Schnauzertalk

Du bewegst dich ja eher in der Leistungs-Ecke, ich denke da liegt der Fokus einfach woanders und die Optik ist nicht so wichtig - da ist ein Ausstellungsergebnis doch auch eher ein notwendiges Übel und nichts worauf man permanent hingroomt und stolz drauf ist, oder?

Zumindest fände ich das eine logische Erklärung. Dazu würde auch passen, dass die Zwergen-Züchter mehr Wert drauf legen. Wenn ich überlege was für ein Bohei Mailos Vorbesitzerin (die ja auch Züchterin ist) um die Optik gemacht hat ...

Und dann kommt noch dazu, dass viele Besitzer keinen großen Wert darauf legen - mit Glück wird der Hund zum Trimmen gebracht, mit Pech wird sogar geschoren (wenn man durch diverse Rassegruppem bei FB scrollt scheinen ca. 80% geschoren zu sein, in unserer Zwinger-WA-Gruppe ist das Verhältnis zum Glück umgekehrt) und zwischendurch zuwuchern gelassen.
Die wenigsten trimmen meiner Erfahrung nach selbst und scheren Kopf etc alle 2-4 Wochen nach, ziehen die Unterwolle raus und schneiden Konturen nach.

Mailo ist ein eher anspruchsloser Begleiter der mit ein bisschen Beschäftigung zufrieden ist, bis zu einem gewissen Grad aber auch einfach seine Ruhe haben und draußen wichtige Hundedinge erledigen will statt irgendwas zu üben. Er macht mit solange es sich in seinen Augen lohnt, hat aber kaum Ehrgeiz und macht auch nicht um des Trainierens Willen mit sondern für die Belohnung. Wenn er nicht sofort rausfindet was er machen soll lässt er mich stehen - shapen kann man bei ihm komplett vergessen, seine Übungen müssen in idiotensichere Teilschritte zerlegt werden.
Ich glaube er ist ganz froh, dass ich meine sportlichen Ambitionen an Ares ausleben kann und wir beide einfach so ohne Leistungsdruck vor uns hintrainieren (oder eben auch mal nicht).
Jagdtrieb hat er fast nicht. Als er jünger war hat er auf Bewegung reagiert und wollte gerne Vögel aufscheuchen, das war aber super easy abzutrainieren und inzwischen reagiert er nur noch ganz selten. Auf Spuren geht er überhaupt nicht.
Spiel interessiert ihn nur ganz selten und dann auch nur kurz und generell ist er sehr seriös und ernst.
Fremde Menschen sind ihm völlig egal, Bekannte begrüßt er freudig und das war es idR an Interaktion.

Ares ist ein Arbeitstier durch und durch, mit "dabei sein" und sonst nicht viel machen braucht man ihm definitiv nicht kommen, da würde er verkümmern. Er hat Durchhaltevermögen und strengt sich so lange an bis er die Lösung hat. Er fährt total auf Futter ab, aber hauptsächlich ist das Arbeiten selbst und dass ich mich freue für ihn die Hauptmotivation, denn er will mir gefallen. Damit, dass ich zielorientiert trainiere kommt er gut zurecht.
Er ist ein Clown und gleicht Mailos Ernsthaftigkeit durch die dreifache Portion Humor wieder aus.
Er würde auf Spur und Sicht jagen wenn er dürfte.
Fremde Menschen sind egal solange sie nicht Kontakt aufnehmen, dann gibt es kein Halten und er bombt sie beim Versuch all seine Liebe zu verteilen fast um. Zum Glück wird sich das mit dem Erwachsen werden noch geben, ich hasse diese Labbimanier.

Beide wachen, wobei Ares noch ziemlich undifferenziert meldet und Mailo wirklich nur wenn etwas absolut ungewöhnlich ist. Außerdem hat er schon meinen Vater, den er kaum kennt, tobend vor Wut aus der Wohnung vertrieben als der mit einem Schlüssel rein kam während Mailo alleine war.
Bei Gegenwehr würde er aber abhauen, deshalb kann man sein Verhalten draußen auch nicht wirklich als Schutztrieb bezeichnen. Er macht mich eher auf seltsame Menschen aufmerksam, damit ich mich drum kümmere.
Ares zeigt schon erste Ansätze von Schutztrieb, aber das steckt natürlich noch in den Kinderschuhen. Ich erwarte aber, dass er später nach vorne gehen würde - zumindest solange sich der Angreifer nicht ernsthaft wehrt, aber da geben ja die meisten (Sport-)Schutzhunde klein bei.

Unterm Strich finde ich Ares deutlich leichtführiger und angenehmer im Training, diese Art Hund liegt mir einfach mehr.

Man darf aber nicht vergessen, dass ich den mit 18 Wochen bekommen und diese Freude an der Mitarbeit von Anfang an gefördert habe.
Als Mailo mit 13 Monaten kam hatte der vorher nie gelernt mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Der wurde im Alltag natürlich gehändelt, aber er hat nie gelernt zu lernen, Lösungen zu suchen und hartnäckig zu bleiben und dass die Zusammenarbeit mit dem Menschen das Allertollste ist. Dadurch war er von Anfang an recht eigenständig und außenorientiert und ist bis heute bei Hundesichtung nicht zuverlässig abrufbar, deshalb ist er in belebten Gebieten grundsätzlich angeleint.
In hundearmer Umgebung ist er dafür ein absoluter Verlasshund und kann fast immer frei laufen - perfekt um schweigend zusammen durch die Natur zu bummeln und die Seele baumeln zu lassen.

Er ist jetzt einfach mein Begleiter, mein Kumpelhund, der keinen Sport machen soll aber natürlich darf, wenn er Lust hat. Aber mit ihm stecke ich mir keine Ziele, dadurch mache ich uns auch keinen Druck.

Hätte ich ihn als Welpen bekommen wäre das sicher anders.
Deswegen würde ich ihn nicht unbedingt als Prototyp seiner Rasse hernehmen um Riesen und Zwerge zu vergleichen @WauzBauz

Zitat von Czarek

Ausstellungsergebnisse sind schon auch wichtig. In der Gebrauchshundeklasse sollte der Hund schon ein V holen, sonst bekommt er ja nicht Körklasse 1.

Jap, aber da geht es dann um die Körung und nicht darum, möglichst viele Titel zu bekommen um mit dem schönen Hund angeben bzw Werbung machen zu können.
Wenn das gewünschte Ergebnis erzielt wurde wird von den Leistungszüchtern ja keiner weiter just for fun auf Ausstellungen gehen?