Abzocke in der Kleintierpraxis SWR Fernsehen

  • Danke für den Link!


    Ich finde den Bericht sehr einseitg muss ich sagen.


    Zur Erklärung: ich arbeite in einer sehr großen Tierklinik als Tierärztin und kenne also das "tagtägliche" Geschäft. Unser Klientel reicht von Hartz4 Empfängern bis zum Großverdiener und dementsprechend sind die Erwartungen an Leistung und Preis natürlich extrem unterschiedlich.


    Was mich an dem Bericht stört, ist dass tierärztliche Leistung kaum wertgeschätzt wird. Wird ein Tier drei Tage intensiv behandelt und verstirbt am Ende trotzdem, verstehe ich nicht, warum man den Tierärzten oder der Klinik einen Vorwurf macht. Dass eine intensive Betreuung nun mal Geld kostet und dass auch Ärzte keine Glaskugel haben und schwerkranke Tiere trotz Versorgung ihren Grunderkrankungen oder Verletzungen erliegen können, muss doch jedem klar sein? Ich verstehe aber die Emotionen dahinter, so ist es nicht.


    Fundtiere oder verletzte Tiere werden bei uns zum Beispiel immer notfallmäßig behandelt. Aber keine Klinik kann einfach so Patienten umsonst behandeln. Dann kann eine Klinik auch gleich zumachen.


    In der Szene in der die Katze kastriert wird, stören mich auch so ein paar Dinge. Er redet von Standardeingriff und 3,50 Euro - die Katze ist nicht mal intubiert, er trägt nicht mal Haube und Mundschutz ... ja, würde es bei uns niemals geben. Dafür berechnen wir eben auch noch Intubationsnarkose und Verbrauchsmaterialien. Punkt.


    Der medizinische Anspruch wächst immer mehr und gleicht sich dem der Humanmedizin immer mehr an. Modernere Geräte, bessere Narkosen, besseres chirurgisches Material - das kostet nun mal alles Geld.


    Es ist ja so - so lange beim "billigen" Eingriff alles glatt läuft, ist man zufrieden. Kommt es aber zu Wundheilungsstörungen, Narkosezwischenfällen mit Todesfolge oder postoperativen Komplikationen, könnte man genauso ein nettes Filmchen über "Tierarztpfusch" drehen und fehlenden Sicherheitsmaßnahmen oder fehlender Hygiene whatever. Preisunterschiede können sich eben auch einfach im Equipment niederschlagen und der besseren Überwachung von Patienten. Das ist Leistung, die erbracht wird, und sie sollte auch so abgerechnet werden dürfen.


    Im Fall des "Tumorhundes" finde ich das Vorgehen und die Abrechnung weitestgehend korrekt. Leider wird überhaupt nicht klar, wie der Hund in der Klinik vorgestellt wurde. Aber Venenkatheter, Infusion und Röntgenbilder bei so einem Hund finde ich legitim - es kann ja keiner die Hand auflegen und raten, was der Hund hat - da die Besitzerin ihn offensichtlich da gelassen hat, musste sie ja bei Vorstellung des Hundes noch nichts von dem Tumor gewusst haben, sonst hätte man ja gleich einschläfern können ohne weitere Diagnostik. Einzig das CT verwirrt mich dann auch .... wozu? Und wurde die Besitzerin nicht informiert?


    Wir besprechen die Kosten eigentlich immer mit den Leuten, und auch jede Untersuchung wird mit den Besitzern erläutert. Ohne Einverständnis der Besitzer läuft bei uns nichts. Es gibt nun mal Leute, die wollen NICHTS machen und auch nichts bezahlen, und es gibt die, die wollen ALLES machen. Das muss ich als Tierarzt vorher wissen, und nicht erst hinterher.

  • Ich fand den Beitrag auch relativ kurz... aber egal, es gibt überall solche und solche Menschen.
    Die Abzocker wird es genauso immer geben, wie die Idealisten, die sich kaputtarbeiten und nicht reich werden.


    Meine Lieblings-TA hat oft wenig Zeit, aber sie ist einfach eine verdammt gute TA. Einmal konnte sie einem meiner Tiere nicht mehr helfen, und hat mir sogar die Behandlungskosten erlassen, hat danach lange mit mir telefoniert, alles durchgesprochen, getröstet... Sie ist nicht die günstigste TA, dafür weiß ich aber, dass sie mir nichts Unnützes aufschwatzen würde!
    Ich vertraue ihr einfach, und ich wüßte auch, im Zweifel kann ich bei ihr auch in Raten zahlen, wenn ein großer Batzen anfallen würde.


