer Umfrage des statistischen Bundesamtes unter 351 Praxen kommen selbständige Tierärzte im Durchschnitt auf einen jährlichen Verdienst von rund 54.000 €.
    ...
    Die Zeitschrift Stern gibt das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen von selbständigen Tierärzten mit 2.700 €* an."



    Quelle: Gehaltsreporter



    Das finde ich erschreckend wenig, wenn man Ausbildung, Arbeitsbelastung usw. bedenkt.

  • Es gibt ja doch viele normale niedergelassene Tierärzte, die ich sag mal 'negativ auffallen'. Die Klassiker, die ich selbst schon erlebt habe sind unzeitgemäßes Impfen, Futter andrehen wollen oder wegen jedem Furz Antibiotika spritzen.. Und wo man eben das Gefühl hat die haben seit dem Studium kein Paper mehr in die Hand genommen. Tierärzte, die sich heute nicht mit moderner Fütterung auseinandersetzen etc.
    Ob das wohl mit dem vergleichsweise niedrigen Einkommen zu tun hat?

  • Es gibt eine Fortbildungspflicht für Tierärzte. In meiner Kammer sind das 8 Fortbildungsstunden im Jahr - das ist an sich eher wenig, hat man schnell an einem Wochenende zusammen.


    Aber ich glaube nicht, dass das Einkommen was mit der Einstellung der Tierärzte zutun hat. Eher was mit den "Generationen" - TA vom alten Schlag haben das eben damals so gelernt, es funktioniert, als ändern sie auch nichts.

  • Es gibt ja doch viele normale niedergelassene Tierärzte, die ich sag mal 'negativ auffallen'. Die Klassiker, die ich selbst schon erlebt habe sind unzeitgemäßes Impfen, Futter andrehen wollen oder wegen jedem Furz Antibiotika spritzen.. Und wo man eben das Gefühl hat die haben seit dem Studium kein Paper mehr in die Hand genommen. Tierärzte, die sich heute nicht mit moderner Fütterung auseinandersetzen etc.
    Ob das wohl mit dem vergleichsweise niedrigen Einkommen zu tun hat?

    Eher nicht.....


    Das mit dem "Antibiotika spritzen bei jeden Furz" hat sicherlich seine 2 Gesichter.


    Es gibt informierte Tierhalter, die möglichst (Ich betone: möglichst!) wenig Belastung für ihre Tiere wollen. Die scheinen aber eher die Minderheit zu sein.
    Daneben gibt es wohl haufenweise Tierhalter, die unbedingt eine entsprechende Behandlung wünschen (Wenn das Tier nicht einen sehr ernsthaften Furz hätte, würde man ja nicht den TA aufsuchen, nicht wahr...) und die große Menge der (hauptsächlich Internetforen geprägte Tierhalter, die auch bei blutigem Durchfall mit Dehydration in Foren schreiben: Der TA wußte nichts besseres als Antibiotika zu geben....., auch, wenn sie in diesem Fall vielleicht lebensrettend waren, was dann aber gerne nicht erwähnt wird ;)


    Moderne Fütterung...


    Welche ist das? BARF? Teure Futtermittel aus Übersee? Alles füttern?... Es gibt soooo unendlich viele Varianten der EINZIGEN richtigen Fütterung, Vielleicht, NUR VIELLEICHT, hat der TA ja gute Gründe, an die seine zu glauben (vor allem bei diätischen Futtermitteln bei bestimmten schweren Erkrankungen!)


    Was soll das mit niedrigen Einkommen zu tun haben?


    Die schwarzen Schafe sind meist doch diejenigen, die am überzeugendsten blenden können.
    Zum Glück ja die Minderheit!

  • Daneben gibt es wohl haufenweise Tierhalter, die unbedingt eine entsprechende Behandlung wünschen

    Ist beim Humanmediziner ja nicht anders.
    Ohne viel Brimborium fühlt man sich als Patient ja nicht ernst genommen. ;)


    Als meine Betsey in die Jahre kam und ab und zu sehr unmotiviert wurde, hat mein TA sie durchgecheckt, eine Blutprobe genommen und meinte dann: "Wenn sie etwas abnehmen würde, wäre sie wieder fitter."


