Austauschthread für die Wattebauschler_innen

  • ich habe den Eindruck, dass Elvis noch nicht darauf gekommen ist, dass er diesen Begegnungen auch ausweichen kann bzw. wichtiger: sie wieder verlassen kann.

    Solche Begegnungen zu verlassen ist deutlich schwieriger nach dem Hunde-Knigge, als sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
    Ein Hund kann nicht jederzeit gehen, wenn er in einer Hundebegegnung schon drinsteckt. Je nach Gegenüber kann ein falscher Mucks eine Reaktion auslösen, die alles nur verschlimmert. Da bräuchte man als Halter unglaublich viel Kommunikationskenntnisse in Sachen hündisch, um den Hund nicht in die Bredouille zu bringen.


    Deshalb würde ich eher am Ignorieren und Weitergehen arbeiten, als aus dem Rauslösen aus einer angefangenen Hundebegegnung.


    LG, Chris

  • Ja, aber man kommt sich komplett bescheuert vor dabei. Ich bin letztens im Park angeschrien worden von zwei Frauen, dass ich meinen Hund endlich ableinen soll, zum Spielen. Ich hatte darum gebeten, dass sie ihren Hund vielleicht abruft. Auf meinen Ruf, dass mein Hund nach einer schweren OP noch nicht wieder 100%ig fit ist, wurde ich angeschrieen, dann solle ich doch auf der Straße gehen. Seitdem meide ich diesen Park, es war das zweite Mal nach der OP, dass wir dort wieder unterwegs waren und offensichtlich schon zu spät am Morgen.


    Die meisten HH hier sind aber nett, bloß ahnungslos oder unbedarft oder wasauchimmer.

  • @Chris2406: Das macht Sinn und deckt sich eigentlich mit meinen Beobachtungen, war aber eine Info die mir definitiv gefehlt hat. Vielen Dank! Dann werde ich zusehen, Elvis innerhalb von Hundebegegnungen nicht weiter in die Bredoullie zu bringen und tatsächlich das Ignorieren & Weitergehen ausbauen. Vielleicht verlieren dann ja auch die uns angelegentlich umschwänzelnden Hund das Interesse (und widmen sich den freilaufenden Kollegen).

  • @Chris2406: Das macht Sinn und deckt sich eigentlich mit meinen Beobachtungen, war aber eine Info die mir definitiv gefehlt hat. Vielen Dank! Dann werde ich zusehen, Elvis innerhalb von Hundebegegnungen nicht weiter in die Bredoullie zu bringen und tatsächlich das Ignorieren & Weitergehen ausbauen. Vielleicht verlieren dann ja auch die uns angelegentlich umschwänzelnden Hund das Interesse (und widmen sich den freilaufenden Kollegen).

    Hi,
    hast du es es schon mal mit klassischem Bogenlaufen um den anderen Hund versucht? Meine Hündin hatte anfangs (allerdings im Freilauf) auch nicht auf dem Schirm, dass keine Kontaktaufnahme mit anderen Hunden auch eine Möglichkeit ist. Und war bei Hunden, die ihr nicht so ganz geheuer waren (entweder sehr groß oder schon von weitem fixierend) auch völlig überfordert. Sie hat das Ganze mit herum fiddeln, vorsorglichem lospreschen, bellen "gelöst", was die Situation natürlich nicht gebessert hat. Daher habe ich sie eine Zeit lang immer angeleint, wenn uns ein solcher Hund entgegen kam und bin mit ihr auf der abgewandten Seite einen schönen großen Bogen gelaufen. Das ging dann auch schnell ohne Leine und was ich faszinierend finde: sie hat das ruckzuck als Alternativverhalten angenommen, welches sie jetzt auch selbstständig ausführt und schien mir anfangs regelrecht erleichtert, dass sie sich nicht mehr mit gruseligen Hunden auseinandersetzen musste ;) Aber sie musste tatsächlich erst lernen, dass sie einfach vorbei laufen kann und nicht mit jedem Hund interagieren muss.


    Kann auch sein, das hast du schon längst versucht oder die anderen Hunde kommen euch hinterher und "belagern" euch trotzdem, aber mir kam die Beschreibung von Elvis' Verhalten so bekannt vor.


    LG Maren :winken:

  • Kann auch sein, das hast du schon längst versucht oder die anderen Hunde kommen euch hinterher und "belagern" euch trotzdem, aber mir kam die Beschreibung von Elvis' Verhalten so bekannt vor.

    Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht genau, was ich eigentlich mache. Ich meine, wir laufen Bögen (oder gehen alternativ einen anderen Weg), einfach weil das meistens die einfachste & praktikabelste Möglichkeit ist. Aber ich achte einfach mal darauf, was ich da eigentlich mache, da lässt sich besimmt was optimieren.


    Und gegen die hinterherkommenden, belagernden, überraschend heranstürmenden oder von hinten heranrennenden Hunde ist einfach nichts zu machen, das habe ich schon gelernt.

