Maremmano - Alltagshund?

  • ich habe eine maremmanomixhündin. ich bin superhappy mit ihr, würde sie gegen keinen anderen hund der welt eintauschen;) wollen.


    würde ich heute nochmal vor der wahl stehen, jetzt wo ich um ihre spezialitäten weiß, erst recht nicht. für mich ist sie genau der richtige hund.


    hätte ich aber, als sie aus dem tierschutz kam, gewußt welche art hund zu mir kommt, hätte ich wohl dazu tendiert abzuwinken. inzwischen hab ich viel gelesen über maremmanos und kann da vieles nicht bestätigen, oder nur eingeschränkt. sie hat ihre eigenheiten, und sie ist clever, mit hundeschule braucht man ihr nicht kommen, das langweilt sie tödlich, zweimal gezeigt, und sie weiß "wie der hase läuft". das heißt aber noch lange nicht, dass es danach auch immer so gemacht wird. der hund denkt vorher und wägt ab, dann wird sich an dem was gebraucht wird orientiert.


    was bei den beschreibungen über die maremmanos stimmig ist, dass sie nicht ticken wie ein z.b. ein deutscher schäferhund und "einfach so blind folgen". ich würd auch nicht sagen, dass man von solchen hunden blinden gehorsam erwarten/verlangen kann, dafür sind sie zu schlau, zu selbständig, was mit ihnen aber super funktioniert: orientierung anbieten, die wirklich angenommen wird. aber nur, weil man meint, der hund müßte jetzt folgen, wie andere hunde das tun, funktioniert nicht, sowas kann man sich gleich mal abschminken. diese hunde sind ein gutes stück in ihrem wesen wie katzen, selbständig und selbstbewußt. sie akzeptieren dich und orientieren sich an dir, wenn du stimmig bist. wo du wankst, läufst du an die wand. das muß man aushalten können, und als hinweiß nehmen, aha, da hackt's bei mir, nicht beim hund.


    ich hab seit meine hündin bei mir ist, nur drei andere maremannomixhundehalter kennen gelernt. die geschichten die es zu erzählen gibt, sind alle ziemlich ähnlich. hunde die selbständig denken, ihren eigenen kopf haben, sich orientieren, was aber grundsätzlich etwas anderes ist, als gehorchen/folgen. extrem verspielte hunde, schmusemonster "noch schlimmer" als katzen, neugierig - dass manchmal alles zu spät ist, selbst entscheidend, von wem sie sich streicheln lassen wollen (wieder mal wie katzen), und von wem nicht, usw. usf.


    mit ihnen muß man etwas umgehen als mit anderen hunden.


    das "schutzverhalten" ist unterschiedlich in der ausprägung. die meine zeigt an, heißt sie macht sich groß und verfällt in tiefes wuffen, zeigt an, was außerhalb der üblichen ordnung liegt, ich schau's mir an, und danach paßt die sache, ein anderer maremmanohalter hat mir erzählt, seinen hund kann er vor keinem geschäft anleinen, denn, gefällt dem hund ein mensch nicht, der das geschäft betreten will, läßt er ihn nicht hinein. das problem habe ich mit der meinen nicht.
    das wohnhaus in dem ich lebe, wird als gesamtes als unseres angesehen, das heißt, jeder bewohner und jede wohnung. darauf wird aufgepaßt und jeder bewohner wird begrüßt und gehört dazu. das heißt aber auch, dass jede wohnung als die unsere betrachtet wird. der große hof, von dem aus von meinem balkon aus zu sehen ist, ist auch der unsere. er wird beobachtet, wenn sie auf dem balkon ist, und auch da, was die üblich ordnung bricht wird angezeigt. gleichzeitig gehören sozusagen alle leute die sich dort regelmäßig aufhalten zur "familie", werden begrüßt, hund hält hof. man muß sich da schon auf einiges einstellen, mit so einem hund, was anders läuft, als bei anderen hunden. am besten ist man verabschiedet sich von allen vorstellung, und schaut sich einfach an, was für wesen herein geschneit kommt, stellt sich drauf ein, und lernt damit umzugehen.


