Hund knurrt aus Angst Fremde und auch Bekannte an

  • Hallo,


    ich bin neu hier im Forum, lese aber schon eine ganze Zeit passiv hier mit und habe nun auch schon die erste Frage zu einem Problem mit meinem Hund.
    ich versuche mal es möglichst verständlich zu schildern und hoffe das gelingt mir:


    Meine Hündin Hannah knurrt in manchen Situationen fremde Menschen an, wenn sie ihr beim Gassi gehen oder in Räumen zu nahe kommen und/oder sie anschauen.
    Wenn sie jemanden Fremden "auffallend" findet, weil derjenige komisch läuft oder sie eben anschaut, merkt man gleich, wie sie angespannter wird. Das ist aber nur bei bestimmten Fremden so. Es sind dann vor allem große Männer aber nicht immer. Manchmal sind es auch Frauen. Sie entscheidet also selbstständig welche Menschen ihr nicht geheuer sind und das ist nicht immer ganz vorhersehbar. Wenn sie dann knurrt wechselt sich das mit hohem Bellen ab und sie weicht minimal zurück. Wenn ich dann erkläre, dass sie Blickkontakt vermeiden sollen und in die Hocke gehen sollen, nähert Hannah sich auch immer von hinten und von der Seite, aber sobald sich diese Person wieder bewegt wird sie wieder verbellt und angeknurrt. Bei anderen Fremden ist das zum Teil gar kein Problem. Die ignoriert sie vollkommen.
    Ich hatte zum Beispiel da mal die Situation, wo ich sie in einem kleine Café dabei hatte und sie in der Ecke hinter mir auf ihrer Decke geschlafen hat und die Kellner völlig ignoriert hat, aber als ein bestimmter Kellner kam (der den Hund völlig ignorierte) sprang sie auf, bellte und knurrte. Aber sie knurrte auch z.B., als mein Vater mit ihr in der Stadt war und ein Bettler frontal auf ihn zukam und vor ihm stehen blieb, um Geld zu bekommen. Es wird also wahrscheinlich nicht nur an mit als Person liegen. Das macht sie genau so bei anderen.
    In diesen Situationen kann ich ihr auch nicht zu verstehen geben, dass sie aufhören soll, alles gut ist und ich das regel.


    Das selbe ist, wenn Bekannte bei uns zu Hause zu Besuch kommen: entweder diese werden freudig aber unterwürfig begrüßt oder sofort verbellt und angeknurrt, auch wenn Hannah diese schon kennen gelernt hat. Ich habe das Gefühl zu Hause knurrt sie immer vorsorglich wenn sie Besuch im Flur erahnt (sie wird bei Besuch erstmal auf ihre Decke geschickt) , weil da ja jemand böses kommen könnte und wenn derjenige als "gut " befunden wird, begrüßt sie ihn. Wenn da jedoch jemand großes mit tiefer Stimme kommt bellt und knurrt sie sofort und lässt sich kaum noch stoppen.
    Ich hoffe ich konnte mein Problem verständlich schildern, denn so einfach ist das gar nicht :tropf:


    Wahrscheinlich ist es wichtig noch etwas zu ihrer Vorgeschichte zu sagen: Hannah ist ein Jagdhundmix und kam mit einem Jahr aus Bulgarien, aus der Tötungsstation nach Deutschland und ca. ein Monat später haben wir sie von der Tierschutzorganisation übernommen. Was sie im Ausland mitgemacht hab, weiß keiner aber es wird nicht viel gutes dabei gewesen sein, da sie an Anfang extreme Angst vor vielem gehabt hat. Sie hat sich jedoch in dem Jahr, in dem sie schon bei mir ist schnell an fast alle Situationen gewöhnt und ist sogar kurze Zeitz in der Stadt relativ entspannt und man kann sie eigentlich fast überall mit hin nehmen. Dennoch ist sie ein recht unsicherer Hund, kann aber z.B. bei anderen Hunden klare Grenzen setzen und versucht, wenn sie die Möglichkeit hat, die Führung zu übernehmen.


    Nun zu meiner Frage: Ich weiß, ich werde ihr die Angst vor bestimmten fremden Menschen nur schwer nehmen können, wahrscheinlich hat sie da schlechte Erfahrungen gemacht, aber wie kann ich ihr verständlich machen, dass sie sich auf mich verlassen kann und ich diese Situation regel und sie mit dem bellen und knurren aufhört? Wie kann ich ihr in diesem Moment Führung geben?


