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Moin zusammen,
ich bin zur Zeit mit den Nerven total am Ende, könnte nur heulen.
Unser Hund, ein Jahr als und ein Jagthund-Mix, ist zuhause ein absolut folgsamer, lernwilliger, fröhlicher Hund. Wir haben ihn, seitdem er 9 Wochen alt ist. Mit der Erziehung haben wir sofort begonnen. Erwünschtes Verhalten wird Belohnt, unerwünschtes ignoriert. Auf Clickertraining hat er nie reagiert.Wir haben folgendes Problem:
Unser Hund reagiert draußen nicht auf uns. Sobald er andere Tiere oder
Menschen sieht, bleibt er stehen, fixiert und rennt dann auf das Objekt
seiner Begierde zu.
Das haben wir bisher probiert:
~ Leckerlies / Wurst: Er schaut nur kurz und ignoriert dann weiter.
~ Lieblingsspielzeug: Er ignoriert.
~ Ansprache leise / laut: Er ignoriert.
~ Weggehen in andere Richtung: Er blockiert mit seinem Körper und unterbricht sein Verhalten nicht.
~ Leine kurz / lang / Schleppleine: Er ignoriert.
~ Leinenruck: Er ignoriert.
~ Auspowern vor dem Spaziergang durch Dummytraining: Er ignoriert.
~ Stehen bleiben: Er ignoriert.
~ Richtungswechsel: Er blockiert und unterbricht sein starren nicht oder rennt weiter in die Richtung seines Objektes.Zuhause ist er absolut folgsam, sehr lernwillig, kennt viele Kommandos.
Auf die Couch darf er nur, wenn wir es erlauben.
Durch die Tür geht er immer als letzter.
Er bekommt sein Futter, nachdem wir gegessen haben.
Gespielt wird nur, wenn wir mit dem Spiel beginnen.
Neben Dummytraining auf der Wiese machen wir Intelligenzspiele, Gehorsamkeitsspiele, Geduldsspiele etc.
Täglich gehen wir 4 - 5 mal mit ihm raus, je 30-45 Minuten.
Zwischendurch gehen wir auch auf eine Hundewiese (mit Schleppleine), wo er nach Herzenslust toben, schnüffeln, buddeln und spielen darf.Auf anraten eines Tierarztes haben wir sein Futter umgestellt, auf weniger energiereiches Futter. Kein Erfolg.
Auf anraten mehrerer Tiertrainer- und Coaches habe ich ihn, um ihn ausseiner Erstarrung / Fixierung zu bekommen, auf den Rücken gelegt. Ersprang sofort wieder auf und setzte sein Verhalten fort. Und ein Nachbar
brüllte mich an und sagte, ich würde meine Hund misshandeln. Erklärungsversuche lies er nicht gelten und macht mich seitdem bei anderen Nachbarn schlecht.Die Nachbarn beobachten uns sehr genau und reden schon hinter unserem Rücken schlecht. Wir haben den Hund nicht unter Kontrolle, beschäftigen uns zuviel / zu wenig mit ihm, wir seien Tierquäler etc. Das belastet
mich sehr.Wir lieben unseren Hund und wünschen uns, dass die Zusammenarbeit zwischen uns und unserem Hund besser wird. Es verunsichert mich sehr, dass die Nachbarn Gerüchte verbreiten. Mitterweile gehe ich schon andere Wege mit unserem Kurzen, damit ich ihnen nicht begegne und somit meine Unsicherheit nicht auf ihn übertragen wird.
Bitte helft mir / uns.
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Du hast einen sehr jungen Hund, mitten in der Pubertät, der schon zu Hause einen Haufen Regeln befolgen muss, die aus Hundesicht völlig unverstänbdlich und sinnfrei sind (z.B. immer als letzter durch die Tür gehen).
Zusätzlich wird er sehr viel "bespaßt" und ist vermutlich einfach mit eurem großen Programm ziemlich überfordert (ca. 3h Gassi am Tag, dazu Dummytraining, Training zu Hause, Beschäftigung, etc. - das ist schon sehr sehr viel für einen so jungen Hund).Von Methoden wie Leinenruck, Auf den Rücken legen, etc. würde ich Abstand gewinnen.
Statt dessen solltet ihr gezielt an der Impulskontrolle und Konzentrationsfähigkeit arbeiten, damit euer Hund auch draußen ansprechbarer wird.
Dafür würde ich erstmal nur raus gehen, ohne große Ablenkung und ein wenig üben. Fordert nicht zu viel von eurem Hund, dafür ist es zu früh. Arbeitet euch langsam an die "interessanten" Dinge ran, erst mit großem Abstand und den langsam verkleinern :) -
Du hast leider den falschen Trainern vertraut und deine Nachbarn haben schon ein bisschen Recht, dich darauf anzusprechen.
Was meinst du mit "Auf Clickertraining hat er nie reagiert" ?