    die meine kam mit 4 monaten zu mir, und ich hatte keine ahnung, was für ein mix mir ins haus schneit. was diesen hund insgesamt so anders machte, in seiner art. allerdings war diese art genau das, was mir so gefiel an ihr, warum ich sie mir ausgesucht habe, ohne zu wissen was ich mir da aussuche.


    ich hab mit ihr von haus aus viele sachen anders gemacht, als hundeschulen sie handhaben. darum war aber auch genau dieser hund der richtige für mich. im nachhinein weiß ich jetzt, dass es so genau richtig war, für diese art hund. gezeigt was wir brauchen, habe ich ihr, wenn wir draußen waren, wir haben immer gespielt, spielen war lernen, und wir hatten sehr viel abwechslung dabei. unser revier ist auch ziemlich groß, obwohl ich sozusagen mitten in der stadt lebe.


    eine zufallsbegegnung mit einem hundetrainer, der seine stärke in der "erziehung" von problemhunden sah, hatten wir auch. als der hund mit der leine spielte, ich fand das ja nicht schlimm, meinte er zu wissen, dieser hund muß unterworfen werden um ihr das mit der leine spielen abzugewöhnen. für mich hat sich das komplett falsch angefühlt. ich bin mit hunden aufgewachsen, ich hab den umgang mit tieren, hunden, katzen anders kennen gelernt. trotzdem hab ich das einen tag lang versucht, erstens mal kam ich mir verdammt blöd vor dabei, und mein hund hat mich angesehen als wäre ich nicht ganz dicht und mir riesenfragezeichen, wer bist du? das bist nicht du? spiele beendet man nicht mit unterwerfung! spiele beendet man mit einem spielerischen umfassen der schnauze und streicheln der nase, aber ohne unterwerfung...


    meine maremmanomix braucht seinen auslauf, abenteuer und seinen job als scout, was bei uns einmal die woche eine große tour ca. 6 - 8 stunden durchs gelände bedeutet. aber auch sonst bin ich so ca. 3 stunden täglich mit ihr unterwegs. sie braucht das, ich brauch das.


    ich hab sie von anfang an überall mit hin genommen. ihr stadt, land, fluß gezeigt. mir schien das wichtig, denn ich wollte einen souveränen hund, der sich überall sicher fühlt. ich hab sie über vertrauensbildende maßnahme "erzogen", ihr beigebracht was wir brauchen, aber es war anders als das hundeschulending.


    die drei maremmanomixe die ich bisher kennen gelernt habe, sind sich in ihrer art ihr ziemlich ähnlich. und was die drei auch gemeinsam habe, so fertigfutterzeugs, funktioniert nicht wirklich. Trockenfutter als schmackerl geht, naßfutter bedingt. da machen marke und preis keinen unterschied. das ist bei allen dreien gleich. der meinen gebe ich als wurmprophylaxe propolissirup, das hat auch zur folge, dass fertignaßfutter vertragen wird. aber der burner ist es nicht. aus ihrer sicht ist fertignaßfutter zwar eine extrem feine sache, aber sie kriegt's trotzdem nur hin und wieder. bei fertignaßfutter riecht sie, was sie sonst nicht tut, außerdem läßt sie dann winde wehen, nach den propoliswurmkuren zwar nur sehr eingeschränkt, aber kriegt sie kein fertignaßfutter, ist das halt überhaupt nicht. ich fand es interessant zu erfahren, dass das bei den zwei anderen maremmanomixen auch so ist.


    wenn du noch mehr wissen willst, einfach fragen.

  • @SimSalamandra
    Wow, cool. Danke für diese lange ausführliche Antwort! Hab ne Weile nicht mehr reingeschaut.
    Es klingt, als wäre es für dich der perfekte Hund geworden. Echt toll! (:



    Ich muss euch jetzt aber mal was gestehen:
    Als ich den Thread hier geöffnet habe, hatte ich schon Kontakt zu Bekannten, die hin und wieder mal Hunde aus Italien holen und hier vermitteln und habe mich mal pauschal (zusammen mit meinen Mitbewohnern) als Pflegestelle angeboten. Wir wohnen hier im Haus mit Garten, Wald und Wiese bloß 50 Meter entfernt. Da schien es mir fast falsch, keinen Hund aufzunehmen. Außerdem war es das, was ich mir immer vorgestellt hatte, ein Hund auf "Probe", einer der sowieso eine Zwischenstation brauchte, bevor er ein neues Zuhause finden konnte. (hab ich mal irgendwann auch hier was drüber reingeschrieben).