    Hoffnungsvolle Grüße
    Mara

  • Hallo und willkommen im Forum,


    erstmal denke ich, dass du deine Hündin schon sehr richtig einschätzt. Was du beschreibst klingt mir auch nach einem unsicheren Hund, der andere Menschen teilweise nicht einschätzen kann bzw. für bedrohlich erachtet. Da man ja nicht weiß, ob sie mit diesem bestimmten Typ Mensch schlechte Erfahrung gemacht hat (wobei ich davon ausgehen würde) kann man dazu natürlich nichts sagen, warum sie sich gerade diese Menschen rauspickt.


    Etwas, was aus deinem Text für mich noch nicht auszumachen ist, ist: Geht sie knurrend nach vorne, wenn man sie dann bedrängt oder geht sie zurück und will flüchten/auf Abstand gehen?


    Erstmal ist Knurren ja eine Warnung. Der Hund kann ja anders als mit Knurren und Bellen nicht kommunizieren, dass er keinen Kontakt will, ihm etwas gruselig ist usw.


    Auch wenn du sehr deutlich beschreibst, wie sich deine Hündin verhält, finde ich es etwas schwierig aus der Ferne soetwas zu beurteilen. Grade bei unsicheren Hunden würde ich immer zu einem guten Hundetrainer raten, der sie die Situation ansieht und dann mit dir eine Lösung erarbeitet. Denn da kann bei Ferndiagnose auch ganz schnell mal was schief gehen. Und das der Hund im schlimmsten Fall lernt, dass nach vorne gehen ihn weiter bringt, weil die gruseligen Menschen dann zurückweichen und sie ihre Distanz bekommt, ist einfach sehr heikel.

  • Hallo Mara,
    wir haben auch einen Hund aus einer Tötungsstation mit Angst vor fremden Menschen.

    Ich weiß, ich werde ihr die Angst vor bestimmten fremden Menschen nur schwer nehmen können, wahrscheinlich hat sie da schlechte Erfahrungen gemacht, aber wie kann ich ihr verständlich machen, dass sie sich auf mich verlassen kann und ich diese Situation regel und sie mit dem bellen und knurren aufhört? Wie kann ich ihr in diesem Moment Führung

    oder gar keine Erfahung, da sie ev während ihrer Prägungszeit nichts kennen gelernt hat, was aber letztendlich auf das Gleiche hinaus läuft
    Du kannst Hannah helfen, in dem Du auf eine gute Bindung setzt und ihr Selbstvertrauen stärkst. Das passiert durch gemeinsame Aktivitäten wie Spielen, Hundesport, Nasenarbeit etc. Sie merkt, Du beschäftigst Dich mit ihr, sie achtet sehr auf Dich und das ist bindungsfördernd

    Das selbe ist, wenn Bekannte bei uns zu Hause zu Besuch kommen: entweder diese werden freudig aber unterwürfig begrüßt oder sofort verbellt und angeknurrt, auch wenn Hannah diese schon kennen gelernt hat.

    Faro hat im Wohnzimmer eine Decke, auf die ich ihn schicke, sobald es klingelt (das haben wir allerdings ohne Ablenkung trainert), er weiß, diese Decke ist sein Rückzugsort und bleibt, wenn Besuch kommt, erst einmal so lange dort liegen, bis ich sehe, er ist entspannt. Dann darf er aufstehen und ob er Kontakt zu dem Besuch aufnimmt oder nicht, ist seine Entscheidung

    Wenn ich dann erkläre, dass sie Blickkontakt vermeiden sollen und in die Hocke gehen sollen, nähert Hannah sich auch immer von hinten und von der Seite, aber sobald sich diese Person wieder bewegt wird sie wieder verbellt und angeknurrt.

    Das würde ich gar nicht machen, bis Hannahs Sicherheit größer geworden ist. -Sie läuft doch bestimmt einen Bogen um Fremde, oder?
    Ich kann ja jetzt nur von uns reden. Sobald uns Menschen begegnen, rufe ich Faro zu mir, lasse ihn absitzen, sage "wo sind die Menschen?" wenn er dann bewusst dort hin guckt, ruhig bleibt,bekommt er Lob und Leckerchen. Diese Situationen musst Du allerdings erst einmal aus große Entfernung üben. Du weißt bestimmt, ab welcher Entfernung Hannah nervös wird und diese Grenze solltest Du unterschreiten


    Wir sind seit 3 Wochen in einer HuSchu, wo das Selbstvertrauen der Schisser aufgebaut wird

  • Danke für die schnellen Antworten!