  • Ich verstehe dein Problem, aber das ist auch in der Großstadt in der ich lebe nicht anders mit den Menschen. Da muss man sich wohl entscheiden, was einem wichtiger ist. Nicht angepöbelt werden von Menschen oder für seinen Hund dasein. Oder eben beidem mit anderen Gassi-Strecken aus dem Weg gehen.


    Ich persönlich gehe immer extra wo wenig los ist. Kommt doch eine Situation die ich nicht will, dann nehme ich das Besschimpft werden in Kauf. Niemals will ich das Vertrauen meines Hundes enttäuschen.

  • Ich kenne das Problem auch. Wohne nicht in, sondern an Berlin, aber hier ist es genauso. Wir haben überwiegend ziemlich große Hunde hier, sehr viele und alle machen, was sie wollen.
    Emil begegnet ja jedem Hund freundlich, aber ich habe den Eindruck, er denkt es ist sein Job mit allen anderen Hunden zu interagieren, weil Chica das ja absolut nicht will (jedenfalls meistens). Beim Gassi im Freilauf übernimmt er auch immer die Führung. Wenn was gruselig ist, kommt er schon auch hinter mich, aber meistens ist er vorne. Damit hat er den ersten Kontakt mit den kommenden Hunden. Ich habe eine Zeitlang versucht ihn ran zu rufen, dass er in lockerem Fuß an denen vorbei geht, aber da ich das mit Keksen aufgebaut habe, kam dann meist der andere Hund angeflitzt und wollte den Keks. Kam meist von hinten, wo Chica geht und wenn ich Pech habe ist er da auf sie rauf gelatscht und sie hat das Zicken angefangen.
    Emil interagiert nun also mit den Fremdhunden, mal ein Spiel, mal nur Hallo und schnüffeln, aber er regt sich danach halt immer sehr auf und hüpfbellt herum. Also stresst es ihn ja.
    Mir ist aufgefallen, dass er beim Joggen so gut wie keinen Kontakt aufnimmt und sich bei Begegnungen auch nicht aufregt. Evtl, weil die Situation schneller vorbei ist, oder aber weil er sich den Stress gleich wieder abläuft? :ka:

  • Und/oder weil es eine neue Situation ist, mit der er von Anfang an "kein Kontakt nötig" verknüpft hat?

  • Ich möchte mich auch nicht hinter dem "Ich lebe in Berlin!" verstecken. Viele Begegnungen lassen sich ja gut bewältigen. Aber zumindest ich bin an meinem Perfektionismus diesbezüglich gescheitert, zumindest im Alltag. Ich schaffe es nicht, allen Hunden auszuweichen, sie zu blocken oder zu vertreiben und habe irgendwann beschlossen, dass ich mich da auch etwas entspannen muss. Das war, nachdem ich eine Hundebegegnung durch Blocken vermeiden wollte und mich mit dem anderen HH total angeschrien habe. So kenne ich mich gar nicht, und ich hatte hinterher immer noch eine Stinkwut. Bis mir auffiel, dass ich gerade das getan hatte, was ich bei Elvis genau nicht will: ich mache Terz und Stunk an der Leine und lebe vor, dass Hundebegegnungen an der Leine ein Riesenproblem und ein Grund sind, sich furchtbar aufzuregen.
    Also versuche ich jetzt, bei unkontrollierten Hundebegegnungen zu atmen, Ruhe zu bewahren und entweder fix den passenden Ausstiegspunkt zu finden oder mit dem anderen HH ein Stück zusammen gehen. Letzteres ist echt der allerbeste Trick, den ich in solchen Situationen kenne, das entspannt die Lage fast immer.


    In letzter Zeit war ich mehrmals mit einer Bekannten unterwegs, deren beiden Hunde freilaufen und in ihrer Kontaktaufnahme null reguliert werden. Dadurch habe ich Elvis auch mehr Kontakte "erlaubt". Verkürzt gesagt dachte ich, dass ich vielleicht zu unentspannt bin. Den Eindruck habe ich jetzt aber gerade nicht. Mein Gefühl ist, dass es Elvis definitiv guttut und entlastet, dass die anderen beiden Hunde die Kontakte z. T, abfangen einfach dadurch, dass sie sich praktisch übernehmen. Ich werde Elvis in diesen Situationen einfach wieder mehr bei mir behalten.

  • Ich schreib mal, wie ich in etwa bei Artgenossenaggression vorgegangen bin. Achtung, wird lang:


    Ich habe hier mit Nicky einen ehemals sozial total inkompetenten, aggressiven Pöbler.
    Als er zu mir kam, hat er alles getackert, bzw. es versucht, was ihm zu nahe kam - und zu nahe konnte schon eine Distanz von mehr als 30 Metern sein, wenn er dabei von Mensch oder Hund angeguckt wurde.
    Ist er ausgetickt, dann auch mit rückgerichteter Aggression, sprich: Schaffte ich es nicht, ihn mit der Leine von mir fern zu halten, wurde ich getackert, oder einer der anderen Hunde.
    Auch ein "zu nahe kommen" zuhause, das er als Bedrängen deutete, löste Attacken aus und der hat mir die ersten Tage, bis ich checkte, was mit ihm los ist, mehrmals blutige Löcher verpasst.
    Er war Handaufzucht und die ersten 9 Monate kannte er Artgenossen nur von seltenen Spaziergängen, angeleint an dünner Lederschnur ohne Zugstopp oder von seinen Alleingängen, wenn er ausbüxte.