    Na, und diese Bekannten haben mir erzählt, dass ein Maremmano-Mix dabei ist, der nicht bei ihnen bleiben kann. Deswegen hab ich hier mal den vorsichtigen Frage-Thread erstellt. Bitte bitte steinigt mich nicht gleich - Habe nur oft die Erfahrung gemacht, dass wenn man in Foren (gleich welchen Themas) mit der unschönen Wahrheit rausrückt, dann kriegt man nur auf den Deckel statt einer Antwort :D


    Ich habe mich aber an sich in der Angelegenheit sicher gefühlt - Klar, hätte es auch ein einfacherer Hund sein können, mit so wenig Hundeerfahrung, aber dieser war eben da und es wurde händeringend nach einer Zwischenstation gesucht. (Im Nachhinein würde ich selbst auch sagen, diese Leute, die die Hunde geholt haben, waren einfach etwas schlecht organisiert)



    Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin Pflegemama!


    Eingezogen ist, viel schneller als erhofft, eine vorsichtige, zurückhaltende Maremmano-Mix-Hündin, die optisch eher anmutete wie ein Windhund. Im Oktober war sie geschätzt 9 Monate alt, natürlich eine zuckersüße weiße Maus.
    Sie hat bisher noch keinen Wachtrieb gezeigt, ist allen Menschen unheimlich freundlich gesonnen und begrüßt immer zuerst die Besitzer der Hunde, denen wir begegnen ^^ Sie liebt aber auch andere Hunde und orientiert sich leider oft mehr an denen als an mir. Am Anfang war sie ziemlich ängstlich, sie kannte kaum etwas von der großen weiten Welt. Treppen, Autos, Busse, Bahnen waren doof. Kellertreppen und U-Bahn-Schächte sind immer noch doof.
    Ich denke Maremmano-Typisch ist ihre unglaubliche Ruhe und Gemütlichkeit. Das geht soweit, dass sie Bälle, Stöcke oder sonstiges Spielzeug nur etwa 5 min lang interessant findet, dann aber wieder todlangweilig. Essen tut sie wenig und auch Seeehr langsam, wenn es bloß ihr Trockenfutter ist (was sie aber verträgt) und es dann auch noch einfach im Napf liegt. Futtersuchspiele macht sie aber ganz gern. Überhaupt ist sie die ganze Zeit mit der Nase am Boden, Blickkontakt während des Spazierengehens gibt's da selten. Sie folgt mir zwar immer und überall hin, aber dabei ist es auch nicht schlimm, wenn ich 200 Meter vor ihr gehe, sie zuckelt gemütlich hinterher und bleibt dann nochmal stehen, weil "hier riecht ja auch toll". Manchmal findet sie ein Mauseloch, aber auch hier wird nicht mit Hingabe gebuddelt, da kann ich sie sehr gut von abrufen.
    Alles in allem ist sie ein wirklich toller Hund, ich hatte bisher kaum Probleme mit ihr. Im Haus weiß sie sich manchmal noch nicht zu benehmen, geht an den Mülleimer oder klaut essen vom Tisch. Alleine bleiben üben wir auch noch.
    Ich habe aber das Gefühl, dass sie sich schon jetzt mit mir langweilt. Zuerst dachte ich, sie ist nur müde, weil sie es nicht gewohnt ist, lange spazieren zu gehen. Nach 30 min ist sie in der Regel lustlos, zuckelt nur noch hinterher. Auf Spielzeug reagiert sie, wie gesagt, nur bedingt. Wenn andere Hunde kommen, ist sie dann wieder vorne, aber wenn's weiter geht, lässt sie sich wieder zurückfallen. Wenn ich sie rufe macht sie manchmal 2 Galoppsprünge und verfällt dann in langsamen Trab oder sogar Schritt, die letzten 50 (!) Meter bis zu mir und biegt dann oft 4 Meter vorher in die Wiese ab, bleibt stehen und geht sogar wieder zurück, wenn sie wieder einen tollen Geruch gefunden hat!
    Gerne würde ich mit ihr stundenlang die Umgebung erkunden, wandern gehen oder eben einfach einen ausgedehnten Spaziergang machen, aber 2 Stunden sind eigentlich Maximum und die letzte Stunde kratzt dann an den Nerven (alle paar Meter umdrehen, rufen, freuen, und sehen dass der Hund diesen "Ich will lieber sterben"-Blick drauf hat). Wenn wir zuhause sind, ist sie dann auch wirklich K.O. und schläft den Rest des Tages.