    Also wenn bei uns zu Hause fremder Besuch kommt (das ist allerdings nicht bei jedem so) geht sie wenn man sie nicht davor auf ihre Decke schickt und sie diese Personen zu fürchten findet erstmal hoch bellend nach vorne auf den Besuch zu. Das wechselt sich dann mit knurren ab. Sie hält aber immer einen Sicherheitsabstand und "fällt" die Leute nicht an. Sie lässt sich dabei nur zögerlich auf die Decke schicken und bellt von da aus dann auch weiter. Der Besuch ignoriert Hannah dabei fast immer, wenn doch mal jemand auf sie direkt zugeht weicht sie sofort zurück knurrt aber weiter. Bis jetzt hat sie auch noch nach keinem geschnappt, würde es meiner Meinung nach auch nicht, sofern sie nicht weiter bedrängt wird aber ich bin da lieber ein bisschen vorsichtiger bevor doch etwas passiert.


    Nicht dass der Eindruck entsteht, sie würde das bei jedem Menschen machen: zu Hause ist das häufiger so, aber das knurren legt sich zum Teil nach kurzer Zeit und sie nimmt normal Kontakt auf und alles ist wieder gut. Und außerhalb kommt das vielleicht einmal im Monat vor, aber dann so heftig dass ich nicht weiß, wie ich dabei reagieren soll. Ich will ihr das knurren ja auch nicht verbieten, sondern ihr nur sagen ( sehr vermenschlicht): "ist ja gut, ich hab erkannt dass du den da gruselig findest aber ich regel da für dich. das ist nicht deine Aufgabe"


    Wir gehen auch zu einer Hundeschule, aber die Trainerin meinte da nur, dass wir sie draußen aus der Situation nehmen sollen, doch geht das ja nicht immer und im Haus noch schlechter. Bis jetzt hat sie sich auf ihrer Decke auch noch fast nie entspannt während gruseliger Besuch da war aber ich versuche das beim nächsten mal einfach mal so lange zu warten bis sie nicht mehr jeden Schritt des Besuchs beobachtet.

  • Und außerhalb kommt das vielleicht einmal im Monat vor, aber dann so heftig dass ich nicht weiß, wie ich dabei reagieren soll

    Lasse es gar nicht so weit kommen, denn Du siehst die Menschen doch, also rufe Hannah zu Dir. Du musst sehr vorausschauend arbeiten

    Sie lässt sich dabei nur zögerlich auf die Decke schicken und bellt von da aus dann auch weiter. Der Besuch ignoriert Hannah dabei fast immer, wenn doch mal jemand auf sie direkt zugeht weicht sie sofort zurück knurrt aber weiter.

    Hast Du das kleinschrittig, ganz ohne Ablenkung aufgebaut? Denn wenn das nicht der Fall ist, kann Hannah nicht lernen, dass ihre Decke Sicherheit bedeutet. Baue das Deckenkommando noch mal ganz neu auf und sollte Besuch kommen, ohne dass Hannah schon die richtige Verknüpfung mit der Decke hat, lasse Hannah ruhig woanders hingehen.


    Der Besuch, der Hannah ignoriert ist ok, doch sollten Besucher sie trotzdem locken oder ansprechen, sage ihnen, sie sollen es lassen, denn das bringt Dich keinen Schritt weiter.


    Faro sieht seine Decke wirklich als Rückzugsort an, auch wenn Besuch da ist. Am Donnerstag hatten wir einen großen Erfolg. Stefan kam, Faro lag auf seiner Decke und während wir uns im Wohnzimmer unterhielten, kam Faro zu mir, legte sich hin und alles war gut.....war übrigens das 1. Mal



    Wir gehen auch zu einer Hundeschule, aber die Trainerin meinte da nur, dass wir sie draußen aus der Situation nehmen sollen, doch geht das ja nicht immer und im Haus noch schlechter.

    Wenn es dann so weit gekommen ist, weil Du die Situation nicht richtig erkannt hast, gehe hin , leine Hannah kommentarlos an

  • Du kannst Hannah helfen, in dem Du auf eine gute Bindung setzt und ihr Selbstvertrauen stärkst. Das passiert durch gemeinsame Aktivitäten wie Spielen, Hundesport, Nasenarbeit etc. Sie merkt, Du beschäftigst Dich mit ihr, sie achtet sehr auf Dich und das ist bindungsfördernd

    Das versuche ich in letzter Zeit auch verstärkt. Ich denke wir haben zwar eine gute Bindung, aber besonders stabil ist diese wohl nicht. Hannah hat in der Hundeschule mit den neuen Hunden zuerst Schutz bei mir gesucht und sich erstmal hinter mir versteckt und dann um mich herum gespielt aber bei den fremden Menschen mangelt es wahrscheinlich noch an Bindung.