    Bei ihm hab ich ganz gezielt alles bestätigt, was ein "nicht attackierend in der Leine hängen" bedeutete. Hab mich also mit ihm die Eskalationsleiter systematisch belohnend runter gearbeitet, indem ich ihm den Übungsrahmen geschaffen habe, der es ihm ermöglichte, nicht attackieren zu müssen.
    Innerhalb dieses Rahmens hab ich alles - auch zufällig gezeigtes Verhalten - per Markersignal und ruhigem Lob plus Futter bestätigt, was er gemacht hat, ohne sich aggressiv auszudrücken.
    Wenn er gerade irgendwo schnüffelte und es tauchte ein Hund auf => sofort bestätigt und zusätzlich zum Markern, mit Distanz belohnt.
    Schnüffeln hab ich benannt, sodass ich ihn dazu dann auch auffordern konnte.
    Ebenso mit Blickkontakt, Kopfabwenden vom Auslöser, ruhiges Hingucken, Richtungsänderungen vom Auslöser weg , ein kurzes zu mir gezucktes Ohr, eine Gewichtsverlagerung vom Auslöser weg, also echt die feinen Minifuzzelbestandteile, die er selber zeigte, aufgegriffen und sie ihm belohnend bewusst gemacht, sodass er immer mehr ansprechbar bleiben und bewusst wählen und lernen konnte, anstatt unmittelbar reaktiv , aggressiv zu agieren.


    Natürlich gabs auch shit happens Situationen, in denen er quasi austicken musste.
    Die hab ich dann lediglich so gemanagt, dass keinem was passiert ist.
    Zur Not hab ich ihn dann hochgenommen (was er auch erst lernen musste, weil er beim Anfassen biss), oder den anderen Futter hingeworfen und sie so von ihm abgelenkt, oder auch vertrieben.
    Zeigen und Benennen, Distanz-Emotionstraining (da kannte ich das als Methoden noch nicht, habs aber intuitiv so gemacht) waren auch Bestandteile.
    Verboten oder gehemmt hab ich NIE.
    Bögen laufen. ausweichen, konfliktvermeidend Kommunizieren, ganz gezielt bei mir Hilfe suchen, auch wenns etwas näher wurde - und das wurde es sehr zügig, also innerhalb weniger Wochen - das hat der soooooooo dankbar angenommen und umgesetzt, dass ich selber immer wieder erstaunt war.
    Er ist heute noch ein Hund, der auf JEDEN Fremdhundekontakt aktiv verzichtet, wenn genug Raum ist und der andere ihm die Chance dazu lässt.
    Das kann so aussehen, dass er von sich aus einen 20 Meter Bogen in die Wiese macht, wenn am Weg ein Hund entlang kommt, auch ohne dass ich ihn begleite oder zu irgendwas auffordere.
    Ist nicht genug Raum oder deutlich, dass der andere rankommen wird, ist Abwehraggression nur noch das allerletzte Mittel der Wahl - wie bei "normalen Hunden" auch (denen man es nicht aberzieht oder sie dabei hemmt), aber unheimlich gut "beissgehemmt" inzwischen. Da "klettert er die Eskalationsleiter" inzwischen sehr bedacht langsam hoch, wenn nötig.
    Eher fiddelt er noch, nutzt dabei aber dann die nächstmögliche Gelegenheit, um sich buddelnd oder schnüffelnd aus der Affaire zu ziehen.


    Ich glaube, für ihn war es quasi ein "Schlüsselerlebnis", als ich ihn bei einer Hundesichtung auf mehr als 50 Metern Distanz , als er nur kurz ein Ohr nach hinten zu mir zuckte und er kaum merklich innehielt, ich ihn dann vom Hund weg feierte, als wären wir dem Weltuntergang entwischt. Kommt mir so vor, als hätte er sich endlich mal wahrgenommen und "passend beantwortet" gefühlt.


    Den Anspruch, dass der "souverän" (oder unter allen Umständen Klappe haltend) in jede Hundebegegnung rein geht, hab ich persönlich nicht.
    Was er aber schon prima macht ist, angeleint mit markern, auch ohne Distanzen an motzenden Hunden vorbei zu gehen, solange sie ihn nicht direkt anspringen.
    Sogar Leinenkontakte sind problemlos möglich, solange ihn die anderen nicht direkt massiv körperlich rempeln und wenn sie sich mit ihm auf einen "Dialog" eingehen.


    Nachtrag: Wenn irgendmöglich vertreibe ich andere Hund nicht, sondern mach eine gute Stimmung, die sich meist auf meine Hund, wie auch die Fremdhunde überträgt. Jedes Vertreiben würde Nicky als "andere Hund sind doof" interpretieren und ihn wieder in alte Verhaltensmuster reinschubsen.

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