Rückschritte und Frustration.
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Hallo Hundefreunde,
ich wende mich heute an euch, da mein Frustpegel enorm hoch ist und ich mich einfach hilflos fühle.
Mein Hund ist ein jetzt elf Monate alter Sheltie-Rüde. Das Problem in ganz kurz: Mehr als alles andere liebt mein Hund das Spiel mitanderen Hunden; in diesen Situationen ist er nicht ansprechbar oder gar abrufbar.
In Anbetracht seines Alters und der Pubertät ist das vermutlich kein grundsätzlich beunruhigendes Problem. Mir macht es allerdings sehr große Bauchschmerzen, weil ich einfach nicht sehe, wo ich noch eine Schippe drauflegen könnte.Um etwas weiter auszuholen: Charakterlich ist mein Hund anders als ich es von einem Sheltie erwartet habe. Er ist extrem außenfokussiert und schnüffelt sich auf unseren Spaziergängen für einen Hütehund ungewöhnlich fest. Das ist mir von Anfang an merkwürdig aufgefallen. Wir haben ihn mit 15 Wochen zu uns geholt, einen jungen Hund der Schmusen und Kontaktliegen nicht mochte. Hundi hatte wenig Interesse an seinen Menschen, es sei denn, wir haben mit ihm gerauft. Draußen hat er sich für meinen Geschmack wenig an uns orientiert, was mit Beginn der Pubertät gegen null ging. Es war wirklich sehr hart für mich, dieser extreme Kontrast zu meinem ersten Hund, zu dem ich eine wahrhaft besondere und sehr vertrauensvolle Beziehung hatte.
Eine Hundetrainerin hat zu Beginn der Hunde-Pubertät ganz klar zu mir gesagt, in unserer Beziehung würde etwas nicht stimmen. Sie hätte noch nie erlebt, dass sich ein Hund auf dem Spaziergang nicht einmal nach seinen Menschen umdreht. Mein Hund kam mir vor als lebe er in seiner eigenen Welt, völlig versunken in Gerüchen und aufgebrochen einzig durch Begegnungen mit anderen Hunden, die für ihn nach wie vor ganz großes Kino sind. Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich am Boden zerstört. Aber ich habe rangeklotzt. Er kam an die Schleppleine, ich habe mit ihm „Schau“ aufgebaut, ich habe das Rückruftraining mit einem neuen Signalwort ganz von vorne aufgebaut. Unterwegs trage ich normale Leckerchen bei mir sowie sein Superleckerchen, Nassfutter das ich in einer speziellen Plastiktube abfülle. Letzteres gibt es nur für den speziellen Rückruf. Ich habe immer ein Spielzeug dabei, mit dem ich unterwegs ein Spiel anbiete oder es werfe (Hundi apportiert wirklich gut) oder es verstecke. Verstecken tue ich auch immer wieder Leckerchen, auf dem Boden, im Blätterhaufen, in der Baumrinde. Die Interaktion zwischen uns wuchs und wir waren auf einem super Weg. Er beherrscht auch einige Tricks, die ich in Variationen auf unseren Spaziergängen abfrage. Unsere Erfolge waren toll.
Draußen hat Hundi super gehört (nach wie vor an der Schleppleine) und im Haus haben wir uns ebenfalls angenähert. Zwar ist er nach meinen Maßstäben kein anhänglicher oder verschmuster Hund, aber er sucht sich meist einen Liegeplatz in meiner Nähe, manchmal auch mit Körperkontakt. Wir spielen sehr viel schöner zusammen als es das Fellknäuel nach seinem Einzug so konnte. Es scheint ihn immer ganz zu entzücken, wenn meine Hände und seine Lefzen dabei viel Kontakt haben, ich weiß nicht wie ich das gut beschreiben soll. Ich habe das auch schon zwischen ihm und anderen Hütehunden beobachtet, wo die Hunde ganz viel „schnäuzeln“.
Ich habe meinen Hund wirklich in mein Herz geschlossen.
Der kleine Hundemann hat sich in vielen Dingen gut entwickelt. Er ist extrem umweltsicher, selbst in eher hundeunfreundlicher Umgebung. Er ist offen und freundlich gegenüber anderen Hunden. Auch gegenüber Menschen. Er ist trotz rassebedingter „Vorurteile“ kein Kläffer. Und bleibt außerdem problemlos alleine. Mittlerweile ist er leinenführig, was bei Hundebegegnungen anfänglich eine Katastrophe war (da hielt er sich nämlich für einen Flummi).
Nun zum akuten Problem: Ich habe die Schleppleine ausgeschlichen und die Probleme haben sich wieder eingeschlichen.