    Okay, diese Hunde sind gemütlich. Aber so gemütlich??!
    Ich bin der Meinung, sie hat einfach noch nicht ihre Berufung gefunden. Da sind ja immerhin irgendwo Arbeitshundgene drin, die freigelassen werden wollen. Ja, Hundeschule haben wir auch schon als Blödsinn abgetan - zumal da die Begleithundeprüfung Pflicht ist und davon haben uns sogar die Trainer da abgeraten ("Maremmano und Begleithundeprüfung sagt man nicht in einem Satz!").
    Tja, wir sind also jetzt auf der Suche nach einer Beschäftigung, die der weißen Maus auch mal Spaß macht.
    Ich möchte in erster Linie ihr Selbstbewusst sein draußen stärken. Sie reagiert oft unsicher anderen Hunden gegenüber und das könnte ja auch der Grund sein, warum sie zumindest grundsätzlich eher hinter mir geht.


    Ich will sie, so wie du auch geschrieben hast, SimSalmandra, möglich überall hin mitnehmen, sie soll alles kennenlernen und mir vertrauen. Und natürlich habe ich sie auch schon längst in mein Herz geschlossen und würde sie gerne für immer behalten - Da steht eine Absprache mit den Besitzern jetzt noch aus.



    Das erstmal zur Story. Wer unten angekommen ist und nicht das Gefühl hat, mich tadeln zu müssen, Dankeschön! ^^


    Ich bin natürlich Tipps, Tricks und Erfahrungen offen und hoffe trotzdem noch auf Antworten eurerseits.
    Und an die Maremmanomixbesitzer unter euch werde ich bestimmt noch viele Fragen haben, die mir jetzt grade nicht einfallen.


    lg Tinnef

  • Gerne würde ich mit ihr stundenlang die Umgebung erkunden, wandern gehen oder eben einfach einen ausgedehnten Spaziergang machen, aber 2 Stunden sind eigentlich Maximum und die letzte Stunde kratzt dann an den Nerven (alle paar Meter umdrehen, rufen, freuen, und sehen dass der Hund diesen "Ich will lieber sterben"-Blick drauf hat). Wenn wir zuhause sind, ist sie dann auch wirklich K.O. und schläft den Rest des Tages.

    Wenn du einen Hund für großartige Wanderungen gesucht hast, hast du schlicht die falsche Rassewahl getroffen.
    Bleibt zu hoffen, dass von der anderen Rasse oder den anderen Rassen möglichst viel durchkommt, sonst wirst du deine Wünsche entweder gehörig umstellen müssen oder ihr werden zusammen wohl eher nicht das Glück finden.


    Ich wünsche der Hündin alles Gute!

  • Am Beispiel von Simsalamandra sieht man ja, dass das ganz unterschiedlich sein kann. Ich glaube eigentlich nicht, dass das jetzt an der Rasse liegt. Grundsätzlich kann man ja wohl an sich mit jedem Hund spazieren gehen! Was ich mit meinem Hund mache, hängt ja vom Hund ab, bin selbst ja auch kein Wanderer, könnte aber eben einer werden, wenn das was für den Hund ist. Agility würde ich auch machen, wenn ich einen Hund hätte, der drauf steht.
    Wünsche hab ich eigentlich nur in die Richtung, dass wir beide ein gutes Team werden.
    Deswegen suche ich ja jetzt nach etwas schönem: Sie wandert nicht gerne, sie spielt nicht gerne, sie rennt nicht gerne. Das heißt ja nicht, dass sie nicht trotzdem Energie hat, die sie loswerden kann!