    Mich fasziniert schon, was man heute so alles machen kann in der Tiermedizin - aber auf der anderen Seite, wenn man so sieht was manche Dinge kosten... also 10.000€ könnte ich nicht aufbringen und wollte es ehrlich gesagt auch nicht.


    Davon ab hat mich neulich ein Bericht völlig umgehauen, in dem dokumentiert wurde, wie beim Menschen das Kreuzband durchaus nachwachsen kann ohne OP, mittels spezieller Massage-/und Drucktechniken am Knie bzw. der Faszien in dem Bereich. Das würde wahrscheinlich dann auch am Tier funktionieren, wenn man wüßte wie. Wir wissen soviel, und am Ende doch so wenig...

  • @Bonadea


    Vielen Dank, du sprichst mir aus der Seele.


    Sicher gibt es schwarze Schafe, die ihre Kunden abzocken, aber man muss eben auch einfach sehen, dass gewisse Standards Kosten haben.
    Aber leider ist es hier wie so oft im Leben, die Leute wollen alles haben und zwar in Highend Qualität, aber kosten darf es bitte nichts.


    Ein befreundeter Tierarzt erzählte mir mal, die schlechteste Zahlungsmoral herrscht bei Einschläferungen und bei Eingriffen wenn das Tier dennoch verstirbt. Viele Leute sehen nicht ein, dass sie für die erbrachten Leistungen dennoch bezahlen müssen, auch wenn der erwünschte Erfolg ausbleibt.


    Und zum Thema unnötige Leistungen aufschwatzen... ich kenne es jetzt aus jahrelanger Erfahrung genau andersherum. Der Hund humpelt und TA eins macht eine Gangbildanalyse, tastet ab und verschreibt nichts außer 14 Tage Ruhe? Ist nicht gut genug... ab zum nächsten TA mit vollem Röntgenprofil, der selben Diagnose und einer Tüte Schmerztabletten.
    Der Hund hustet und der TA empfiehlt lauwarmen Thymiantee und Ruhe? Zu unsicher, ab zum nächsten TA, zur Sicherheit ein Ultraschall, weil es könnte ja was im Hals stecken und zur Sicherheit noch gleich 10 Tage Antibiotika.


    Mein TA berechnet auch den doppelten Satz, es gibt keine vertraulichen Pläusche und ob meine Tante Ilse gerade in der Stadt ist, ist ihm auch egal. Aber er versteht sein Handwerk und im Notfall habe ich auf Abruf 24 Stunden 7 Tage die Woche ein OP Team bereitstehen und alle Untersuchungsapparaturen die man theoretisch brauchen kann. Eine Menge Leistung, die eben auch ihren Preis hat.
    Dass die kleine Dorfpraxis viel günstiger arbeiten kann, ist mir bewusst. Nur wenn ich dort Samstagnacht anrufe, geht nicht einmal der Anrufbeantworter ran und wenn ich es doch mit einem Notfall innerhalb der Sprechzeiten dorthin schaffen würde, wäre alles, was über ein Röntgen hinaus geht zu viel verlangt. Von einer Not OP reden wir mal gar nicht...


    Es hat eben alles seinen Preis, dazu muss es nicht einmal unseriös sein.

  • Zur Erklärung: ich arbeite in einer sehr großen Tierklinik als Tierärztin und kenne also das "tagtägliche" Geschäft. Unser Klientel reicht von Hartz4 Empfängern bis zum Großverdiener und dementsprechend sind die Erwartungen an Leistung und Preis natürlich extrem unterschiedlich.

    Das sehe ich aber ganz anders:
    Die Erwartungen an den Preis ist nicht von der
    Bandbreite der Bevölkerung von H4 bis
    Großverdiener auszumachen, sondern
    seit der quasi Geldentwertung der DM und
    Einführung des Euro, Preise rauf und Löhne runter,
    sind die Preise von jetzt auf gleich explodiert und in
    wenigen Wochen und Monaten gabe es Preissteigerungen
    bis über 300%, neben den normalen jährlichen Steigerungen,
    die Menschen haben wenigstens alle 50% weniger in der Tasche.
    Das gilt nur für die Arbeitnehmer, Rentner u.v.a., nicht für
    Unternehmer.
    Man setzt auf Zeit und junge Menschen wissen immer weniger
    den Zusammenhang, zeigen auch die Postings.