Er riecht sich fest, bis er markiert hat. Wenn ich ihn während des Schnüffels mit Namen anspreche oder Schau sage um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, kann ich das vergessen. Warum ich ihn beim Schnüffeln überhaupt „störe“? Wir sind viel im Wald unterwegs, den wir uns mit normalen Radfahrern und cruisenden Mountainbikern teilen müssen. Ich hätte Sorge, dass er nach seiner Schnüffel-Trance auf den Weg gleitet und umgefahren wird. Momentan klappt es noch, wenn ich ihn mit dem gelernten Rückruf rufe, aber er fängt an abzuwägen.Auf unseren letzten Spaziergängen musste ich meinen Hund mehrfach bei anderen Hundebesitzern einsammeln. Einmal wegen einer läufigen Hündin, da habe ich das Nachsehen. Einmal hat ein kastrierter Rüde scheinbar ähnlich unwiderstehlich gerochen, da war er ebenso wie bei der läufigen Hündin noch minutenlang nicht ansprechbar.
Die anderen Male wollte er sein Spiel nicht unterbrechen lassen, d.h. die anderen Hundehalter sind in entgegengesetzter Richtung weiter, während ihr Hund schön brav mitgetrottet ist und meiner ebenfalls mit ihnen...den anderen Hund immer wieder animierend. Mein Rückruf wurde ignoriert. Meinen Hund hat es nicht mal interessiert als wir außer Sichtweite waren. Ich habe mich so geschämt! Mit der Erziehung zu versagen, ihn abholen zu müssen und die Gedanken der anderen Hundehalter auf ihrer Stirn blinken zu sehen: „Nervig. Schlechte Bindung. Nicht erzogen. Keine Ahnung von Hundeerziehung.“
Schlimmer als das war aber meine große Enttäuschung. Es ist wohl zu vermenschlicht empfunden und daher ungerecht, aber es verletzt mich für meinen Hund so unwichtig zu sein. Ich fühle mich hilflos, weil ich nicht weiß was ich noch tun bzw. verbessern kann. Natürlich kann ich ihn wieder an die Schleppleine nehmen, aber was um Himmels Willen soll ich noch tun um meinem Hund zu zeigen: Die Party läuft hier bei mir und nicht bei anderen Hunden?Ist das denn normal? Eine Bekannte sagt mir immer, ich dürfe nicht vergessen, dass mein Hund noch so jung ist. Allerdings war mein vorheriger Hund komplett anders und auch der Hund meiner Eltern, den ich von Welpenbeinen an habe aufwachsen erlebt, hat seine Menschen immer allen anderen vorgezogen. Und scheinbar tun das ja auch all die Hunde, denen mein Hund hinterher rennt. Habe das Gefühl es läuft aus dem Ruder.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer werden würde, vor allem emotional. Backpfeifen für mein Herz. Ich finde es echt niederschmetternd.
Wie verhalte ich mich am besten?
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Durchatmen, Loslassen und Chillen.
Du hast einen ganz tollen Hund, der derzeit auf Durchzug ist. Na und? Machen doch viele Hunde in diesem Alter. Schleppleine dran und die Zeit aussitzen.
Verabschiede Dich von Deinen Gedanken, was andere Menschen denken könnten, oder würden oder ................. Mach Dich frei von Deinen Mitmenschen, die Dir in die Beziehung mit Deinem Hund eh nicht reinschauen können.
Genieß die Zeit mit Deinem Hund!
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Hallo,
nur zwei Dinge:
1. Du hast einen (für meine Maßstäbe) vollkommen normalen Jungrüden... Einfach dran bleiben mit der Erziehung und mit dem Training. Dann wird das schon!
2. Hör auf deinen Kleinen mit deinem ersten Hund zu vergleichen und nimm sein Verhalten auf keinen Fall persönlich! Schraube deine Maßstäbe, einen "perfekten" Hund zu haben, herunter. Kein Hund ist perfekt und schon gar nicht, wenn er noch mitten in der Entwicklung steckt. Und was die anderen Leute über dich/über euch denken, geht dich sowieso mal gar nichts an und kann dir auch egal sein!
Grüße und viel Erfolg beim Training,
Rafaela -
Im ersten Moment musste ich grinsen, denn vieles erinnerte mich an die Anfangszeit bei mir. Mein Hund war ca 1 Monat älter als deiner, als ich am liebsten alles hin geschmissen hätte. Ich war ja sowas von uninteressant aber alles andere war total klasse. Einmal ist er sogar einfach mit einem anderen Frauchen mit, da mit den beiden Hunden ja das Spiel so toll war.
Der Chemiebaukasten wurde beim Schnuppern ausgepackt und das andere Ende der Leine stört nur.