  • Vielleicht würde sie gerne wachen - das sieht man bei 9 Monaten halt oft noch nicht, der Treib manifestiert sich erst mit dem Erwachsenwerden.


    Ich kenne einen HH hier mit einem TS-Hund, riesig, wuschelig, aus Rumänien. (als Labbimix vermittelt haha)


    Der geht genau 1x am Tag vor die Tür, macht genau eine immer identische Runde, alles andere muss man ihm aufzwingen, und der Hund ist so groß, den bewegt man nicht gegen seinen Willen. Er läuft immer ohne Leine und geht ruhig seinen Weg.
    Spielen, rennen, oder gar andere Hunde will er nix von wissen. Leckerlie nimmt er nicht.
    Ist aber überhaupt nicht aggressiv, weder Mensch noch Hund, er ignoriert einfach alles.


    Ansonsten ist er laut Herrchen ein geliebtes Familienmitglied, ruhig im Haus und macht keine Probleme. Macht eigentlich gar nix.
    Ob er wacht weiß ich nicht.


    Ich fand die Erzählung kurios. Ob der Hund zufrieden ist, kann ich nicht beurteilen. Meins wärs ja nicht, aber die Familie ist wohl ganz zufrieden.

  • Herdenschutzhunde sind tolle Alltagshunde- wenn man den passenden Alltag hat.


    @'billemitblacky' s Erzählung ist absolut typisch. Die HSH die ich kenne wollen nicht draußen rumspringen, spielen oder irgendetwas sportliches tun. Sie laufen draußen immer ohne Leine, drehen gemütlich immer die gleiche Runde (1x täglich, mehr verweigern sie) und man muss sich überhaupt keine Sorgen um sie machen. Sie bleiben in der Nähe, sind ausgesprochen souverän und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Am wenigsten durch einen kläffenden Hund um sie herum. Sie ignorieren einfach alles, was sie nicht interessiert. Und das ist draußen eigentlich alles. Ihnen entgeht nichts, aber sie sehen einfach keinen Sinn darin, sich aufzuspulen oder aufzuregen (oder sich gar beeilen, nur weil der Mensch das will... der Hund läuft in seinem Tempo und seine Route). Drinnen sind sie unsichtbar. Sie wollen viel körperliche Nähe (von der Familie), alles andere kann ihnen gestohlen bleiben. Spielzeug? Wozu. Leckerlies? Klar, aber was dafür machen müssen? Wozu. Rausgehen? Generell ja, aber nur ohne Leine und nur da, wo ich will. Und nicht zu weit weg von zuhause.


    Ein Herdenschützer wirkt meistens richtig schlaftablettenmäßig auf alle. Bis es was zu bewachen gibt. Dann hast du innerhalb weniger Milisekunden ein fliegendes Geschoss.


    Ich finde HSH unglaublich toll. Hat man einmal ihr Vertrauen sind diese Hunde einfach großartig. Aber es sind Partner, Freunde. Den ganzen Unterordnungsmist kann man mit nem HSH nicht durchziehen, der lacht nur über dich und verliert im schlimmsten Fall das Vertrauen zu dir. Im Haus sind sie absolut loyal und fast unnatürlich ruhig, da kann es auch Erdbeben geben. Aber er braucht etwas zum Bewachen. An anderen Beschäftigungen haben Herdenschutzhunde, meiner Erfahrung nach, kein Interesse.


    Wenn der Alltag darin besteht zuhause zu bleiben unterbrochen von Spaziergängen in der Natur, ist ein HSH ein toller Hund. Wenn es darum geht, ihn im Bus überall hin mit zu schleppen oder ihn im Restaurant mit zu nehmen oder Agility zu betreiben, würde ich mir eine andere Rasse suchen. Herdenschützer sind ernste Hunde. Die sehen in solchem Firlefanz keinen Sinn.


    Achso, und HSH sind absolute Spätentwickler. Erwachsen sind sie erst mit ca. 4 Jahren. Erst dann weiß man, wen man da hat.

  • Hallo nochmal,


    ja, die sind so gemütlich.