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Wenn er auf den Clicker nicht reagiert, dann habt ihr einen Fehler beim Aufbau gemacht. Welchen Fehler ihr gemacht habt, kann man schlecht sagen, ohne zu wissen, wie ihr es gemacht habt. Ein Hund achtet nicht auf euch, weil er euch dominieren will, sondern die Reize sind zu stark. Man muss langsam Verhalten aufbauen und es erst in Notsituationen anwenden, wenn der Hund sicher weiß, was er machen soll. Distanz zwischen den Objekt und dem Hund zu schaffen ist schon mal richtig. Erst dann könnt ihr ein Kommando geben und die Distanz zwischen Objekt und Hund langsam steigern.
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Durch die Tür geht er immer als letzter.
Was muss das teils für ein Aufwand sein? Und in meinen Augen vollkommen sinnlos. Wenn ich möchte, dass mein Hund situationsbedingt hinter mir geht, sage ich "zurück" oder "stopp" - ansonsten ist mir wurscht, wer zuerst die Tür rein oder raus geht.
Er bekommt sein Futter, nachdem wir gegessen haben.
Wozu? Man kommt nach dem Gassi heim, der Hund bekommt sein Futter und kann sich dann gemütlich zusammenrollen und schlafen. Warum sollte ich ihn hinhalten? Wozu soll das gut sein?
In meinen Augen sind solche Dinge einfach nur Schikane einem Lebewesen gegenüber, das total auf Dich angewiesen ist. Das macht die Bindung bestimmt nicht besser.
Täglich gehen wir 4 - 5 mal mit ihm raus, je 30-45 Minuten.
Viel zu oft. Fahr mal runter 2 mal größere Runde und ansonsten nur ganz kurz zum lösen - wenn vorhanden, dazu einfach in den Garten.
Dein Hund steht so was von unter Strom, weil er erstens keine längeren Ruhephasen hat und dazu noch mit merkwürdigen Erziehungsansichten unter Anspannung gehalten wird. Ist es kein Wunder, dass er sich überhaupt nicht (gerne) auf euch/dich konzentrieren kann/will.
Einer von den zwei Gassigängen, darf auch gerne ganz ohne jede Übungseinheit sein - einfach relaxen - schnuppern dürfen, nicht an der Leine rumgezerrt werden, vielleicht mit einem anderen Hund spielen können usw. - das ist SEINE Stunde, wo mal nichts von ihm gefordert wird.
Ihr solltet erst mal Grundlagen schaffen, dass Euer Hund überhaupt aufnahmebereit ist für Signale - dies schafft man nicht mit Gewalt, sondern mit Vertrauensbeweisen und Geborgenheit. Ein Hund sollte gerne zu Dir aufsehen und nicht aus Angst und mit Zwang gehorchen. Der perfekte Rückruf ist eine langwierige Sache ... da gehen schon mal Jahre ins land. Bis dahin sollte man kritische Situationen möglichst meiden bzw. rechtzeitig anleinen. Rückruf ganz oft ohne Ablenkung üben und mit Ablenkung auch mal ne fünf gerade sein lassen. Verständnis ist auch ne prima Sache - ist noch ein Kind und keine Maschine. Und er ist in der Pubertät - keine leichte Zeit für alle Beteiligten. Da braucht es Geduld und keine falsche Strenge.
Sicher folgen noch detailiertere Antworten - das ist mir halt als erstes ins Auge gestochen.
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Erwünschtes Verhalten wird Belohnt, unerwünschtes ignoriert.
Da mag schon der Fehler im System liegen. Unerwünschtes Verhalten kann ich nicht ignorieren, außer es handelt sich um aufmerksamkeitsheischendes Verhalten.
Ansonsten wird Ignorieren als stille Zustimmung gewertet bzw. die Frage ist, ob der Hund überhaupt merkt, wenn sein Verhalten ignoriert wird.Erwünschtes Verhalten zu belohnen ist richtig und das sollte man auch so viel machen, wie möglich.
Allerdings braucht der Hund genauso gut Grenzen gesetzt und es muss ihm vermittelt werden, was erlaubt ist und was nicht. Gerade durch kleine Konflikte/Diskussionen zwischen Mensch und Hund entsteht eine ernsthafte Beziehung. Ich kann meinen Status verdeutlichen und der Hund ist froh, wenn er geführt wird. Und dann habe ich eine gute Basis.
Zum Grenzen setzen zählt nicht, wer zuerst durch die Tür geht und wer zuerst frisst und solche althergebrachten Geschichten. Das hat gar keine Auswirkung auf Beziehung.
Sondern einfache Dinge, wie dem Hund auch mal etwas strikt verbieten, ihn in der Bewegung einzuschränken, in sein Körbchen zu schicken usw. und das halt alles situativ. Ihm also auch mal was abverlangen, selbst aktiv und nicht nur der Leckerchengeber sein.
Bei einem Jagdhundetypus wäre es zudem sehr wichtig, eine entsprechend gute Frustrationstoleranz und Impulskontrolle einzuüben, damit er auch unter schwieriger Ablenkung (wie bei euch Hundebegegnungen) kontrollierbar bleibt.