    Sowas will man als Patient(enbesitzer) meistens ja nicht hören. Man möchte alles machen wie bisher und Pillen kriegen gegen mangelnde Selbstkritik. ;)


    Meine Betsey habe ich dann auf Diät gesetzt, und es ging ihr wirklich besser. (Dass sie alt wird, dagegen können aber weder Ernährung noch Pillen etwas machen. Die Uhr tickt halt.)

  • Cattlefan - das ist auch meine Beobachtung, guter Beitrag!


    Der Ottonormalhundehalter ist nun mal kein Dogforumleser. Ich würde mal behaupten 80 Prozent der Patientenbesitzer sind mit der Behandlung nur zufrieden, wenn es das volle Programm gibt! Oft habe ich bei Kleinigkeiten (milder Zwingerhusten, einen Tag Durchfall, etwas Kötzeln ....) gesagt "ich glaube nicht, dass wir in diesem Fall eine Antibiose geben müssen, wir können es daher gern erstmal ohne probieren" - Reaktion? Ein entsetztes Gesicht und die Erklärung "dass es ja doch schon ganz schlimm ist und man lieber nicht auf AB verzichten möchte". Also landet die Spritze doch im Hund.


    Also ja ... dass Vorurteil von AB-wütigen Tierärzten .... naja.


    Gleiches zum Thema Futter. Natürlich sehr lobenswert, dass so viele Tierhalter mittlerweile fast schon Ernährungsexperten sind - aber die allermeisten sind es nach wie vor nicht - und bei schweren Erkrankungen kann es durchaus sinnvoll sein eine "böse TA-Diät" mit auf den Weg zu geben, als den Leuten an den Kopf zu knallen "ja jetzt lesen Sie sich doch mal schlau, kaufen alles mögliche ein, kochen drauf los und hoffen, dass sie alles richtig machen!".


    Nicht falsch verstehen - wirklich nicht - aber die meisten Tierbesitzer sind eben nicht so aufgeklärt und haben daran auch nicht so das große Interesse. Da ist es doch besser ihnen ein wissenschaftlich hergestelltes Produkt mitzugeben, als zu riskieren, dass man sie ins offene Messer laufen lässt. Ich war früher auch nicht so der Fan von hills und RC - sehe es auch jetzt teilweise noch kritisch - aber die funktionieren, dass sehe ich ja tagtäglich in der Praxis.

  • Beim Futter spreche ich nicht von den "medizinischen"Sorten, die sicherlich ihre Berechtigung haben.
    Moderne Fütterung bietet für mich eben vielseitige Möglichkeiten, nicht richtig oder falsch.
    Aber wenn ich in eine Praxis komme und als erstes einen Aufsteller mit den neuesten lifestyle Sorten von royal canin sehe, dann frag ich mich was ich schlimmer fände: dass der TA wirklich glaubt, dass das sinnvolles Futter ist, oder das er es nicht glaubt und trotzdem verscherbelt.


    Mir ist es durchaus bewusst, dass die Halter oft großen Druck ausüben. Mir ist auch bewusst, dass Tierärzte wirtschaftlich Denken und Kunden binden müssen. Ich habs schonmal erzählt, Chefin war mit 40kg Labbihündin beim Notdienst wegen Husten oder so. Und war hochgradig empört dass der meinte der Hund sei zu dick. 'Das stimmt doch nicht und sowas sagt man doch nicht. Da gehen wir nie wieder hin!!' ...
    Ich kann verstehen, dass Tierärzte sich nicht permanent mit Kunden "anlegen" KÖNNEN, wenn sie überleben wollen. Aber es gibt doch trotzdem bestimmte Ideale, die man als TA vertreten sollte?! Nicht artgerechte Haltung (von Kleintieren) ansprechen z.B. Oder dass man eben nicht spritzt, wenn man es fachlich nicht für nötig hält, nur um Herrchen zufrieden zu stellen. Für mich hat dieses Verhalten bei allem Verständnis was von Resignation. Und da frag ich mich halt woher das kommt.

  • Ich kann verstehen, dass Tierärzte sich nicht permanent mit Kunden "anlegen" KÖNNEN, wenn sie überleben wollen. Aber es gibt doch trotzdem bestimmte Ideale, die man als TA vertreten sollte?! Nicht artgerechte Haltung (von Kleintieren) ansprechen z.B. Oder dass man eben nicht spritzt, wenn man es fachlich nicht für nötig hält, nur um Herrchen zufrieden zu stellen. Für mich hat dieses Verhalten bei allem Verständnis was von Resignation. Und da frag ich mich halt woher das kommt.