Mein damaliger Trainer kam da einfach mal 5 Tage hintereinander und zum Abschluss sagte er nur: Mach weiter so wie bisher und du wirst sehen, du hast später den tollsten und besten Hund.Und vom Hund her ist es wirklich eingetroffen. Heute bin ich Bezugsperson Nr.1, er behält mich beim Gassi gehen im Blick, und auch der Rückruf klappt. Lasse die Schleppleine einfach noch dran, nimm ein wenig den Druck raus und gib euch noch Zeit. Es wird schon, denn dein Hund ist wirklich noch jung.
Den Chemiebaukasten packt meiner auch heute teilweise noch aus, aber ganz ehrlich, ich gönne es ihm wenn wir die Zeit haben.
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Liebe SingstheBlues,
lass dich mal drücken. Ich kann dich so gut verstehen. Als Momo in dem Alter war gab es auch nichts tolleres auf der Welt als andere Hunde. Sie ist zwar ein Mädel, aber dennoch ist sie mit anderen Hundehaltern ewig mitgelaufen und es gab Tage, an denen ich gedacht hab es wird nichts mehr mit uns und dem Vertrauen/Bindung. Sie hing immer an der Schleppe und ehrlich gesagt hab ich zeitweise nicht mehr dran geglaubt, dass sie jemals zuverlässig frei laufen können würde.
Mittlerweile ist sie 3,5 Jahre alt und läuft frei, wo immer es geht.
Sie hört, ich lasse ihr oftmals auch gewisse Freiheiten (mal lange irgendwo schnüffeln usw), weil ich weiß, dass es klappt sie zu unterbrechen. Wie viele hier schreiben bringt einiges einfach die Zeit und die Konsequenz. Bei uns gab es allerdings eindeutig den Durchbruch als wir die komplette Fütterung nach draußen verlagert haben. Der Tipp kam damals von einer Userin hier und hat uns wirklich extrem weiter gebracht. Mo musste sich ihr gesamtes Futter erarbeiten bzw. erspielen und war plötzlich so herrlich aufmerksam und ich hab wirklich jeden Blickkontakt an der Schlepp belohnt und jede Kontaktaufnahme. Teilweise machen wir das heute noch und sie hat ihren Spaß bei Schnüffelspielen usw. Ist sicher nicht für jeden Hund der richtige Weg, aber bei meiner sturen Madame hat es Wunder gewirkt und unsere Interaktionen auf den Spaziergängen dazu noch sehr abwechslungsreich gemacht.
Halt durch und versuch das Alles nicht zu schwarz zu sehen. Irgendwann wird es besser. Leichter gesagt als getan, aber manchmal hilft etwas mehr Spaß und etwas weniger Training
Liebe Grüße
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Liebe Antwortenden,
jedem einzelnen einen ernsten, lieben Dank für eure Zeit und Worte sowie die virtuelle Umarmung. Es macht mir Mut von euren Erfahrungen zu lesen und aufgezeigt zu bekommen, dass ich mit weniger Druck, mehr Genießen, konsequent bleiben und "die Zeit machen lassen" gut beraten bin. Das hilft mir schon.
Den Vergleich zu meinem ersten Hund nicht zu ziehen, käme mir seltsam vor, denn das Zusammenleben war einfach lebensprägend. Nicht missverstehen; ich stehe nicht da und zetere warum der zweite nicht so sein kann wie der erste Hund. Es sind die Erfahrungen mit beiden die ich miteinander vergleiche und die mich manchmal wundern machen oder grübeln, zweifeln, auch lachen und eine ganze Bandbreite mehr. Manches lässt sich nicht ändern, auch nicht durch noch so schwere Bitterkeit über einen Verlust, meine Traurigkeit möchte ich meinem jetzigen Hund auch nicht aufbürden und habe ihn offenen Herzens in meine Obhut genommen. Mein "neuer" Hund ist da und mein erster Hund nicht und ich wünsche mir daher einen schönen gemeinsamen Lebensweg. Und eben darum stecke ich auch viel Herzblut hinein und reagiere mitunter so grässlich menschlich mit Enttäuschung und Mutlosigkeit.
Gerade der sichere Rückruf ist für mich das A und O, damit mein Wuffel die Freiheit der Leinenlosigkeit genießen kann.
Frusttief fürs Erste verlassen
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Willkommen im Club. Rocky fand in dem Alter auch alles toll - abgesehen von mir :-) Egal was ich gemacht habe - und glaub mir, manchmal habe ich mich echt zum Affen gemacht - war egal, weil die Welt ist ja so toll.
Ich kann nur sagen, einfach konsequent weitermachen, ein schönes Kommen mit ner riesen Party belohnen (bei uns war das dann eigentlich immer ein gemeinsames Spiel, da Rocky nicht wirklich der Leckerli-Typ ist) und ansonsten entspannen.