    Was mich an dem Bericht stört, ist dass tierärztliche Leistung kaum wertgeschätzt wird. Wird ein Tier drei Tage intensiv behandelt und verstirbt am Ende trotzdem, verstehe ich nicht, warum man den Tierärzten oder der Klinik einen Vorwurf macht. Dass eine intensive Betreuung nun mal Geld kostet und dass auch Ärzte keine Glaskugel haben und schwerkranke Tiere trotz Versorgung ihren Grunderkrankungen oder Verletzungen erliegen können, muss doch jedem klar sein? Ich verstehe aber die Emotionen dahinter, so ist es nicht.

    Tierärztliche Behandlungen wurden noch nie so
    hoch geschätzt wie heute. Mal ein Beispiel:


    Zu DM-Zeiten kostete ein Kaiserschnitt rd. 260 DM /2-facher Satz,
    war's am Wochenende, kamen 50 DM max. drauf, rd. 300 DM.
    Gleich nach der Einführung des Euro waren es rd. 300 Euro,
    das sind kleine 600 DM und 100% Steigerung.


    Als ich neulich hier in der Praxis anrief wegen der Kosten
    eines Kaiserschnittes, lachte die TÄ mich aus und meinte,
    ich könnte min. ab 500 € aufwärts rechnen und das auf'm
    Dorf. Vielleicht hätte sie 600 genommen und sind kleine
    1200 DM, also rd. 400% Preissteigerung zur DM.
    So sieht es aber in allen Branchen aus.


    Wenn aber jetzt das Argument kommen sollte: "ja das kostet
    ja alles Geld und teuer geworden ect.pp." muss man sehen,
    dass es für den kleinen Mann und Arbeitnehmer, Rentner
    genau so teuer geworden ist, nur mit dem Unterschied:
    der Unternehmer zieht Preise an und holt sich die Teuerung
    vom Arbeitnehmer und Rentner, letztere können das nicht,
    haben 50% wenigstens weniger in der Tasche und haben noch
    den Spaß, galoppierende Preise in Kauf zu nehmen.

  • Habe neulich von einem Hund gehört, der durch mangelnde Versorgung in einer renommierten Tierklinik verstorben sein soll. Das ist beunruhigend, denn gerade eine nicht-private Klinik hätte ich als weniger gewinnorientiert und daher eher fachlich orientiert eingeschätzt.

    Meine Hündin wäre wohl recht sicher gestorben, wenn ich nicht in eine 2. TK wäre, sondern auf die 1. TK gehört hätte.
    In der 1. wurde eine Lungenentzündung diangostiziert (was 5 TÄ danach nicht bestätigen konnten). In Wirklichkeit hatte der Hund eine Hirnhautentzündung. Fragen nach Meningitis wurden mit 'Nein, das kann es definitiv nicht sein' abgeschmettert.
    Ich hab dann 2 weitere TÄ befragt und beide haben (unabhängig voneinander) sofort gesagt, alles deutet auf Meningitis hin. In der 2. TK sah man es auch so und hat sofort alles eingeleitet um Fou diesbezüglich zu untersuchen.
    Im Grunde hat bei Fou wirklich alles auf eine Meningitis hingedeutet. Noch deutlich ginge eigentlich gar nicht.



    Jetzt hat die 1. TK aber keinen schlechten Ruf und ich bin überzeugt davon, dass wir einfach nur Pech hatten. Die TÄ war mAn völlig überfordert und (zumindest auf dem Gebiet) völlig unerfahren. Kann passieren, sollte es aber eigentlich nicht und mich bzw. meine Hunde sieht diese TK auch nie wieder ;)
    Ich durfte im Grunde 600 Euro zum Fenster rauswerfen. Klar haben sie die Leistungen erbracht, die in Rechnung gestellt wurden. Nur waren sie einfach völlig überflüssig und das, was man hätte tun müssen, wurde nicht gemacht.


    Die 2. TK hat in meinem Bekanntenkreis eher einen schlechten Ruf. Dort ist wohl schon öfters mal was schief gelaufen. Tja..bei uns waren sie top! So unterschiedlich sind die Erfahrungen und Meinungen.




    Es gibt in jedem Bereich schwarze Schafe und somit gibt es sie auch unter den TÄ.
    Ich kenne TÄ die abzocken, welche die Ärger wegen Betrugs hatten, welche die nur das nötigste oder viel zu viel tun und ich kenne eben TÄ, die diesen Beruf einfach nur klasse ausüben (die überwiegen gnadenlos). Deswegen behandeln sie aber nicht umsonst, auch wenn das manche Leute gerne hätten. ;)

  • Den Beitrag hab ich leider verpasst und in der Mediathek steht, dass der Zeitraum abgelaufen ist, wo man ihn anschauen kann.