    Ich kann meinen HSH durchaus mit zum wandern nehmen und er ist auch nicht nach zwei Stunden spazieren k.o.
    Er benötigt schon ein gewisses Maß an Bewegung und Abwechslung, aber er fordert es nicht ein.
    Das Grundtempo ist sehr entspannt, er schnüffelt viel und tüddelt so vor sich her. Mag auf manchen lustlos wirken, ist er aber nicht, die Umgebung wird sehr genau wahrgenommen - nur eben ruhig und so habe ich auch alle anderen HSH kennengelernt.


    Da muss man besonders bei jungen Hunden lernen den Punkt zu erkennen, wo es zu viel ist. Denn nur weil sie nicht hin und her springen oder still im Bus mitfahren, heißt das nicht, dass der Kopf nicht arbeitet.


    Es kann sein, dass deine Hündin draußen noch sehr unsicher ist und ab einem bestimmten Punkt sich nicht mehr traut oder auch einfach von all den Eindrücken k.o. und gesättigt ist. Überfordere sie nicht, in dem Du nun ein tägliches Sozialisierungsprogramm durchziehst. Damit tust Du ihr keinen Gefallen.


    Das ruhige Verhalten von HSH ist auch nicht gleichzusetzen mit Souveränität.
    Diese Hunde sind keine Hektiker, was nicht bedeutet, dass sie nicht unsicher sein können. Stress äußert sich bei ihnen einfach anders, als bei anderen Hundetypen.


    Man darf bei all der Ruhe seinen Hund auch nicht völlig vergessen und muss ihn lesen können, denn wenn diese Hunde mal Handlungsbedarf sehen, reagieren sie sehr schnell und gezielt.


    Mit 9 Monaten ist Deine Hündin noch ein Baby und das wird auch die nächsten 2 Jahre noch so bleiben.
    Auf Wach- und Schutztrieb kannst Du dich so mit 3 Jahren etwa einstellen und dass sie dann auch vermutlich das Interesse an anderen Hunden und Menschen verliert. Bis sie völlig ausgereift ist kann noch ein weiteres Jahr vergehen.


    Die von dir angesprochene Energie und Arbeitshundegene werden sich auch nicht in sportlichen Aktivitäten äußern, wie Du so scheint es hoffst (im Gegenteil: sie sind dafür bekannt, keine 'künstliche' Bespaßung zu brauchen), sondern in dem, was diesen Hunden auszeichnet: Das Wachen und Schützen.
    Und das besteht in der Realität aus viel herumliegen.


    Wenn Du also gerne die Welt entdeckst, mit deinem Hund zusammenarbeitest und mit ihm was unternimmst - bleib Pflegestelle und warte auf einen passenderen Hund.
    Sollte es wirklich ein Maremmano-Mix sein, wird sie Deine Hoffnungen nicht teilen.



    Wenn sie nichts frisst würde ich zur Sicherheit mal die Zähne checken lassen.

  • Weißt du, das Ding ist doch, ich kann auch einen Schäferhund ohne Schutztrieb finden, einen Beagle, der keinen Jagdtrieb hat oder einen Border, der kein Hüteverhalten zeigt. Man muss sich eben nur immer die Frage nach der Wahrscheinlichkeit stellen und auch die Frage nach dem Sinn. Warum sucht man dann nicht gleich einen Hund, der sehr wahrscheinlich die passenden Rasseeigenschaften mitbringt? Eine Garantie gibt's nie im Leben, aber das was du zu deinen Wünschen und Vorstellungen schreibst, passt eben absolut null zu einem Leben mit Herdenschutzhunden und ich frage mich, warum man einen solchen Hund in so ein Leben zwingen muss.

  • Hallo,
    mit 9 Monaten ist deine Hündin noch mitten in der Entwicklung, was da noch kommt, bleibt abzuwarten.
    Ich hatte schon HSH, die machten in diesem Alter "keine Gefangenen" mehr, andere waren in diesem Alter dann eher gemäßigter.
    Zum Verhalten,,,,,ein HSH möchte nicht spielen, weder mit Bällchen, Stöckchen oder anderem Zeug.
    Er legt auch keinen großen Wert auf Kontakt oder Spiel mit anderen Hunden.
    Er will auch nicht bespaßt werden, Spaß ist für ihn wachen, schützen und melden und das laut und vehement.
    Ein eigenes Haus in reizarmer Umgebung halte ich für sehr wichtig.
    Spazieren gingen alle meine HSH gerne, aber in normalem Tempo, Joggen nein, Fahrradfahren nein.
    Überall mit hinnehmen....in Wald, Wiese und Feld ok.
    Cafes, Biergärten, Menschenansammlungen, das ist alles nix für einen HSH, weil da ständig seine Individualdistanz "verletzt" wird.