  • Hannah hat in der Hundeschule mit den neuen Hunden zuerst Schutz bei mir gesucht und sich erstmal hinter mir versteckt und dann um mich herum gespielt aber bei den fremden Menschen mangelt es wahrscheinlich noch an Bindung.

    Dass sie Schutz bei Dir sucht,ist doch toll und was die fremden Menschen angeht, wird sie auch noch lernen, dass Du ihr Sicherheit gibst.
    Wie lange ist Hannah bei Dir?

  • Lasse es gar nicht so weit kommen, denn Du siehst die Menschen doch, also rufe Hannah zu Dir. Du musst sehr vorausschauend

    Das mache ich auch normalerweise immer. Ich mag es eh nicht, wenn sie einfach, auch freundlich auf Menschen zuläuft, da nehme ich sie immer an die Leine wenn uns jemand entgegen kommt. Das Problem ist nur dass sich manche Leute einfach so dem Hund nähern um ihn zu streicheln und sich auch nicht durch bellen aufhalten lassen. Selbst wenn ich sage, sie sollen doch bitte nicht näher kommen und den Hund in ruhe lassen, gehen sie nur zögerlich weiter. Aber das habe ich mittlerweile gut im Griff ;)



    Das Kommando Decke kennst sie eigentlich gut und befolgt es auch fast immer. Ich habe es mit ihr natürlich erst ohne Ablenkung geübt, aber sie startet bei Besuch dennoch Versuche von der Decke auszustehen. Ich schicke sie dann immer wieder zurück und das befolgt sie auch.
    Ich habe es ein bisschen missverständlich geschrieben: auf ihrer Decke hat Hannah ihre Ruhe und es ist noch niemand fremdes einfach zu ihr an die Decke gekommen.
    Soll ich sie dann einfach so lange auf der Decke lassen, bis sie sich nicht mehr meldet und nicht mehr alles kontrolliert?


    Ich hoffe dass Hannah auch irgendwann einfach mal entspannt und die Decke ihr Sicherheit vermittelt, wie bei deinem Faro!!!

  • Wie lange ist Hannah bei Dir?

    Schon ein gutes Jahr. Sie ist jetzt 2 Jahre alt. Am Anfang waren ihre Probleme mit Menschen auch noch größer und es ist öfter vorgekommen, dass sie knurrte. Jetzt ist es in den letzten Monaten weniger geworden aber es gibt eben da noch manche Situationen bei denen ihr "Angst-Ich" noch durchkommt

  • Schon ein gutes Jahr. Sie ist jetzt 2 Jahre alt. Am Anfang waren ihre Probleme mit Menschen auch noch größer und es ist öfter vorgekommen, dass sie knurrte. Jetzt ist es in den letzten Monaten weniger geworden aber es gibt eben da noch manche Situationen bei denen ihr "Angst-Ich" noch durchkommt

    Mara, eine ähnliche Situation wie bei uns. Faro ist auch 2 Jahre alt und seit dem 24.2. bei uns. Das nur am Rande. Ich denke, Hannah wird immer eine ängstlliche Hündin bleiben, aber Ihr seid doch auf dem richtigen Weg und die Erfolge solltest Du sehen

    Das Problem ist nur dass sich manche Leute einfach so dem Hund nähern um ihn zu streicheln und sich auch nicht durch bellen aufhalten lassen. Selbst wenn ich sage, sie sollen doch bitte nicht näher kommen und den Hund in ruhe lassen, gehen sie nur zögerlich weiter.

    Da bist Du an der Reihe, unterbinde einfach, dass sich Fremde Deiner Hannah nähern, denn das wirft Euch jedesmal wieder zurück.
    Ich bin inzwischen so weit, dass ich mich vor Faro stelle, wenn Fremde zu ihm wollen "Der ist doch so süß, den möchte ich mal streicheln" sagen sie. Dann sage ich "nehmen sie Atti, denn Faro hat Flöhe"
    Das ist zwar blöd, aber so kann ich Faro vor dem schützen, was ihm Angst macht

    Soll ich sie dann einfach so lange auf der Decke lassen, bis sie sich nicht mehr meldet und nicht mehr alles kontrolliert?

    Ja, ignoriere das Gemecker einfach und beharre auf die Ausführung des Kommandoswi

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