    Diese "Resignation" kommt daher, dass Tierbesitzer eben zu einem anderen Tierarzt gehen werden, wenn er konsultierte Arzt ihr Tier nicht "richtig" behandelt, also etwas spritzt und/oder ein Medikament verordnet.


    Hausmittel oder der Tipp, das übergewichtige Tier abnehmen zu lassen, sind da nicht gefragt. Wie oft sagen empörte Labradorbesitzer zu einem befreundeten Tierarzt "der ist nicht zu dick, das ist ein Labrador!!! Der muss so sein!!!" Was soll ein Tierarzt dem entgegensetzen? Da sind Diskussionen sinnlos. Die Leute suchen sich einfach einen "besseren" Tierarzt, der die Klappe hält und irgendwas macht, egal ob notwendig oder nicht :/ . Danach kann man sich dann auch noch über die Kosten aufregen :roll: .

  • dalai Lina - im Grunde hast du recht, ich bin in der Theorie ganz bei dir. Und Resignation - das ist absolut das richtige Wort. Irgendwann wird man einfach müde ....


    Aber ja, es ist eben schwierig. Auf der einen Seite ERWARTET der Tierbesitzer ja, dass man als Tierarzt medizinisch richtig handelt, aber der Tierbesitzer "weiß selbst" halt auch immer was das richtige ist (ob das jetzt mal wirklich so ist, sei dahingestellt).


    Lest euch doch mal hier Tierarztthemen im Gesundheitsbereich durch - wie oft kann man hier lesen "also wenn der Tierarzt nicht das macht, was ich will, dann ist der gestorben, dann gehe ich halt zum nächsten. Mein Geld, meine Entscheidung!"
    Und ganz beliebt "also dieser Tierarzt würde mich nach der Behandlung nie mehr wiedersehen" ....
    Wichtig ist für mich daher, dass ich medizinisch berate, die Entscheidung was gemacht wird, soll aber vom Tierhalter kommen (zumindest in gewissen Grenzen) - denn dann heißt es am Ende nicht "aber der Tierarzt hat ja gesagt .... und jetzt wurde falsch behandelt .... und hätten wir doch mal ......".


    Es gibt ja eben auch für viele Fragestellungen immer mehrere Möglichkeiten weiterzumachen. Die einen wollen bei einem Hautpickelchen am Besten direkt das ganze Prorgramm der Hautabklärung und sind auch sauer, wenn man sie mit "beobachten, waschen und hier eine Salbe" nach Hause schickt. Die nächsten würden sich dagegen furchtbar monieren, wie man wegen so einer Lapalie gleich ein Fass aufmacht - dann heißt es dann, wieso der böse Tierarzt wegen so einem "Furz" gleich so viel Diagnostik betreibt, bestimmt nur, damit er Geld machen kann!


    Wie man es macht, macht man es falsch.


    Zum Futter nochmal ... ich bin da einfach etwas kritisch. Aber ich würde es schon auch verkaufen, wenn ich es in dem Fall für nötig halte. Aber für einfache Fragestellungen käme das für mich nicht in den Sinn. War erst letztens auf einer Fortbildung, wo auch einer dieser "Firmen" einen Abschnitt über diätetische Maßnahmen bei Darmerkrankungen begleiten durfte. Im Vortrag hatten sie dann wunderschön auf einer Folie alle Gründe aufgeschrieben, warum man auch bei "einfachen Durchfall" nicht immer gleich nur zur Reis und Hühnchen raten sollte, sondern eine der fertigen Diäten mitgeben sollte ... das war mir dann auch too much und auch irgendwie völlig lächerlich. Naja ... aber die sind eben Wirtschaftsunternehmen und wollen und müssen verkaufen - da muss man eben auch als Tierarzt recht kritisch bleiben, denn die können SEHR überzeugend sein ;-)

  • Man hat aber halt auch kaum ne andere Möglichkeit. Wenn ich z.B. eine reine TW-Impfung für 3 Jahre will und der TA meint, es gäbe nur die 1-Jahres-Kombi-Impfung, dann kann ich mit ihm diskutieren oder ich geh in eine Praxis, die das impfen was ich will..


    Ich als Kunde habe im Grunde die Macht (Gott klingt das ätzend). Das kann positiv, aber auch negativ sein (wenn man eben unnützes Zeug verlangt)..

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