    Lange Rede, kurzer Sinn.....
    Nicht der HSH muß sich an mein Leben anpassen und einfügen, sondern ich richte mein Leben nach dem HSH aus, indem ich ihm ein Leben biete, in dem er seine rassetypischen Eigenschaften ausleben kann.
    Ist das nicht möglich, lasse ich die Finger von diesen Hunden.


  • Nicht der HSH muß sich an mein Leben anpassen und einfügen, sondern ich richte mein Leben nach dem HSH aus, indem ich ihm ein Leben biete, in dem er seine rassetypischen Eigenschaften ausleben kann.
    Ist das nicht möglich, lasse ich die Finger von diesen Hunden.

    Genau das will ich (:
    Ich habe keine genaue Vorstellung vom Leben mit Hund, ich will nur, dass es harmonisch ist. Wie gesagt, ob ich dafür nun Agility machen muss oder gar nichts, das ist mir eigentlich egal.
    Wenn sei dann 2 oder 4 Jahre alt ist, kommt also der Wachtrieb (den jetzt absolut nicht hat, sie wacht nur auf, wenn der Hund meiner Mitbewohnerin bellt und schaut sich dann bloß kurz um und pennt wieder, sie bellt erst, wenn sie Sichtkontakt hat, also Menschen direkt vor dem Fenster stehen). Aber soll sie denn nun bis sich Wachtrieb entwickelt nur vor sich hinvegetieren? Der Garten ist eingezäunt und ich bin auch jetzt noch oft draußen am Werkeln, sie schaut dann kurz was ich mache und geht dann lieber wieder rein, weil nichts spannendes passiert.
    Ich bin bereit, sie ihren Wachtrieb ausleben zu lassen, aber was mache ich denn bis dahin? Ich merke schon, wenn sie nicht ausgelastet ist, grade bin ich in der Prüfungsphase und wenn wir dann nur kleine Runden gehen, meckert sie Abends rum und wufft. Irgendwas fehlt ihr auf jeden Fall.


    Fressen tut sie, aber sie frisst offensichtlich wirklich nur das, was sie auch braucht, denn Gewicht verliert sie nicht. Sie frisst über den Tag verteilt immer mal einen Happs.


    Beim Spaziergang läuft sie immer ohne Leine, nur wenn wir einer Gruppe anderer Hunde begegnen, leine ich sie oft wieder an um sie ranzuführen, so fühlt sie sich sicherer und spielt dann auch ganz normal.


    Vor ein paar Tagen sind wir einem echten Maremmano begegnet, habe vorher nie einen live gesehen. Meine Mia wiegt was über 20 Kilo, ein echter Maremmano-Rüde ist ja schon ein richtiger Koloss! Ansonsten sieht sie aber genauso aus von der Form & Farbe her. Der Maremmano hat sich tatsächlich gar nicht für andere Hunde interessiert und hat bloß alles beobachtet und ist umhergestreift durch das ganze Tal, während der Besitzer einfach dasaß und gewartet hat. Ziemlich beeindruckend sowas!
    So eine Ernsthaftigkeit konnte ich bei Mia noch gar nicht feststellen.


    Sie bleiben in der Nähe, sind ausgesprochen souverän und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Am wenigsten durch einen kläffenden Hund um sie herum. Sie ignorieren einfach alles, was sie nicht interessiert. Und das ist draußen eigentlich alles.

    Ich denke vieles würde besser werden, wenn sie ein wenig mehr von diesem Selbstvertrauen gewinnen würde. Deswegen suche ich ja nach irgendeiner Beschäftigung, einer Tätigkeit, die sie gern macht und ihr das Gefühl gibt, ein Maremmano zu sein ^^ Wie führt man denn einen Hund an sowas ran wie das Wachen?

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