Glaub mir, auch Rocky merkt es mir heute noch auf nen Kilometer Entfernung an, wenn ich angespannt bin und zu einem genervten Frauchen kommen ist doch echt doof.
Und einfach keine Gedanken machen, was andere denken. Jeder HH kennt doch Situationen, in denen was grundsätzlich anders läuft, als geplant. Sind halt Lebewesen mit eigenem Kopf.
Und ansonsten: Die Pubertät geht vorbei. Irgendwann ist die bunte Knete im Kopf sortiert und du kannst nur darüber lachen, was der Jungspund so alles aufgeführt hat. Mein Mann und ich lachen heute sehr oft über Dinge, bei denen wir damals am Liebsten im Erdboden versunken wären :-) -
Man darf auch eines nicht vergessen: alles, was man mit dem früheren Hund vielleicht gehabt hat, das war das Ergebnis manchmal jahrelanger Arbeit. Der war auch nicht so perfekt auf die Welt gekommen!
Und jetzt steht man da mit dem Jungspund, und hat im Laufe der Jahre einfach vergessen, was das damals für eine Arbeit gewesen ist, bis der erste Hund so weit war, wie man ihn dann am Ende kannte, als er ging.
Vergiß diese Lernzeit nicht - und genieße sie mit dem zweiten Hund, und erfreut Euch an jedem kleinen Schritt, den Ihr zusammen erreicht habt. Vielleicht wird es nie genauo sein wie mit dem ersten Hund - wahrscheinlich sogar, weil es einfach ein anderer Hund ist. Aber auch der wird sich noch entwickeln - sei gespannt, in welche Richtung es diesmal geht, zusammen mit Dir! :-)
Jeder Hund ist eine neue Herausforderung, und ich finde gerade das Herausfinden so spannend, wie man auf einen gemeinsamen Nenner im Leben kommt. Was dem Anderen gefällt. Wie ich den Hund knacke, wenn ich etwas Bestimmtes erreichen will. Und da gibt´s kein Patentrezept, weil es einfach Lebewesen sind, das muß man sich für jeden Hund gesondert austesten, auf was er anspricht.
Ihr schafft das schon - aber laß Euch Zeit, alles Andere setzt Euch unter Druck - und genau den spürt auch der Hund. Zu hohe Erwartungen führen nur zu Frust und Unlust, sich mit dem Hund zu beschäftigen. Lieber kleine Ziele setzen, die Ihr schnell erreichen könnt, denn das motiviert, weiterzumachen :-)
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Den Vergleich zu meinem ersten Hund nicht zu ziehen, käme mir seltsam vor, denn das Zusammenleben war einfach lebensprägend. Nicht missverstehen; ich stehe nicht da und zetere warum der zweite nicht so sein kann wie der erste Hund. Es sind die Erfahrungen mit beiden die ich miteinander vergleiche und die mich manchmal wundern machen oder grübeln, zweifeln, auch lachen und eine ganze Bandbreite mehr. Manches lässt sich nicht ändern, auch nicht durch noch so schwere Bitterkeit über einen Verlust, meine Traurigkeit möchte ich meinem jetzigen Hund auch nicht aufbürden und habe ihn offenen Herzens in meine Obhut genommen. Mein "neuer" Hund ist da und mein erster Hund nicht und ich wünsche mir daher einen schönen gemeinsamen Lebensweg. Und eben darum stecke ich auch viel Herzblut hinein und reagiere mitunter so grässlich menschlich mit Enttäuschung und Mutlosigkeit.
Vergleiche mit dem ersten Hund bringen meistens ...gar nichts.
Denke voller Freude an die Zeit und Erfahrung mit deinem ersten zurück, aber sammel mit deinem jetzigen Wuff neue Erfahrungen.Meine alte Hündin war ein absoluter Traum. Super lieb, bellte nicht, total gehorsam- aber von sich aus schon- will to please war bei ihr angeboren. Als ich sie mit 16 gehen lassen musste brach für mich auch eine Welt zusammen.
Dann kam unser "neuer" Hund. Ganz flauschig und knuffelig, aber das totale Gegenteil. Benutzt seine Stimme ziemlich oft, Gehorsam, war sehr viel Arbeit und in keinster Weise mit meiner Hündin zu vergleichen. Aber heute mit fast 7 gehört wer für mich so zur Familie wie damals mein Julekin. Dennoch denke ich heute noch oft an sie und das mache ich immer noch gerne und voller Liebe. Klar kommen manchmal Situationen auf wo man sagt, das hat sie aber anders gemacht, aber denke daran, jeder Hund ist einzigartig und so musst du mit ihm auch umgehen.
Lass dir Zeit und vorallem, höre auf dein Bauchgefühl, dann wird das schon.
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