    Aber meine grundsätzliche Erfahrung mit Tierärzten ist, dass die wirklich guten oft günstiger sind als die schlechten. Ich war mal bei einem Tierarzt, bei dem sich leider im Notfall - normalerweise geht man ja nur zu Untersuchungen, Impfungen etc. und solang das Tier gesund ist, denkt man sich nix - rausgestellt hat, dass der völlig inkompetent war. Nicht mal eine Gelbsucht konnte der erkennen!
    Der nächste Tierarzt hat alles sofort erkannt und auch super behandelt. Und war nur halb so teuer.


    Wenn mir ein Tierarzt sehr teuer erscheint, unterstelle ich also gleich auch immer: taugen wird der sicher auch nicht viel. Klar, der unfähige Tierarzt musste ja auch so teuer sein bei Kinkerlitzchen. Denn bei richtigen Erkrankungen kam ja keiner zu ihm. Aber sowas merkt man ja erst, wenn das eigene Tier wirklich krank ist. Die meiste Zeit geht man ja nur hin zum jährlichen Check. Und da merkt man ja noch nicht, dass der Arzt nichts kann.

  • Nicht mal eine Gelbsucht konnte der erkennen!

    DAS hatte ich auch schon, damals bei Pepper.. Moah ging mir dieser Schnösel auf den Zeiger und das hat er auch gezeigt bekommen. Es wurde dann der TA gewechselt (innerhalb der TK), der für meinen Hund zuständig war :lol:



    Das mit dem Geld sehe ich aber anders. Ich kenne verschiedene TÄ/TK die wirklich top sind. Und sie schwanken preislich total..

  • Den Beitrag hab ich leider verpasst und in der Mediathek steht, dass der Zeitraum abgelaufen ist, wo man ihn anschauen kann.


    Aber meine grundsätzliche Erfahrung mit Tierärzten ist, dass die wirklich guten oft günstiger sind als die schlechten. Ich war mal bei einem Tierarzt, bei dem sich leider im Notfall - normalerweise geht man ja nur zu Untersuchungen, Impfungen etc. und solang das Tier gesund ist, denkt man sich nix - rausgestellt hat, dass der völlig inkompetent war. Nicht mal eine Gelbsucht konnte der erkennen!
    Der nächste Tierarzt hat alles sofort erkannt und auch super behandelt. Und war nur halb so teuer.


    Wenn mir ein Tierarzt sehr teuer erscheint, unterstelle ich also gleich auch immer: taugen wird der sicher auch nicht viel. Klar, der unfähige Tierarzt musste ja auch so teuer sein bei Kinkerlitzchen. Denn bei richtigen Erkrankungen kam ja keiner zu ihm. Aber sowas merkt man ja erst, wenn das eigene Tier wirklich krank ist. Die meiste Zeit geht man ja nur hin zum jährlichen Check. Und da merkt man ja noch nicht, dass der Arzt nichts kann.

    Das sind Deine Erfahrungswerte; ob man daraus ableiten kann, dass teuere Tierärzte unfähig sind , halte ich doch für sie sehr unangemessen.

  • Das sind Deine Erfahrungswerte; ob man daraus ableiten kann, dass teuere Tierärzte unfähig sind , halte ich doch für sie sehr unangemessen.

    Ich sag ja nicht, es ist so. Ich sage, dass ich persönlich das so unterstelle. Ich jedenfalls schaue seitdem dreimal hin, wenn ein Tierarzt für eine Kleinigkeit 50 Euro will. Denn bei dem ersten Tierarzt habe ich gerne viel bezahlt, der hatte auch eine tolle Praxis, alle Geräte etc. Aber dann erkennt er nicht mal eine Gelbsucht.


    Ich setze daher lieber wieder auf Tierärzte mit weniger toller Praxis, weniger Geräten und günstigeren Preisen. Die gucken ein Tier einmal an und wissen oft, was los ist. Zumindest bei der Gelbsucht. Aber da hab selbst ich erkennt, dass der Kater so gut wie tot ist. Und der Tierarzt laberte was von: altersbedingt verträgt er nicht mehr alles an Futter und ich solle ihm was kochen. Und dafür hat der mir noch 40 Euro abgeknöpft.


    Aber ich will nicht sagen: teuer=schlecht. Da das aber meine persönliche Erfahrung nunmal ist, halt ich mich fern von teuren Tierärzten mit chicken Praxen.

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