Im Konflikt "Hundebegegnunge" selbst kannst Du momentan erst mal wenig machen, am besten zeitweise einfach mal gar nichts. Auf der anderen Seite müsstest Du an anderer Stelle prohphylaktisch für solche Situationen ein Abbruchsignal, Orientierung an Dir, Leinenführigkeit, Frustrationstoleranz, Impulskontrolle usw. üben, um es später im schwersten Konflikt überhaupt anwenden zu können.
Also quasi erst mal "trocken" gewisse Grundregeln üben und dann erst anwenden, wenn diese sicher funktionieren. Im Training muss die Ablenkung später mit eingebaut werden und auf verschiedenen Umgebungen verallgemeinert werden. Und est dann wird in einer kontrollierbaren Hundebegegnung weiter geübt.
Ich denke, ohne eine entsprechend guten Trainer kommst Du hier gerade nicht weiter.
Deine bisherigen Trainer waren scheinbar nicht entsprechend qualifiziert.
Du brauchst jemanden, der erst mal ein grundlegendes Anamnesegespräch mit Dir führt und einen vernünftigen und praktikablen Trainingsplan erstellt und der nicht mit Dir direkt bei einer Hundebegegnunge übt. Das KANN nicht funktionieren.
Ein Trainer, der erst mal an anderer Stelle und im leichter machbaren Bereich anfängt, der vielleicht zuhause etwas verändert, die grundlegend erklärt, wie Hunde lernen usw. würde ganz anders an die Sache ran gehen.Und meistens ist es tatsächlich so, dass der Ansatz bei Dir zuhause geändert werden muss. Das Verhalten draußen ist nur das Symptom, die Ursache liegt sehr wahrscheinlich im gesamten Umgang mit dem Hund. Und da muss ich ansetzen, wenn ich grundlegend etwas ändern will.
Das Symptom zu behandeln bringt in den meisten Fällen keinen langfristigen Erfolg, wenn die Ursache nicht behoben wird. Kann sein, dass Du mit einer Hauruck-Methode das Symptom abstellen kannst, aber dann wirst Du an anderer Stelle wieder neue Probleme haben.
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Hallo,
falls du einen guten Leitfaden suchst, wie du das Training gestalten kannst, kann ich dir das AJT-Buch von Pia Gröning ans Herz legen. Es enthält gerade für Jagdhundhalter tolle Tipps.
Ich habe unter anderem danach gearbeitet und mein ehemals ignoranter Jagdhund ist nun sehr brav. Stell dich aber darauf ein, dass es lange dauert.Schau dir außerdem "Zeigen und Benennen" an und die Videos auf Youtube von Eva Zaugg und dem Jagdersatztraining.
Beste Grüße und viel Erfolg!
Geckolina -
Ich hab euch geschrieben, dass ich zur Zeit total mit den Nerven runter bin und hätte mir von einigen eine weniger ätzende Antwort gewünscht. Bin jetzt noch verunsicherter.
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Wo siehst du denn ätzende Antworten. Es haben dir doch alle freundlich geantwortet.
Ein "Ei ei ei, du aaarme. Du hast ja einen so blöden Köter, der will dich nur verarschen. Du hast keine Schuld am Verhalten. Mach einfach weiter wie bisher" hätte dir doch nichts gebracht.
Freu dich doch eher über die Kritik und zahlreichen Tipps :)
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Hallo!
Ich konnte jetzt an den bisherigen Antworten nichts Schlimmes finden ... aber viel Richtiges.
Meine Einschätzung wäre auch, dass ihr zu viel macht und teilweise Falsches gemacht habt (dazu gehören solche veralteten Erziehungsmethoden wie "zuerst essen" oder "auf den Rücken drehen").
Das ist aber ja kein Weltuntergang, denn so ein Hund kann schon auch Fehler verzeihen, wenn man bereit ist, umzudenken und anders an die Sache ranzugehen.
Meine Hündin war anfangs draußen genauso. Jeder Reiz und alles war interessanter als ich. Sie ist draußen zwar mittlerweile immer noch an allem höchst interessiert, hat aber gelernt, mit mir zu kooperieren und auf mich zu achten.Die Tipps/Links/Literatur, die Geckolina empfohlen hat, würde ich mir mal anschauen... aber lass alles langsam angehen und bekomm dann auch ein Gefühl dafür, was für euch als Mensch-Hund-Team gut sein könnte.
Mach draußen anfangs nicht so viel. Bau evtl. das Clickern nochmal richtig auf. Uns hat es z.B. viel gebracht, dass ich irgendwann wirklich jede kleine Regung und Aufmerksamkeit meines Hundes in meine Richtung bestätigt habe.
Mach mal ganz langweilige Spaziergänge ohne den ständigen Versuch, den Hund zu bespaßen oder seine Aufmerksamkeit erlangen zu wollen.Das wird schon. Ich glaube, du musst dich auch erstmal entspannen...
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